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Dresdner Journal : 19.02.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186802192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-02
- Tag 1868-02-19
-
Monat
1868-02
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 19.02.1868
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41 Mittwoch, d«i Iti, Aebruar. Idomlk«t»1«preise: l»» Aoriiä. Hlkrlied: ükklr.—8xr ^Mrliok: 1 ,. lk .. >toli»tlivk:— „ ld » k< uwwvro: 1 ,, I»kr«»»—» tritt ^'LtlrUed L l'KIr. 8temveIxedUkr, »u»»«rk»Ib 6«» 8orä<I. Lu»6s» ?o»t aock 8t«»>p«I»u»<:>»I»rki»,». r-seratenprrisr: kür cl«o N»um eiosr ^s»p»Neoe» Lell«: 1 kkxr. II»t«r „Li»xe»»oät" äie 2«il«: S 8xr. Lrschrine«: lAxlick, mit Lu»»»kme äer 8o»»- u»6 k«iert»x«, Xd«»<I» kür äeo kol^enä«» x»^. Dres-ntrImrml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. rnseratenannahme auswürt». k» L„iivir»rr»», 6owmi»»1o»>ir ü«, Or«»ä»er 4o»ra»l»; «d«nä»,.t Li. Lxril.»», kvo>l!< kozr; ^lu»imr^->«rU»- Vi«»-L«ix,i^-N»i,l-Lr»okr»rt ». N.: I1n»»»»r«i» Si Vool.«», L»rU». Oiivpivisek« Luedk., ti»r»»«r«»'» ö»r«»u, ttvl>ol.ri> Lr«m,»: L. 8c»i.»rr»; Nr»»I»o: L>. 8r^»or>«', ^ullonc«»b»r«»u, 4»»«», 8i»r. L k»,v>iv; kr»»Ilklirt ».H.: 8a«kd.; Lil»: Lv. 8»o»»r», ku4»: tk»v»», Lvl.i.i„ t6»., (8, kl»v« 6« I» Lour,«); kr»^: k». L»»i.lc»'» L»ekk.; Vi,»: Orr»r.i». Hrrimsgrbrr: XLvixl. kiLpsältioi» <i«, l)re,äv«r Io»ro»I^ Oreiüeo, >1»ri«»»tr»»»» Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 18. Februar. Ihre Kaiserlich Königlichen Hoheiten der Großherzog Ferdinand IV. von Tos cana und Höchstdessen Frau Gemahlin sind heute Nach mittag A3 Uhr von Brandeis hier eingetroffen und im Königlichen Residenzschlosse abgetreten. Dresden, 15. Februar. Se. Königliche Majestät haben den Gutsbesitzer Amtslandrichter Friedrich Wil helm Schade in Kleinzössen und die Rittergutsbesitzer Karl Jacob Kees auf Zöbigker, Oberforstmeister a. D. Kammerherrn Johannes Oskar von Trebra-Lin denau auf Polen) und Gustav Adolph Dörffling auf Ziegra zu Friedensrichtern, beziehentlich in den Amtsbezirken Borna, Zwenkau, Brandis und Döbeln zu ernennen allergnädtgst geruht. Verordnung*) zu Ausführung deS Gesetzes vom 2. März 1867, die Anfertigung und Ausgabe neuer Königlich Sächsischer Kaffenbillets betreffend, vom 17. Februar 1868. Zu Ausführung des Gesetzes vom 2. März 1867, die Anfertigung und Ausgabe neuer Königlich Säch sischer Kaffenbillets an Stelle der zeitherigen betreffend, wird mit Allerhöchster Genehmigung hierdurch Folgen des verordnet und bekannt gemacht: 8 1- Mit der unmittelbaren Leitung und Controle sowohl bei Creirung der neuen, als auch bei Einziehung und Vernichtung der alten Kaffenbillets sind der Director der Obcrrechnungskammer und Finanz- ministerialdirector Wirklicher Geheimer Rath Frei herr von Weißcnbach, der Geheime Finanzrath Julius Roch und der Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Pfotenhauer zu Dresden, als dermaliger Vorstand des stän dischen Ausschusses zu Verwaltung der Staats schulden beauftragt. 8 2. Das nach 8 1 des Gesetzes vom 2. März 1867 zu creirende Gesammtquantum der neuen Billets wird aus folgenden Appoints bestehen: Stück Thlr. Thlr. 9000000 l-ir. X. zu 1 im Gesammtwerthe v. 9000000 1100000 -8.- 5 - - - 5500000 350000 -6.-10 - - - 3500000 8s. 1O4500OO Stück im Gesammtwerthe von 18000000 Davon sind Stück Thlr. 5000000 6it. ä. im Gesammtwerthe von 5000000 800000 - 8. - - - 4000000 300000 - 6. - - - 3000000 8>. 12000000 zu dem iu 8 2 des vorgcdachtcn Gesetzes festgesetzten Emissionsquautum bestimmt. Eine Beschreibung der neuen Kaffenbillets ist unter G beigefügt. 8 3. Mit der Ausgabe der neuen Kaffenbillets wird bei der Finanzhauptkasse von jetzt an begonnen werden. Zunächst wird jedoch nur ein der Werthsumme der aus dem Verkehre bereits zurückgezogenen und noch zurückzu- ziehcnden Billets der Creation vom Jahre 1855 gleich kommender Betrag der neuen Billets zur Ausgabe ge langen. 8 4. Neben den neuen Kaffenbillets bleiben die aus dem Verkehre noch nicht zurückgezogenen zeitherigen bis auf Weiteres allenthalben in Gültigkeit. In Bezug auf den behufs ihrer gänzlichen Ein ziehung und Vernichtung zu bewirkenden Umtausch der *) Erscheint demnächst im Gesetz und Berordnungsblatte. zeitherigen Billets wird seiner Zeit besondere Anord nung ergehen. Dresden, den 17. Februar 1868. Finanz-Ministerium. von Friese«. D Beschreibung der neuen Königlich Sächsischen kaffenbillets. Die neuen Cassenbillets zerfallen in 3 Appoint- Gattungen: lutt. zu 1 Thaler „8-5 - „ 0 - 10 - Jede folgende Appoint - Gattung hat größere Di mensionen als die vorhergehende. Das Papier ist von weißer Farbe, aus Hanfstoffeu bereitet und geleimt. Sämmtliche Appoint' Gattungen tragen in der oberen Hälfte als Wasserzeichen die Buchstaben ii. 8. 6. 8. hell in Blockschrift. Unmittelbar darunter be findet sich auf den Appoints lut. und 8. in einem kreisförmigen Schilde als Wasserzeichen die Wrrthziffer 1, rcsp. 5 und zwar auf der Unken Seite: hell in dunklem, mit einem lichten Rande umgebenen Grunde, auf der rechten Seite: dunkel in Hellem Grunde. In gleicher Weise ist das Wasserzeichen der Wrrthziffer 10 auf den Appoints Uit. 6. ausgeführt, jedoch in einem ovalen schiefliegenden Schilde. Sämmtlichcn Appoint-Gattungen ist auf der Vor derseite ein wellenförmiger netzartiger Untergrund aufgedruckt, In der Mitte desselben befindet sich eine aus 3 Kreisen gebildete Guilloche; jeder Kreis hat eine Krone als Mittelpunkt und enthält in seinen Ausstrah lungen die Werthbezeichnung in mikroscopischer Schrift. Die Farbe dieses Untergrundes ist bei den Appoints lull ä silbergrau, - „ 8 gelbröthlich, - „ 0 blaßgrün. Alle Appoint-Gattungen ohne Ausnahme tragen auf ihrer Vorderseite, und zwar die höheren in verhältnis mäßig zunehmender Größe, links und rechts zwei m Kupferstichmanier ausgeführte gleichartige, reich ver zierte Arabesken. Dieselben enthalten oben in schraf- firten Schildern, weiß ausgespart, den betreffenden Werth in verzierter arabischer Ziffer und enden am Fuße in zwei Medaillons, welche den Kopf einer Sa xonia, rechts und links gewendet, darstellen und in Relief-Collas-Manier auf schwarzschraffirtcm Grunde ausgeführt sind. In der Mitte des Billets befindet sich oben das Landeswappen, links die entsprechende wittern und rechts die fortlaufende Nummer derselben, unmittelbar unter dem Wappen in abwechselnden Schrif ten der Text: „Ein (Fünf) (Zehn) Thaler. Königlich sächsisches Cassen-Billet. In Gemäßheit des Gesetzes vom 2. März 1867. Die Commiffarien:" worauf in facsimilirten Unterschriften die Mmen der letzteren: Frhr. v. Weissenbach. Roch. Pfotenhauer, folgen. Unterhalb dieser Namen umgiebt eine läng liche Arabeske die in mikroscopischer Schrift zweimal unter einander siebende Strafandrohung: „Wer dieses Papiergeld nachmacht, verfälscht, oder uachgemachtcs oder verfälschtes wissentlich ausgicbt, verfallt in die gesetzliche Strafe, welche nach Um ständen bis zu Zehn Jahren Zuchthaus ansteigen kann." Der Druck der Vorderseite ist auf allen Appoints schwarz ausgeführt. Auf der Rückseite sind die Billets aller 3 Appoint- gattungen mit einem blauen Aufdruck versehen, welcher oben in der Mitte ein großes ovales Medaillon, worin auf waagerecht schraffirtem Grunde das Landeswappen in Reliefmanier ausgeführt ist, darstellt. Unter diesem Medaillon in einem trapezartig gestalteten Schilde sind in carrirtem Grunde, weiß ausgespart, in Lapidar schrift die Worte: „blöaigl. 8sek8incke» Osssen-8ület" zu lesen. Links und rechts davon, jedoch etwas höher stehend als jenes Schild, mit diesem sowie mit dem erwähnten Medaillon durch Arabesken verbunden, er scheinen zwei kreisförmige Guillochen, in deren Mitte eine verzierte große arabische Ziffer den bezüglichen Werth bezeichnet, während in den ihren Mittelgrund umgebenden bandförmigen Ringen die betreffende Werth bezeichnung (rksier) (-rusior)' abwechselnd in weißer Schrift auf blauem und in blauer Schrift auf weißem Grunde sich wiederholt. Der an die vorbeschriebcnen Ornamente unmittelbar sich anschließende übrige Theil der Rückseite erscheint als eine gleichmäßig gemusterte Fläche, deren Zeichnung durch viele kleine ring - und sternförmige Figuren gebildet wird. In derselben enthalten die aus concentrischcn Kreislinien gebildeten bandförmigen Ringe die Worte: llünigl. 8scbs. Osssenbillet in mikroscopischer Unterschrift, die in diesen Ringen befindlichen Sterne aber die betreffende Werthbezeich nung in römischer Schrift. Auch treten auf dieser gemusterten Fläche, seitwärts des Mittlern Medaillons, jedoch oberhalb einer jeden der vorbeschriebenen kreisförmigen beiden Hauptguil- lochen, in weiß ausaesparter Lapidarschrist die Worte: Kia (riink) (2ekn) Ilisler sowie an beiden Ecken der Billets in arabischen Ziffern die betreffenden Werthbezeichnungen hervor. Sämmtliche Appoint-Gattungen tragen auf der blau gedruckten Rückseite noch einen orangefarbigen Linien- Ueberdruck, der die innern Guillochen und Arabcsken- verzierungen vollständig bcL:ckt, dergestalt jedoch, daß die umgebende äußere Fläche und, soviel die 5 und 10-Thaler-äppmnt, betrifft, auch die in Lapidarschrift darauf ersichtliche Werthsgcltung: kunk (Leim) Ik-Ier von selbigem unberührt bleibt. Nach Vorstehendem haben sämmtliche Appoint-Gat tungen im Wesentlichen auf der Vorder- und Rückseite eine und dieselbe künstlerische und typische Ausstattung und unterscheiden sich von einander hauptsächlich nur durch die bezügliche Werthbezeichnung, durch die Farbe der Vorderseite und durch die Größe der Billets, sowie der im Verhältniß dazu stehenden Zeichnung. , Nichtamtlicher Theil. Uebei sicht. Telegraphische Nachrichten. TagrSgrschichtr. Dresden: Vom königl. Hofe. Land tag. — Berlin: Truppenübungen. Landtagsver handlungen. Staatsgefangene aus Hannover. Gräfin Stolberg -j-. Kongreß norddeutscher Landwirthe. — Kassel: Landgraf Karl -s. Amtseinführung. — Kiel: Provinzialständezusammentritt. Alterthümcr. —Wei mar: Eiscnbahnvorlage. — Hamburg: Preßproceß. München: Vom Hofe. — Stuttgart: Kammer verhandlungen. — Wien: Zur hannöverschen Paß frage. Die silberne Hochzeit des Königs Georg. Zur römischen Frage. — Straßburg: General Bazaine. — Bern: In Sachen der flüchtigen Han noveraner. — Florenz: Ter Kronprinz in Mai land. Agitationen auf Sicilien. Studentcncxcesse in Padua. — Rom: Diplomatisches. — London: Parlamentarisches. Der „Great-Eastern". — Bu karest: Angebliches Börsenmanöver. L«ndtag»verhanvlunge«. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 18. Februar.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Zittau.) Vellage. LaadtagSverhondlungen. (Schlußbericht über die Sitz ung der Ersten Kammer vom 17. Februar.) Lotterie-Gewinnliste vom 17. Februar. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 18. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Dav Herrenhaus nahm in seiner heutigen Sitzung einstimmig die AbfindungSvertrage mit de» drpoffedirtcn Fürsten an, nachdem der Finaazminister Frhr. v. d. Heydt erklärt hatte: Wenn nach der Publi kation des Vertrag» mit dem Könige Georg die Hietzin» ger Machinationen sortdauerten, so würde die R gir- rung da» vermögen des König» Georg sequrstriren und keinen Thaler Rente bezahlen bi» zu ehrlicher Erfüllung de» Vertrag». Fern» nahm da» Herrenhaus da» den hannöver schen Provinsialfond betreffende Gesetz mit 127 gegen 14 Stimmen an. Ein Antrag v. Waldow - Ttrinhö- srl'» aus Bewilligung eine» Kapital» von 8 Millionen Thaler wurde ve, warfen. In der heutigen Sitzung de» Abgeordneten hauses überreichte der Minister de» Innern, Graf zu Eulenburg, rin Gesetz, welche» die Wahlordnung vom Zit. Mai 1849 in den neuen Provinzen kinführt, ferner eine neue WahlbezirkSordnung für die ganze Monarchie, wonach möglichst jeder Kreis und jede große Siadt für sich wählt. Wien, Montag, 17. Februar, Abend». (W. T B.) Die Delegation de» ReichSrath» hat in ihrer heutigen Plenarsitzung dir Etotkpofition für do» kaiserliche babinet und die Kanzlei unverändert, dir Position für da» Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten mit unbedeutenden Abstrichen angenommen. Die ge heimen Ausgaben im Betrage von 55tt,VG> Fl. wur den unverkürzt bewilligt. Der Antrag auf Nicht- blsetzung mchrer kleinern GrsandtichastSposten wnrde insulgc drr Erklärungen Le» Reichskanzler» ver worfen. . Greuter verlangt Aufklärung, ob die Bewilligung aehcimer Fonds zur Kompetenz der Delegation gehöre. Redner besorgt die Ausübung eines Einflusses feiten des auswärtigen Ministeriums auf die verschiedenen Landcsministericn. Minister Berger erklärt namens der Regierung, daß das cisleithanische Ministerium keinerlei geheime Fonds beanspruche. Der Reichskanzler Frhr. v. Beust fügt hinzu, nach den Bestimmungen des Gesetzes sei keine Einflußnahme zu befürchten; die bündige Erklärung Bergcr's müsse darübe beruhigen. Das auswärtige Ministerium sei gegenwärtig beson ders dazu berufen, die Sicherheit der Monarchie mit Rücksicht auf die Agitationen in Grenzländern in das Auge zu fassen. Frhr. v. Beust erklärt sich ferner ge gen die Nichtbesetzung oder Umwandlung von Gesandt- schaftsposten vom Standpunkte der Großmachtstellung Oesterreichs. Bei zu beschränkter Anzahl diplomatischer Posten sei eine wirksame D iplomatie unmöglich. Greu- tcr entgegnet, er erwarte die Wahrung der Interessen des Katholicismus weder von dem österrcichschen Ge sandten in Rom, noch von den Cabinetcn, sondern vom Polke, worauf Schindler rcplicirt, die überwiegende Mehrheit des Volkes stehe innerhalb des Staates; wer sich außerhalb des Staates stellen wolle, den werde man in die Grenzen wieder »> Hineinbringen. Der Reichs kanzler unterstützt den Antrag Jablonowski's, die Gehaltserhöhung für den Botschafter in Rom zu be willigen. Die Anträge und Resolutionen des Aus schusses werden angenommen und der Präsident ermäch tigt, die gefaßten Beschlüsse an die^ungarischc Dele gation zu übermitteln. Feuilleton tig und dankbar werden. E. Banck. rigkeiten wichen der heimathlich geübten Behandlung und Kenntniß der Darsteller. Nicht so bei Herrn v. Leman als Freiherr v. Stritzow, der den „Berliner" nicht genügend zu charakterisiren vermochte. Einige Gesangseinlagen bildeten eine neue, hübsche, aber der natürttchen Wahrheit nicht durchaus entsprechende Aus stattung. Jene kleinen Stücke, welche uns die nationale Eigen tümlichkeit der Alpenbrwohner in treuen und gemüth- lichen Lebensbildern vor Augen führten, hatten ihre volle Berechtigung. Sie lag in der Stimmung der Zeit, in welcher sie geschrieben wurden, und mit dieser zusammenhängend in dem Talent einiger Künstlerinnen, das sich diesen specicllrn Genrcaufgabcn mit außer ordentlicher Befähigung hingab. Diese Baumann'sche Piece sowie die reizenden Seidl'schen Alpenscenen „'s letzte Fensterln" rc. wurden bekanntlich für die Wiener Hofschauspielerin Wildauer geschrieben. So wohl diese als später Frida v. Schütz haben die Par tien der Nandl und Rozel hier gespielt. Die unmittel bare Wahrheit und ungeschminkte Natürlichkeit, die individuelle Meisterschaft oder das instinktive Naturell, womit Beide uns die Almrrin versinnlichten und wie in realer Wirklichkeit vorführten, möchte auch von einem ähnlich begabten Talent nicht wohl wieder zu erreichen sein; schon darum nicht, weil die erste Frische und die Ursprünglichkeit der Production dafür nicht mehr vor handen ist und ebenso sehr die Empfänaniß dafür ab genommen hat. Die Cpecialität dieser Stücke hat ihre Zeit durchlebt und könnte nur mit ganz anderer und neuer Verarbeitung wieder für die Bühne lebrnskräf- DrrSdrn. Wissenschaftlicher Cyklus. Am 5. Februar hielt Herr Professor Michael den ersten von drei Vorträgen, welche der „Beleuchtung der Religion an der Idee des Lebens " gewidmet sind. Ausgehend von Schclling's Wort, die Wahrheit sei ein Gut, für das man sein Leben einsetzen möchte, bemerkte der Vortragende, ein religiöser Vortrag könne die Span nung der Zeit nicht umgehen; bei diesem Kampfe zweier Richtungen auf Leben und Tod müffc sich die Wissen schaft orientircn, Neutralität sei in unsrer Zeit In differenz und Indolenz. So gebe es auch kein neu trales Gebiet, wie Literatur, Kunst, Naturwissenschaft oder die sogenannte Grsinnungstüchtigkcit; wer darauf sich berufen wolle, müffc sich mit seinem Ich über die ganze Menschheit schwingen und alles Andere für Denk male eiteln Strebens halten, oder er müsse sich mit allen Resultaten der Geschichte der Menschheit auscin- andersetzen. Mithin sei es gerechtfertigt, wenn Re ligionsvorträge nicht blos am Kampfe sich bctheiligten, sondern geradezu dazu drängten. Es zeige sich im letzten Jahrhundert die übcrmüthige Erhebung des mensch lichen Verstandes. In der der christlichen entgegen gesetzten modernen Denkweise lassen sich drei Stand punkte unterscheiden: 1) Der der englischen und fran zösischen Freidenker. Gemeinsam se» ihnen dir An schauung: die Religion sei die Stimmung, in welcher der Mensch sich von den höhern Ideen leiten lasse, die sein Leben fördern; während Baco von Verulam das große Wort gesprochen, die göttlichen Geheimnisse sollen nicht in das menschliche Bewußtsein eingeengt werden. Vertreter dieses Standpunktes sei Voltaire, wenn er auch mit seinem in den Briefen an d'Alembert dreizehn Mal wiederholten „kcr»,er I'mkmno" nur die Super stition gemeint habe. 2) Der deutschhumanistische Stand punkt. Lessing's „Nathan" sei das dritte, neueste Tc- K. Hofthrater. Montag, den 13. Februar, wurde eine ältere, nach dem Französischen von F. Heine be arbeitete Piece „Haus Mütterchen" neu einstudirt gegeben: ein mit französisch sentimentalem Kolorit be handeltes Familiengemälde, dem man es um seiner sitt lichen Motive und Wirkung willen gern nachsieht, daß sein Schluß mit Unwahrscheinlichkeiten belastet ist. Das Stück stammt aus einer Zeit, in welcher die Pariser Autoren bei Befriedigung des täglichen Repertoire- bcdürfnisscs noch einer bessern Richtung folgten. Es ist indeß nicht werthvoll genug, um damit nach zwanzig Jahren dem deutschen Bühnenrcpertoire einen neuen Gewinn zu bringen, zumal wenn eine vorzügliche Wie dergabe desselben nicht zu erreichen ist, sondern nur eine den vorhandenen Kräften gemäß befriedigende. Im letztern Sinne spielte Fräul. Guinand die Titel rolle aut und mit löblichstem Fleiß, und namentlich Herr Jauner gab die echt französische Figur des Isidor — des leichtblütigen Bruders Thrresrn's — recht leben dig und charakteristisch. Ebenfalls neu einstudirt folgte A. Baumann's be kannte Scene aus den österrcichschen Alpen „Das Versprechen hinterm Herd". Frau Jauner- Krall — Nandl — gab als Sängerin wie als Schau spielerin eine höchst vortreffliche und anmuthia gestaltete Leistung, mit wirksam natürlichen, naiven Zügen und feinen Detail- im Ausdruck der Rede und des Spiel- ausgestattet., Drr Anzug der Almerin könnte besser gewählt sein, er ist weder treu und bezeichnend für diese, noch günstig für dir Darstellerin. Sehr gut gab Herr Jauner den Loi-l und ganz vorzüglich Herr Tcäria den Wirth Quantner, und die Dialrktschwir- stament der jetzigen halben Welt. Jedenfalls bilde dieser Standpunkt einen Gegensatz zur kirchlichen An sicht und werde selbst inhuman, wenn das Ehristen- thum nicht mit seinen Humanitätsideen gleich sein solle. 3) Der philosophische Standpunkt von Schelling und Hegel, der moderne Gnosticismus. Aus Vermischung dieser drei Standpunkte seien conglomcratartig hervor- acgangcn die Durchschnittsansichten von Strauß und Renan, welche in den Grundanschauungen, die noch Gchcimniß der Eingeweihten sind, überraschend über einstimmen. Hier werden von den naiven Vorstellun gen der nieder» Menschcnraccn die gebildeten Ideen unterschieden und ein Dualismus gesetzt zwischen der gläubigen Denkweise der Kirche und der modernen ge bildeten. So könne man sich nicht mehr auf die rn- nern Thatsachen, das Zeugniß des heiligen Geistes be rufen, denn diese müssen dem Gebiete des niedern Be wußtseins anheimfallcn. Bei dieser Sachlage habe die Wissenschaft nur zwei Wege: den Geist des Christen thums als ein eigenes System darzustellen und zwar als das der größten Jntelligrnz und Potenz, oder zu fragen, wo die ersten Grundfehler liegen. Diesen Weg wolle drr Redner einschlagen, weil das Ehristenthu« das höchste Leben sein solle. Den Redner empfieblt seine christlich humane Denkweise, die ihn dem philo sophischen Standpunkte so nahe bringt, daß nur die Selbstbeschränkung in den theologischen Kreis eine Grrnzebildet. — Am 8. d.M. behandelte Hr.vr.Drech-- lrr in gewohnter lebendiger Weise das Leben und die Ideen eines dritten aus drr Zahl drr französischen Philosophen am Ende drs vorigen Jahrhunderts, des Eondorcet. Derselbe arbeitete darauf hin, die Men schen frei von Egoismus und von Lastern zu machen und die allgemrinen Menschenrechte in das sociale Le ben cinzuführen. Seine Wcltansicht findet sich dar«
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