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Dresdner Journal : 28.02.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186802288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-02
- Tag 1868-02-28
-
Monat
1868-02
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 28.02.1868
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V 18. Freitag, den 28. Februar. Itzs»«»e«tt»rttse: v» »«rää. >»»a. Htkrliod: S UN«. — 8«r 1 1» ,. ätollKtlicä: — „ ld „ >1»L«to«Nu»»ai«r»: 1 „ tritt jUulwfi 8 Ttttr. 8t.aip«Ix-t>üör, «>»»».rü»ld a» Noräck. La»6«, ?o»t »ock . „srrK-vrrtsr: kiir än U»u» «li»r »,ip»lt«Q«o L.U.: 1 Nssr vatir „LioL«»«u»at" äi« L«ii,: 8 Aß« Lrschtt»«»: 1'I-Uai», «üt <i«r 8«u» uuä k«i»rt»U*, Xk«»ck» Nir ä«o k»lU.aä«» Dns-nerÄumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. »MerMrimniatzm« «u»LN«: Li.»o»r»r'r,», Oowuii^Ioalr 6«» Or«»6n«r ^oarv»I>; «dsaL»».: S Lv»>!« ko»s; R»»d«r^ Lorlur i -^nuUttart ».».: » >«rlt»! O»oriv»'»«ä» Üoekä., Ririxir«»'» L»r««a, Nvooi.,» älo,»»; >r«m»o: L 8e»r.»w»s «r„I»»:l, ^r^»o»»'» Xooolle«»bltr„u, x,»»», Sl^c. H k»v»>; kr^tttvrt ».U.: ck^»ai»'»«k« 8u«l»i>., Lil»r Läv«»»», ß«rt«: L^r.», Svr.c.i»» t6o., ki»«« L« l» Loar»«); kr»M: H L»,l.iv» , L»«üü. s Vl«: Xi.. Orril.i». Herausgrdrr: RLui^I. Lrp«6rtioii ä«, vr«,仫r ^aur»»l», vr.xt.ll, Lt«rl«»»»r—»« k«. 7. Nmhbestcllnugeu auf da- „Dresdner Journal" für den Monat Milz werden - für Dresden zu dem Preise von 15 Ngr. in der unterzeichneten Expedition angenommen. Für auswärts find die Bestellungen an die Postanstalten zu richten und müssen auf das volle laufende Quartal (Preis 1 Thlr. 15 Ngr.) lauten. K-Ägl. Lrptditio» -es -rtsdstr Zomnals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 27. Februar. Ihre Kaiserlich König lichen Hoheiten der Großherzog Ferdinand lV. von Toscana und Höchstdessen Frau Gemahlin sind heute Nachmittag A3 Uhr nach Salzburg abgrreist. Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagrsgrschichte. Dresden: Geh. Rath Körner nach Hamburg. Kammerverhandlunarn. —Berlin: In terpellation bezüglich des Abfindungsvertrags mit König Georg. Landtagsverhandlungen. Zoll- und Postangelegenhritrn. Commission zur Regelung des Auswanderungswesens. Vermischtes. — Frank furt a. M.: Unfall des Herzogs Adolph von Nassau. Städtisches. — München. Pvfnachrichten —Karls ruhe: Neuer Kriegsminister. — Wien: Zur han növerschen Angelegenheit. Aus der konfessionellen Commission des Herrenhauses. Nothstand in Galizien. — Pesth: Von der israelitischen Konferenz. Essen- bahnangelrgenheit. — Agram: Maßregeln gegen Agitationen. --Florenz: Finanzielle Denkschrift.— Rom: Tagesbericht. — London: Eyre. Fenische». Von der abessinischen Expedition. — St. Peters burg: Journalpolemik. — Konstantinopel: Omer Pascha. Aali Pascha. — Bukarest: Aus der De- putirtenkammer. — New-Nork: Die Präsidenten anklage. Das Kriegsministerium. Aus Havana. Dresdner Nachrichten. Vrovinzialnachrichte». (Leipzig, Löbau.) vermischte». Statistik und valksmirthschast. Feuilleton. Tagrskalender. Inserate, virsenuachr richten. Telegraphische Nachrichten. München, Mittwoch, 26. Februar, Abends. (W. T. B.) Nach einem Telegramm au» Nizza vom heu tigen Nachmittage hat Kon g Ludwig I. heute früh die Sterbesakramente mit eiue« vom Papste eigen» übersandte« Segen empfangen. Wien, Mittwoch, 26.Februar, «bend». (W.T.B.) Dem Wiener „Frrmdenblatt" zufolge ist durch kai» ferliche Entschließung vom 18. d. für den Au»gang de» Monat» Marz d. I. eine namhafte Neduetion in sammtlichen Truppengattungen angeorduet worden. Die Session de» Neich»rath» wird, wie die „Neue freie Presse" ersahrt, am 6. April geschloffen werden. London, Donnerstag, 27. Februar. (W.T.B.) Dir heutige „Time»" meldet, daß dir Bildung de» neue» Labinet» vollrndet ist. Drr Obrrappellationlo richtrr Cair«» wird an Stelle de» Lord» Chrlmtford, welcher rrfignirt hat, da»Lordka»zlrramt, der Sekretär de» Schatze», Hunt, den Posten de» Schatzkanrler» (an Disraeli's Stelle) übernehmen. Walpole scheidet ganz an» dem Labinet au»; sonst findet kein Personen wechsel statt. Die weitere vrrtagnng de» Parlament» ist wahrscheinlich. — Der „Globe" meldet den Eintritt Lord Stanley'» in da» Oberhau» al» bevorstehend. Tügesgeschichte. Dretden, 27. Februar. Gestern ist der Geh. Rath Körner nach Hamburg gereist, um daselbst, als dies seitiger Beauftragter, mit einem königl. preußischen und einem großherzogl. mecklrnburgschen Commisfar die von dem Herrn Bundeskanzler infolge der traurigen Vorkommnisse auf dem Auswandererschiffe „Leibnitz" für nöthig erachteten Erörterungen anzustellen und die zum Schutze der Auswanderer etwa erforderlichen Maßregeln zu berathen. (Vgl. unter Berlin.) Dresden, 27. Februar. Die Zweite Kammer bat heute in Anwesenheit deS Staatsministers v. Nostitz- Wallwitz eine kurze Sitzung abgehalten. Vor Ueber- aang zur Tagesordnung erklärt Abg. Barth, daß er seine gestern an die dritte Deputation abgegebene Pe tition, die Verbesserung des Realcredits betreffend, hiermit zurückziehe. Auf der Tagesordnung steht als erster Gegenstand der anderweite Bericht der 3. Deputation über die Petition des Abg. Weidauer, die Vorlegung eines Baupolizeigesetzentwurfs betreffend. (Referent: Abg. v. Ferber.) Am 6. Mai 1867 war von der Zweiten Kammer beschlossen worden: man wolle bei dem auf dem letzten ordentlichen Landtage ge faßten, auf die Vorlegung eines das gesammte Baupolizei- wcsen umfassenden Gesetzentwurfs gerichteten Beschlusse, in soweit derselbe durch die in Aussicht gestellte Abänderung der Bestimmung unter 3 in 8 4 der Verordnung vom 8. Juli 1883 und durch die verheißene Revision der Bauordnungen für Städte und für Dörfer sich nicht erledigen sollte, stehen bleiben, die Petition aber, nach deren vorgängiger Abgabe zur Berathuna au die Erste Kammer, der hohen StaatS- regierung zur Berücksichtigung überreichen. Der neuerliche Beschluß der Ersten Kammer dagegen geht dahin: dem auf die Vorlegung eines das gesammte Baupolizeiwesen umfaffeuden Gesetzentwurfs gerichteten Beschluße der Zweiten Kammer nicht beizutreten und auch im Uebrigeu die Petitio» deS Abg. Weidauer durch die zu erwartende Gesetzvorlage' und die von der Staatsrcgierung zugesagte neue Bearbeitung der Baurcgulative als erledigt anzusehen und daher zur Zeit auf sich beruhen zu lassen. Die Deputation erkennt an, daß die Lage der Sache seit jenem von der Zweiten Kammer gefaßten Beschlusse im Wesentlichen sich verändert habe, indem durch das allerhöchste Decret vom 6. d. M. der Stände versammlung der Entwurf eines Gesetzes, die Giltig keit der Localbauordnungen betreffend, vorgelegt wor den sei, welches hauptsächlich auf die in dem Beschlusse der Kammer vom 6. Mai vor. I. hervorgehobene, von der Staatsregicrung schon damals in Aussicht gestellte Abänderung der Bestimmung unter 3 in § 4 der Ver ordnung vom 6. Juli 1863 sich beziehe und zugleich diejenigen Vorschriften enthalte, unter welchen die Auf nahme von Bestimmungen über Abtretung von Grund- cigenthum oder Duldung dinglicher Dienstbarkeiten in legal errichteten Localbauordnungen erfolgen könne. Es sei ferner nicht zu übersehen, daß die Staatsregie- rung in den allgemeinen Motiven zu dem nurgedachten Gesetzentwürfe auf die von ihr, nach vorher vernom menem Gutachten der Kreisdirectionen, von einer be sonders damit beauftragten und aus praktischen Bau- technikern der verschiedenen Landestheile zusammenge setzten Commission in völlig selbstständiger und unab hängiger Weise vorgenommenen Revision der Bau- polizelvrdnungen für Städte und für Dörfer Bezug genommen und dabei die Absicht ausgesprochen babe, daß auf Grund dieser Revision nicht nur jene Bau- polizeiordnungen, sondern auch, soweit nöthig, die Aus führungsverordnung vom 6. Juli 1863 aufgehoben und durch neue dergleichen und abgeänderte ersetzt werden sollte. Mit Rücksicht auf die hieraus sich ergebende Sachlage, sowie in Erwägung, daß bei der Berathung über die erwähnte Gesetzvorlage, dafern dieselbe nicht für genügend und deren Erweiterung für wünschens werth erachtet werden sollte, der Kammer Gelegenheit aeboten sein werde, ihre Ansichten und Anträge zur Kenntniß der Staatsregicrung zu bringen, sei die De putation der Ansicht, daß bei dem jetzigen Stande der Sache es angemessen erscheint, dem Beschlusse der Ersten Kammer beizutreten, und schlage daher vor, zu beschließen: diese Angelegenheit zur Zeit auf sich be ruhen zu lassen. Der Petent habe sich mit dieser Ent schließung einverstanden erklärt. Ferner hat die Erste Kammer beschlossen, zwei Petitionen des landwirth- schaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge und des land- wirthschaftlichen Vereins zu Thum der Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu übergeben. Die Deputation schlägt der Kammer vor: auch in dieser Beziehung der Ersten Kammer beizutreten und demgemäß zu beschließen: diese Petitionen an die k. Staatsregierung zur Kenntniß- nähme gelangen zu lassen. Die Kammer trat ohne Debatte den Deputations anträgen bei. — Hierauf erstattete Abg. Thiele münd- Üchen Vortrag über die Petition des Schauspirldirec- wrs Kunzendorf, die Erlaubnißertheilung zu theatrali schen Produktionen feiten der Localbehörden betreffend. Lie Deputation schlägt vor, die Petition auf sich be ruhen zu lassen, während Abg. May den ausreichend Unterstützten Antrag stellt, dieselbe zur Kenntnißnahme »n die Regierung abrugeden. Nachdem Referent sich gegen den May'schen Antrag erklärt, wird derselbe mit großer. Majorität abgelehnt, der Deputationsantrag dagegen einstimmig angenommen. — Weiter beschließt die Kammer einstimmig in Uebereinstimmung mit dem be treffenden Beschlusse der Ersten Kammer, eine Beschwerde der verw. Keller wegen ungünstigen Ausganges eines in Erbschaftsangelegenhtiten gegen sie erhobenen Pro- crsses, da hier lediglich eine richterliche Entscheidung in Frage komme, über welche der Kammer eine Com- petenz nicht zustehc, auf sich beruhen zu lassen. — End lich referirte Abg. v. Reinhard über einen mit der Ersten Kammer in Bezug auf die Petition des päda gogischen Vereins im Plauenschen Grunde, die Gehalts aufbesserung der Lehrer rc. betreffend, entstandenen Differenzpunkt. Die Erste Kammer sei in der Haupt- ßäche-den diesseitigen Beschlüssen beigetreteu, habe je; doch den Antrag des Abg. Schreck, die Kirchschullehrrr betreffend, abgelehnt. Die Deputation schlage mit Rücksicht auf die Bestimmung in 8 68 der Ausführungs verordnung zum Elementarvolksschulgesetze vor, diesen Antrag wieder fallen zu lassen. Nachdem Abg. Schreck für Stehenbleiben beim früher« Beschlusse, Referent und Abg. Seyfart dagegen für die Deputation ge- prochen, tritt die Kammer gegen 4 Stimmen dem De- rutationsantrage bei, wodurch die Differenz Erledigung indet. — Auf der Registrande befanden sich u. A.: ein Antrag des Abg. Stier, die Vorlegung einer neuen Kreistagsordnung betreffend, und eine Petition des Eisenbahncomites Aue-Würschnitz, die Herstellung einer Eisenbahn Würschnitz-Aue-Stollberg-Lößnitz betreffend. * Berlin, 26. Februar. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde zunächst folgende Interpellation des Abg. v. Kardorff und Genos sen, betreffend die Ausführung des mit dem Könige Georg V. abgeschlossenen Vertrages, verlesen: Nach den durch die Tagespreise veiöffenttichlen Nachrichten hat der König Georg V. — unmittelbar nach der Genehmigung des zwischru ihm und der Krone Preußen abgeschlossenen Ver trages durch den preußischen Landtag — einer Deputation sei ner vormaligen hannöverschen Unterthanen eine Empsangsrede gehalten, in welcher die baldige Restauration des Wclfeothrons, die baldige Wiedcraufrichtung eines freien unabhängigen Wel- feureiches in Aussicht gestellt wird. Gleichzeitig mit dieser Nachricht wird allgemein durch die öffentlichen Blätter verbrei tet: .daß die Zahl der hannöverschen Deserteure, welche bisher in der Schwei; den Versuch gemacht hatten, eine hannöversch« Legion zu formire» und von dort nach dem Elsaß gezogen wa ren, infolge maßloser Agitationen, abenteuerlicher Versprechun gen und reichlicher Löhnung in stetem Zuwachs begriffen sei". Ich erlaube mir. a» di« königliche Staatsregierung di« Anfrage zu stellen: „ob die königliche Staatsregierung bei je nen vorerwähnten -rovocirenden Aeußerunqen und diesen den gegenwärtigen Rechtszustand in Frage stellenden Thatfachen, die Absicht hat, dem Könige Georg V. dirienigen Äortheile zu gewähreu, welche auS der, durch die Publikation in der Gesetzsamm lung erfolgenden Perfektion de» Vertrages sich er geben würden?" Der Abg. v. Kardorff begründete diese Interpella tion, welcke von Mitgliedern fast aller Parteien unterzeich net ist, durch Hinweisung auf die bekannten neuesten Vorgänge, und schloß mit der Bemerkung, daß ganz Deutschland es mit Jubel aufnehmen werde, wenn die Regierung den Vertrag mit König Georg als von Letz term zerrissen erklären würde. Der Finanzminister Frhr. v. d. Heydt erklärte sich zur sofortigen Beantwortung dieser Interpellation bereit und gab namens der königlichen Staatsregierung fol gende Erklärung ab: „Judrm die königlich« Regierung mit dem Könige Georg das Abkommen vom 28. September v. I. abschloß, hat sie nicht glauben können, damit eine definitive Anerkennung der Ergeb nisse des Prager Friedens durch den König Georg erlangt zn haben, wohl aber war sie zu der Voraussetzung berechtigt, daß drr König Gtvig mit seiner Unterschrift des Abkommens mindestens die Verpflichtung einaing, auf Fortsetzung der Feindseligkeiten gegen den preußischen,Staat zu verzichten. Es konnte unmöglich die Absicht der Contrahenten sein, daß der preußische Staat dem Könige Georg die Mittel zu feind lichen Handlungen gegen Preußen zur Disposition stellte. Wenn dennoch bald nach dem Abschluß des Vertrags durch die Ver stärkung der von Hietzing ausgehenden Agitationen die Ber» muthung gerechtferttgt wurde, daß der König Georg sich vou jener Voraussetzung loSzusagen beabsichtige, so hat die königl. Regierung sich doch dadurch nicht irre machen lassen in dem Äe- ftreven, behufs der einstigen Verständigung mit dem Könige Georg oder mit dessen Erben, für das fragliche Abkommen und für die in demselben bedungenen Zahlungsmittel, durch Zu stimmung der beiden Häuser des Landtags eine gesetzlich fest stehende Grundlage zu gewinnen. Demungeachtet sind von Seiten deS Kö«G» Georg die Feindseligkeiten, so viel in sei ner Macht stand, uicht eingestellt worden. Derselbe hat na mentlich mcht unterlassen, aus preußischen Unterthanen, welche durch seine Agenten angeworben und zum Theil zur Desertion veranlaßt wurden, Truppenkörper zu bilden, welche unter der ausgesprochenen Absicht, sie bei nächster günstiger Gelegenheit zu feindlichen Handlungen gegen Preußen behufs Losrcißung einer Provinz des Staates zu verwenden, mrlitärisch orgam- sirt, mit Offizieren und Unteroffizieren versehen, und für den künftigen Dienst gegen das eigne Vaterland militärisch einge übt wurden. Der dienstliche und der Geldverkrhr zwischen die sen Truppentheilen und der bei dem König Georg io Hietzing befindlichen Hofdienerschaft desselben ist amtlich sestgestellt, und der König Georg persönlich hat in seinen öffentlichen und zur Notorietät gelangten Aenßeruugen sich gu den Bestrrvnngen gegen den preußischen Staat, welche diesem Treiben zu Grund« liegen, bekannt und zur Fortsetzung desselben ausgemuniert. Diesem Verfahre», soweit sic es vermag, ein Ziel zu setzen, eventuell demselben ihrerseits in keiner Weise Vorschub zu lei sten, erkennt die königl. Regierung als eine gebieterische Pflicht, welche ihr, der Ruhe d«S Landes und dem Frieden Europas gegenüber, obliegt. .I» diesem Sinne hat sie bereits und schon vor den jüng- sten Vorgängen in Hietzing den Versuch gemacht, durch die Ein- Wirkung verwandter und befreundeter Höfe den König Georg zu demjenigen Verhalten zu vermögen, welches nach Treu und Glauben den Voraussetzungen entspräche, unter denen allein die Unterzeichnung des Vertrags vom 29. September mög lich war. .Die zu diesem Zweck erbetenen Einwirkung«« sind der königl. Regierung bereitwillig zugesagt worden, und glaubt dieselbe den betreffenden Höfen die Rücksicht schuldig zu sein, daß sie das Ergebn^ß ihrer Bemühungen abw-rtct. Sollten aas diesem Wege die Bürgschaften, deren die königl Regierung nach den bisherigen Erfahrungen für das Verhalten des Ke nias Georg bedarf, nicht rechtzeitig gewonnen werden, so wird sich die königl. Regierung lediglich von den Pflichten leitm lassen, welche ihre Verantwortlichkeit für die Sicherheit des Staatsgebiets und für die Ruhe der Äewohner derselben ihr auferlegt. Der Landtag wird ohne Zweifel die Rücksichten würdigen, welche die königl. Regierung abhalten, gegen den König Georg persönlich dasjenige Rechtsverfahreu ein,»leiten, welcher nach den bestehend«» LandtSgesctzev dir Beschlagnahme seines Vermögens zur unmittelbaren Folge habe» würde. Die königl Regierung wird es in diesem Falle vorziehen, den Weg der Gesetzgebung zu beschreiten, um das gesammte Vermögen des Königs Georg für die Kosten ter Ueberwackung und der Abwehr, sowie aller Eonseguenzen der staatsgefähr- lichen Unternehmungen dieses Fürsten and seiner Agenten haftbar zo machen Wenn der dazu in Aussicht genommene Moment emtritt, so lauge der Landtag der Monarchie noch versammelt ist. so beabsichtigt die königl. Regierung demselben zn diesem Behufr die entsprechende Vorlage zu machen Sollte Feuilleton. K. Hoftheater. Im gestrigen Aschermittwoch- concrrt kamen unter Direktion des Herrn Hofkapell- meisters Krebs die drei ersten der das Wcihnachtsora- torium von I. S. Bach bildenden sieben Cantaten und Fr. Schuberts große 6-äur-Sympbonic zur Aufführung. Es wurde schon erwähnt, daß unter allen größern Werken I. S. Bach's dieser Cantatencyklus dem sofor tigen Verständniß des Laien am nächsten tritt. Im Gegensatz zu dem tiefsinnig ernsten, schmerzlich bewegten und transcendrnten Inhalt der Passionsoratorien, zu der kühnen gewaltigen Kraft, welche mit kunstvollstem Bau in dramatisch gestalteten Partien derselben gipfelt, tritt uns hier Naivetät und treuherzige Heiterkeit der Empfindung, kindliche Innigkeit des GemüthS entge gen. Form und Ausdruck sind dem Gegenstand gemäß einfacher und klarer gehalten, fließend und durchsichtig, und vorherrschend in lyrischer, freudig und idyllisch lieblich gestimmter Tonsprachc. Und doch hält sich diese fern von der überschwenalichen Empfinde!«, welche da mals, aus der Gpener'schcn und drr eigentlichen pie tistischen Richtung hrrvorgehend, die geistlichen Poesien und namentlich auch die Musikterte erfüllte. Eine Stim mung kehrt in Bach'S Oratorien und Cantaten gleich mäßig wieder, die einer reinm echten Frömmigkeit, de ren Ausdruck eine erhebendste und gefühlsaesunde Stütze im Choral findet, der zugleich das natürlich verbin dende Berhältniß zwischen Gemeinde- und Kunstgesang vermittelt. Die Anknüpfung an den Choral, der zu jener Zeit noch nicht zum blosen Eonntagsliede gewor den war, erfüllte damals ganz anders wie jetzt da- Gemüth jedes Einzelnen am «mm ttefrrligiösen Ge fühl, führte im unmittelbaren Eindruck Bilder de» Leides und der Freude vor die Seele, weckte innerste Regungen heißer Bitte und frohen Dankes. So bil deten bei Bach die in mannichfaltigen Gefühlsstimmun gen meisterhaft behandelten Choralsätze, Bettachtung und Empfindung der Gemeinde, kirchlichen Cultus wie häusliche Erbauung repräsentirend, den in allen Her zen anklinaenden Glaubensausdruck; von ihnen wie von festen Pfeilern getragen und umschlossen erhob sich die schöpferische Fülle kunstreich und «genthümlich ge formter Tongebilde. Der Standpunkt der jetzigen Hö rer ist freilich ein anderer geworden, die unbefangene und andächtige Empfänglichkeit für eine solche im da maligen naiven Tone gehaltene biblisch-idyllische Dar stellung der Geburt Christi ist geschwunden und damit auch ein guter Theil der Wirkung. Nur auf einige Einzelnheiten dieser ersten Abthei- lung des WeihnachtsoratoriumS sei hingrwirsrn. Mit lichter Festtagsstimmung beginnt gleich der erste Chor, fast an den schlichten Stil Händrl's mahnend; im gleichen Charakter, glänzend und schwungvoll, sind die Chöre .Ehre sei Gott in der Höhe" und „Herrscher deS Himmels" gehalten. Die Choräle zeigen sämmtlich Bach's meisterhafte, dem Wortsinn ausdrucksvoll ange- paßte Behandlung. Der Choral „Wie soll ick dich empfangen" enthätt in ganz anderer Stimmung dieselbe Melodie („O Haupt voll Blut und Wunden"), welche in der Passionsmustk „Wenn ich einmal soll scheiden" inbrünstige Ergebung und Entsagung ausdrückt. Der Choral „Er ist auf Erden kommen arm", vom Sopran unisono gesungen, ist mit einem Vaßrecitativ, den CberaUcrl geistig deutend und ergänzend, in sinnreich schöner Weise durchflochtrn. Die süßliche Geschmacklosig keit d«S Texte- im Schlußchoral drr ersten Cantate kehrt sich in der Musik zu milder Anmuth und rührender Nai vetät. Wahrhaft genial und kunstvoll ist im Choyal „Wir singen dir in deinem Heer" der belebende Baß gang und die Verwendung des ausdrucksvollen Mottos aus der den zweiten Theil einleitenden Hirtensymphonie. Unter den Arien treten vorzüglich die drei Altarien und namentlich das einfach schöne Wiegenlied „Schlafe mein Liebster" hervor, und demnächst im dritten Theil daS Duett »wischen Sopran und Baß. Bach's Instrumentation zeigt in ihrer einfachen Be handlung bekanntlich noch die Nachahmung der Orgel, die einzelnen Instrumente werden wie die verschiedenen Orgrlregister benutzt; aber in diesem beschränkten, noch in den Fesseln der Zeit befangenen Gebrauche der Mittel waltet Bach mit künstlerisch genialem Geiste. Das beredteste Zeugniß dafür giebt in diesem Werke die Hirtensymphonie, dieses reizende instrumentale Mei sterwerk, welches die zweite Cantate eröffnet. Seine in diesem Sinne charakteristische und krnntnißvolle Ver wendung der Instrumente ist für uns nicht in vollem Maße wiederzugeben, denn manche der in seinen Par tituren vorkommenden Holzblasinstrumente von sprciell verschiedenen Tonfärbungen sind nur noch dem Namen nach bekannt und müssen mit möglichst bester Wahl und mancher Erschwerung der Ausführung durch jetzt gebräuchliche ersetzt werden. Die Gcsammtausführung war tine höchst gtlungene, namrntlich durch dir Leistung der Kapelle und deS durch die Mitwirkung der DreStztter Singakademie (Chorgesangveretn) verstärkten Chor-, Wärmsten LobeS würdig waren die Ausführungen drr Oboen, des eng lischen Holms, der Flöte (in der obligattn Begleitung der Tenorarie) und ganz vorzüglich der fein gestattete Bortrag deS BiolinsvloS in drr Altarir „Schließe mein Hrrzr" durch Herrn Concerttneifter Schubert. Die sichere und frisch« Ausführung der Chöre effectuirtr vortrefflich, hätte indeß durch mannichfaltigrrr und fei ¬ nere Nüancirungen im Ausdruck gehoben werden können. Recht brav wurden die Soli von den Herren Schild und Eichberger, mit schöner Wirkung von Frau Otto-Alvslrben und mit correcter, verständiger Be handlung von Frau Krebs-Michalesi gesungen. Im Allgemeinen gelang es in den Soli zu wenig, der noch in strengern und steifen Tonformeln sich be wegenden melodischen Phrasirung durch den Vortrag geschmeidigen Fluß und Abrundung zu geben, wozu freilich warme, innigst ausdrucksvolle Beseelung eine beste Hilfe abgiebt. DaS Concert schloß mit Fr. Schubert'S 6-ck»r- Symphonie, klar und schwungvoll gestaltet, mit feiner Ausbildung des Vortrags und der eigenthümlichen Klangschönheit ausaeführt: eine Wiedergabe deS Werks von künstlerischer Vollendung. C. Banck. f Dre»de«. Die Ausstellung deS sächsischen Kunstverein- auf drr Brühl'schen Terrasse brachte in letzter Zeit manche- veachten-werthe-. So die Car tons von Max Lohde zu den Sgrafittobildern des neuen Sophitngymnasiums zu Berlin, welche an den troischen Sagenkreis anknüpfen und die Entführung der Helena, die Rückkehr derselben, den Mord des Aga memnon, wie die Heimkehr deS OdysseuS zur Darstel lung bringen. Lohde ist einer drr letzten Schüler deS Cornelius, dessen wohlthätiaer Einfluß sich auch in den phantafievollrn Composittonrn in erfreulicher Weise zu erkennen airbt. Neuerdings fesselt die Auf merksamkeit der Ausstellungsbcsucher eine lebendig und wirkungsvoll gemalte Darstellung von dem bekannten Düsseldorfer Bataillenmaler Campbausen. Das Bild behandelt eine Scene auS dem letztrn schleSwig- holsteinscheu Feldzug der Preuße», „den Uebergang
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