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Dresdner Journal : 21.01.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186801211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-01
- Tag 1868-01-21
-
Monat
1868-01
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 21.01.1868
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16 1868. Dienstag, dell 21. Januar. Dres-nerÄlUMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. I» Hort«. tritt j-krUol» ^»ltrliok: VPKIr. — I L rdlr. 8t«mpeIx«bUdr, ^Mrllek: I lö „ > »u»,«rt>«lb ä«»«orckck. Hoo»tlick: — „ 1b '» 8uoä«, l»oit «»6 LitneiovKuouo«''"- 1 » I »»srrileuprtisr: kür 6«a «»»"> «in«r xe»p»It«n«o Lell«! 1 kess». Votor „Liox«,«nät' üi« Leil«: S ösxr. Lrschriim»: ^>«^Uel>, wit Xu»o»tim« der 8oao »oä k'ei»rt»x«, Xbenci» für üea folxonü«» f»x. Amtlicher TheiL. DreStze«, 20. Januar. Seine Königliche Hoheit der Prinz'Georg ist heute früh 'ü4 Uhr von Wien wieder hier ringetroffen. Seine Hoheit der Herzog von Altenburg ist heute Mittag von Altenburg hier eingetroffen und im Königlichen Residenzschlosse abgetreten. Dresden, 13. Januar. Se. Majestät der König ha ben dem Gutsauszügler Richter und Kirchenvorsteher Christian Heinrich Voigt in Greifenhain die zum Ver dienstorden gehörige silberne Medaille allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 15. Januar. Seine Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Banquier Gustav Plaut zu Leipzig das von Sr. Durchlaucht dem Für sten zu Schwarzburg-Sondershausen ihm verliehene fürstlich Schwarzburgische Ehrenkreuz III. Elaste an nehme und trage. Dresden, 20. Januar. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem bisher ä I» »uite der Armee gestandenen Rittmeister von Stammer II. den erbetenen Abschied aus der Armee, mit der Erlaubniß zum Forttragen der Uniform mit den für Verabschie dete vorgeschriebenen Abzeichen, zu bewilligen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ragc»grsll>!ü>tk. Dresden: Kammerverhandlungen. Eisenbahnangelegenheit. — Berlin: Verhandlun gen? des Abgeordnetenhauses. Krönungs- und Or densfest. Die Verwaltung in Waldeck. Conferenz von Vertretern höherer Lehranstalten. Kein neuer Orden. Agitation in der Nothstandsangelegenheit. — Leobschütz: Rinderpest.— Schleswig: Gene- ralcvmmando. — Schwerin: Verhandlungen mit Frankreich. Eisenbahn. — Gotha: Vermischtes. München: Kammerangelegenheiten. — Stutt gart und Darmstadt: Kammerverhandlungen. — Wien: Leichenbegängniß des Kaisers Maximilians. Mandatsnirderlegungen in der Delegation. Ordens verleihung an Trgetthoff. Neuer Reichskriegsminister. — Paris: Das Armeegcsetz im Senate. Preßproceß. Graf v. d. Goltz. Sammlungen für Ostpreußen. Zur Astaire Kerveguen. — Brüssel: Kaunnerver- handlungen. — Haag: Dementi. — Florenz: Aus der Deputirtenkammer. Depotcompagnirn auf gelöst. Cialdini. Allianzvertrag von Preußen nicht abgelehnt. — Rom: König Franz II. Militärisches. Cardinal Andrea. — Madrid: Quarantäne. — London: Diplomatisches. Dampfer gestrandet. — Kopenhagen: v. Bülow. Vom Reichstage. —St. Petersburg: Keine russischen Umtriebe im Orient. Neuer Metropolit von Moskau. — Bombay: Aus der neuesten Ueberlandpost. — New-York: Vom Kongreß. Die Freedmenbüreaux Aus San Domingo und Mexico. LandtagSverhandlunge«. (Sitzung der Zweiten Kammer vom 20. Januar.) Ernr«nunpen, Versetzungen re. im Lffentl. Dieufie. Dresdner Nachrichten. Vravinzialnachrichten. (Chemnitz. Hartha.) Feuillet««. Jnsrrate. TagrStalentzer. viirsennach- richteu. Telegraphische Nachrichten. München, Sonntag, 1V. Januar, Abend». (W. T. B.) Der Autschuß der Kammer der Reich»« rithe für da» Wehrgesetz hat in feiner heutigen Sitz» »ng bezüglich der Eantingent»brftimmungen riarn feiten der Eta«t»rrgieru«g vorgrlrgle» und dam Könige genehmigten Vermittlangtvorschlag ange nommen. Nach demselben soll da» stehende Seer bi» Ende de» Jahre» 1871 ein Proreut der Bevölkerung betragen, während nach dieser Zeit der jährliche Stand de» Heere» durch da» Finanzgefetz festgestellt «erden würde. Auch bezüglich de» AvanrementSgesetzr» machte sich der Au»schuß über einen Compromißvorschlag schlüssig. Sonach hofft man zuversichtlich auf die An nahme de» Wehrgesttzr» feiten aller gesetzgebende« Faktoren. Wien, Sonntag, 1S. Januar, Nachmittag». (W. T. B.) Die die»seitige Delegation ist heute zu» sammengelrrtru. Der Reichskanzler machte derselbe« die Mittheilusg, daß der Kaiser die Delegirte« mor« gen empfangen werde, und ersuchte den Cardinal Rau scher, al» Altrr»präsident de« Vorsitz zu übernehme». Nachdem der Cardinal in seiner Ansprache die Wich tigkeit der Delegation für da» EinheitSband der Mo narchie betont, wurde zur Wahl de» Präsidium» ge schritten. Graf Anton Auer-Perg wurde mit 47 Stimmen von 48 zum Präsidenten, Kaiserfeld zum virepräfibenten gewählt. Graf Auersperg äußerte i« einer kurzen Ansprache, daß er von dem patriotische« Sinne der Drlegirten eine glückliche Lösung der wich tigen Ausgaben und eitle entgegenkommende Haltung der ungarischen Delegation erhoffe. Florenz, Sonntag, 19. Januar, Abend». (W. T. B.) Die „Opinione" erhält gegenüber dem De* mrnti der Pariser „Fra«re" die Absendung einer ita lienischen Note nach Madrid aufrecht, welche gege« den Passus der spanischen Thronrede bezüglich Ita lien» protestirrn und erklären sall, wenn auch Frank reich in der Septembereonvention eine Rechtfertigung seiner Intervention finden zu können geglaubt habe, könne Italien dennoch nicht gestatten, daß eine an dere Macht in der römischen Frage do» Prineip der Nichtintervention verletze. Der englische Botschafter am Wiener Hose, Lord Bloomfield, wird in Neapel erwartet. London, Sonntag, 19. Januar, Nachmittog». (W. T. B.) Die fälligen Posten vom Conttnent sind auch heute nicht eingrtroffe«. S» wüthet ei« anhal tender Sturm Die Telegraphrnverbindung mit Ame rika ist gestört. Auch die inländischen Leitungen sind seit gestern unterbrochen. Wie drr „Observer" meldet, hat gestern Abend rin Fenier auf 2 Polizribramte von der Deteetiv-Ab- theilung einen Schuß abgefeuert. Nach demselben Blatte ist am Manfion-House eine frnische Proklama tion angehrftet gesunden worden. — Michael Barratt, welcher drr Anzündung der beim Clrrkenweller Ge- fängniß rxplodirtrn Pulvrrtonne beschuldigt ist, wurde in Glasgow arrrtirt und hierher transportirt. In Queenstown sind bei Ankunft deS Rew-Porker Post- dompfers drri Fenier verhaftet worden, darunter rin gewisser Train, wrlchrr früher hier Bauunternehmun- grn betrieben hat. Tagesgeschichte. Dresden, 20. Januar. In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer, welche Vormittags 11 Uhr in Anwesenheit der Staatsminister vr. Frhr. v. Falcken- stein, vr. Schneider und v. Nostitz-Wallwitz, sowie der Regierungscommissare Geh. Rath vr. Hübel, geh. Regierungsrath Eppendorf und geh. Kirchenrath vr. Feller begann, wurde zunächst die Wahl eines Mitglieds für die vierte Deputation vorgenommen. Hierzu wurde Kammcrherr v. d. Planitz mit 29 von 31 Stimmen erwählt. Hierauf erstattete Präsident v. Friesen Vortrag über die Resultate des Vereinigungs- Verfahrens die Kirchenvorstands- und Synodal ordnung bett. Bezüglich der ersten bestehenden Diffe renz bei § 4, welcher vom Vorsitze im Kirchenvorstande handelt, sind beide Deputationen zu folgender Fassung ubereingekommen: „Den Vorsitz im Kirchenvorstande führt derjPfarrer oder ein Stellvertreter desselben, welcher letztere vom Kirchen Vorstande frei aus dessen Mitgliedern gewählt wird. In den 8 1H Punkt l, 2, 3, 6, 7 und 8 gedachten, sowie übtt Haupt in allen innern kirchlichen Angelegenheiten führt den Vorsitz der Pfarrer, in allen übrigen, insbesondere den 8 l8 Punkt 4, 5 und « erwähnten Angelegenheiten kann von jedem Kirchenvorstande der Vorsitz dem Stellvertrete übertragen werden. Der Kirchrnvorstand ordnet seine Ge * schästsführung selbstständig." Die Kammer genehmigte einstimmig diese Fassung, mit welcher auch die Staatsregierung ihr Einver- ständniß erklärt hatte. Zu der Differenz bei 8 7 be schloß die Kammer auf Vorschlag der Deputation ein stimmig dem Beschlusse drr Zweiten Kammer beizutteten. Zu tz 19 hat die jenseitige Zwischendeputatton be schlossen, ihrer Kammer den Beitritt zu dem Beschlusse der Ersten Kammer, d. h. die unveränderte Annahme des Paragraphen anzuempfehlen. Bei § 21 schlägt die Deputation vor, dem Beschlusse der Zweiten Kam mer beizutteten, was von der Kammer gegen 1 Stimme beschlossen wurde. Einen gleichen Vorschlag machte die Deputation zn § 22. Auch hier trat die Kam mer dem Vorschläge gegen 1 Stimme bei. § 27 in Verbindung mit Puntt 10 von tz 18 rathet die Depu tation an, in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse der Zweiten Kammer abzulehnen, was von der Kammer gegen 1 Stimme beschlossen wurde. Bei Z 34 (Zusammensetzung der Synode) ist zu Punkt 1 die Majorität beider Deputationen mit fol gender Fassung einverstanden: „24 Geistlichen und 30 Laien, welche in 24 Wahlbezirken gewählt werden." Die Minorität der diesseitigen Deputation (der Referent, v. Erdmannsdorff und Hempel) ist für Bei behaltung des Entwurfs, Parität zwischen Geistlichen und Laien, während eine Minorität der jenseitigen Deputation (Abg. Sachße) 22 Geistliche und 33 Laien und eine andere (Abg. Riedel) Festhalten an dem Be schlusse der Zweiten Kammer: „18 Geistliche und 36 Laien" will. Der Referent (Präsident v. Friesen) er klärte, daß er sich nicht entschließen könne, von der Parität abzugehen, und empfahl mit dem Bemerken, daß In allen andern Kirchrnordnungeu die Parität fest- gehalten worden sei, und daß in Sachsen, der Wiege der Reformation, kein Grund vorliege, lediglich aus Mißtrauen gegen das geistliche Amt eine andere Be stimmung zu treffen, dem Vorschläge der Minorität beizutreten. Zu Punkt 4 schlägt die Deputation vor, dem Beschlusse der Zweiten Kammer beizutteten, wäh rend die jenseitige Deputation ihrer Kammer Vorschlä gen wird, den zu § 34 beschlossenen Zusatz, die Wahl von Ersatzmännern betreffend, fallen zu lassen. Nach längerer Debatte, über die wir morgen ausführlicher berichten werden, nahm die Kammer mit 25 gegen 12 Stimmen den ersten Satz in der von der Majorität der beiden Deputationen vorgeschlagenen Fassung an, wo gegen sie zu Punkt 4 dem Beschlusse der Zweiten Kam mer einstimmig beitrat. Hierauf wurde der erste Ab satz von § 36 nach dem Vorschläge der Vereinigungs deputation in folgender Fassung einstimmig angenommen: „Nach Einführung der Synodalordnuna iu der Ober lausitz treten noch drei Geistliche und vier Abgeordnete des Laienstandes in die Synode ein, welche in drei Wahlbezir ken gewählt werden." Ebenso genehmigte die Kammer einstimmig den zu K 39 von der Pereinigungsdeputation angenommenen Zusatz, welcher eine Bestimmung über die Wahl der 6 beziehentlich nach Beitritt der SOberlausitz 7 weltlichen Abgeordneten enthält, welche die Zahl der Wahlbezirke übersteigen. Endlich beschloß die Kammer gegen 1 Stimme, die Petition aus Meißen um Abhaltung der Synode daselbst infolge des Beschlusses zu § 44 für erledigt zu erklären. Ueber die heutige Sitzung derZweitenKammer folgt der ausführliche Bericht umstehend. »»seralrnoinahmr au-würt, : LotpotU: k». ö^»l>»r,rr»«> LomwiiitoiUtr äe» Or«»ün«r 3onrn»I»; 8. Kool.»«, koor; L»wdarU-«»rU»- Vtou-LotxilU-LAxI-riAottiu't ». N.: ü Vool.»», N«rlü>: O»oriv»'»d>« kuckk., Nnr««u, kvvok.i-« -to»,«. Nr,»»«»: L. 8vm.orr«; Arid»»: I, «rtxam', Xnnonc«odnr«»a, L knutyeurl'»«de vuokk. i Lil»: Xo. StOo.» (8, ?l»o« ä« l» konr»e); k» Lum.«:»', Luobb.; Vi«o: Xi.. Okrrr.ru. qrrmwgedrr: KLaixh LrpoäitioU äs» vr«»äo«r üoururl», Orsräsa, >l»ri«r>»tr»»»a tio 7. Dre»dt«, 20. Januar. In Nr. 11 und 12 der „konstitutionellen Zeitung" von diesem Jahre rügt eine Korrespondenz aus Zwickau das bei den westlichen Staatseisenbahnen kürzlich mehrfach vorgekommene Bre chen von Radreifen an Locomotiven. Aller dings sind in der Zeit vom 6. December vorigen Jah res bis 10. Januar dieses Jahres acht Bruche von Radreifen an Locomotiven aus den westlichen Staats eisenbahnen vorgekommen. Von diesen acht gebrochenen Radreifen sind vier aus der Gußstahlfabrik von Krupp und vier aus der Bochumer Gußstahlfabrik geliefert und alle acht sind in der Locomotivenfabrik von R. Hartmann in Chemnitz aufgezogen worden. Die Rad reifen waren mithin aus den bestrenommirten Fabri ken bezogen und in einer ebenso renommirten Fabrik aufgezogen. Trotz aller, nach jedem einzelnen Falle sofort angestcllten, genauesten Untersuchungen hat sich bis jetzt kein Moment ergeben, aus welchem auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit auf solche Ursachen die ser Brüche geschlossen werden könnte, deren Beseitigung m den Händen der Staatseisenbahnverwaltung liegt; doch werden diese Ermittelungen eifrigst fortgesetzt und keine Bemühungen unterlassen, um die Wiederholungen ähnlicher Vorkommnisse möglichst zu vermeiden. * Berlin, 18. Januar. Das Abgeord-neten- haus hat in seiner gestrigen Abendsitzung die Bera- thung über den Gesetzentwurf, die 40 Millionenanleihe zu Eisenbahnzwecken betreffend, zu Ende geführt und die Regierungsvorlage nach den Anträgen der Com mission mit einigen Amendements in der Schlußabstim mung fast einstimmig angenommen. — In der heu tigen Sitzung theilte vor Eintritt in die Tagesord- nung drr Präsident folgenden, Steuernachlafse für Ostpreußen beweckenden Anttag des Abg. v. Hover- beck mit: „Das Haus wolle beschließen, folgenden Gesetzentwurf anzunehmen: Wir Wilhelm rc. verordnen mit Zustimmung beider Häuser des Landtags Unsrer Monarchie, was folgt: 81. Den Einwohnern der Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen, welche den drei untersten Stufen der -tlassen fteuer angehören, wird diese Steuer für das erste halbe Jahr 1808 erlassen. 8 2. Denjenigen Grundbesitzern in den Regie rungsbezirken Königsberg und Gumbinnen, welche nicht mehr als 10 Rgr. monatlich Grundsteuer zu zahlen haben, wird diese Steuer für das erste halbe Jahr 1868 erlassen. 8 S. Die Reste an den bezeichneten Steuern aus dem Jahre 1867, welch« von Personen drr beuannttn Steuerklassen einzuzieheu find, werde» niedergeschlagen 8 4. Der AimmWiimfter wirb mit der NuSfüHrunss diese» Gesetzes beauftragt. Das Haus beschließt, den Gesetzentwurf der Fi- nanzcommission zu überweisen. Das Haus tritt dem nächst in die Tagesordnung ein: Fortsetzung der Vor- berathuna über den Staatshaushaltsetat im ganzen Hause: Ministerium des Innern. Die Discus- sion begann mit Titel 10—12 (Landrosteien, Regie rungen, landräthliche Behörden und Aemter). Abg. v. Bennigsen empfahl die Annahme des Twesten'- schen Antrags, die für die Landdrofteien in der Provinz Han nover verlangten Summen nur als Bauschquantum zu be willigen und die sechs Landdrosteien in ein einziges Rcgierungs» collcgium mit dem Sitz in Hannover zu verwandeln, wodurch eine in der Auflösung begriffene, trotzdem mit neuen Beamten theilweise besetzte, von dem Minister des Innern selbst al« provisorisch bezeichnete Einrichtung beseitigt und eine Erspa rung von zahlreichen Arbeitskräften und 18,000 Thlr. erzielt würde. Aba. v. Vincke (Minden) unterwarf die gesammte preu ßische Verwaltung einer sehr umfassenden Kritik, wies dem Minister des Innern nach, daß er sich und sein Reffort mit unzähligen Arbeiten belaste, die auf untere Behörden abzu- wälzen seien, verlangte von den letzter», daß sie durch Reisen in ihren Kreisen eine fortdauernde lebendige Berührung mit ihren Angehörigen suchen müßten, prüfte die hannöversche Ber- waltung, unter der sich der Einzelne vom Standpunkte des Egoismus und der Bequemlichkeit wohl fühlen könne, die je doch ihrer Natur nach nur als eine transitorische zn betrachten sei und d>e Vorlegung einer definitiven Organisation noch wäh rend der Budgetberalhung wünschenswerth mache. Gleichwohl dürfe man nicht mit Twesten ein Bauschauantum bewilligen, weil die Bewilligung in dieser Form dem Minister freie Hand gebe, über die resp. Summe zu verfügen. Der Minister des Innern konnte ans dem Vorträge des Vorredners nicht erkennen, ob er die Positionen für die Landdrosteien definitiv bewilligen wolle oder nicht: in keinem Falle könne er die BorleLunq dauernder Einrichtungen für Hannover noch in dieser Session zusagen, da jeder Tag die caxikirten Züge» Maß hält, seine Charakteristik nicht durch Uebertreibungen und ordinären Farbenauftrag zerreißt und dadurch unsre Illusion stört. Die junge Debütantin wurde in ihrem Uebcrgangsstadium zwi schen Naivetät und Künstlerschast von Fräulein Wolff recht lobenswerth gegeben. Tie übrigen Mitwirkcndcn trugen befriedigend zur guten Gesammttorstcllung bei, der nur ein rascheres Zusammenspiel zn wünschen blieb. C. Banck. Feuilleton. K. H«sthe«ter. Sonntag, den 19. Januar, wurde Herrmann's frei nach dem Französischen bearbeite Posse „Der Pater der Debütantin" neu einstudirt ge geben. Diese alte Posse, für Fr. Beckmann, damals Komiker am Königstädter Theater in Berlin, geschrie ben, behauptet immer noch ihre höchst unterhaltende und belustigende Wirkung. Der Grund davon ist, weil diese Posse in ihrem aut erfundenen Stoffe und dessen geschickter und natürlich entwickelter Ausführung auf Wahrheit des Lebens beruht, weil sie sich in dem Lä cherlichen hält, worüber Menschen von guter Sitte und Geschmack lachen können, und weil sie sich der ihr er laubten Caricatur nicht nach Willkür und Effect, son dern nur in einem Grade ergiebt, der jene Lebens wahrheit nicht aufhebt. So wahrt dieses Stück die künstlerische Berechtigung der Posse, während fast alle Possen unsrer Zeit Vorgänge ohne Zusammenhang, Handlungen ohne Motive geben, Personen ohne Cha rakter, Dialog voll Zweideutigkeiten, Geschwätz und Gesang in albernem Gemisch, einen Wirrwarr ohne Sinn und Verstand, in dem Blödsinn und Gemeinheit triumpbiren. Und noch eine Bemerkung tritt uns mit dieser Posse entgegen: sie erscheint uns im Verhältniß zu der Mehrzahl neuester Lustspiele fast mehr als ein Lustspiel mit derber Komik, und jene haben sich in geschmackloser Weise das Element des Possenhaften an- aeeignet. So ist in letzter Zeit der feinere Ton und Geschmack in der Lustspiclproduction herabgesunken. Der Gast, Herr v. Leman, spielte den unermüd lichen Vater der Debütantin höchst ergötzlich, mit in dividueller Wahrheit und Natürlichkeit. Seine ruhig behäbige Komik wirkt um so mehr erheiternd, da er feine sRolle mit künstlerischer Treue durchführt, in Drr»de«. Die hiesige naturwissenschaftliche Gesell schäft „Isis" erfreut sich bekanntermaßen nicht selten des Glückes, daß ihre Sitzungen durch den Besuch her vorragender auswärtiger Naturforscher, ja selbst durch längere Vorträge dieser geschätzten Gäste ein besonderes Interesse und damit zugleich eine Bedeutung gewinnen, welche die Grenzen des engern Vaterlandes überschreitet. Auch die erste diesjährige Sitzung der zoologischen Sektion (am 16. Januar) genoß eine solche Auszeichnung; Herr Prof. K. Vogt aus Genf gab darin eine ausführ lichere, streng wissenschaftliche Uebersicht seiner Unter suchungen über die charakteristischen Merkmale und die Ursachen der Mikrokephalie. Der Redner unter schied zunächst die Mikrokephalie vom Kretinismus; letzterer ist die Folge einer Krankheit, erstere eine Hem mungsbildung, welche schon beim Embrno anfängt. In dem Mikrokephalen Menschen kaukasischer Rare finden sich gewissermaßen drei Typen zu einem Individuum vereinigt; der Schädel zeigt eine mangelhafte Ausbil dung des großen Gehirns (des Sitzes der eigentlichen Denkthättgkeit) und stellt sich dadurch dem Affrnschädel gleich- Nase, Kinn und Zähne Haden zwar dir mensch Uche Form, entsprechen aber nicht dem kaukasischen, sondern dem Nrgertypus; drr übrig» Körprr ist im Stile der Rare gut ausgrbildet; nur besitzt die Wirbel, säule eine einfache statt der doppelten (v-förmigen) Krüm mung. Eine genaue Vergleichung des Menschen- und Affengehirns zeigt nun, daß zwar beide im Grundplane übereinftimmen, daß aber im Gehirn des Menschen viele Theile architektonisch fein ausgearbeitet sind, welche im Affengehirn skizzenhaft angedeutet bleiben, und daß namentlich die in beiden Gehirnen gleichmäßig vorkom menden Theile nicht auf gleiche Weise mit einander verbunden sind. Demnach darf das Menschenaehirn keineswegs schlechtweg als ein höher entwickeltes Affen gehirn betrachtet werden, ebensowenig kann man sagen, daß der Mikrokephale ein durch Gehirnverkümmerung auf dem Affenstandpunkte stebengebliebener Mensch sei. Vielmehr tritt hier ein Naturgesetz in Kraft, welches neuerdings aus dem Vergleich zwischen Mißbildungen gegenwärtiger Thiere und den normalen Formen ihrer antediluvianen Verwandten abstrahirt worden ist; dieses Gesetz lautet: sobald der Organismus in seiner Aus bildung gehemmt und damit verhindert wird, dem gegen wärtigen Bauplane zu folgen, richtet er sich nach dem frühern Plane und reproducirt auf diese Weise einen ältern Typus derselben Art. Zufolge dessen hat man sich den Affen nicht als den Stammvater, sondern als einen Seitenverwandtrn des Menschen vorzustellen; beide wurzeln in einem gemeinschaftlichen Grundtypus und bilden zwei nach verschiedenen Richtungen gehend« Zweige desselben. Die Untersuchung der Mikrokephalen »ft aber gerade deshalb von Werth, weil sie über jenen Urtypus Ausschlüffe zu liefern vermag. Die sehr zahlreiche Per fammlung, welcher die Direktion des k. Polytechnikums in dankenswcrther Freundlichkeit die Aula überlassen hatte, folgte dem geistig belebten überaus anziehenden Bortrage mit gespanntester Aufmerksamkeit und dankte dem Redner durch reichen Beifall. Nicht wenige der Zuhörer werden die Ueberzeugung nach Hause mitge ¬ nommen haben, daß K. Vogt sehr weit von jener plum pen Denkweise entfernt ist, welche ihm hie und da zum Entsetzen sensibler Naturen Schuld gegeben wurde. vr. 0. 8. Dresden In seinem 7. Vorträge, welcher den „U? abhängigkeitskampf der spanischen Colonien in Amerika" zum Gegenstände hatte, erledigte vr. Keferstein chesondc^s die Frage nach dem Ursprünge, den Hauptwendepunkten (und deren äußern wie m- nern Veranlassungen) und der Beschaffenheit dieses Kampfes theils seiner Gesammtkeit, theils je nach sei nen verschienenen Schauplätzen. Nachdem im nächsten auf den 23.^. M. angekündigten Vorträge noch einige Ergänzungen zur Behandlung des hier beregten The mas gegeben sein werden, gedenkt vr. Keferstein zur Geschichte „der politischen Zustände Großbri- taniens in der Zeit von 1815 bis 1830" über geben. — Das Programm für die noch übrigen 5 Vor träge über die Zeit von 1815 bis 1830 kann in den Buchhandlungen der Herren Burdach (Schloßstt.) und E. am Ende (Seestraße) eingesehen werden. * Herr Concertmeister Lauterbach wird einer erhaltenen Aufforderung gemäß in dem am 23. d. M. stattfindenden Hofconcerte in Berlin spielen. « Die Akademie zu St. Petersburg hat den amerikanischen Gesandten in Berlin, George Bancroft, sowif den Professor Rödiger in Berlin, ferner die Professoren Stenzler in Breslau und v. Kobell in München zu correspondirenden Mitgliedern ernannt.
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