Suche löschen...
Dresdner Journal : 14.01.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186801148
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18680114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18680114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1868
-
Monat
1868-01
- Tag 1868-01-14
-
Monat
1868-01
-
Jahr
1868
- Titel
- Dresdner Journal : 14.01.1868
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
gediehe» sind, um heute schon mit Bestimmtheit Namen - r Hi ge Dl be ,E Le Ci m« uij ter S« nc str Ar Lei sitz. ,chi rer rer zw< NY als 1 i » t g b ü n d si lc " rci Jr R< du Sc He zig G, sch hol ter uni Hi> Ot Hi' Eh seit Ob her He rei ric wi au Pl zu rer der Os (A He zw Hl an Fr erj sch da cai de. H er Pferd und das Mammnth, welches deu heutigen Ele- phanteu an lströßc keineswegs überragte und sich nur durch etwas längere gekrümmte Sloßzakne von diesem unterschied. Daß die letztgenannten, später nach dem Süden ausgcwandcrtcn Thicrc in dem damaligen kei neswegs warmen Klima ausdaucrn keimten, erklärt sich aus ihrer dichter« Bekleidung; in dem znsammen- gefrorcnen Boden Sibiriens sind bekanntlich mehrere vollständig mit Hant und Haaren erhaltene Exemplare des Mammutb und des sttlnnoceros gefunden worden, und an diesen zeigt sich, daß jene Thicrc keineswegs nackt, sondern mit einem dichten Wollpclze (das Mam- muth überdieß mit einer Art Mälme) bedeckt, also gegen ein kaltes Klima sehr gut geschützt waren. Eine mikroskopische Untersuchung der Pstanzcnreste, welche sich zwischen den Schmelzfalten der Backzähne erhalten fanden, lieferte ferner den Beweis, daß Fichtennadeln die Nahrung des Mammnths bildeten.. Die genannten Dickhäuter müssen übrigens, den vorhandenen Ucbcr- resten entsprechend, in großer Anzahl verbanden ge wesen sei» und scheinen namentlich in der Nabe war mer Ourllen (wie z. B. bei Eannstadt) Lieblingsplätze gehabt zu haben, wo sic sich im Schlamme herumwäl zen konnten. Atan wird daher nicht sehr irren, wenn man sich da» damalige Europa ähnlich denkt wie das gegenwärtige Centralafrika, besten menschenarme Ge genden durch Heerden von Elephanten und Anti lopen belebt sind. Inmitten dieser Dhierwelt er schien der Mensch, aber welch ein Mensch! Die Schä del aus Engis in Belgien und aus dem Ncan- derthal bei Düsseldorf beweisen zunächst, daß jener Mensch einen langen nnd schmalen Kopf besaß, ähnlich den Schädeln der Neger, Hottentotten re., welcher in der Regel auf eine wemg entwickelte Intelligenz schlie ßen läßt. Der Neandertdalschädel zeigt ferner eine der Zweiten Kammer bedeutende Aenderungen erfahren, namentlich soll die Anklage auch wegen Gefährdung der Interessen dcS Staates überhaupt zulässig erschei nen, und mit dem Anklagebeschlussc der angeklagte Minister seine Function einstellen müssen. Wien, l l. Januar. Die „W. Z." euthäll folgen des (telegraphisch bereits erwähnte) Dementi: „Zn neuester Zeit beschäftigten sich mehrere Blätter mit einer Note der kaiserlich sstel-reichschen ^Legierung an das St. Petersburger Cabinct, in welcher Aufklärungen über angebliche russische Truppenbewegungen verlangt worden sein sollen. Da ans dieser Nachricht möglicherweise weitere Eonscgnenzcn gezogen werden könnten, so sind wir zu der Erklärung ermächtigt, daß dieselbe aller Begründung entbehrt."—Heute findet zu Frohsdorf die Bermählung Sr. kaiserl. Hoheit des Großherzogs Ferdinand von Toscana mit der Prinzessin Alice von Parma statt. Ihre kaiserl. Hoheiten die Großherzogin Marie Antonie, die Erz herzoge Karl Salvator mit Gemahlin, Ludwig und Jo hann von Toscana haben sich ans diesem Anlaß in Frohsdorf eingefunden. Nach der Trauung begeben sich die Neuvermählten nach Salzburg. * Wir«, 12. Januar. Durch kaiserliche Handschrei ben vom gestrigen Tage sind die Delegationen zum Beginne ihrer verfassungsmäßigen Thätigkeit in Bezug aus die ihrem Wirkungskreise vorbrhaltenen gemein samen Angelegenheiten auf den 10.-Januar nach Wien einbcrufen. Die kaiserlichen Handschreiben sind an den Reichskanzler und an die beiden Ministerpräsidenten (Grafen Andrassy und Fürsten Auersperg) gerichtet und lautet das an den Reichskanzler wie folgt: „Lieber Freiherr v. Beust! Auf Grund des 12. ungarischen Gcsetzartikels 1867 uns des Gesetzes vom 21. De- ce-nber 1867 für die im Reichsrathc vertretenen Kö nigreiche und Länder habe Ich mit den in Abschrift beiliegenden Handschreiben die Delegationen nach Wien und zwar über Ihren Antrag auf deu 16. Januar 1868 einzubcrufen befunden und beauftrage Sie, wegen Ein bringung der betreffenden Vorlagen das Erforderliche zu veraulassen. LLien, ain 11. Januar 1868. Franz Joseph." — Die neuen Minister haben wegen der Per th ei tung der Geschäfte in ihren rcspectiven Mi nisterien Folgendes vereinbart: I>r. Giskra tritt vom Ministerium des Innern an deu Grafen Taafse die Militär- und Gendarmeriedeparlements, an den Han- delsminister die Gewerbe-, Jndustrievcreins- und Bau- dcpartements und an den Ackerbaumiuister die Grund- entlastungs- und Landcsmeliorationsangelcgcnheiteu ab. Der Minister des Innern behält sonach die Berfassungs augeleAenheiten, die politischen Laudesreferate, das Sanitatswesen und die Stadtcrweitcrnngsgeschäfte. Graf Potozki übernimmt nebst den oben bezeichneten Departe ments des Ministeriums des Irmern vom Harrdelsmi- nisterium: die ganze Sectivn für Landwirthschast und Bergwesen, und vom Finanzministerium das Forstwesen. — (N.Fdbl.) In der Justiz werden folgende Per sonalveränderungen bekannt: Scclionscbef v.Mitis wird durch Hrn. v. Wafer, Oberstaatsanwalt Hofrath Kagerbaucr durch Oberlandesgcrichtsrath v. Mende er setzt und Landesgerichtsrath Schmeidel definitiv zum Staatsanwalt für Wien ernannt werden. — Die „Dcb." schreibt: Wie uns mitgetheilt wird, hat das neue Ministerium in allen Ressorts die Zügel der Regierung bereits in die Hände genommen und dürsten die Merkmale seiner Tbätigkeit aus allen Ge bieten der öffentlichen Verwaltung nicht mehr lange auf sich warten lassen. Gegenwärtig beschäftigt den Ministcrratb die Feststellung der Form, m welcher in Zu kunft die Beeidigung der Staatsbeamten ans die Verfassung zu erfolgen haben wird, wobei her vorgehoben zu werden verdient, daß auch die Beeidigung der bereits fungirenden Beamten vom Ministerrath in Betracht gczogc r wird, und der betreffende Vorschlag an Lc. Majestät mit Beziehung auf diese abgcfaßt werden dürfte. Minister Berger soll dem Vernehmen nach, wenn auch kein eigentliches Ressort, aber immer hin einen Wirkungskreis sich geschaffen haben, auf wel chem es ihm möglich werden wird, an der geschäftlichen Verwaltung ersprießlich mitzuwirkcn. Der gedachte 'Mi nister soll nämlich die cislcithanischen Preßangelegen- beiten zugcwicscn erhalten haben. Was von Pcrsonal- verändernngen au Höbern Verwaltungsstellen in letzter Zeit verlautete, dürfte so ziemlich Bestätigung finden, wenngleich die Dinge augenblicklich noch nicht so weit Sartttuh», 10. Januar. (Fr. I.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer führte die Tagesord nung auf Berathung des ordentlichen Budgets der Perkehrsanstaltcn, welches, gemäß den Anträgen der Commission, angcuouuucu wurde. Vor Eintritt in die Bcratkung »nackt Kusel die Mittheilung, daß der Be- ricbt über das Ministerverautwortlichkeitsae- setz erstattet sei. Das Gesetz Hal in der Commission sammlung abzuhalten, um darüber zu berathen, was für eine Ovation ihrem von hier scheidenden Professor, dem nunmehrigen Justizminister 0r. Herbst, bei seiner demnächst bevorstehenden Ankunft in Prag dargebracht werden solle. Eingeladen zu dieser Versammlung wa ren durch Allschlag am schwarzen Breie ausdrücklich nur die deutschen Recht-Hörer. Allein schon um halb 6 Uhr war der Zugang zur Treppe, die zu dem Ver sammlungssaale führt, von tschechischen Studenten und Nichtstudenten umlagert, die jeden vorübergehenden deutschen Studenten mit Zischen und Schimpfwort«» begrüßten. Später, als die Versammlung ihren An fang nehmen sollte, veränderten die tschechischen Stu denten ihren Standort, drangen bis zum Verjamm- lungssaale und versuchten, obwohl sie zur Theilnahme an der Versammlung nicht geladen waren, doch einzu- dringen, wurden indeß zurückgewiesen, worauf sie ihre Versuche, in den Saal zu gelangen, so lange fortsctz- ten, bis, durch den Lärm angelockt, der Decan der ju ridischen Facultät, Prof. Habictinek, herbeieilte. Der selbe bestieg das Katheder und sprach zu den dentschen Rechtshörern gewendet, etwa folgende Worte: „Sie werden mit mir übereinstimmen, wenn ich im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung die Versammlung auflöse und Sie ersuche, die Angelegeichcit ein anderes Mal und in der Stille abzuthun." Die deutschen Rechtshörer, die Nichts weniger im Sinne hatten, als die öffentliche Ruhe zn stören, leisteten bereitwillig der Aufforderung des Professors Folge und entfernten sich, sich verabredend, heute an einem andern Orte, wo sie ungestörter die Berathung pflegen könnten, die Ver sammlung abzubalten. Auf dem Rückwege mußten sie ein förmliches Spalier tschechischer Studenten passiven, die ein Privatvergnügen sich daraus machten, die deut schen Rechtshörer mit einer Art wohlorganifirter Katzen musik bis auf die Gasse zu geleite». Und als ein Theil der deutschen Juristen zur Leitmeritzer Bierhalle sich auf den Wc^ machte, da escortirte dieselben wierum ein ganzer »chwarm tschechischer Studenten pfeifend bis zur Bierhalle. Tort blieben sic noch eine Weile ste hen, bis die Polizei sie zerstreute. Pcsth, 10. Januar. Der „Pesthcr Llovd" bespricht das gescheiterte ungarische Anlchcn, hält aber neue Weae für möglich, die in dieser Angelegenheit zum Ziele führen. Ein Personenwechsel im- Finanz ministerium sei nicht nötbig, doch müsse. Herr v. Lo-- nyay aufrichtig, offen und entschieden Vorgehen. Die Frage der Salinenscheine hätte sich nicht so zugespitzt, wenn sie von allem Anfang her mit mehr Aufrichtig keit und Offenheit wäre behandelt worden. — Dem „Ungarischen Lloyd" schreibt man aus Wien, daß die Ueberweisung der Staatsschuldenverwaltung in das Ressort des Ministers Ur. Brestel demnächst zu gewärtigen sei (val. oben). * Paris, 11. Januar. Die „France" schreibt: Zwi schen dem Könige von Preußen und dem Kaiser Napoleon hat anläßlich des Jahreswechsels ein sehr frcnndschaftlicher Briefwechsel stattgefnndcn. Die An regung zu diese». Schritte der Courtoisie gehe von dem Könige von Preußen aus, desseu Schreiben in Aus drücken abgefaßt sei, die eine Vcrständlguug der beiden Souveräne und Länder über die großen schwebenden Fragen als leicht erscheinen zu lassen geeignet sind. - Dasselbe Journal bespricht die Bro s ch ü rc „ Das P ap st - tbum und Italien", und sagt, dieselbe biete ein außergewöhnliches Interesse. Die Verfasserschaft werde einer Persönlichkeit zugcschricben, deren Stellung dem Urthcile über die vorliegenden Fragen eine große Auto rität verleihe. — Im Senate wurde gestern über die Petition Baudin und Genossen verhandelt, welche den Senat bittet, gegen das Project des Scinepräfecten, mitten durch den Kirchhof Montmartre einen Boule vard zu legen, Einsprache zu erheben. Der Bericht erstatter Dariste beantragte Ueberweisung der Petition an das Ministerium des Innern. Baron Dnpin un terstützte, Haußmann und der Regiernngscommissar be kämpften diesen Antrag. Tic Debatte wurde heute fortgesetzt und mit 56 gegen 33 Stimmen beschlossen, über die Petition zur Tagesordnung überzugchcn. — In der heutigen Sitzurg des gesetzgebenden Kör pers gelangte zur Anzeige, daß die Interpellation Bethmont's, betreffend die gerichtliche Verfolgung der Zeitungen, von den Büreaux verworfen worden ist. Bei der alsdann fortgesetzten Debatte über das Armee- dcs Prinzen Louis Ferdinand von Preußen an Pau line Wiefel). Ccntralasicn, westlich vom Bclurtagh; von Emil Schlagintweit. Eine Besteigung des Mont blanc; von E. Bernhardi. Das unterirdische Eisfeld an der Dornburg; von M. I. Grandjean. Klopstvck's Briefwechsel; von E. Dorn. Vorkommen und Pro duction des Bernsteins an den preußischen Küsten; von W. Nöggcratb. Zur Werthbestimmnng der Milch; von A. Bogel. In der Gcncralversammlnng des akademischen Tombanvrrrins in Bonn hielt der Dombaumcister Voigtel aus Köln einen Vortrag, in welchem er sich auch über die Ausgrabungen verbreitete, die an der Nordscite des Kölner Doms zum Zweck des Ter- rassenbaues vorgenommen wurden. Man stieß dabei in beträchtlicher liefe auf die Reste eines römischen Tcmpclbaues zu Ehren des Titus, aus die Ucberblcibscl einer Neiterstatue, auf ein römisches Bad und daneben auf die Grundmauern eines Gebäudes aus der Römer zeit, das offenbar durch Feuer zerstört worden war. Neben einem Raume, der zur Küche gedient haben mochte, waren bis zu einer Tiefe von 40 Fuß die Hin terlassenschaften der cülinarlschen Genüsse aufgespeichcrt: Kövfe von Hirschen, Rehen, Ebern, dichte Lager von Austcrschalen, auch die Reste eines Ebers, der, hier einst mehr einheimisch, nur noch in fernen Ländexn an getroffen wird. Unterhalb des erwähnten römischen Bades wurde noch ein zweites Bad bloßgelegt, welches in seiner Einrichtung ans ein Noch höhcrcs Mer zu- rückwies. Etwa 6^0 Münzen vdn Titus an und viel« Geräthschaften wurden aufgefunden. Im künftigen Jahr« sollen die Ausgrabungen fortgesetzt werden niedrige ftachc Stirn und über den Äugenbraucn starke knochige Wülste, mit cinem Worte, eine ausge sprochene BuUeubeißcrpbvsicgnomic, recht gut pastrnd zu den übrigen, zwar nicht großen aber auf starke Muskulatur hinweisenden Skclcttrcsten. Die Waffen die ses Urmenschen bestanden lediglich aus Feuerstein nnd waren, wie dies heute noch bei manchen Wilden geschieht, dadurch gebildet, daß mit dem einen Steine der andere zurecht geschlagen und so die Form einer Art, einer Lanzenspitzc oder eines Messers bcrvorgcbracht werde. Von dem Gebrauche der Metalle findet sich keine Spur, ebenso fehlen alle Andeutungen einer häuslichen In dustrie (z. B. der Thonwaarcnvcrfcrtignng). Und so war jener Mensch ebne Zweifel ein wilder Nomade, welchem im Kampfe mit den invrdlustigen Bestien sei ner Zeit, nur seine Muskclstärke, dic rohe Steinwasse, »jedenfalls aber auch die List zu Gebote standen. Dieses Bild unsrer Vorfahren entspricht freilich nicht der Vor stellung von einem goldenen oder paradiesischen Zeit alter; so gewiß aber rin Mann, der sich, ans niederm Stand« durch eigene Kraft und Intelligenz zu einer boben Stellung emporgearbcitrt hat, ntit gerechtem Stolze auf sein Leben zurückblicken darf, so gewiß ist es auch, daß sich die heutig« gesittete Welt ihrer Ab stammung nicht zu schämen braucht. Schlömilch. j- Jllußrirte Literatur. Das Januarlwft von „Westermann's illsstrirten deutschen Mo natsheften" enthält unttr dem Titel „Rumpelstilz chen" eine Novelle von O. Roqnettc, ebenso eine Ge schichte von Elise Polko, betitelt! „Tas Schloß an der Wtscr". H. Weininger sucht in einem Aufsätze manche irrtbümliche Ansichten über „die mittelalterliche Bewaff nung" zu berichtigen Unter den übrigen Beiträgen heben wir noch folgende hervor: Pauline Wiesel (Briefe * München, 11. Januar. Ter kgl. Gesandte Frhr. v. Perglas ist vorgestern hier eingetroffen und wird sich demnächst nach Berlin begeben. — Tie Kammer der Rcichsräthe hat das Wchrgcsetz mit den bereit» gemeldeten Modificationen in Schlußabstimmuug mit allen gegen drei Stimmen angenommen. — Der kic- hiesige liberale Wahlcomitv für das deutsche Zoll- parlamcnt hat das von dem „volkswirtbschaftlichcn Verein für München" ausgestellte Programm adoptirt, welches eine möglichste Consolidiruug der deutschen Zoll- und Handclsvrrhältnisse, eine Vereinfachung des Zolltarifs sowie eine Beschleunigung des Abschlusses eines Zollvcrtrages mit Oesterreich anslrebt; das Pro gramm spricht sich gleichzeitig gegen das Bestreben aus, das Zollparlament in einseitig politischem Interesse zu verwerthen und die materiellen Jntercj'scn als Neben sache zu behandeln. * Stuttgart, l2. Januar. Ter heutige „Lt.-A. f. W." enthält an der Spitze der Tagcsaejchichtc fol gende Redactivnserklärnng: „Ter Oorrespon- denzartikel vom Lande in Nr. 0 nnsers Blattes hat eine officiellc Erwiderung in der „Karlsruher Zei tung" bervorgcrufcn. Schon der Umstand, daß eine Private orrespon denz des „Staatsanzcigers" cinc officiellc Erwiderung gefunden, würde es uns als unzulässig erscheinen lassen, in eine Eontroverse mit dieser letzter» einzugehcn. Ueberdies möchten wir es nicht wagen, mit einer „höher stehenden Einsicht", selbst wenn sie nicht mit „genügender Macht" ausgestattet ist, uns in öffentliche Erörterungen einzulassen, uiu- svmebr, als durch die angestimmte Tonart ein ruhige matericlle Besprechung des Gegenstandes unmöglich ge macht ist." — Der Eorrespvndcnzartikel vom Lande, welchen der „Lt.-A. f. W." brachte, war gerichtet ge gen die von der „Karlsrnhcr Zeitung" gebrachte und vom 20. Tecember datirte Erklärung vieler Mitglie der beider Kammern des GroßherzogthumS Baden, an deren Spitze der Fürst Wilhelm zu Löwenstein und unter denen die Namen sämmtlicher Minister zu fin den, über eine an diesem Tage stattgefundene Be sprechung der bevorstehenden Zollparlamentswab- len, worin auf dic Wichtigkeit dieser Wahlen und des Zollparlameuts überhaupt für die wirtschaftliche Einigung des deutschen Volkes hingewiesen wird, aus welcher die dauernde politische Einigung lwrvorgehen könne und solle. Als Ausgabe des Zollparlaments wird bezeichnet: I) Förderung des wechselseitigen BersnindnisseS und der Verbindung von Nord und Süddcutschland durch persönliche Annäherung und Umtausch der Meinungen; 2) Umwandlung der nur bis zum Jahre 1"77 gesicherten Zollunion in eine dauernde Einigung; -Y Hinwirkung auf endlichen Eintritt der noch außer halb des IollvereinSgebieteS befindlichen Staaten deS Nord- bundeS (Mecklenburg, Laucnburg und die Hansestadte), und -t) möglichste Ausbildung und Erweiterung der Kompetenzen der Zollunion und daher deS Zollparlaments mit Bezug auf Freizügigkeit, HeimatHS und Niederlaffungsverhältniffe, Paß wesen, Eolonisation, Auswanderung, Geseke über Handels u. Wechselrecht, gemeinsames Maß, Münz und Gewlchtssystem, ErfindungSpatente, SchifffahrtS, (romularwesen, Eisenbahn Verbindungen, Posten, Telegraphen und derartige gemeinsame Interessen des wirthschastlichen und bürgerlichen Verkehrs. Auf Männer, die dies erstreben und dic nöthiae Ausbildung zur Geltendmachung besitzen, sei daher bei deu Wahlen daS Augen merk zu richten. Der Eorrcspondcnzartikcl des „St. Auz. f. W." hatte es nun als auffällig bezeichnet, daß die Männer, deren Namen unter dem Aufrufe ftchen, welche doch in ihrer Eigenschaft als Ständemitzlieder von dem Inhalte der neuen Zollvereinsvcrträge nähere Kenntniß haben sollten, kein Bedenken getragen hätten, dem lediglich in Vollziehung dieser Verträge zu wählenden Zoll parlamente von vorn herein eine Aufgabe zu stellen, bei deren Verfolgung dasselbe nothwendig über die Ver träge hinwegsehen müßte, daß sie mit andern Worten die Abgeordneten für das Zollparlament ohne Weiteres zu einem Verhalten verpflichten wollten, welches nichts Geringeres in sich schlösse, als dic Verletzung der ein- gegangenen Vernagsverbindlichkciten. Im höchsten Grade überraschen aber müsse jedenfalls dic Bethci- ligung bei dieser Kundgebung von Leiten eines Mini steriums, kessen eines Mitglied dic Uebercinkunft vom 4. Juni mitverhandelt hat, dessen Vorsitzender persön lich bei dem Abschlusse des Vertrags vom 8. »Juli thätig gewesen ist nnd welches in seiner Gesammthcit sehr genau wisse, daß die Inständigkeit des Zollparlaments in der angeführten Weise beschränkt worden ist und von den Eontrahenten beschränkt werden wollte. — Tie Polemik der „Karlsruher Zeitung" war vorzugs weise gegen den letzter» Passus gerichtet und wurde mit solgenden Worten eingeleitct: „Roch niemals hat ein ofsiciöses Blatt ans so bodenlose Voraussetzungeil hin die leitenden Staatsmänner eines benachbarten, befreun deten Staates mit solcher Keckheit angegriffen. Gan; - nichtige Ausführungen sind schwer auzufaffen. Doch wollcnjwir es versuchen re." bezeichnen zu können. — In Angelegenheit der Ver waltung der Staatsschuld wurde der endgiltige Beschluß gefaßt, daß die Administration der cvnsolidirten Staatsschuld drm cisletthanischm LaiKesfinailziuiniste ' rium zu übertragen sei. Pray, 12. Januar. Die „Boh." meldet über einen stattgehabten Exceß Folgende-: Die deutschen Recht- Hörer der hiesigen Universität beabsichtigten, am gestri gen Tage um 6 Uhr Abends im „Carolinum" eine Per ¬ gesetz erwiderte der Krieg-minister, Marschall Niel, auf eine Bemerkung des Abg. Picard, dich der Dienst in der mobile» Nationglgarde in keiner Weise die Aus- tMng des Wahlrechts beeinträchtigen solle. Artikel 6 Hcs Gcsctzcs wurde darauf angenommen. Bei der Dis- «Kssion über den 7. Artikel sprach Jules Simon die Hcnuung aus, die Kammer werde ihr gestriges Vo- tzun aufrechterhalten, welches die Stellvertretung in der mobilen Nationalgard« für unlässig erklärte. Als dann wurde Artikel 7 mit 184 gegen 65 Stimmen an die Commission zurückgewiesen und darauf Artikel 0 angenonlmen. — Man meldet deu gestern Mittag er folgten Tod des Herrn Athauase Coquer el, Vater, protestantischen Pastors, Mitgliedes des protestanti schen Consistoriums, bekannt als Verfasser zahlreicher theologiaer Schriften. — Man schreibt der „K. Z.": Der lncsige prtZßische Botschafter Graf v, d. Goltz hat heute Morgen eine sehr schinerzhafte und gefährliche Operation, geleitet von Or. Nelaton und Or. Kolb, glücklich überstanden, und diese ist nach der Aussage der Acrzte als vollkommen gelungen zu betrachten. Das Bcfinden Sr. Excellenz ist dc» Umständen nach befrie digend ; indessen wird er sich vielleicht sür längere Zeit den Geschäften fern halten müssen, welche dem ersten Botschaftssekretär Grasen v. Solms-Sonnenwalde über tragen sind. * Flore«;, 11. Januar. (Tel:) Die Deputirten- ka mm er hat heute ihre Sitzungen wieder ausgenommen. Der Präsident berichtete zunächst über den Empfang der Depnlation de» HauieS, welche dem Könige am Neujahrs tage ihre Glückwünsche darqebracht hat. Der König labe er- wldert, das Land befinde sich in einer sehr ernsten Krists. Se. Majestät hege jedoch daS Vertrauen, daß die Situation, welche sich in jüngster Zeil verbessert habe, bald wieder in einen nor malen Zustand zm mn.tnen werde. Mehr als jemals sei Vor- sicht und Eintracht uatluvcudig. — Demnächst brachten der Fi uanzminister und der Minister sür Unlernchtsangclegcnheitcn mehrere Gesetzentwürfe ein, wobei der erstere zugleich an kündigte, daß er das Fixauzexvos« am Montage den 20. d. M. dem Hause vorlegen werde. — Demnächst nahm der Eonieils Präsident Menavrca das Wart, um die vollendete Neubil dung des Ministeriums mckzutdeilen, wobei er hemcrkrc, daß mehrere Minister sich hätten bestimmen lasten, in ihren Aem- lern zu verbleiben, um nicht die ungewisse Lage, in welcher sich die Regierung befand, zu verlängern. Die Bevölkerung er warte mit ängstlicher Ungeduld, daß daS Parlament sich dal digst >nit der Berathung der admimstrativen und finanziellen Gesetzentwürfe beschäftige. Dem Hause werde baldigst ein Ge setzeniwnrs über dic Provinzialverwaltung vorgelegt werden, sowie eine Reihe anderer Gesetze, welche bestimmt seien, die Staatseinnahmen zu vermehren. Menabrea appellirte an die Eintracht und die Mitwirkung deS Parlaments und sagte: Man dürfe keine Zeit verlieren, um die Finanzen und die Verwaltung des Landes zu regeln. Die Gefahren, welche das Land bedrohen, könnten beseitigt werden durch eine entspre chende Haltung des Parlaments und des ganzen Landes. ES komme vor Allem daraus an, daß es der Reaktion, welche ge genwärtig ihr Haupt erhebe, nicht gelinge, das Werk zu zer stören, daS so große Opfer gekostet habe. — Sodann brachte der Abg. Deluca seinen Bericht über das Einnahmebudgct ein. Im weitern Verlause der Sitzung verlangte der Abg. Eorte, an dic, Regierung eine Interpellation zu stellen über dic militärische» Vtzhältniffe des Landes. Dem gegenüber for derte Eastiglio die Kammer auf, sich ausschließlich mit den finanziellen Gesetzcntwürscn und Maßregeln zu beschäftigen. Auch Menabrea schloß sich dem Vorredner an und verlangte, daß man die Berathung von Interpellationen bis nach Erle digung des Budgets verschieben möge, indem er gleichzeitig dar aus hinwieS, daß die Interpellation Eorte bei Behandlung des Budgets des Kriegsministeriums zur Berathung gelangen könne. Abg. Lotte erklärt sich hiermit einverstanden. Den Schluß der Sitzung bildet die Berathung über Gesetzentwürfe von aus schließlich localen Interessen. — Die gestrige „Gazzetta uffiziatc" veröffentlicht ei» Rundschreiben des Ministers des Innern an dic Prafccten des Königreichs. In dem Circular wird darauf hingewiesen, daß der unbe dingt nothwendige Gehorsam vor dem Gesetze nicht eine Wahr heit werden könne, falls dic Regierung, welche ein solches Ziel mit sorgfältigstem Bemühen zu erringen veranlaßt lei, der dazu erforderlichen Thalkrast und Autorität ermangelt. In einem Staate, wo es Einigen oder sogar Vielen möglich werden könnte, der Ausübung deS Gesetzes Hindernisse in den Weg zu legen oder sonst in solcher Richtung nachthciligc Einstüffe inS Spiel zu bringen, auch, wohl sich selber über Gesetz, Parlament und Rcaierung tu stellen, könne es nur für Wenige Freiheit geben, während alle Andern gerade dadurch dieser Freiheit verlustig qclien, daß recht eigentlich die „Negation aller Freiheit" zur Macht gelangt und auf direktem Wege dem Absolutismus oder der Anarchie zusteuert. Italien hat seine herrliche und fried liche Revolution nicht deshalb durchzesührt, um dzeselbe zu ver ewigen, oder solche Früchte, wie dic obigen, davon zu ernten. ES wünscht die erlangten wcrthvollen Errungenschaften fester und fruchtbringender zu machen und darum bedarf es der Si cherheit und der Ruhe, damit es jene innere Thätigkeit entfal ten könne, durch welche allein Macht, Glück und Weltachtung gewonnen werdciz können. Italien ist mit vollem Rechte stolz und eifersüchtig auf seine Einheit und Freiheit, aber gerade deshalb verlangt die Regierung, welche selbst sich streng an die Wesender Gesetzlichkeit hält, daß ihr die Achtung Aller dafür zu Theil werde, daß kein ungesetzlicher Einfluß von ihc aus geführt wird und daß sie durch thatsächliche Beweise den ent schlossenen Willen knnogiebt, mit Ansehen und Kraft zn regie ren. Um der Tbätigkeit der Regierung größere Kraft zu ver schaffen. bedarf es nur der Ausführung der bestehenden Ge setze. Unter dieser Bedingung allein kann die Freiheit für Alle gefestigt und gewährlc.stct werden; auch würde dic Einheit Ita liens zu der vom ganzen Lande mit Einstimmigkeit angestred- tcn Höhe ohne solche Mittel nicht geführt werden können. Der Minister drückt am Schlüsse sein zuversichtliches Vertrauen in dic Mitwirkung der Präsecten, sowie die Ucbcrzeugung auS, daß seine eigene politische Vergangenheit ihm deren aufrichtigen Beistand sichern werde. Unter Hinweisung auf frühere Be mühungen dcü Parlamente zur.Herbeiführung einer decentra- lisirtcn Verwaltung, welche den Wirkungskreis und di« Auto rität der Präsiden erweitern könnte, pcrbeißt her Minister den leütcrn nachhaltigen Beistand, nm die Achtung vor dem Gesetze und die Grundsätze der Sittlichkeit aufrecht zu erhalten. * Rom, 11. Januar. (Tel.) Der „Osserv Romano" dementirt die Angabe» des Journals „Jtalie" über stattgefundcne Desertionen in der päpstlichen Ar mee und wirft der „Nazivne" vor, Zwietracht zwischen der päpstlichen und der französischen Armee säen zu wollcn, wenn das Blatt behaupte, der Papst habe auf dic Beglückwünschungen der französischen Offiziere in kürzerer Weise geantwortet, als auf diejenigen der päpstlichen Offiziere. * Loudon, 11, Januar. Bei dem neuerdings in Dublin verhaftetcn Fenier, nameils Lennon, wur den wichtige Papiere vorgefunden, welche über die Pläne her fenischcn Partei Aufschlüsse enthalten sollen. — Dein Vernehme» nacb beabsichtigt die Regierung, noch weitere Preßprocesse gegen irisch« Blätter anznstrxngcn, LI. Peser-bnrg. 10. Januar. Der „Russ. Inva lide" sagt, Pie i-Fricdensversicherimgen der »fstciösen Organe tn Frankreich bleibt» kraftlos und beruhigen Niemand. Im.Gegentheil sei das Mißtrauen zwischen den Macht«»: stärker, als jemals. DK verlängerten Debatten über hie Mftitärreformcn seien ein Beweis für chif gefährlichen und geheim«« Prvjecte Frankreichs für chieses Mr. Konstautln^pl, 4. Januar. (Levantepvft.) Die Pforte schickt zwei Slah-0!.ffi-i««e nach Adrssinisn. — Prinz JzzePin erhält einen französischen Obersten Januar. (Levantepost.) Die Kammer wurde auf zehn Tage vertagt. — Der hiesig« türkische
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)