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Beilage zn 4t des Dresdner Journals. Mittwoch, den 19. Februar 1868. Lan-tagsverhan-lungen. Erste Sammer. Sitzung vom 17. Februar. (Schluß aus Nr. 40.) Zweiter Gegenstand der Tagesordnung war der von der vierten Deputation adopnrte Bericht der Zwei ten Kammer über eine Petition der katholischen Schullehrer zu Dresden, Emil Koch und Genossen, um Gehaltsaufbesserung. Die Zweit: Kammer hat beschlossen, diese Petition bewandten Umständen nach auf sich beruhen zu lassen, und einen vom Abg. Koch gestellten Antrag: „das k. Kultusministerium wolle auf angemessene Erhöhung des bisherigen Schulgeldes bei den katholischen Schulen Dresdens durch Revision des Schulgelderkatasters und aus gehörige Erhebung dieses Schulgeldes hinwirken" angenommen. Die Deputation (Referent: Kammerherr v. v. Planitz) empfiehlt, diesen Beschlüssen beizutreten. Bei der Debatte ergriff zunächst Bürgermeister Müller das Wort: Tue äußere Lage der au den katholischen Schulen Dresdens und wohl auch an den übrigen katholischen Schulen angestellten Lehrer sei keine erfreuliche und schlechter als diejenige der Lehrer an den evangelischen Schulen. So bekämen von den 14 katholischen Lehrern Dresdens nur 4 je 400 Thlr. jähr lich, die übrigen weniger, und der jüngste von diesen höchstbesoldcten Lehrern amtire seit 23 Jahren, der älteste dagegen schon seit 40 Jahren. Er halte cs für seine Pflicht, für diese Lehrer aufzutreten und zu Erleichterung ihrer Lage beizutragen. Er beantrage daher: „An die Stäatsregierung das Gesuch;u richten: Sie wolle schleunigst dafür sorgen: 1) daß für die katholischen Schulen in derselben Weise be sondere Schulkaffen wie für die evangelischen Schulen be reits bestehen, gebildet werden, wohin nicht nur das Schul- aeld von möglichst gleicher Höhe, wie für die evangelischen Schulen, sondern auch die besonder« Beiträge, welche feiten der Gemeinden für katholische Schulzwecke gewährt werden, und die Zinsen der eigentlichen Schulsonds »u- fließen, und woraus die Lehrer der katholischen Schulen ehre Besoldungen zu beziehen haben, und 2) daß über diese Schulkaffen alljährliche Rechnungen abge legt werde. Dieser Antrag wird ausreichend unterstützt. Bischof Forwerk sprach zunächst dem Kultusmini sterium seinen Dank für die dem apostolischen Vicariat zugegangene Eröffnung aus, daß cs mit Rücksicht auf den höhern Beitrag der Stadtgcmeinde Dresden und wegen strengerer Maßregeln in Betreff der Abentrich tung des Schulgeldes in der Lage sei, eine Gehalts erhöhung der katholischen Lehrer Dresdens eintreten zu lassen. Sodann dankte er den Deputationen beider Kammern für die ruhige und objective Behandlung der vorliegenden Petition und erklärte sich insbesondere auch mit dem Müllcr'schen Anträge einverstanden, wel cher seinen Ansichten vollständig entspreche, da eine streng durchgcführte Trennung des Parochialfonds in einen Kirchen- und einen Schulfond wünschenswcrth sei. Sodann wendete sich Redner in ausführlicher Weise gegen die in der jenseitigen Kammer den katho lischen Behörden gemachten Vorwürfe. Es sei ihnen der Vorwurf gemacht worden, als ob es ihnen an In teresse für das Volksschulwcsen und an Theilnahmc für die Lehrer mangle. Zu Widerlegung dieses Vorwurfs wies Redner darauf hin, daß, als es sich 1859 um Ausführung des Gesetzes vom 28. October 1858 gehan delt habe, er cs gewesen sei, welcher die mancherlei aufgesticgcnen Bedenken gegen Anwendung dieses Gesetzes auf die katholischen Lehrer verscheucht und vorgcschlagen habe, zu Herbeischaffung der erforder lichen Mittel die Parochialsteuer von auf der Pcrsonalstcucr zu erhöhen. Auf diesen Vorschlag sei das Ministerium auch cingegaugcn und habe die Alters zulagen für die katholischen Lehrer bewilligt. Auf diese Weise würde» die Katholiken Dresdens für dcn frag lichen Zweck doppelt besteuert, da sie durch Abentrich tung der Communalanlagcn zugleich für die katholischen Schulen mit beisteuerten. Ferner sei auch der Vor wurf erhoben worden, daß die katholischen Behörden zu geringe Sorgfalt bei Entrichtung dcs Schulgeldes und zu große Rachsicht gegen die Restanten zeigten. Das apostolische Vicariat müsse er gegen diesen Vor wurf in Schutz nehmen, da cs alle Verordnungen dcs Ministeriums sofort auch zur Kenntniß dcs Konsisto riums gebracht habe. Letzteres sei-lediglich als die com- pctentc Schulbehörde anzuscheu. So lange aber der Vorwurf dcn kirchlichen Behörden nur in Bausch uud Bogen gemacht werde, könne er ihn für begründet nicht erachten. Als einen Ucbclstand hier müsse er hervor- hebcn, daß die Kinder der höher» Stände in Privat institute gingen und die Kindcrzahl der Hauptschule sich daher nur auf 164 belaufe, während sie noch ein mal so groß sein könnte, ohne daß deshalb noch eine Lehrkraft nöthig wäre. Er hoffe und wünsche, daß die neuerdings wegen Erhebung des Schulgeldes gctrvf- fcneu strcugcrn Maßregel» dcn erwarteten Erfolg haben werden, er könne aber der in der jenseitigen Kammer geäußerten Ansicht nicht beistimmcn, daß die Leistungs fähigkeit der katholischen Schulgemeinden nicht geringer sei als diejenige der evangelischen, und glaube er, zum Beweise dessen sich auf das Zengniß der in der Kammer gegenwärtigen Bürgermeister berufen zu können. Wenn ferner von der geringen Leistung der katholischen Schulen in der jenseitigen Kammer gesprochen worden sei, so wünsche er, daß der betreffende Abgeordnete sich durch dcn Augenschein selbst überzeugen möge, ob sein Vor wurf begründet sei. Redner verwahrte sich hierauf auch acgcu die Beschuldigung, als ob Nachsicht gegen die Restanten ihren Grund in „Prosclytenmacherci" habe, und gedachte des speciell angeführten Pirnaer Kirchen baues. Die katholische Kircke in Pirna sei eine Pfarr bezirkskirche für alle Katholiken, welche in 47 evan gelischen Parochien wohnen und deren Zahl sich etwa auf 1000 belaufe. Man habe dcn Aufwand in der jen seitigen Kammer auf mcbr als 100,<D0 Thlr. ange geben, nach dcn ihm vorliegenden Rechnungen betrage derselbe aber noch nicht ganz 30,000 Thlr. Zur Wider legung dcs weitern den katholischen Geistlichen im All gemeinen gemachten Vorwurfs der Vernachlässigung des Volksschulwesens wies Redner darauf hin, daß von 1821—1853 10 katholische Schulen neu errichtet wor den seien, und legte näher dar, was von den katho lischen Geistlichen für diese Schulen gethan worden sei. Regicnmgscommissar Geh. Nath Ur. Hübel: In der Zweiten Kammer habe er die Ansicht gerechtfertigt, daß von dcn katholischen Behörden bezüglich der Ein ziehung dcs Schulgeldes nicht Alles geschehe, was ge schehen sollte. Damit habe er jedoch dem apostolischen Vicariate nicht den Vorwurf machen wollen, als ob ihm Interesse für das Volksschulwcsen mangle, wäh rend daS Konsistorium allerdings Bedenken gezeigt habe, mit Nachdruck gcgcu die Restanten zu verfahren. In Dresden sei jetzt infolge des höhern Beitrags die Mög lichkeit vorhanden, die katholischen Lehrer besser zu be solde«. Was den Müllcr'schen Antrag anlange, so sei derselbe überflüssig, da das Beantragte schon jetzt ge schehe. Bürgermeister Hirschberg bestätigte aus Meißen, daß die dasigc katholische Gemeinde arm sei und gab dem Herrn Bischof zur Erwägung, ob bei der geringen Schülcrzahl es nicht zweckmäßiger sein dürfte, die ka tholische Schule in Meißen eingchcn zu lassen und nur dcn Religionsunterricht dem katholischen Geistlichen zu übertragen. Vicepräsidcnt Pfotenhauer: Mit derselben Be stimmtheit wie der Vorredner könne er nicht behaupten, daß die katholische Gemeinde hier ärmer sei, auf beiden Seiten gebe es eine gleich große Zahl guter und schlechter Zahler. Wichtiger als die Abwägung eines größern oder geringer» Wohlstandes sei es ihm aber, constati- rcn zu köuncn, daß hier unter allen Einwohnern ein vollständiger konfessioneller Friede walte. Redner wies hierauf nach, in welcher Weise der Beitrag zu den ka tholischen Schulen hier ermittelt werde, und glaubte, daß die iu der vorliegenden Angelegenheit gestellten Anträge mehr innere Fragen der katholischen Bevöl kerung hiesiger Stadt beträfen. Die Petition scheine ihm deshalb nicht richtig adressirt zu sein, cs sei Alles deu katholisch-geistlichen Behörden und der weitern Re gelung des Kultusministeriums zu überlassen. Staatsminister vr. Frhr. v. Falkenstein: Er trete der Bemerkung des Vorredners bei und bestätige, daß nicht blos in Dresden, sondern im ganzen Lande der confcssioncllc Friede zwischen dcn verscbicdcncn Bckcn- ncrn vollständig gehalten werde. Der Sache selbst habe er nichts hinzuzufügcn und wolle nur nochmals hervor heben, daß das Ministerium früher gar nicht die Mög lichkeit einer Gehaltsaufbesserung der katbolischcn Lehrer gehabt habe, da cs. nur über die Beiträge der Stadt verfügen könne. Er glaube, die heutige Tiscussion werde dcn günstigen Einfluß ausübcn, daß man feiten der katholischen Behörden mit mehr Energie die Rück stände cintrciben werde. Gegen dcn Müllcr'schen An trag habe zwar das Ministerium kein Bedenken, cr müsse aber kinzufügcn, daß Alles das schon geschehe, in >cm Rechnungswesen habe nichts zu deu erwähnten Mängeln Anlaß gegeben. Bürgermeister Müller: Eine solche Schulkasse, wie sie iu dem Sinne seines Antrags liege, sei nicht vor handen, hiernächst bezwecke sein Antrag nur, die äußere Lage der Lehrer zu verbessern. Geh. Rath »r. Hübel: Jede katholische Schule müsse ihre besondere Kasse haben, da jede ihre besonder« Fonds habe, diese Kassen könnten nicht zusammengeworfen wer den, die Beiträge der Stadt würden ans Ministerium abgeliefert und von diesem an die vier Schulkassen ver theilt. Nach einer thatsächlichcn Berichtigung des Bürger meisters Müller bemerkt Staatsminister Ur. Frhr. v. Falkenstein, daß eine besondere Schulkassc bei dem Ministerium nicht gebildet werde. Der Referent erblickte in den, Müllcr'schen An träge eine Tautologie von § 32 des Elcmcntarvolksschul- gcsetzes. Bezüglich der Rede des Herrn Bischofs Forwerk äußerte er den Wunsch, daß alle demselben untergebe nen Organe seinem Vorbilde nachstrcbcn möchten. Bei der Abstimmung wurden die Deputationsvor schläge einstimmig angenommen, während der Müller'- sche Antrag mit 27 gegen l 1 Stimmen abgclehnt wurde. (Schluß der Sitzung A3 Uhr.) Gewinne 3. Classc 73. Kömgl. Sachs. Landes-Lotterie. Gezogen zu Leipzig, den 17. Februar 1868. »».««« Thlr. aus Nr. 3723«. «80O<» - . - 30699. 4»«»» . . - 4446,. . 65292. I«X»O . . . 40927 78428. Gewinne ü 400 Thlr. Nr. 2785 8688 8748 1271.3 >6392 20287 41881 4389» 47757 48579 49152 49477 58887 66960 71221. Gewinne ü 200 Thlr. Nr. 5087 5424 6747 6461 9917 I2I3> 18350 18682 22447 23140 27680 28168 28733 29,22 ?0!96 3^246 36571 3739» 39448 39569 39694 44832 45351 46755 48132 48402 50622 5I68I 52154 52189 53136 54802 61254 61776 64707 6505» 65160 66472 66854 68644 73064 73350 74666 74863 77873. Gewinne ü 100 Thlr. Nr. 1029 1442 1721 2107 3539 5297 5493 6161 6209 7170 7817 9918 "6 I03I2 10940 91 II3I2 l1467 I29I9 13348 I36IV 13763 82 14055 14512 14775 83 15552 15685 1578» 16202 16655 I67I2 17202 17865 18256 18724 20019 20419 21188 21768 23131 21494 25577 27189 28505 28781 29144 29588 3103! 31761 32158 322L8 33779 3,894 35983 36621 25 373'» 3749» 37099 38224 40902 4I2I5 41844 58 42048 42702 55 44647 83 45262 46 03 46162 46249 55 46366 46773 41647 47738 48131 49068 52043 53057 55326 56327 56751 65 59745 59868 60598 60984 61176 61722 63103 5 63574 64265 64571 66026 58 66707 66916 67034 68651 68805 70453 70722 7094» 7I7II 721.31 72681 7273» 72970 73690 73986 74236 74328 74951 75146 75501 75601 76405 76537 76772 76874 7691» 77203 77307 15 77514 62 77690 78197 7-364. Gewinne ü 50 Thlr. Nr. 163 82 99 20Z 21 25 29 48 7.3 347 54 487 89 516 26 5« 560 620 88 726 37 39 67 90 840 905 16 .31. 1027 86 87 90 92 132 216 .33 59 69 85 308 9 .35 56 90 96 409 56 91 529 47 604 733 65 98 815 22 24 90 974 88.