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41. Dienstag, den 20. Februar. 1866. - -- - .— >. .. ------ „ ... .. Admnte»mlt«»r«tf»! litkrlieb: « -rklr. — ttx>- ü> > lm 14 jittirl : I „ l» „ „ „ l tritt k»»t «»ä «tuu»tliv8 in vinnit»»: 1b tt^c. s 8t«wp«I Illn»«ln« Kuminvrn: 1 Kgr. /,u»«ul«» riseratenUretse: k'ilr ä«u K»om «io«r Ee,p»1t«n«n L«ll«: 1 ttgr. Votsr „Liux«,«nät" äi« 2«U«: S ttgr. Lrschet»«»: Hlxlieb, mit Xu,n»i>wv ä«r 8onn nn6 k'slnrtnU», ^beo», Nir äso kolg««ä«o I^»T Dres-MrMmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »«serltwunnuthmr «»«tri«: l^lpilg: l)ommi«l«nLr ä«» Or»»äo«r ckouro«!»; »k«nä», : S L-al.», L ll.r.0»»; S«wdaiA-LIW»Li Nm»»»?»!« St Voai.»»; ><rllo: O»oriv»',ok« kavb- k»aäl, ltirinirn»'» öurenu; »r«L»a- L 8o«r.orr»; Lriwo: l-ov», 8rL«o«»; krnat^nrt «. ».: Luckk.; L»Io: Xvor.» Klo»«»»; k»rt» v. (iS, ru« cksidonseok««»); kr»U: k'«. 8uekl>.; Visa: Lowptvir ck. Il/VVieoer Leituox, 8tek»o»pl. SS7. Hrraurgektr: Löoigl Lrpeäitioo ä«» vr»»äo«r cko«ra«li, vrn»ä«o, t1»ri«ll»tr»»»» Ho. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 3. Februar. Seine Königliche Majestät haben dem Gerichtsschöppen Johann Gottlieb Höpp ner in Ebersdorf aus Anlaß seines fünfzigjährigen Dirnstjubiläums in Anerkennung seiner langjährigen treugeleisteten Dienste die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber zu verleihen huldreichst geruht. Bekanntmachung. Dem Ministerium des Innern ist der Todtenschein des am 11. Juli 1864 zu Paris verstorbenen Schuh machers August Acqueval, angeblich auS Wiesenburg in Sachsen gebürtig, zur Aushändigung an die Verwandten desselben zugegangen. Da den angestellten Erörterungen zufolge weder in Wiesenburg, noch auch in Weißenberg Verwandte Acque- vals zu ermitteln gewesen find, so wird dieser Todes fall mit dem Bemerken andurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht, daß der betreffende Todtenschein in der Eanzlei des unterzeichneten Ministerium- eingesehen und nach Befinden in Empfang genommen werden kann. Dresden, am 16. Februar 1866. Ministerium de- Innern. Für den Minister: «»hlschutter. Schmiedel. Verordnung, die Stempelverwendung in Angelegenheiten der Spar- und Vorschuß- oder Creditvereine betreffend, vom 12. Februar 1 866. In Folge des in der ständischen Schrift vom20. August 1864 enhaltenen Antrages und der darauf in dem Land tagsabschiede vom 23. August 1864 unter II. 9 ertheilten allerhöchsten Zusicherung hat das Finanzministerium be schlossen, die in §81, 2 und 3 der Stempelverwendung in Angelegenheiten der Sparkassen betreffenden Veord- nung vom 4. November 1862 (Gesetz- und Verordnungs blatt Seite 626 fig.) den Sparkassen ertheiltenBefreiungen von der Stempelabgabe anch auf die Spar- und Vor schuß- oder Creditvereine auszudehnen. Diese Befreiungen sollen denjenigen Vereinen dieser Art, welche sich bereits in .ihren bestätigten Statuten verbindlich gemacht haben, ihre sämmtlichen Bücher, Do kumente, Schriften und Acten dem Stempelfiscale auf Verlangen jeder Zeit zur Einsicht vorzulegen, außer den ihnen in Bezug auf die Stempelabgabe bisher schon ertheilten Vergünstigungen, kraft dieser Verordnung von selbst zustehen. Die übrigen Vorschußvereine aber haben diese Be freiungen unter derselben Voraussetzung zu genießen, unter der sie nach § 6 der Verordnung vom 4. November 1862 den nicht von öffentlichen Behörden verwalteten Sparkassen zukommen. Hiernach haben sich Alle, die es angeht, zu achten. Dresden, am 12. Februar 1866. Finanz - Ministerium. Freiherr von Friesen. Goldfriedrich. Nichtamtlicher Theil. U-dersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. Wien: Die kommerziellen Beziehun gen zu Italien. Zur landwirthschastlichrn Ausstel lung. — Prag: Landtagsangelegenheiten. Protest gegen Rieger's Sprachantrag. — Pesth: Adreß- debatte der Deputirtentafel. — Berlin: Geschichte des großen Kurfürsten. Aus den Commissionen des Abgeordnetenhauses. Volksversammlungen. Schles- FeuiUeton. K. Hostheater. Sonntag den 18. Februar kam zum ersten Male „Herzog Albrecht" dramatische Dich tung in 4 Acten von Melchior Mehr zur Auffüh rung. Dies Werk wurde bereits vor einer Reihe von Jahren geschrieben und an manchen Bühnen mit Erfolg gegeben, und es ist sehr erfreulich und anerkennungs- werth, daß unsre Bühne eine länger versäumte Pflicht gegen dasselbe erfüllte, welches manchem weit minder gehaltvollen Drama gegenüber hier bisher eine Zurück setzung erfuhr. In den engern Kreis der besten lite rarischen Namen gehört auch der des Verfassers von „Herzog Albrecht". Melchior Mehr hat im Gebiete der epischen Prosadichtung ebenso schöne als ehrenwerthe Erfolge erzielt, die den gebildeten deutschen Lesern durch die charaktervollen Dorfgeschichten „AuS dem RieS", durch den social - politischen und zum Theil monogra phischen Roman „Vier Deutsche", so wie durch eine Reihe fein empfundener Novellen angenehm bekannt ge worden sind. Es verbindet sich in diesem Dichter ein tiefer, poetisch zartsinniger Grmüthssond mit Gedanken reichthum und gereifter Weltanschauung, — Eigenschaf ten, die von einer sittlichen Grundbasis zu humanistischen Resultaten geführt und durch eine seltene philosophische Bildung über das Niveau der üblichen Belletristik solid und mannhaft hinausgehoben werden. Den wichtigen Forderungen der Psychologie streng zugrthan und ab hold einer rein materialistischen Erfindungskraft und rohen Phantasie, wie eine solche heut zu Tage im größten Theil unsrer Romanliteratur zu grassiren pflegt, verfolgt Meyr stet- eine idealistische Richtung und be währt sich sowohl in seinen Dichtungen als in seinen ethisch gleichgestimmten Abhandlungen als sorgsamer Stilist und seiner Grammatiker, der mitten in der flüchtigen wig-holsteinsche Adresse an ve. Geffcken. Zur War- tenSleben-Freese'schrn Angelegenheit. Vermischtes. — Königsberg: Preßprocesse. — Köln: Fackelzug sür v.Ammon untersagt.—Mühlheim: Abgeordnete» Wahl. — Kassel: Staatsrath Pfeiffer. — Karlsruhe: Preßgesetzentwurf. Gcistlichenversammlung.— Pari-: Grafv. d.GoltznachBerlin. AdreßdebattedesSenat» — Florenz: Kammerverhandlungen. Neuer Bürger meister für Turin. Briganten. — Madrid: Ant wortsnote nach Florenz. — London: Suspension der Habeascorpusacte für Irland. Ausbreitung der Viehseuche. — Athen: Noten der Schutzmächte. Kammerauflösung. Neues Ministerium. Keine Aus- landreise des Königs. — Konstantinopel: Der Aufstand im Libanon. — Bukarest: Anleihe be willigt. — Merico: Vertrauen deS Kaisers zu sei ner Mission. Schleswig r Holstein. (Große Dinge angrkündigt. Die Adresse an den Grafen Bismarck. Vermischtes.) Dresdner Nachrichten. Vermischtes. Statistik und Voltswirthschast. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. vorsennach« richten. Telegraphische Nachrichten. München, Sonntag, 18. Februar. (Direkte Mel dung). Se. Mas. der König von Sachsen ist gestern Abend 9 Uhr in bestem Wohlsein hier eingetroffen. Rrgierungsdirertor v. Bogel ist zum Minister de» Innern ernannt worden. Berlin, Montag, 19. Februar. Der preußische Botschafter am französischen Hofe, Graf v. d. Goltz, welcher heute Morgen aus Pari» hier eingetroffen ist, wird Mittag» vom Ministerpräsidenten Grafen v. Bis marck und spater vom Könige empfangen werden. Da» GtaatSministerium hat heute ein Schreiben an den Präsidenten Grabow gerichtet, womit es die vrschlüfft de» Abgeordnrtrnhausr» in Bezug auf Laurn- burg, die Obertnbunalsanarlegrnheit und da» Kölner Abgeorduetrnfest für verfassungswidrig und deshalb für unannehmbar erklärt. Die betreffende» Beschlüße werden gleichzeitig dem Präsidenten de» Abgeordneten hauses zurückgeschickt. Pari», Sonntag, 18. Februar, Abends. Die Adresse de» Senat» ist heute von einer Deputation desselben dem Kaiser überreicht worden. Die Ant wort Sr. Majestät auf die Adreffe lautet: Die Adresse des Senats ist ein beredter Commen- tar meiner Rede, indem sie weiter ausführt, was ich angedeutet habe. Sie wünschen, wie ich, die Dauer haftigkeit sowie die rationelle und progressive Entwicke lung unsrer Institutionen, die Verbesserung des Looses der großen Menge, die unversehrte Bewahrung unsrer nationalen Würde und Ehre. Die moralische wie die physische Welt gehorcht allgemeinen Gesetzen. Nicht da durch wird die Krönung eines Gebäudes beschleunigt, daß man täglich an den Fundamenten desselben rüttelt. Meine Regierung ist nicht stationär, sie ist willens, vor wärts zu gehen, aber auf befestigtem Boden, fähig, die Macht und Freiheit zu tragen. Lasten Sie unS den Fortschritt zu Hilfe rufen, die große Pyramide aber, welche zur Basis das allgemeine Stimmrecht und zur Spitze den civilisatorischen Genius Frankreichs hat, Schicht für Schicht ausbauen. Die in der Adresse be kundeten Gesinnungen haben mich tief gerührt und sind des Senats würdig. Florenz, Sonntag, 18. Februar, Abend». In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer schlug Ricasoli vor, die finanzielle und politische DiScussion aufzuschieben und sofort da« provisorische Budget zu diScutiren. Die Minister bekämpfen den Vorschlag und sagen, die Diicusüon sei auf dem Punkte anat kommen, wo die Minister die Meinung de« Parla ment» kennen wollen. Baron Ricasoli zog hierauf feinen Vorschlag zurück. London, Sonntag, 18. Februar, Vormittags. Gestern find in Dublin hundert meist irländische Ame rikaner verhaftet worden, darunter mehrere frühere Unionsoffiziere. In der Stadt rirculirte da» Gerücht von der Meuterei eine» Regiment». Dir Stadt ist ruhig. Viele Verdächtige machtrn Vtrsucht zu ent- fliehen. Dit Dubliner Zeitungen billigen die Regie- rung»maßregeln. Bombay, 29. Januar. Die Unruhen an der Nordweftgrenze sind in zufriedenstellender Weise be seitigt, und die britischen Truppen haben sich wieder zurückgezogen. In Bhutan herrscht ein bedrohlicher Zustand, und Aussichten auf einen Krieg find vor handen. New-Park, 1. Februar, Morgens. Die Presse spricht ihre Befriedigung über die Ankündigung de» Kaiser» Napoleon au», daß die Vorbereitungen zur Zurückziehung der französischen Truppen aus Mexico ihren Anfang genommen haben, und betrachtet die» al» ein Prognostikon de» Frieden» zwischen Frankreich und Amerika. General Weitzel hat am 31. v. Mt». seinen Abschied erhalten. An demselben Tage reiste der spanische Konsul in Begleitung eine» Offizier» de» kaiserlich mexikanischen General» Mejia von Ma tamoros nach Mexico. Wrchselrour» auf London 151A; Goldagio 392; Bonds 103^; Baumwolle 48, fest. Tagesgeschichte. H Wien, 17. Februar. Die so wichtige Frage von der Neuregelung der kommerziellen Verkehrsverhältnisse zwischen Oesterreich und Italien ist bereits ihrer Lösung sehr nahe geführt, und schon von heute an treten diejenigen Maßregeln ins Leben, welche von den beider- seitigenJnteressen am dringendsten gefordert wurden. Nach dem nämlich die Florentiner Regierung mit anerkenneus- werther Bereitwilligkeit die allerdings im Grunde vertrags widrigen Behinderungen der Küstenschifffahrt der öster reichischen Schiffe beseitigt hat, ist soeben feiten der kai serlichen Ministerien der Finanzen und deS Handels an die betreffenden Zolldircctionen die Verordnung erflossen, alle italienischen Provenienzen ohne Unterschied der Gren zen und des Ursprungs gemäß den Bestimmungen des österreichisch-sardinischen Handels- u. Zollvertrags vom 18. Oktober 1851 zu behandeln. Es ist zu erwarten, daß zur Herstellung der Reciprocität die Florentiner Nessortministerien eine entsprechende Anordnung zu Gun sten der österreichischen Provenienzen treffen werden. Im Wesentlichen ist dann zur Besserung der kommerziellen Beziehungen zwischen Oesterreich und Italien erreicht, was außerhalb einer förmlichen internationalen Ver handlung, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht möglich ist, zu erreichen war. Die guten Dienste Frankreichs haben hierzu wesentlich beigctragen, aber nicht minder ist die entgegenkommende Haltung Italiens und die richtige Würdigung, welche die Intentionen Oesterreichs in Florenz fanden, hervorzuhebcn. — In folge vielfältiger Ansuchen hat der Comite für die land- und forstwirthschaftliche Ausstellung in Wien den Anmeldungstermin bis zum 28. Februar d. I. verlängert. K Prag, 18. Februar. Im Landtagscomite für Ab änderung der Landeswahlordnung beschäftigte man sich in den letzten Sitzungen mit Reformvorschlä- gen, welche das Wahlrecht der Städte und der Land gemeinden angingen. Auf tschechischer Seite herrscht die Tendenz vor, eine Verminderung der Städtevcrtrc- tung herbeizuführen, während die Vertretung der Land gemeinden verstärkt werden soll. In der Curie der Städte hat das deutsche Element die unbestrittene Ma jorität. Der im Comitö gestellte Antrag, eS mögen die Eigenschaften, welche die aktive Wählbarkeit in der Gemeinde bedingen, auch genügen, um das Wahlrecht für den Landtag auszuüben, konnte nicht die Majorität erhalten. — Dieser Tage war hier die Nachricht ver breitet, der böhmische Landtag würde wohl bis Ostern, wahrscheinlich bis zum Palmsonntage, beisammenbleibcn. Allerdings hat er noch die wichtigsten Vorlagen, die Univrrsitätsreform und die Abänderung deS Wahlge setzes, vorzunehmen. Gestern haben die Verhandlun gen über das LanLesbudget bgonnen. Auf Prof. vr. Konst. Höfler's Antrag wurde beschlossen, die Dotation der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften bis aus 3000 Fl. ö. W. zu» erhöhen. — Der CommissionSbe- richt über Rieger's Antrag betreffs der Durchfüh rung der Gleichberechtigung der Nationalitäten an der Prager Universität, ward vertheilt. Die Majorität deS Ausschusses (6 gegen 3, Referent Tomek) beantragt vollständige Annahme des Rieger'schen Antrags. Die Ausschußminorität (4 gegen 5, Referent Hasner) be antragt Ueberweisung des Rieger'schen Antrags an den akademischen Senat der Prager Universität zur Abgabe eines Gutachtens nach Einvernahme sämmtlicher Fakul täten. — Der akademische Senat richtet einen Pro test an das Ministerium, weil erstlich die von vr. Rie ger vorgeschlagene Universitätsreform in slawischem In teresse nicht als blose Landesangelegenheit, sondern als Sache des Reiches zu behandeln sei, und weiter, weil durch dies Projekt der wissenschaftliche Bestand der Hoch schule Böhmens vernichtet wird. Eine Commission deS Senats ist mit der Abfassung des Protestes beschäftigt. Ptsth, 17. Februar. (Oest. Bl.) Die Deputirten- tafel setzte gestern die Adreßdebatte fort. Der erste Redner ist Madaraß, einer der Koryphäen der äußersten Linken. Er ist für den Entwurf, insofern er fest hält an dem in unsern älter« und neuern Gesetzen klar au», gesprochenen Verhältnisse Ungarns zur Monarchie als de« einer Personalunion. Und anch in diesem Sinne nur könne er die gestrige Berufung des Tolnaer Deputieren (Bartal) auf die Klugheit unsrer Vorfahren, die wir uns zum Muster nehmen sollen, gelten lassen. Redner betont Ungarns Souveräoetät, anerkennt keine gemeinsamen Angelegenheiten und will Nicht wissen von einer Modifikation der 1848er Gesetze, bevor diese nicht blos formell anerkannt, sondern auch facmch reconstituirt sind. Erst der gekrönte König könne Gesetzesänderungen sanc- tiouireu, bis dahin muffe er nach den bestehenden Gesetzen re gieren. Er hofft, das Haus werde die Unabhängigkeit wahren. Die markanten Stellen der Rede werden auf der Linken häufig mit Beifallsrufen begleitet. Baron Eötvös beginnt damit, daß er, unter lautem Bei fall des Hauses, seine vollkommene Uebereinstimmung mit dem Ädreßentwurf cm Ganzen, sowie in seinen Theilen, erklärt, denn er finde darin Alles gesagt, was unter den jetzigen Ver hältnissen zu sagen war. Wohl sei die Lage unsrer Gesetzge bung eine schwierige, ihre Aufgabe eine größere, als die jeder frühcrn. Denn wenn auch die Nation stets bemüht gewesen, ihr Vcrhältniß zur Monarchie aus richnge Grundlagen zu lege« und sich den ihr gebührenden Einfluß zu wahren: theils in den Anauguraldiplomen, theils durch besondere Gesetze (Redner er innert an die grsttzlichen Bestimmungen wegen Beigabe unga rischer Gesandten bei den Friedeusuuterhandluvgen mit der Pforte, Verwendung von Ungarn bei der Diplomatie u.s.w.), jetzt aber handle cs sich um eme Neugestaltung und Regelung der gejammten Verhältnisse der Monarchie. Biele erblickten da rin, daß nun auch die andere Hälfte des Reiches conslitutionell geworden, einen den Ausgleich erschwerenden Umstand. Er wolle zugehen, daß die Schwierigkeit des Ausgleichs momen tan dadurch größer geworden, er werde dafür aber um so dauern der sein. D;e Möglichkeit einer befriedigenden Lösung beginne an dem Tage, wo drüben der Abiolutismus zu existrren auf- gehört. Die Gegensätze werden daun aushörev, die größte Au- tcresiengemeinschaft an ihrer Stelle sich geltend machen. Der dreihundertjährige Kampf Ungarns für seine Verfassung war zugleich ein Kampf gegen den Absolutismus. Man habe drü ben den Ungarn vorgeworfeu, daß sie nie nach der Norm der andern Provinzen regiert sein wollten, allein diese» »e »ä norm»,» sei nur eine feierliche Verwahrung gegen den Absolu tismus. So lange drüben die Herrschaft der Bürcaukratie be stehe, werd« diese auch ihre UmncatianSbeNrebunzen nicht auf geben. Im Augenblicke, wo diese ihre Herrschaft erlischt, hört auch jedes Interesse auf, welches eine Umsicanon wünschens- wcrth macht Wohl wahr, Ungarn hat bisher nicht jene- leb- haste Interesse gezeigt für die Machtstellung der Monarchie, wie die Völker jenseits der Leitha, welche für die Macht der Monarchie, wohl deshalb, weil sie mit ihren materiellen Au- tereffen eng zusammenhängt, große Opfer zu bringen bereit waren, vielleicht größere noch als für rhre Freiheit. In Uu- grrn sei die» bisher weniges der Fall gewesen, well die Erfah rung gelehrt habe, daß gerade dann seine Freiheit und Berfas- Schreibweise unsrer Zeit zu den erfreulichen Ausnahme erscheinungen gehört. Den Stoff dieses Dramas bildet das bekannte trau rige Geschick der Agnes Bernauer, deren poetische Figur schon so manchen Dramatiker verlockt hat, obwohl dies Süjet durchaus widerstrebende Elemente für die dra matische Behandlung enthält. Agnes Bernauer entbehrt zur tragischen Gestalt zu sehr der tragischen Schuld; der Verfasser hat darum versucht, den Herzog Albrecht als Hauptfigur hinzuftellen. Es mangelt der Handlung der dramatische Abschluß, dieser verläuft sich ins Epische. Außerdem ergiebt sich, um das Drama für alle deutsche Bühnen darstellbar zu machen, die Nothwcndigkeit, die grausam tyrannische Handlungsweise des Herzogs Ernst zu mildern, ja diesem möglichst abzunehmen und man ches für alle Zeiten Giltige, was ein Dichter bei solcher Gelegenheit auSsprechen könnte, muß ungesagt bleiben. Der Verfasser hat den Verlauf der Fehde und die Ver söhnung zwischen Vater und Sohn — worüber zwei Jahre vergingen — im vierten und fünften Act ge geben, die hier paffend in einen zusammengedrängt wur den. Nach dem widerrechtlichen brutalen Morde der Agnes wird dieser Schluß immer unbefriedigend blei ben, aber auch der Charakter Herzog Albrecht'S, der schon im ganzen Stück ein Spielball feindseliger Maß nahmen ist, erscheint darin sehr abgeschwächt. Zum eigentlichen Urheber und Vollzieher der Gewalthat gegen Agnes im Sinne de» Herzog» Ernst, aber wider deffen letzten Willen ist der Kanzler v. Adelsreiter gemacht. "Aber au» solchen Abweichungen von den historischen Fakten entspringen unabweisliche Folgen in Haltung der Cha raktere und Schwierigkeiten für die Motive, jdie kaum zu besiegen find. Mit großem Geschick und psycholo gisch möglicher Wahrheit ist de» Kanzler» Handlungs weise au» Ueberzeugung für das dynastische Princip und aus Anhänglichkeit für das herzogliche Haus mo- tivirt, indessen dies Motiv tritt nicht vom Beginn an scharf genug hervor, und die Action und das Benehmen des Kanzlers läßt zu oft Motive vermuthen, die aus dem Charakter und persönlichen Interessen hervorgehen. Der Schwerpunkt von Melchior Meyr's Talent liegt offenbar nicht im Drama. Die klare Ordnung des dramatischen Baues kann nicht für jene dramatische Ge staltung entschädigen, die in organischer innerer Ent wickelung und stetig bewegter Steigerung fortschreitet und gipfelt; eS fehlt ihm an Pathos der Leidenschaft, die uns mächtig ergreift, an dem süßen Zauber der Poesie, der uns unwiderstehlich fesselt. Aber sein Werk ist die Dichtung eines edel strebenden, klaren Geistes, eines ernsten, feinsinnigen und logischen Denkers, der sich die einfache Wahrheit seiner Auffassung, Empfin dung und seines Ausdrucks, den aufrichtigen Drang künstlerischen Sinnes nach möglichster Vollendung nicht durch raffinirte Bühnentechnik und durch den Schimmer gesuchter unnatürlicher Effecte verwirren läßt; ehe er sich diesen falschen Hilfsmitteln hingiebt, giebt er lieber auch die Schwächen seines Werks unverhüllt und auf richtig. Seine Sprache ist wohlthuend, rein und klar, gewählt und poetisch gehalten, knapp und ohne Phrase. Der Höhepunkt des Dramas ist der dritte Act, daS Gespräch der Agne» Bernauer mit der Aebtissin, ihre Gefangennehmung, die Scene vor Gericht. Hier ist Agnes in Allem, wa» sie sagt, wahrhaft poetisch, voll weiblichem Adel und Größe de» Charakter» und mit hoher dramatischer Steigerung gestaltet. Diese Scenen gehören zu den besten und gehaltvollsten, die sich in neuern Dramen finden. Nächstdem erzieht Pie Turnier- scene am Schluß de» zweiten Act» eine natürliche und bedeutend« Bühnenwirkung. Daß der Schluß de» Werk- ermattet, wurde schon angedeutet. Das Drama wurde von dem gefüllten Hause mit Wärme und lebhaftem Beifall ausgenommen. Die Aus führung war mit Sorgfalt hergestellt und im Einzel nen sehr gelungen. Die vorzüglichste Leistung gab Fräul. Langenhaun als Agnes Bernauer, anziehend in der Erscheinung, im Colorit der Stimmung, voll Feuer im Affect und mit schwungvoller Erhebung im dritten Act. Herr Kallenbach gab mit Eifer und lobenswcrthem Fleiß die Titelrolle, wobei ihn nament lich sein' treffliches Organ wirkungsvoll unterstützt«. Herr Jaffö spielte den Kanzler, und wenn er ihn zu sehr al» Intrigant und mit rachsüchtigem Sinn charak- teristrte, so ist er allerdings durch den Inhalt der Rolle entschuldigt; es käme aber darauf an, das vom Dichter zuletzt klar ausgesprochene Motiv seiner Action durch die Haltung des ganzen Charakters zu betonen und beirrende Züge in der Zeichnung mehr fallen zu lassen. Von den übrigen Partien treten nur noch Herzog Ernst, Kammermeister Aresinger und der Knappe Berthold mehr hervor, welche von den Herren Porth, Winger und Kramer gut ausgesaßt und gegeben wurden, und endlich die Obere de» AugustinerinnenklostcrS, von Frl. Berg charakteristisch mit formell ruhiger Würde ge sprochen, unter der innere Gefühlserregung lebendig ist. Für die Wiederholungen des Dramas sei um kür zere Zwischenakte gebeten. C. Banck. Berichtigung. In der in voriger Nummer (40) enthaltenen Notiz über das AltargemLlde für die Kirche zu Krostwitz steht in der 5. Zeile irrthümlich „aufge- führt" statt: „au-grführt".