Suche löschen...
Dresdner Journal : 31.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186710312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18671031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18671031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-10
- Tag 1867-10-31
-
Monat
1867-10
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 31.10.1867
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rn8 sehcn. Demgemäß habe« die drei Drputirtea der Ver- fammlung, die Herren Gontard, vr. Paffavaat und vr. Rumpf, sowie die Senatoren vr. Mumm und vr. Berg heute Morgen mit dem Schnellzuge die hiesige Stadt verlassen. Hamdnrg, 29. Oktober. Die „Börsenhalle" schreibt: In Betreff der Part»-Hamdurg er Eisenbahn über nimmt Hamburg die Herbeischaffung eine» bedeutenden Baukostenantheil», wogegen KötnMindner PrioritStrn der neuen Bahn zu einem bestimmten Course validtren werden. Hamburg überläßt der Bahn auf Hamburg- schcm Gebiete StaatSgrundeigenthum unentgeltlich. Der Bau beginnt im nächsten Frühjahr und dauert 5 Jahre. Lübeck, 28. October. (H. N.) DieAuflösung der Bürgergarbe, welche vor 8 Tagen durch Senat und Bürgerschaft beschlossen wurde, hat gestern mit einer Schluß- Parade stattgefunden. Der Mißstimmung, welche sich in der gesammten Bevölkerung über die formlose Art aus gesprochen hatte, mit welcher die Fahne des ContingentS bet dessen endlicher Auflösung vom Senat entgegen ge nommen war, halte man diesmal Rechnung getragen und der ganze Act wurde mit großer Feierlichkeit voll- zogen. * Wien, 29. Oktober. Die heutige „W. Z." ver öffentlicht in ihrem amtlichen Theile den vom 5. August d. I. datirtrn Staatsvrrtrag zwischen Oesterreich und Preußen wegen Herstellung der Eisenbahnver bindungen Land-Hart« Echwadowitz und Wil» denschwert-Glatz. Die Auswechselung der Ratifi- cirungen hat zu Berlin am 4. Oktober stattgefunden. — Weiter enthält das amtliche Blatt das nachstehende königliche Reskript an den königl. Stellvertreter der Banalwürde in Kroatien und Slawonien, Baron Le vin Rauch v. Nyek: „Wir, Franz Joseph I. rc. rc. Lieber Getreuer rc. re. Die Interessen unsrer Gesammlmonarchie und daS deren con- stitulioueller Neugestaltung in entsprechender Würdigung viel- bundertjahriger historischer Ergebnisse zum Grunde gelegte oberste RegierongS- und Verwaltungspriucip erheischen es mit gebie terischer MothwendigkeU, daß die Zusammengehörigkeit aller einer und derselben Reichshälfte und namentlich einer uud der- felbeu Krone angehöreuden Königreiche und Länder in einer alle ihre gemeinschaftlichen Angelegenheiten umfassenden ver fassungsmäßigen Gcsammtvertretuug zu einem organischen und wahrhaft lebenskräftigen Ausdrucke gelange, um nach genauer Fixirung der derselben ausschließlich ,»kommenden gemeinschaft- ucheu Angelegenheiten und deren Verhandlungsart das Maß und den Umsang der deu einzelnen Königreichen und Ländern zukommeoden autonomen und nationalen, legislativen und ad ministrativen Befugnisse aus festgeregelter Grundlage klar und unverrückbar bestimmen zu können. „Da nun die beinahe seit acht Jahrhunderten zwischen Un sern Königreichen Kroatien uud Slawonien und Unserm Kö nigreiche Ungarn zum beiderseitigen Heile bestandene Zusam mengehörigkeit nicht nur seiteu Unsrer erstgenannten König reiche wie in früherer, so auch in neuerer Zeit, in deren Uus am t". Februar, 10. März uud 10. Decembcr 1866 uuterthä- nioft unterbreiteten Landtagsadreffen offen und unumwunden anerkannt und hervorgehobco, sondern da dieser durch Jahr hunderte, Gesetz und gemeinschaftliche Verfassung geheiliate Ver band auch von Uns zu wiederholten Malen ans das Entschie denste ausgesprochen und durch Unsre, am 8. Juni d. I. glück lich vollzogene Krönung uud Unsre königliche Sanktion, welche Wir dem Uns vom ungarischen Reichstage unterbreiteten De- legationsgesetze zu ertdeile« befunden, m verfassungsmäßiger Weise auf das Feierlichste bekräftigt worden ist, so halten Wir es für Unsre königliche Pflicht, der Vertretung der Königreiche Kroatien und Slawonien zur legalen Berathung darüber: wie sie unter gehöriger Berücksichtigung des derselben mittelst Un ser- allerhöchsten RcscriptS vom 23. April 1887 mitgetheilten Beschlusses Üusers ungarischen Reichstages eiueStheilS am ge meinsamen, alle den fämmtlichen Königreichen und Läodcru der h. Stephanskrone gemeinschaftlichen Angelegenheiten einzig und allein zu verhandeln habenden Reichstage und wie sie anderer seits in deu von Seite der ungarischen Krone zu entsendenden Delegationen vertreten sein wolle, und endlich wie sie die zwi schen dem Königreiche Ungarn und den Königreichen Kroatien und Slawonien annoch obwaltenden AuSglttchSverhaudlungeu einer ersptießlichen endgiltigen Austragung zuzusühreo gedenke, neuerdings Gelegenheit bieten und eröffnen zu müssen. Indem Wir Uns demzufolge allerguädigft entschlossen, den Landtag Unsrer geliebten Königreiche Kroatien und Slawonien dem nächst einzuberusen, glaubteu Wir bei dem Umstande, daß in diesen Lä deru weder bezüglich der Laudtagscoordinirung, noch auch bezüglich der derselben zu Grundt liegenden Wahlordnung irgendeine gesetzliche Norm oder auch nur irgendwelche gesetz liche Gepflogenheit vorhanden ist, vor Allem für eine Verfü gung Sorge tragen zu müssen, nach welcher für jetzt und biS dahm, als eine gesetzliche Vereinbarung zwischen dem Landtage und der Krone diesbezüglich getroffen werden wird, die Laud- tagsvertrclung besagter Königreiche zu erfolgen haben wird. „Wie Wir es nämlich bereits in Unserm allerhöchsten Re- scripte vom 21. Februar 1861 ausdrücklich bervorgehoben, ist die ,m Jahre 1848 vom damaligen Banns Frhro. v. Jellachich angeordnete und von deu Einflüssen der damaligen bewegten Zeit getrageue Landtags- und Wahlordnung eben nur sür den Landtag vom Jahre 1848 eingeführt und unter wesentlichen, mittelst obenerwähnten k. Rescripts augeordueten Veränderun gen auch für den Landtag 1861 und später laut des an den BavuS Freiherr» v. Sokßevich am 24. Mai 1865 ergangenen allerhöchsten RescriptS auch für deu Landtag vom Jahre 1885 mit der ausdrücklichen Beschränkung beibehalten worden, baß die vorerwähnte Laudtag», uud Wahlorduung eben nur für jeden dieser Heiden Landtag in Auwenduua ,n bringe« sei. „Je weniger es nach dem vorau-geschickte» beiweftelt wer- de» kann, daß Alle, du seit der «eueu llmgeswliungopenvd? in de« Jahre« 1848, 1861 und 18S5 emberusenen Landtage immer nur nach einem »6 doo «ud jedeSmal u«r tau«! pro »uoc genehmigten Modus zusammengesetzt worden find; ko glau ben Wir deouoch Unsern geliebte» Kovigieichen Kroatin« nud Slawouie» einen neuen Beweis Unsers königlichen Wohlwollens und der von noS jederzeit aufrichtig anaestrebte« Verständigung mit denselben dadurch za geben, daß Wir die von deren letzter landl i^luv r Vertretung im Jahre 1866/67 diesbezüglich a»S- gearbeiteten nud Un» unterbreiteten Vorlagen mit Ausnahme lener weuigen Bestimmungen, die mit wohlerworbenen histori schen nud versaffavg-mäbtgen Ansprüchen «ad Berechtigungen im offenbaren Widerspruche stehen, aozuuehmeo uud als Gruud- lage für den nächstfolgenden Landtag mit provisorischer Ge setzeskraft zu verfeheu befunden haben. „Demgemäß haben Wir die wesentlichen vom besagte« Land tage beantragten Bestimmungen, uud oameutlich die vou dem selben angetragene jedeufallsige Einberufung deS kroatisch slawo- uischen Landtages in die Landeshauptstadt Agram mit Hinweg- lassuug jedweder früher vorbehaltenen B > d äukuug, und ebenso den Antrag, daß im Falle der vor Ablauf der LegiSlatarperiobe allenfalls anzuorduenben LaudtagSauslösavg sogleich Neuwahlen ausgeschrieben werden sollen, und daß der nachfolgende Landtag spätestens drei Monate nach Auslösung deS frühe,« zusammen- zutreten habe; serner die beantragte Zahl von 66 Volksver tretern und die Bestimmung über die ledensalls als Wahlorte zu gellen habenden Orte allergnädigst anzunehmen und zu be stätigen; die Wahl de- LandtagSpräsideuteu und der beide« Direpräsidente« der Uo» früher Vorbehalte»«« Erne««««« und Bestätigung zu entkleiden und endlich die vom besagte« Land tage evtworfene Wahlordnung mit unwesentlichen Abänderungen beizubehalten und zu genehmigen befoude«; — während Wir andererseits ans diejenigen Beftimmuugen der diesbezügliche« Entwürfe, wonach eine, wenn auch nicht bedeutende Anzahl Unsrer höchste» kirchliche» u»d weltlichen Würdenträger und ebenso ein Theil der Landesmagnaten ihres ihnen historisch und versaffungsmäßig zukommenden persönlichen Sitz- und Stimm rechtes-entweder ganz verlustig gehen, oder aber hierin durch die beantragten vielsettigen und io dieser Ausdehnung in keinem andern Lande vorkommenden Qualificatiousetfordernisse in un gerechtfertigter Weise verkürzt und beschränkt werden müßte, angesichts der Un» obliegenden, die Wahrung aller der einzelnen BevölkerungSklaffen gesetzlich zustehenden Rechte iu gleich ge wissenhafter Weise austrebeuden königlichen Verpflichtungen em- zugeben durchaus nicht in der Lage waren. „Nebstbei haben Wir in richtiger Erwägung des Umstandes, daß eine ruhige, besonnene und unparteiische Leitung der Wah len sür sämmtliche dabei Berechtigte von großem und durchaus nicht zu unterschätzendem Belange sei, für besagte Leitung deu im Jahre 1861 mit allerhöchster Entschließung vom 21. Februar d. I. vorgeschriebenen Modus auch fernerhin beizubehalten, und überdies im Hinblick auf alle dem sreieru Fortschritte huldigen den Länder den im betreffenden Lavdtagselaborate zu hoch ge- griffenen und mit den vorhandenen Verhältnissen in keinem richtigen Ebenmaße stehenden Eeusus von 6, 20 und 60 Fl. aus 6, 15 und 30 Fl. festzuseyen befunden. „Indem Wir daher der UnS seinerzeit vorgelegten und in Gemäßheit vorstehender Grundsätze modificirteu Laudtagscoor- dinirungs- uud Wahlordnung, wie erwähnt, für jetzt und in solange, al- uicht im geletzlichen verfassungsmäßigen Verein- barnngswege etwas Anderes fcstgestellt werden wird, Unsre aller höchste Genehmigung ertheilen, beauftragen Wir Eure Liebe« und Getreuen, die hiermit milfolgenden Anordnungen in her kömmlicher Weise sofort verlautbaren und io deren Gemäßheit die ungesäumte Vornahme der Wahlen sür den demnächst ein- zuberufenden Landtag vornehmen und bei Eröffnung desselben ihm gegenwärtiges allerhöchstes Rescript sammt Beilagen kund geben lassen zu wollen „Gegeben iu unsrer Haupt und Residenzstadt Wien am 20. des Monats October im Jabre des Heils cintaasrod achthundert siedennndsechzia. Unsrer Reiche im neunzehnten. Franz Jo seph. Emil Freiherr v. Kuffevich, Feldzeugmeister. Auf aller höchste Anordnung Sr. k. k. apostolischen Majestät: vr. Eduard Jellachich v. Bujim." AZ Pari», 28. October. Der Kaiser von Oester reich empfing gestern den Marquis de Moussier und hatte mit demselben eine lange Unterredung. — Der Kaiser Napoleon empfing gestern vor der Abhal tung des MinisterratHS den Marquis Pepoli — Ein schreckliches Eisenbahnunglück hat sich auf der französischen Noidbahn zugetragen; der von Ca lais kommende Erpreßzuz gerieth gestern früh 7 Uhr zwischen Gonesse und Pierrefitte aus den Schienen; die erste Depesche giebt die Zahl der Getödteten und Ver wundeten auf ungefähr 80 an. DaS Hospital Laiiboi- fl-re hat sofort Aerzte, Tragbaren, Verbände u. s. w. mittelst Ertrazuges abgeschlckt — In Toulon ist daS zweite Geschwader heute Morgen mit der Brigade Pottier in See gegangen. DaS 59. und 80. Regiment mit einer Batterie und Convot sind eingefchifst und fortwährend treffen noch neue Trup pen hier ein, welche eingtschifft werden sollen. Rom, 23. October. AuS glaubwürdiger Quelle gehen der ,,W. Abdp." über die letzten Vorgänge in Rom nachstehende Interessante Notizen zu: Schon seit einigen Tagen war es in Rom bekannt, daß der revo lutionäre Comits, namentlich um die öffentliche Mei nung irrezuführen und den Glauben einer für den hei ligen Vater ungünstigen Stimmung der römischen Be völkerung zu verbreiten, sich damit beschäftigte, eine Art Jnsurrection in Scene zu setzen. Wirklich ließ sich gestern Abend gegen 7 Uhr i« der Gegend der Cttta-Leonino (Quartier de» Vatikan») eine starke De tonation vernehmen. ES zeigte sich, daß unter der Ca» ferne der Zuaven, genannt Sertstori, eine von der Be- wegungspartei angebrachte Pulvermine in die Luft ge gangen sei. Ein Theil der Eafern« ward, zerstört. Lridrr wurden einige brave Soldaten und mehrere zu fällig dir Straße pasfirrnde Leute unter den Trüm mern begraben. Gleichzeitig hatte sich eine etwa 300 bi» 400 Mann starke Bande au» Leuten bestehend, welche in den letzten Tagen sich in kleinen Wagen oder ein zelnen Gruppen in die Stadt geschlichen hatten, gebil det und in Waffen bei der Pyramide de» Cestiu» ver sammelt; sie drang durch da» Paulu»Ihor in die Stadt, durchstrich die gegen Ara-Eöli führenden Straßen, griff einen Offizier der Gendarmerie an, welcher sich tapfer vertheidigte, und suchte unter dem Rufe: ,,E» lebe Ga ribaldi und die Republik" sich deS EapitolS zu bemäch tigen. Hier jedoch erreichte der verbrecherische Versuch sein Ende. Die Truppen waren mittlerweile herbeige- eilt und einig« Dechargrn der Infanterie genügten, um die Angreifer in die Flucht zu schlagen, von welchen ein großer Theil auf frischer That ergriffen und in Haft genommen wurde. In wenigen Minuten war die Ruhe wieder hergrstellt. Nirgend» hatte da» römische Volk mit der Bewegung sympathisirt, deren Theilneh» mer den bisher gepflogenen Erhebungen zufolge bei nahe alle von außen gekommen waren. Die Truppen haben nur ungefähr 12 Mann an Todten und Verwun deten verloren. Die Garibaldianer erlitten viel bedeu tendere Verluste, den Blutspuren nach zu urtheilen, welche nach dem Kampfe auf der Wahlstätte Ara-Cölt am Fuße der zum Capitol führenden Stiege vorgrsun- den wurden. In der Caserne Eeristori hatte da» schändliche Attentat die meisten Opfer gefordert. Bon 9 Uhr Nacht» an herrschte überall die tiefste Ruhe. Die Kaffeehäuser und andere öffentliche Orte waren geschloffen, und heute erblickt man überall nur Neugie rige, welche laut und entschieden das Attentat verdam men und unter Aeußerungen lebhafter Befriedigung die zahlreichen Schaarrn der Unruhestifter vorüberführen sehen, welche während der Nacht und des Morgen» der Polizei in die Hände gefallen sind. Die Behörden und die Truppen haben bei diesem Anlässe die eifrigste Thä- tigkeit entwickelt und sind überall sofort und mit größ ter Energie eingeschritten. Die Haltung der Einwoh ner der römischen Hauptstadt war eine nach jeder Rich tung hin befriedigende. — Ueber den verunglückten Putsch in Rom wird der ,.A. Z." unterm 23 berichtet: „Gestern Abend ge gen 7 Uhr höite man eine starke Detonation, etwa wie mehrere gleichzeitige Kanoncnschläge, bald darauf Ge- wchrseuer. Eine Mine und mit ihr ein Theit der gro ßen Caferne Serristort, deS Quartiers der Zuaven in der Nähe deS vaticanifchen Palastes, war aufgeflogen. Bis diesen Nachmittag 4 Uhr waren 16 Verwundete und 6 Todte unter den Mauerirümmern hervorgezogen. DaS Gewehrfeuer war widcr einen Haufen Bewaffneter gerichtet, der den CapitolSthurm ersteigen und Sturm läuten wollte. Viele wurden verwundet, Einen fand man todt auf Piazza-Ara-Cöli. Auch auf andern Punkten der Stadt erfolgten Zusammenstöße, doch verliefen sich die Unruhigen vor den Flintenschüssen de» Militär». Die Aufregung ist sehr groß." Unter dem 24. meldet sodann derselbe Berichterstatter: Noch vor Abend er schien gestern eine Bekanntgabe deS Platzcommandanten Generals Zappi, „welche im Interesse und zum Schutze der guten und loyalen Bevölkerung der Hauptstadt" Rom in den Belagerungszustand versetzt. Daß die Ucberrumpelung der Porta-San Paolo mißlang, ver schuldete di« Unpünktlichkeit, der Aufständischen außer halb der Stadt Das Hauptwaffendepot war nämlich bei Ponte Cello auf dem Wege nach der alten Abtei Tre-Fontane, wohin der Weg durch Porta San-Paolo führt. Da man nun auf jene Waffen verachten mußte, fo unterblieb auch das Stelldichein der 1200 zu ihrer Empfangnahme Verbundenen in Via bei Ccrchi, mithin auch ein stärkerer Angriff deS Capitols durch Bewaffnete. Die Führer waren nicht aus der Stadt, aber die Masse bestand aus bezahltem römischen Pöbel, der zwischen den Bayonneten der auf ihn eiadringenden Soldaten angstvoll um sein Leben bat und „Viva Pio Nono" rief. Etwa hundert davon wurden verhaftet. Außer drei am Fuße deS EapitolS gefallenen Gendarmen und 6 ver- wundcten Füsilieren hatten die Päpstlichen im Handge menge keine weitern Verluste, die Gegner erhielten viele Bayonnetstiche und hatten 3 Erschossene. — Da» heutige „Giornale di Roma" schreibt über den Aufstand-versuch i« der Stadt: „Gestern (am22) Abend wurde infolge der Bemühungen der Garibaldianer, welche sich hrtmlich in die Stadt etngeschlichen hatten, mit Hilfe einiger, den untersten Klaffen der Bevölkerung angehörendea schlechten Subjekte versucht, die öffentliche Ruhe zu stören, welche bisher ohne Unterbrechung ge herrscht hatte, um vielleicht jenen Vorwand jtz finden, von welchem die ganze Welt weiß und welchen man schon lange sucht. Dit vtweguag begann mit der Erplofion einer Orfini'scht» Bombe, welche auf den Platz Eolonna geschleudert wurde, glücklicherweise ohne Schaden zu verursachen. Hierauf folgte die Erplofion eine-Pulver fasses, welche- man durch einen Canal in einer Ecke der Caserne Serristort deponirt hatte. Einige Musiker de» Zuaventvrp- wurden da» Opfer diese- Attentat». Gleich zeitig wendeten sich einige diese» Pleb» gegen da» Capi tol, um di« Wach« daselbst anzugreifen, aber der Wider stand dieser Soldaten und einige abgefeuerte Schüsse genügten, um die Leute zu zerstreuen und zur eiligen Flucht zu bringen. Dasselbe hat sich auf einigen andern Punkten der Stadt wiederholt. In den verschiedenen Scharmützeln, welche die gewöhnlichen Recognoscirung»- Patrouillen zu bestehen hatten, wurden ein Brigadier, ein Gendarmen Unter brigadter und ein Gendarm ge» tödtet und zwei Soldaten verwundet. Am Fußt de» Capitol» fand man die Leiche eine- Unbekannten unter einem Haufen weggeworfener Waffen, und in der Nähe von Pontcrotto fand man zwei andere Leichen, die eine mit einem rothen Hemd bekleidet, die andere mit der Scheibe eine- Dolch:- zu ihren Füßen. An den an vielen Orten zurückgelaffenen Blutspuren ließ sich deut lich erkennen, daß viele Aufrührer verwundet wo« den find. Mehr al- 100 Individuen wurden verhaftet. Sie zitterten für ihr Leben, und viele unter ihnen riefen in der Absicht, Pardon zu erhalten: „ES lebe Pius IX.I" Auch wurden viele al- Zuaven verkleidete Individuen verhaftet. Es sind dies zumeist Fremde. Jene, welche der römischen Bevölkerung angehören, find, wir wir bereit- erwähnt haben, au» den untern Schichten de» Volkes, und gestanden auch, daß sie sich durch Geld zur Theilnahme an dem Aufstande verleiten ließen. Die Bewegung hat nur kurze Zeit gedauert. Die Truppen aller Waffengattungen hab«n ihre Pflicht bewundernS- werth erfüllt. Die ganze Stadt, welche durch die Kühn heit der Aufrührer verblüfft und sodann aufgebracht war, hat nicht nur an der Bewegung keinen Aniheil genommen, sondern hat durch ihre Haltung gezeigt und zeigt dies noch immer, wie sehr sie ei« so abscheuliche» Attentat verachte und verabscheue." Floren;, 25. October. Die auf kurze Zeit wieder her-gestellte Telegraphenvcrbindung mit dem Kirchen staate ist heute abermals unterbrochen worden, so daß man hier über die neuesten Vorgänge in und bei Rom keine genaue Kunde hat. Nur wa» im Rücken der Ga- ribaldi'schen Echlachtlinie vorgeht, kommt rasch zur Kcnntniß der Florentiner Journale und deS Florentiner PublicumS. Daher kommt es denn, daß die Mitlhei- lungen über daS Vorrücken Garibaldi'S bi» zum heutigen Tag reichen, während über den Aufstandsver- such in Rom selbst nur ältere Nachrichten vorliegen, lieber die Operationen Garibaldi'S veröffentlicht die „Riforma" in ihrem heutigen (Nachmittag»-) Blatte, mit der Versicherung, daß sie genaue Mittheilungen über die Insurrektion in Rom uud in den römischen Provinzen, in dem Maße, al» sie rintreffen, publiciren werde, folgende Telegramme: „23. October, HO Uhr Abeods. Ich halte Paffo-Covese und Montemaggiore mit deu vereinigten Truppen Menotti'S, Caldesi'S. Salamone's, Mosto'S und Frigyessi's besetzt. Ga ribaldi." „24. October, U4 Uhr Abends. Es herrscht io Rom noch immer eiue sehr lebhafte Bewegung. Vou Zeit zu Zeit finde« Angriffe auf die päpstlichen Truppen statt. General Garibaldi ist diese» Abend io Montemaggiore. Die ersteo Colonoen der Insurgenten si d in Monteroiondo." „25. October, 0 Uhr Morgens. Garibaldi ist in Monte- rvtvndo. Man hört in Paffo Eovese Kanonendonner und Ge wehrsalven Ein Vorpostengefecht hat sich zwischen denJnsnr- geoten und den Päpstlichen entspanne»." In Rieti hielt Gaiibalbi am 23. d., bevor er an die Grenze ausbrach, nachstehende Ansprache an die Bevölkerung der Stadt, welche sich um sein Hotel an- gesammelt hatte: „Ich bin wahrhaft glücklich, nach ungefähr zwanzig Jahren diese ichöoe Stadt wiederzusehen, wo man mich mit großherzi ger Gastfreundschaft ausgenommen, and «S gereicht mir zor Be- rriedigong, Volk »od Heer iu salcher Eintracht zu sehe«. DaS ist die Bürgschaft sür Alle-, die Bürgschaft deS Siege»! (Rufe: Es lebe Rom!) Wir werden nach Rom gehen! (Zurufe.) Mit deu Freiwilligen, welche das Volk giebt, und mit unser« Tapscrn vom Heere werde« wir eine« Spaziergaag nach Rom mache«. (Beifall.) DaS ist der schönste Tag meine- Leben». (Anrufe.) Diese Demonstration ist eia wahrhaft überwältigendes Schau- daS am wenigsten wirksame, so mußte eS doch, als Grundlage der ihm folgenden, dem Vortragenden zum Ausgangspunkte seiner Darstellung der gewaltigen Schöpfungen de» Dichter» au» der englischen Geschichte dienen. Die Versammlung folgte mit gespannter Auf merksamkeit dem Genäc'schen Vortrag. Die nächsten Sonnabend den 2. November folgende Vorlesung wird „Heinrich IV." mit seinem unvergleichlichen Falstaff, dem unerreichten Vorbild humoristischer Charakterzeich nung zum Gegenstände haben. 1- Dresden. Kunstfreunde werden mit großem Jn- teresie von einer Ausstellung Kenntniß nehmen, welche am 31. October im AuSstellungSsaale der Brühl'- schen Terrasse (Thüre ll.) eröffnet wird. Die zum Besten der KünstlerhauSbaukaffe veranstaltete Ausstel lung bietet Handzeichnungen au» der Sammlung Sr. Majestät de» König-, von Corneliu-, Koch, Emler, Schwind und «ine Auswahl au- dem Dante-Album. (Nähere- ist au- dem Jnseratentheile zu ersehen.) Pariser Briefe. Paris, 28. October 1867. Obgleich der politische Horizont sich wieder sehr um- düstert hat und eine scharfe KriegSluft über unsern Häuptern weht, so leben wir doch vorläufig hier in Pa rt» herrlich und in Freuden; die Fest«, die zu Ehren de- Kaiser» von Oesterreich veranstaltet find, rol len sich nach und nach in stolzer Pracht vor unsern ge blendeten Augen ab, und der EnthufiaSmu», den die Pariser Bevölkerung schon beim Erscheinen de» ritter lichen Monarchen in ihren Mauern manifestirt hat, ist von Tag zu Tage im Zunehmen begriffen; Se. Maje stät ist der fortwährende Gegenstand begeisterter Ova tionen, die sehr huldvoll ausgenommen wurden. Man spricht bereit» von einer Verlängerung de» kaiserlichen Aufenthalt», zu welchem dtefe freundliche Aufnahme we sentlich «itgewirkt habe« soll. Dit Reche der Feste wurde mit einer großen Revue im Bvt»-de»Bo»logae, auf der Renabah« »o« Loag- champ, eröffnet. Die ganze Armee von Pari» war ausgerückt; die gesammte Infanterie, etwa 50,000 Mann, war mit Chassepotgewehren bewaffnet. Die Cavalerie war besonder- schön vertreten: die Gardecavaleriedtvi- sion, die Chasseur- und Dragoner der Armee von Pa ri», zwei Kürassier- und zwei Carabiniersregimenter bildeten ein imposante» Ganzes. 60,000 Säbel und Bayonette glänzten im Sonnenlicht, unzählige Menschen massen drängten sich an die Umzäunungen der gewalti gen Rennbahn, die großen Bäume des Gehölze» waren mit Neugierigen gefüllt und ächzten unter der unge wohnten Last dieser ungewohnten Gäste, di« sich so ohn« Umstände in ihren Zweigen eingenistet hatten. DaS herrlichste Wetter begünstigte da» Fest — rS war in je dem Sinne ein glänzender Tag. Um 2 Uhr erschienen die beiden Kaiser und wurden vom Volke und der Armee jubelnd begrüßt. Die Re vue, unter dem Befehle deS Marschalls Canrobert, ging rasch vor sich; um 3 Uhr begann daS D-fil- und dauerte eine Stunde; da- Terrain war leicht »«gefeuchtet, kein Staub in der Luft und die Atmosphäre so durchsichtig, daß man von einem Ende der Rennbahn bi» zum an dern alle Details genau unterscheiden und die Piäci- ston der von den Truppen auSgeführtea Bewegungen ungestört bewundern konnte. Die Revue schien beendet und die Menge war schon auf den Heimweg bedacht, aber die Cavalerie stand noch unbeweglich, aufgerollt auf einer langen, unabsehbaren Linie; plötzlich setzte sie sich in Bewegung, der Boden dröhnte unter den Hufen der Pferde, sämmtliche Schwadronen führten gleichzei tig einen Sturmangriff auf die Tribünen au», aus wel chen die Kaiserin mit der Königin von Holland umge ben von einer Menge von Damen „im schönsten Kranz", saßen — plötzlich ertönte ein Signal, der Angriff war unterbrochen, „denn die Regimenter fesselt da» starre Commando" und „lautlo» steht die Front!" Da war ein schöner Anblick und lauter Dolksjubrl belohnte di« Söhne de» Mar» für ihr vortrefflich gelungene» Manöver, da» die Revue beschloß. Die beide« Kaiser stiege« vom Pferde uud Krauz Joseph küßte mit ritterlicher Eourtotfie der Kaiserin Eugenie die Hand und fuhr hierauf in einer offenen Kalesche, begleitet von rtnem Detachement der Hundert Garden, nach Pari» zurück, während die französische« Majestäten sich nach St. Cloud begaben. Auf seiner Heimfahrt wurden dem Kaiser von Oesterreich vielfache Ovationen bereitet; da» Gedränge um seinen Wagen war so arg, daß die Polizei einschreiten wollte, um di« Fahrt nicht aufzuhalten, waS der Kaiser jedoch ent schieden verbat; da trat ein Mann au» dem Volke an den Wagen heran, reichte dem Kaiser die Hand und sagte: ,,8ir«, o'vot I« kröne«, q»i ilonn« UN« poigaöo cke moin t l'äntrick«!" („Sire, Frankreich drückt Oesterreich die Hand!") Der Händedruck wurde freundlich erwidert. — Diese Scene ist mir von einem glaubwürdigen Freunde mitgetheilt worden, der sie selbst angesehen zu habe« versichert. Gestern war große Jagd in St. Germain; die beiden Kaiser hatten sich in Reuilly bei Part» (ehemalige» Lust schloß Ludwig Philipp -, da» aber im Jahre 1848 zer stört worden ist) Rendez-vouS gegeben und trafen um 11 Uhr auf dem Jagdterrain von Fromainville ei«; dieses Terrain bildet ein weitläufige» Gehege, in wel chem durch die Fürsorge de» Oberjägermeisteramte» 4000 Stück Wild eingehegt waren. Gleich nach Ankunft der Majestäten begann dir Jagd auf «in Signal de» Ober- jägermeister», Prinzen von der Moskwa. Napoleon III. bediente sich dabei zum ersten Male eine» neuen Jagd gewehre»: eine» Carabinerhinterlader» neuer Erfindung, di« sich vortrefflich bewährt hat. Der Kaiser Franz Joseph hat vor der glänzenden Jagdgesellschaft seine« alten Ruf al» ausgezeichneter Schütze neu bewährt; 420 Stück Wild find von Sr- Majestät und 1760 Stück von der gesammten Jagdgesellschaft erlegt worden. Nach 1 Uhr wurde die Jagd durch da» Frühstück unterbrochen. Di« Vorbereitungen zu diesem Frühstück, da» in freier Luft eingenommen wird, find originell genug, daß sie Erwähnung verdiene«: ei« «ng«heurer Wag««, der ta seinem Jaaer« Köche, Küchenjungen, Lakai««, victualie» «ad Mundvorräth« all«r Art birgt, b«gt«bt sich auf d«n zu« Frühstück»platze «»»ersehe»«, Punkt; hier »erd«« sogleich große Feuer angezündtt, auf deue» sehr bald Cotelrtten, Omeletten rc. schmore» und braten. Kälte- Fleisch, Pasteten, Geflügel, Kuchen, Früchte und Kaffee vervollständigen da- Frühstück, da- natürlich nebenbei noch durch die edelsten Weine und die feinsten Liqueure angefeuchtet wird. Nero, der LieblingSjagdhunv de» Katser-, scheint mit dem Küchenperfonale besonder- be freundet zu sein; er schwäazett verbindlich um di« Küchen- deSpotrn herum und erschnappt allenthalben einen guten Biffen. Eine Specialttät Nero- ist sein Hal-band: eia einfacher Lederstreifea mit einer Messingplatte und der Inschrift in großen Buchstaben: „äurc luilori«»." Bei den Jagden beweist Nrro sein große» Talent und zeigt sich der besonder» Zuneigung seine» Herrn würdig; der Kaiser hat auch immer ein frrundlichrS Wort oder eine Liebkosung für ihn. Nach 4 Uhr war die Jagd beendet; die erlauchten Jäger schienen mit de« erzielte« Resultate« zufriede« und zogen sich, nachdem sie ihre hohe Befriedigung mehr fach ausgesprochen hatten, wieder in ihre betreffenden Residenzen zurück. , Heute findet zu Ehren Sr. apostolischen Majestät im „Hotel de Ville" ein große» Banket statt, dem eia Concert folgen wird. Für morgen ist ein Autflug nach Versailles festgesetzt: Besichtigung de» Schlosse» und Frühstück ta Trianon. Mittwoch begirbt sich drr Hof mit seinen erlauchten Gästen auf zw«t Tage nachCom- ptögue; der eine Tag soll zu einem Besuche de» alten Schlosse» von Pierr«foad», da» der Kaiser neu hat etn- richtea lassen, den andern Tag zu einer großen Jagd im Walde von Compitgae, verwendet werde». Die österreichsche Majestät hat sich noch einer be« soader» zarten Aufmerksamkeit der hiesige» Dame« der Halle zu erfreuen gehabt. Eine Deputation dieser Damen, welch« da» Loo» d«z«ichatt halt«, hat aus ihr Ansuchen di« Ehr« gehabt, Sr. Majestät et«e» kostbare« ««d kolossale« Blumenstrauß zu überreichen. Di« mehr oder minder holde« Blmxuspeadtrtime« stad sehr guädtg aus genommen worde», »ud gauz entzückt über dies« Ehre, ergieße« sie sich au» t« ihre« populäre« Kreise« tu den begeistertste» LoveSertzebuagu» über tzte ritterlich« Er- scheiuäulg heg Kaiser».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)