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Dresdner Journal : 28.01.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186801281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-01
- Tag 1868-01-28
-
Monat
1868-01
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 28.01.1868
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22. Dienstag, dm SS. Januar. 1868. Fd««me»lo»reis»: lm »«so. »«-s» ^»brUck. a rblr. — A,r ^Mrli-d: t „ l» ,. Kaoatlioh:— .. lb „ hllu««loo Kuma»,« i 1 ,, lnkroum«» tritt ^»brllod 2 ^blr. 8»owv«Ia«büdr, »uiierbnlk a«o norckck. Luaöv» ?»»t uuä StcwpelLuocblngdiuiri. »aseratenpreisr: kür ä«a ltau« «ine, esopnlteanu Leil«: t H^r. Vator „LlN^oouät" äi« Lell«: » Kxr. Erscheine»: 1>»,iicd, wit Xu,o»kn>« cker 800» uuä k«l»rt«U*, ldb«u<l» kür ü«o kolx«»ü«o I'»,. ArrMerÄlmal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. S»stratenannahmr auswärts: l^lxnl,: t« 8n^»v»rnrrn», Commisstonär äse Oreeclner Journal»; »dsuä»».: H. kxul.»». kvoe« ko»r; L«wdur,->«rUu- Vi«o-L,ipiü,->»«,l-rr»llNLrt ». ».: lkn»^»»r«>>, L Voaurn, >»rlla: tZnorivisebe 8ucbk., Ucrnuornn'o Lnrenu, Hvovr.»» Liv,,«; Lremeo: L. 8cur.orr»; 8r,^»a: I.. 8rmorx'» Xnnonceuburenu, ^«»««, km,. L k^vn»; rnmilkurt « N.: vuoük.; LSI»: ^0.ULvnnn», Verl»: 8vl.t.i«, tO»., (8, kl»c« ü« l» Üuarse); kr^: k». Lauuio»', Luobb.; Vien: Xi.. Oe»»t,r». Herausgeber: IkLllixl. Lipoärtion ä«s Oresäaer ckoura»!», vreoäeu, öl»rieu»tr»»»o lio. 7. Amtlicher Theil. ! Drekdeu, 27. Januar. Seine Majestät der König Haden die von Ihrer Majestät der Königin Marie getroffene Wahl des zritherigen Großherzoglich Sach- sen-Weimarischen Hausmarschalls Max von Minckwitz zu Allerhöchstihrem Oberhofmeister zu genehmigen ge ruhet. Dresden, 27. Januar. Se. König!. Majestät haben allergnädigst geruht, dem bisher in Wartegeld gestan denen Hauptmann der Infanterie, Nr. Naundorff, die erbetene Versetzung in den Disponibilitätsstand mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regi mentsuniform mit den Abzeichen für Verabschiedete, zu bewilligen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tngr-grschichtr. (Dresden. Berlin. Schleswig. Schwerin. Weimar. München. Stuttgart. Darmstadt. Wien. Paris. Haag. Florenz. Rom. Madrid. London. Konstantinopel. Bukarest. Athen. New-?)ork.) Landtag-Verhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kammer vom 27. Januar.) Dresdner Nachrichten. Prodinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Großenhain. Meerane.) Statistik und volkswirthschast. Feuilleton. Inserat,. Tage-Ialruder. vörsrnnach- richteu. Beilage. Landtagsdrrhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kammer vom 25. Januar.) Inserate. Telegraphische Nachrichten. Stuttgart, Mantag, 87. Januar, Mittags. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer nahm in ihrer heutigrn Sitzung das die Zallparlamentswahlen betreffende Gesetz mit 78 gegen 1 Stimme an und beschloß, daß dir Feststellung der Wahlkreise im Wege der Gesetz gebung erfolgen soll. Diesmal stellt die Negierung die Wahlkreise fest. Pari», Sonntag, LS. Januar, Abends. (W. T. L.) Die„Fra«re" veröffentlicht einen Brief des Sr- , ators virte.de LaguSronnidre, in welchem derselbe über ie verurtheilung der Zeitungen (vgl. unter „Tages- eschichte") sein Bedauern ausspricht. Der Brief , -ließt folgendermaßen: Der Grundsatz, welcher aus dieser Verurtheilung l-rvorgeht, ist der einer übertriebenen, undurchführ- 1 ren Beschränkung. Besser wäre eine vollständige l ntersagung aller Berichte über Kammersitzungen. Für t e verurtheilten Journale ist der Proceß ein Unglück » v.- geringer Bedeutung; für die Regierung ist er ein F<->ler, welchen alle Verständigen beklagen. Um ihn w- der gut zu machen, müßte die Regierung zu dem is sgesetze einen Zusatzartikel beantragen, durch wel- ü „ die Frage endgiltig entschieden wird. 4aris, Montag, 27. Januar. (W. T. W) D,r hri ge ,Moniteur" publirirt den Bericht de» Finanz- min fier» Magne über die finanzielle Lage de» Kaiser- rrichd. Die schwebende Schuld beträgt 936'4 Millionen Fres Die Ereignisse im Anfänge des Jahres 1867, Feuilleton. Dresden. Sonnabend den 25. d. fand das Concert des Violinvirtuosen Herrn Joseph Walter, Concert- meisttrs aus München, statt. Sein Spiel erwies einen kleinen, etwas gedeckten, aber gut durchgebildetcn und nicht unsympathischen Ton, rein und von trefflicher Ansprache, und eine virtuos tüchtige, höchst gewandte Technik. Die Bogenführung ist geschmeidig leicht, Triller uns Staccato zeichnen sich aus. Sein Vortrag ist musikalisch geschmackvoll und warm, im Einzelnen mit Feinheit und Delikatesse ausgearbeitet, ohne indeß durch unmittelbare innerste Empfindung, geistigen und liefern Ausdruck zu wirken. Es fehlt ihm noch sowohl ein kür^ sch individuelles Gepräge, als überhaupt musikalisch sichere Haltung in Auffassung und Be- handlur So nn.. den in Beethoven's Sonate mit Pianoforte (°p 12 Nr. 1) manche Stellen und Passagen zu un bedeutend r. 'd eilig behandelt, und namentlich in dem Concett s. < pohr's (in Form einer Grsangscene) ver- .nißte er. n ei sonst virtuos trefflicher Leistung zu sehr die rrfor. er' che Würde des Ausdrucks. Breite der Aus sührung, gr ßen Stil. Der junge Künstler ist indeß tn oer Dur »bilduna seines Talents bereits so weit über dir Stt fr drr Mittelmäßigkeit vorgrfchrittrn, daß er mit voller Erkrnntniß noch fehlende vollendender« Eigenschatten seinem Spiel zu erringen juchen wird. Um so mehr, da dir» andererseits jene» spirituell he bende L mperament und jenen virtuosen Aplomb mt- ickelt, wodurch mehr im Saloncharakter gehaltene tückr vo züg.ich zur Wirkung kommen. Der fein üanrirte, c' inte Vortrag einer Phantasiecapricr von Vieuxtrmp. kündete da». Eine ruhigere Körperhal- T B ) Siwwtliche Bneraux der Dep»tirteaka»«rr Haden sich zu Gunsten der provis,rischen Bewilligung de» Budget» für den Monat Februar erklärt. Der Abg. Martinelli ist zum Berichterstatter ernannt worden. Die „Opinione" bestätigt, daß der spanische Ge sandte Erklärungen abgegeben habe, durch welche der bekannte Paffn» der spanischen Thronrede wesentlich gemildert worden sei. Dir „Italienische Korrespondenz" sagt: Wenn neuerdings eine Annäherung zwischen Preußen und Frankrkich stattgesunden habe, so habe Italien allen Grund, über eine solche Eventualität erfreut zu seiu. gemacht hat. Wir haben hierzu zu bemerken, daß die nurgedachte an den Stadtratb in Leipzig erlassene, auf Erörterung derSachbewandtnlß gerichtete Verfügung der Kreisdirection veranlaßt worden war durch eine seilen des Ministeriums des Innern ergangene Verordnung, und fügen nur noch hinzu, daß die Regierung selbst verständlich nickt gemeint sein kann, die freie Thätig- keit der städtischen Körperschaften innerhalb der ihnen gesetzlich zustehenden Eompetenz irgendwie zu beschrän ken, wohl aber den etwaigen Bestrebungen Einzelner, die Stadtverordnetencolleglen dazu zu benutzen,, um unter deren Firma politische Agitationen zu betreiben, mit Entschiedenheit entgegentreten wird. Dresden, 27. Januar. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung die Berathung über das Einnahmebudget begonnen. Auf der Tagesord nung stand der erste Bericht der zweiten Depu tation zu I. ä des Budgets der Staatsein künfte, betreffend die Nutzungen des Staats vermögens und der Staatsanstalten auf die Jahre 1868 und 1869 (Pos. 1 bis 22) (Referent: Abg Hecker). Tie Deputation sagt im allgemeinen Theile ihres Berichts: Durch den Eintritt unsers en- gern Vaterlandes in den Norddeutschen Bund seien er hebliche Einnahmequellen, wie Zölle, Post- und Salz nutzungen, vom sächsischen auf das norddeutsche Bud get zu übertragen gewesen, und habe Sachsen außerdem noch einen Matricularbeitrag von über 1*4 Millionen Thaler zu leisten, um seinem Antheilc an dem zur Bundessache gemachten Militäretat zu genügen. Be deutende Steuerzuschläge hätten unter diesen Verhält nissen dem Lande nicht erspart werden können, obschon die Einnahmen in erfreulichem Maße die Ansätze des letzten Budgets überschritten hätten. Man dürfe ferner mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß selbst diese Er höhungen sich als ungenügend erweisen werden; anderer seits stehe zu hoffen, daß bei andauerndem Frieden die bereits beschlossenen Befreiungen des Gewerbebetriebes von hindernden Fesseln, wie die ferner in Aussicht stehenden Gesetze unserm industriellen Staate einen noch größern Aufschwung geben würden. Während dann auf der einen Seite Erleichterungen zu ermöglichen sein würden, werde andern Theils die verstärkte Steuer kraft den vermehrten Staatsbedarf aufzubringen besser im Stande sein. Nichtsdestoweniger habe sich die mit Prüfung des Haushaltplanrs betraute Deputation für verpflichtet schalten, denselben schärfer als seither ins Auge zu fasten, und habe dieselbe es in Rücksicht der erforderlichen hohen Steuern und der überhaupt ver änderten Finanzlage für unabweislich geboten erachtet, von der traditionellen übergroßen Vorsicht beim Auf stellen des Haushaltplanrs wenigstens insoweit abzugehen, als sie die Genehmigung der Staatsrcgierung zu solchen Erhöhungen der Emnahmepositionen zu erlangen ge sucht habe, die zwar den wirklichen Erträgnissen der Vorjahre näher als sonst kommen, wobei es aber un glaublich erschien, daß sie nicht erreicht werden sollten. Sie halte es für besser, die jährlichen Einnahmeüber- schüsse etwas zu kürzen, um die jetzt geforderten fühl baren Steuerzuschläge thunlichst ermäßigen zu können. Eine allgemeine Debatte fand nicht statt, so daß sofort zur Specialberathung übergegangen werden konnte, über welche wir umstehend berichten. Berlin, 26. Januar. Die „N. A. Ztg." schreibt: Die norddeutschen Staaten und Staatsgebiete des Zoll vereins, welche sich zum Theil bisher von den für Preußen und andern Staaten bestehenden Steuern auf Branntwein», s. w. ausgeschlossen batten, sind nun sämmtlich, soweit sie dem Zollverein bereits angehörten, diesen Steuern seit dem 15. Juli v. I. beigctreten. In der Abrechnung der aus diesen Steuern erwachsenden Einnabmen entstellt sowohl hierdurch, als auch durch die Erweiterung des preußischen Staats gebietes ein erheblicher Unterschied, denn die Theil- nabme an dieser Besteuerung ist in Bezug auf Brannt wein nun auch auf daS vormalige Königreich Han nover, das Großhcrzogthum Oldenburg, das vormalige Tagesgeschichte. Druden, 27. Januar. Tas heutige Geburtsfest Ihrer Majestät der Königin Marie wird am könig lichen Hofe durch ein bei Ihren königlichen Majestäten stattfindendes Familiendiner gefeiert. Heute Morgen fand zu Ehren des Tages große Rrveillc der Militär musik statt und die Wachmannschaften haben den Pa radeanzug angelegt. Dresden, 27. Januar. Mehrere Blätter enthalten Berichte über die Sitzung der Stadtverordneten zu Leipzig vom 22. d. M., in welcher der Vorsitzende der letztern die betreffs der Versendung der bekannten, seiner Zeit von ihm an Bürgermstr. >r. Koch gerich teten Ansprache ergangene Verordnung derKreisdirection zu Leipzig zum Gegenstand einer längeren Auslassung Herzogthum Nassau, das Gebiet drr Stadt Frankfurt a. M, das Amt Homburg und die von Preußen er worbenen bayerschen und großherzoglich hessischen Gr» birtstheilr ausgedehnt. Die Bevölkerung berechnet sich für die genannten Landesgebiete auf 3,285,064 Kopfe. Ebenso viele Antbeile sind in die Berechnung seit dem 15. Juli v. I. mehr aufzunehmen. Bei der Abrech nung der betreffenden Steuereinnahmen wird in der Art verfahren werdrn, daß die Abrechnungsperioden nicht wie bisher mit dem 1. April, 1. Juli und 1. Octbr. eintreten, sondern daß vom 1. Januar bis ult. März, vom 1. April bis zum 14. Juli einschließlich, vom 15. Juli bis ult. September und vom 1. October bis ult. December Rechnungsabschnitte gemacht werden. Von! 15. Juli ab participiren die genannten Landes- theile an den gemeinschaftlichen Steuereinnahmen. — Es ist schon früher erwähnt worden, daß in der Or ganisation der Flottenstammdivision insofern eine Abänderung beabsichtig! werde, als es angemessen er schienen, daß diese Division nicht mehr aus Compagnien, sondern aus Abthrilungen mit selbstständiger Hekono- mie und Rechnungslegung bestehe. Die bezüglichen Anträge der Marinrverwaltung haben, wie wir hören, jetzt die königliche Genehmigung erhalten. Ferner ist in Marineangclegenheiten allerhöchsten Orts bestimmt worden, daß die Beförderung zu Leutnants zur See eine fünfjährige Fahrzeit und der Uebertritt von See leuten aus der Handelsmarine in die Kriegsmarine eine Fahrzeit von 36 Monaten voraussctzen soll. Die Bedingung einer einjährigen Fahrzeit als Matrosen zweiter Klasse soll für die Beförderung zu Matrosen erster Klasse fernerhin nicht erforderlich sein. Auch kann dann bei der Beförderung zu Mattosen zweiter Klaffe über den mangelnden Nachweis einer vierjähri gen Fahrzeit hinwegaesehrn werden, wenn der Betref fende von seinem Schiffscommandanten das Certificat eines vollbefahrenen Matrosen aufweisen kann. — (B. Bl.) Im Abgeordnetenhause wurde gestern vor dem Eintritt in die Tagesordnung der Anttag des Aba. ltt. Kosch, betreffend die Ausdehnung der Darlehnskassen in Ostpreußen auf Darlehen an Handwerker u. s. w., eingebracht und zur Schlußbe- rathung gestellt; ferner ein Anttag des Abg. Hänel, betreffend den Erlaß einer Städteordnung für Schles wig-Holstein, an die Gemeindecommission verwiesen. Alsdann brachte der Handelsminister zwei neue Vor- lag-en rin: 1)einen Gesetzentwurf, betreffend die Auf hebung und Ablösung der in den neuen Provinzen bestehenden Zwangs- und Bannrechte, der noch in die ser Session erledigt werden muß mit Rücksicht aus die dem nächsten Reichstage vorzulegende neue Gewerbe ordnung. 2) Einen Gesetzentwurf, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Posen nach Thorn mit einer Zweigbahn nach Bromberg. (Beide Vorlagen werden den Commissionen für Handel und Finanzen überwie sen.) Bei der fortgesetzten Vorbcralhung des Etats des Cultus Ministeriums (Untcrrichtswesen. Tit. 22 und 23 Seminare und Elementarschulen) sprach Abg. Bieck gegen die Trennung der Schule von der Kirche. Sermnardirectoren müßten Theologen sein. Es sei unwahr, daß die Seminare und Volksschulen infolge der Regulative zurückgegangen seien. Uebcr- raschend sei allerdings die Thatsache, daß 15—17 Proc. der Militärpflichtigen ohne Schulunterricht vorgefun den seien, und bedenklich die Abnahme der Zahl Derer, die sich dem Lehramte widmen. Der Appell zur Auf besserung der Gehalte der Lehrer sei übrigens weniger an das Staatsministerium als an die Gemeinden zu richten. — Abg. v. Vincke (Oldendorf) trat den un günstigen Beurteilungen des preußischen Schulwesens, die gestern zum Ausdruck gelangten, entgegen und er klärte sich gegen die Eremtion der Seminaristen vom einjährigen Militärdienst. — Mit großer Lebhaftigkeit trat Abg. v. Vincke (Minden) jenen Artikeln entge gen und wies auf die außerordentliche Anerkennung hin, welche die preußischen Schnlzustände im Auslande und namentlich in England gefunden und welche ebenso heißt es im Berichte des Finanzministrrs an den Kai ser, veranlaßten die Regierung, Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen, sowie die Umbildung der Armee und der Marine mit Eifer zu betreiben. Diese Maßregeln, ferner die Expedition nach Rom und die allgemeine Theuerung der Lebensmittel erforderten einen weitern Credit von 16 Millionen. Dazu kam, daß die Ver brauchssteuern 26 Millionen weniger, als veranschlagt worden war, ergaben. Zur Deckung der durch die Ereignisse von 1867 veranlaßten Mehrausgaben sind mithin 189 Millionen erforderlich. Der für das Jahr 1868 veranschlagte Ueberschuß ist infolge weiterer Aus gaben auf 102 Millionen reducirt. Die wahrsckein- lichen Einnahmen pro 1869 werden 1696, die Aus gaben 1628 Millionen betragen, so daß die 1868 und 1869 zu übertragenden Ueberschüfse 103, resp. 69 Millionen betragen. An Ausgaben nennt der Finanzbericht unter An- derm 82 Millionen für öffentliche Arbeiten, 187 Millionen für Waffen, Befestigungen und Marine zwecke pro 1868, 1869 und 1870. Diese Bedürfnisse sowie die Consolidirung von 158 Millionen, welche für die Armee und die Marine im Jahre 1867 ver langt wurden, erfordern 440 Millionen, welche durch eine Anleihe aufzubringen sind. Der Finanzminister schlägt vor, die Anleihe durch Subscription, zahlbar in 20 monatlichen Raten, zu bewerkstelligen. Drr Passus des Finanzberichts über den außer ordentlichen Militärbedarf von 187 Millionen con- statirt die Vollendung des angefangenen Werkes. Die Umformung des Kriegsmaterials und der Marine sei ein patriotisches Werk. Alle Nattonen, sagt der Be richt, streben die Heeresreform an; keine darf zurück- bleibrn, ohne zu ihrem Nachtheile das Gleichgewicht zu stören. Es wäre eine Illusion, anzunehmen, daß mit 187 Millionen Alles gethan sei. Das Wesent lichste sei allerdings geschehen, das weiter Nothwendige und weniger Dringliche aber nach Maßgabe der neuen Hilfsmittel durchzuführen. Weiter thrilt der Bericht mit, daß der Staatsrath gegenwärtig die den Inhabern von mexikanischen Obli gationen zu gewährende Indemnität prüft. Drr Bericht schließt mit folgenden Worten: Die vvrgeschlagenen Maßregeln werden die gegenwärtige Lage ordnen, die zukünftige bessern und den Frieden sichern. tung, die auch für die innere Ruhe unerläßlich scheint, sei Herrn Walter's Beachtung empfohlen. Fräul. Böhme spielte die Sonate von Beethoven und ein Nocturne von Chopin mit sicherer Technik, musikalisch verständigem Vortrag und sehr hübscher Schattirung; zudem noch das unvermeidliche Stück von Liszt: diesmal eine geschmacklose leere Rigoletto- paraphrase. Herr Kammersänger Albert Niemann sang Lieder von Schumann, Lachner und Lange. Sein Liedervor trag ist erst kürzlich mit namentlichem Bezug auf Schu- mann's „Ich grolle nicht" gewürdigt. Der dramatisch vollendete Ausdruck in diesem Gesänge trat auch dies mal am bedeutendsten hervor; die Vorträge der übrigen Lieder standen dagegen zurück, und der Kraftausdruck im letzten Liede (von Lange), obwohl er dem Publicum besonders behagte und eme Wiederholung veranlaßte, eignet sich weder für den Liedervortrag noch für den Concertsaal. C. Banck. -j- Dresden. So zahlreiche und treffliche Vorlesun gen auch bereit» diese Saison geboten hat, so wird man doch wieder mit neuem und warmem Interesse die Vorträge begrüßen, welche Wilhelm Jordan für die nächsten Wochen ankündigt. Der rühmlich bekannte Dichter wird in diesen Vorträgen sein Nibelungenrpos „Sigfridsage" zu Gehör bringen. Ueberall, wo derselbe bis jetzt aü Rhapsode ausgetreten ist, hat er bezüglich seiner Dichtung sowohl wie seiner Vortragsweise, den größten Beifall gefunden. Unter Andern schreibt einer drr ersten deuttchen Literaturkenner, G. Grrvinus, im ' „Heidelberger Journal": „Jordan macht den kühnen Versuch, da» erzählende epische Gedicht dem öffentlichen lauten Vortrag wieder zu geben, an dem altehrwürdi gen Bardengesangt den Bardrnbrauch zu erneuern, den Buchstaben mit der lebendigen Stimme zu beseelen. Der Erfolg hat das Wagniß glänzend gerechtfertigt. Tie Kunst des Dichters, zu localisiren, die Bühne der Ac tion anzupassen, ist nicht die geringste der Eigenschaf ten, die ihn auszeichnen, aber auch nicht die größte. Auch dem formalen Verdienst, den Stabreim wieder ausgenommen, diesen ungewohnten Musikreiz in seinem deutschen Ilias durch 24 Gesänge durchgesuhrt zu ha ben, mit Geschick, Feinheit und reichem Wechsel, scheint uns weit noch nicht das Wcrthvollste von Jordan'» Dichtcrwcrken gelegen. Bei irgend einer Verjüngung unsrer attacrmanischen Dichtungsrcste kommt es wesent lich darauf an, der oft rohen, immer nur umrissenen, dürftigen Gestalt der Sage Leben, Farbe, Fülle, Mus keln zu geben, die psychologischen Lücken der Ueberlir- ferung auszufüllen, ihrer physischen Magerkeit abzu helfen. Das hat der deutsche Diaskeuast mit scharfem und richtigem Blick als den Kern seiner Aufgabe ge faßt, wie cs vom Dichter des „Demiurgos" nicht an ders zu erwarten war. Wie er der nebelhaften deut schen Götterwelt einen Körper und eine Seele gegeben, die unsrer Vorstellung faßlich, unserm Gemüthe an- mutbend ist, das hat unsers Wissens noch keiner der vielen Porten geleistet, die in Klopstock's Spuren aus der Eiskruste der nordischen Mythe ein Frühlingsgrün hcrvorzuzaudern suchten . Vorstehendes dürste eine Bürgschaft bieten für den Kunstgenuß, den man durch die Jvrdan'schen Vorträge zu erwarten hat. Noch wol len wir bemerken, daß der erste dieser Vorträge am 29. Januar stattfinden wird. Dre»be». Aerztlichrr Zweigverein. Mo- natsversammtung am 8. Januar. Der in der letzten Sitzung für die Gehrimmittelfrage erwählte Aus schuß hat sich am 19. December v. I versammrlt und erstattete Med. Rath Prof. »r. Merbach Bericht übe* das Eraebniß dieser Berathung. Bett, der von dem Ausschuß ausgestellten Sätze faßte der Verein in fol gender Weise Beschluß: Die beiden Abgeordneten des Dresdner Zweigvereins, Richter und Küchenmeister, werden beauftragt, dem Landesmedicinalcollegium die nachstehenden Anträge zu übergeben: I) Die bohe Staatsregierun» möge Sorge tragen, daß beim norddeutschen Bunde ein Gesetz gegen Geheimmittelkra- merei er taffen werden möge Inzwischen möge r) die königl sächsische Staatsrcgierung selbst mit größerer Strenge als bisher gegen das t^ keimmittetunwese» einschreiteu und zwar solle dies nicht allein durch die ärztlichen Beamten, sonder« auch durch die uichtärztl chcu, durch die juristischen und polizeilich n B amten. insbesondere durch die Siaatsanwalt» schasten, geschehen. Zu diesem Behuse müsse in den 161, 2«4 und 265 Strafgesetzbuchs von I8d.°>, von deu Bestimmun gen des Mandats vom 30. Septbr 18'3, sowie von de» Bei ordnungen vom 30 Juli 1838, 31. Juli >830 und 16. Derem- ber 185" eine strenge Anwendung auf die Gehcimmittelkrä- merei gemacht werden. Ferner soll bei dem königl. Ministe rium des Innern beantragt werden, daß hinfort durchaus keine neuen koncessionen'zum Berkaus von Grdeimimtteln ertheilt, vielmehr die in Sachsen noch bestehenden wo nicht eher, doch mit dem Tode ihrer Inhaber zum Erlöschen gebracht werde» (vergl. die Verfügung de« königl. preußischen EwtuSminister» vom 12. Rovbr 1-07); deSgl, daß bei dem königl Ministe rium de» Innern da, wo die Preßerzeuauiffe rinlaufen, ein« sachverständige Eentralftelle zur Beaussichngung de« GeheiM- Miltelschwmdels errichtet werde, welch« ihre Aufm rkfamkeit nicht dloS ans die Zeitungsreclame zu richten hab«, sondern auch aus die zahlreichen Broschüren, der», Zweck uur eme Um gehung de- Aunowirungsverbots und die Berbreituug gewisser darin empfohlenen Arzneien ist; 3) die Aerzte und Apolbeker de- Landes find von da» Zwei-vereme «eszusorder«, daß fi« den Bedard« bei Bekäm pfung de- Grhrimmittelunm s«n- hilfreich beifteh«; 4) der ärztliche Zwei,verein Dre-deu- «Lae mit de» phar- macentischeu ZwHawiein daselbst in Lerdmduna treten und eine» Ausschu» uiedersetzen, zu de» Zwecke, ta« G'd mmittel- uuwesen zu bekämpfe,. Endlich sollen sämmtlich» ärztlich, und pharmaceuiisch« Krei-vereme st» Eorrrfpondeuzblatt) auf
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