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Dresdner Journal : 04.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186710043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18671004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18671004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-10
- Tag 1867-10-04
-
Monat
1867-10
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Journal : 04.10.1867
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^U231 Freitag, den 4. Octobcr. 1867 M«»«iit»»rtlftr ILLrUok: S'I'klr— ^MrUok- 1 „ 15 „ „ »5 ., LtuielovKuiomoro: 1 „ 1« Lail»»«» tritt ?o,t u. Stempel «u»ekl«x kiom. e »aserateupreile: r-«r a«o 8»um «ioer xeepelter^il üeil«: 1 klxr Vater „Lioxeeaaät" äi« 2eile: 8 kixr Erscheinen: 7tt1«I!eb, mir ^In-NLbm« äer Si»iia nnä belerta^», ^vouÜA siik ÜEu 1e^ VresdnerImmml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Äuieratenannahmr au, wärt». LetpelU: Sa»»v,r»rr»a, LomiaimüoaU» äe» vreeäaer ^oarael», ,b»nä», 71 Luur.»», Lva»» konrj «»mdur, I«rU»- Vie» kr»»>rrar1» N t Vool.»»; >«U«: ttavriv» »el>« üaekt» , Kiviuur»»', Uureea; >r»»^, L 8v»l.urv«i Lreelei»! L.krLeeikx'iXnaoaceadureea, ^»eie L Stilnioa^veiii«; kr»ok/ar1». U.^: ^^»o»»',ek» Lnobk , «SW: ^o. Lito»»«»; k»ri»: vLVLi, Virrii», Lvi.r.1» L 6o , sS, ?I»o« ä« l» Lvaree); Luur-rou'» Luebb. j Viea. ^r. Orraar». chrrlma^der Loar^l Lipoäitioo ä«» I)r«»6o«r ckorreiutt«, vreeäea, Marieaetr»»^ U». 7. Nichtamtlicher Theil, üebersicht. Telegraphische Nachrichte«. 8eit«ng»scha«. (Sieue Preußische Zeitung. — Wiener Neues Fremdenblatt.) Tagr»grschichte. Berlin. Vom Reichstage. Gesetzent wurf betreff» der Hypothekenbanken. Vertrag mit dem Könige von Hannover. Die Verhältnisse in Nassau und den Elbherzogthümern. Au» Merico. Japanischer Prinz erwartet. Graf v. Bismarck. BundeSrathSfltzung. Verurtheilung. — Hannover: Vom Provinziallandtage. — Kiel: Aufrichtung der norddeutschen Bundesfiagge auf den Kriegsschiffen. — Schwerin: Da« mecklcnburgsche Kontingent. — Hamburg: Reorganisation drS Bürgermilitärs. — Wien: Zur römischen Frage. Vom ReichSrathe. Baron Hübner. Frhr. v. Beust zurück. Das städti sche Budget Wiens. Dir Burgwache. — Prag: Verhaf tung. — Bregenz: V. d.Bodenseruferstaatenconferenz. München: Vorbereitungen zum Empfange deS Kö nigs von Preußen in Nürnberg. Der neue Justiz- Minister. Vertrag genehmigt. Budgetvorlage. — Friedrichshafen: Hofnachrichten. — London: Unglück auf einem Dampfschiffe. Dresdner Nachrichten. Eingesandt»«. Aeutlletan. Inserate. TageSkalrnder. Vörsranach- richte«. UtltgravhlM Nachrichten Berlin, Donnerstag, 3. Oktober, Nachmittags 2 Uhr. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der heutigen Sitz ung de» Reichstage» gelangte rin Schreiben de» Bun deskanzler» zur Mittheilung, wonach dem Staats minister Freiherr« v. Friesen die Vertretung im Vor sitz de» BundeSrathes während der Abwesenheit de» Grafen v. Bismarck übertragen ist. Außerdem ist ein Gesetz, die Freizügigkeit betreffend, eingegangcn. Alsdann folgen Wahlprüfungen, wobei die Wahl Harkort'S beanstandet wird. Hierauf erstattet derBundescommissar.Gencralpostdirector v. Philipsborn Vortrag zu denPosteinnahmrn. Derselbe bittet, denUnter- stützungSfondder Postbeamten nicht zu schmälern. Gehalts erhöhungen seien nur im Zusammenhänge mit den an dern Refforts zulässig. Die Abgg. Götz und Liebknecht beantragen den tzünspfennigposttarif für 5 Meilen Ent fernung. Auf eine Anfrage deS Abg. Evelt erklärt der Bundescommissar v. PhilipSborn: Die Postver waltung in Hohenzollern werde nicht württembergisch werden, sondern norddeutsch bleiben. Der Abg. Becker ist gegen einen hohen Unterstützungsfond, welcher die Unlerbeamten von ihren Chefs abhängig mache; vor zuziehen sei Gehaltserhöhung. Berlin, Donnerstag, 3. Oktober, Vormittag». (W. T. B.) Aus Floren; hier angelangte Meldungen vom gestrigen Tage stellen dir Gerüchte von einer In vasion de» KirchenstaatSgebietS durch Garibaldianrr al» übertrieben dar. Nur vereinzelte unbewaffnete Individuen haben angeblich die Grenze überschritten, und mehrere derselben find bereit» zurückgrkehrt, weil sie ohne Führung und ohne Mittel waren. Bi» jetzt ist in der Delegation Viterbo kein ernster Conflirt vorgesallrn. Die Insurgenten behaupten nur einige kleine Ortschaften. Zahlreiche Verhaftungen haben in Rom stattgrfunden. Maßregeln sind getroffen worden, um Unruhen zu verhüten. Gestern sind nrue ita lienische Truppen nach den Grenzen de» Kirchenstaat» abgrgangrn. Wien, Mittwoch, 2. Oktober, Abend». (W. T. B.) Die hier versammelten 25 Erzbischöfe und Bischöfe haben dem Kaiser eine lange Adresse überreicht, in welcher die historische Entstehung und die Nothwcn- diakeit de» Conrordat» erörtert, die gegen die öster reichische Gesetzgebung erhobene Anklage der Unduld ¬ samkeit gegen die nichtkatholischen Christen zurück- gewiesen und die Ansichten derjenigen Partei, welche die christliche Ehe und christliche Schule bekriege, um ständlich widerlegt werden. Die Bischöfe stellen ihre Sache vertrauensvoll unter den Schutz de» Kaiser». Der WehrauSschuß de» Reich»rath» hat den An trag des KriegSminister» abgelrhnt, wonach die Re gierung die Berechtigung erhalten sollte, alle sieben Altersklassen einzubrrufen, anstatt drei, wir ursprüng lich beantragt worden; dagegen nahm der Ausschuß einen andern Antrag an, durch welchen die Ein berufung aller sieben Klaffen der Regierung im Kriegs fälle zustehen soll. Paris, Mittwoch, 2. Oktober, Abend». tW.T B.) Die „Patrie" bringt verschiedene Dementi». Ein zweite» Rundschreiben de« Marquis de Moustter über die Salzburger Entrevue existire nicht. Von einer Revision der Septembereonvention sei nicht dir Rede. Kein Allianzvertrag zwischen Frankreich und Italien sei unterzeichnet worden. Andere Abendblätter demcntiren die Gerüchte, daß der Kaiser krank und in Rom eine Revolution auS- grbrochkn sei. Florenz, Mittwoch, 2. Oktober, Abend». (W. T. B.) Die Insurgenten behaupten sich in Acquapendrntr. Dir päpstlichen Gendarmen forderten Hilfe von der italienischen Armee, welche sich weigert, zu intervenirrn. Die Insurrektion ist im Wachsen begriffen. Dresden, 3. October. Die „Neue Preußische Zeitung" vom 1. Oc tober bringt einen geharnischten Artikel gegen die Hal tung der französischen Presse, die fortfahre mit ihrem „Nergcllhum" Preußen zu reizen. Es heißt in demselben: „Es lüstele uns nicht, jedem Pariser Win keljournal, jedem Blättchen, das irgendwo in der Gas cogne gegen Preußen schwadronirt, Tag für Tag nach zuspüren und Feldmäuse wie Edelwild zu behandeln. Indessen — da auch angesehene und selbst officiöse Jour nale in Paris fortfahren, an Preußen zu mäkeln, ja uns zu drohen ; da die französische Regierung Tag und Nacht ihre Rüstungen vermehrt und ihren Blättern ge stattet, diese Vorbereitungen laut gegen uns auSzudeu- ten — sollten wir nur schweigen? Also denn zwei Worte! — Wir sind zu alt, um noch zu spielen — sonst würden wir in die französische Schule gehen, um das Prahlen zu erlernen. Man zählt unS vor, wie groß Frankreichs Armee, wie feurig ihr Muth sei, den doch Niemand bezweifelt, wie schneidig ihre Waffen — selbst die Turkos werden schon zu vielen Tausenden gegen uns mobil gemacht. Wir fürchten uns nicht — aber wir rühmen uns auch nicht. Wir werden Niemand an greifen — vor Niemandes Angriff aber uns scheuen. Nirgends werden wir Frankreich in den Weg treten, seine „innern Verlegenheiten" durchaus nicht vermehren. Wir werden uns niemals einmischen in eine Frage, die der Entscheidung Frankreichs anheimstehl — allein und frei möge es seinen Gang ordnen. Aber auch wir den unsrigen! Wir sind nicht gemeint, in Paris anzufragen, ob Deutschland wohl deutsch sein möchte. Wir sind nicht gemeint, Herrn Drouyn de Lhuys zu bitten, daß Preu ßen Großmacht bleiben dürfe. Es fällt unS nicht bei, den kaiserlichen Vetter um Belehrung zu ersuchen über die Grenzpflicht des Rheinstroms. Alles das denken wir uns allein zu besorgen, und wir würden uns jede Intervention mit höflichstem Danke verbitten. Wir hoffen, dies würde genügen — Frankreich wird eben einsichtiger sein, als die kriegstollen Journale von Pa ris. Wenn aber doch nicht, — nun dann „Fuß beim Maal!" und zu jedem Wettgang bereit, trotz aller Tur- ko» und Fächerkanvnen. Dem groben Klotz ein gro ber Keil!" Das Wiener „Neue Fremdenblatt" richtet noch mals eine Mahnung an die Tschechen, angesichts der bevorstehenden Revision nnd Consolidirung der öster reichischen Verfassung ihre Plätze im ReichSrathe cinzu- nchmcn, da es wünschenSwerth erscheine, „daß alle Völ ker Oesterreichs an der Constituirung theilnehmen und sich um da» parlamentarisch zu Stande gekommene Werk mit dem Bewußtsein gruppiren, daß darin ihre, mora lischen und materiellen Schätze, ihre Rechte, Freiheiten und Mittel zu einem glücklichen Dasein niedergelegt find." Dem genannten Wiener Journale will es be- dünken, daß die maßlose Leidenschaft in den prononcir- ten tschechischen Blättern und die Demonstration der letz ten Tage nur darauf gerichtet seien, die Gefühle zu übertönen, welche sich in manchem tschechischen Herzen gegen die Jsolirung im österreichischen Staatenleben zu regen beginnen. „Wir kennen sie zu gut unsre tschechischen Landsleute", sagt das „N. Fdbl.", „widerhaarigcn und struppigen Geistes sind sie, aber sie tragen nicht ein Atom vom Russenthum in sich. Sie können nicht her aus auS diesem Oesterreich, mit dem sie verwachsen sind, wenn auch unter Groll und Hader, warum also sich einer Verfassung gegenüberstellen, deren Vollzug sie nicht hindern können und deren Function sie sich schließlich doch werden unterwerfen müssen? . . . Baron Beust wird gewiß gegen Erweiterung der tschechischen Auto nomie auf dem Boden der Verfassung nicht ankämpfen, sondern sie möglichst fördern, um auch im tschechischen Lager Zufriedenheit an Stelle fieberhafter Erregung einziehen zu lassen. Mehr als erweiterte AutonomiS, ein getrenntes Staatsrecht wird ihnen Baron Beust gewiß nicht zugestehen, in dieser Beziehung ist er ent schiedener Gegner etwaiger tchechischer Bestrebungen; aber sollte man in der tschechischen Region noch nicht die Ueberzeugung erlangt haben, daß kein österreichi scher Minister jemals eine derartige Concession machen wird? Haben die Tschechen nicht mit dem Grafen Bcl- crcdi in dieser Beziehung die eklatanteste Erfahrung ge macht? Dem Baron Beust gegenüber, welcher den Deut schen in Oesterreich die Berechtigung versagte, sich als Schmerzenskinder zu geberden, haben doch die Tschechen am wenigsten Berechtigung oder auch nur Vorwand, sich als slawische Schmerzenskinder hinzustellen. ES konnte einen Sinn haben, daß die Tschechen im Jahre 1818 sich gegen das Hereindrängen der deutschen Politik aus Frankfurt auflehntcn, in der Furcht, im deutschen Meer ersäuft zu werden. Welchen auch nur scheinbaren Vor wand haben sie aber sür eine fortdauernde nationale Sonderstellung in einer Zeit, wo Oesterreich alle seine Angehörigen als Oesterreicher zusammenfaßt und dabei der Nationalität in ihrem eigensten Wesen den vollsten Raum zur Entwickelung gestattet? Die Verfassung, die seA in den Räumen des RcichSrathS zu Stande kom men soll, ist eine rein österreichische ohne allen Neben gedanken. Die Millionen Oesterreichs suchen sich hier eine für ihr Wohlbehagen möglichst beste Einrichtung ohne Rücksicht auf irgend eine andere Eigenschaft, als die deS Menschen, des Staatsbürgers. Warum hält sich Tschechien von einer solchen Arbeit fern? Haben die Mitglieder dieses Stammes nicht das Bcdürfniß von Menschen und Staatsbürgern?" Tagesgeschichte. v. Berlin, 2. Octobcr. Die Fraktionen des Reichstags beschäftigen sich lebhaft mit dem Militärbud get. Für die Sitzung der bundcsstaatlich-consiitutionel- len Partei, welche heute Abend statifindet, wird ein Antrag vorbereitet, den Bundeskanzler zu ersuchen, den hohen Präsenzstand der Armee des Norddeutschen Bun des durch ein ausgedehntes Beurlaubungssystcm zu ver mindern. Die Fortschrittspartei hat bisher die von Preußen mit einer Anzahl kleinerer Staaten abgeschlos senen Militärconvcntionen zu Gegenständen der Debatte gemacht. Die Partei erblickt in den jenen Staaten ge währten finanziellen Erleichterungen (162 Thlr. pro Kopf) eine Prägravation der übrigen Staaten, welche die volle verfassungsmäßige Summe von 225 Thlr. zah len. Man will deshalb diese Verträge angreifen, wird jedoch trotz dieser Verträge den Militäretat bewilligen, da man von der Ansicht auSgeht, daß eine Budgetbe- willigung noch nicht eine formelle Anerkennung der Rechtsgiltigkeit jener Verträge bedeutet. Auch die mit Feuilleton. Pariser Briefe. Pari», 27. September 1867. Je näher der Zeitpunkt heranrückt, der für den Schluß der Weltausstellung festgesetzt ist, desto eifriger beschäf tigt sich die öffentliche Meinung mit der Frage: wel che» Schicksal denn schließlich dem Champ - de - Mar- vorbehalten sein wird? Man kann sich in der That unmöglich mit dem Gedanken befreunden, daß von all' den Herrlichkeiten dieser großartigen Ausstellung, auf der fich nicht nur beinahe alle Monarchen, sondern auch alle Völker der Erde die Hand gereicht haben — nicht», gar nicht» zurückbleiben soll! Der Palast mit seinen Galerien, die Gärten mit ihren Marmorstatuen, die Gewächshäuser mit ihren seltenen Pflanzen, die« Alles soll wieder verschwinden; kein China, kein Japan, kein Orient mehr — nicht» als ein öder, sandiger, lang weiliger Erercirplatzl „Trommeln und Pfeifen, krie gerischer Klang" soll da wieder ertönen, wo sich jüngst erst die tapfer« Soldaten de» Frieden», d. h. die Ar beitskräfte de» ganzen Universum», brüderlich zusam mengefunden hatten. Dieser Gedanke hat allerdtng» etwa» sehr Betrübliche» und Melancholische». Hierzu kommt noch, daß um die Ausstellung herum wie durch einen Zauberschlag «in ganz neue» Stadtviertel entstan den ist; »a» soll nun au» diesen neuen Häusern wer den, di« nur für die Ausstellung gebaut worden waren, wa» endlich soll auS dem Trokavero selbst werden, der allen Nutzen und alle Bedeutung verliert, wenn er Vie ein« einsam« Oafi» vor dieser Wüste liegen bleibt, die fich »wischt« der Seine und der Mtlttärschule hinzieht und die man da» Khamp-de-Mar» nennt. Die kaiser lich« Au»ftellung»commisston selbst kan« übrigen» nur mit Bedauern der Zerstörung cincS Werkes beiwohnen, das ihr so viel Ruhm und Ehre eingetragen hat; sie würde eS gewiß mit Freuden sehen, wenn ein Mittel gefunden würde, um die Ausstellung vor ihrem Unter gänge zu bewahren. Man hofft denn auch, daß eine Gesellschaft von Kapitalisten zu diesem Behuf« zusam- mcntreten wird. D«r Jnduftriepalast soll erhalten blei ben, der rcservirte Garten in einen großen Square ver wandelt und den arbeitenden Klassen in ihren Ruhe stunden zur Erholung überlassen werden u. s. w. — Diese Hoffnungen und Pläne schwebe« jedoch noch alle in der Luft, ohne, bis jetzt wenigsten-, eine sichere Ba st- finden zu können. Die Ausstellung selbst legt in dessen ihre triumphirende Bahn siegreich zurück; der Be such ist noch immer ganz kolossal, er hat sogar in diesen letzten Wochen wieder zugenommen; das hat seinen Grund darin, daß jetzt die Ferienzeit ist und also die große und kleine Welt der Schulen herbeiströmt, um sich ihrerseits nun auch einen Begriff von all' den viel- Htprirsenen Herrlichkeiten zu verschaffen, die sich auf dieser Ausstellung so verschwenderisch aufgehäuft finden. Gestern z. B-, also an einem gewöhnlichen Wochentage, wiesen die Register die Zahl von 61,217 Besuchern nach. Ein «igenthümlicher Reiz der Ausstellung besteht darin, daß sie einem immer neu erscheint; so oft man sie auch besuchen mag, findet man doch gewiß noch «twa- Interessante-, da» man noch nicht bemerkt hatte; jeder neue Besuch ist also einer kleinen Entdeckungsreise zu vergleichen. Eine Dame, die bei einrm neulichen Besuche de» Palaste» neben mir stand, wurde plötzlich durch fol gende Bemerkung ihre» Gemahl» ziemlich barsch au» ihrem melancholischen Gedankeakretse aufgnüttelt: „Ich „muß Dir nur gestehen, mein liebe» Kind, daß ich mich ,,a« de« Geruch, den Du an Dir hast, durchau» nicht „gewöhnen kann!" „Das bedauere ich um so mehr", entgegnete die Dame in etwas gereiztem Tone, „als „Du den Geruch wirst ertragen müssen, so lange ich „dies Kleid besitze, das leider ganz neu ist. Der Ge- „ruch steckt im Kleide!" Die Verzweiflung des Ge mahl», der mit seiner duftenden Ehehälfte, die eine wohlriechende Spur hinter fich zurückließ, bald wieder verschwand, war höchst komisch. Da- wohl- — oder wenn man will übelriechende Kleid interesfirte mich. Ich ging sogleich auf Erkundigungen auS und vernahm, daß diese Art Kleider mit zu den neuesten Erfindun gen gehören, welche die Weltausstellung aufzuweisen hat. Der Wohlgeruch steckt aber nicht eigentlich im Kleide, sondern im Besatz — wohlriechende Besätze für Damrvklrider sind die allernrueste Mode. Ehemännern, die keine Parfümerien vertragen können, muß diese Mode allerdings höchst unliebsam erscheinen — waS ver mögen sie aber grgcn die launenhafte Göttin, die ihren Scepter in Frankreich wie übrrall und namentlich auch auf der Weltausstellung allmächtig schwingt! D«r Be such deS JndustriepalasteS scheint mir denn auch beson ders für Damen sehr gefährlich; die schönere Hälfte ist allerdings hier einer Unzahl von Versuchungen auSge- setzt, und eine echte Evatochter wird ditse» Paradi«» von Spitzen und Seidenstoffe«, von Shawl» und Schmuck werk kaum durchwandern können, ohne ihrer Kaffe starke Angriffe zuzumuthen; aber nicht der Jnduftriepalast allri«, sondern auch der Park ist mit allerhand Ver führungen gepflastert. Da ist namentlich ein klein«» HäuSchrn in der nittzerländisch«« S«ctio«, welch«» da» brsondrr« Priviltgium zu hab«« schtint, di« Damea- v«lt vorzüglich anzuzieht«. Die» Häu-chen enlhält «in« Diamantenschleiferei. Wie viele Seufzer, wie virlr »er langende Blicke werden an die hier angehäufte« Reich- thümer gerichtet! Nah« bei der Diamanttnschleiferei Sachsen von Preußen abgeschlossene Militärconvention wurde in der Fortschrittspartei, namentlich von dem Abg. v. Kirchmann, bekämpft. Auch sie sollte in der Generaldebatte des Militäretals als nicht rechtsverbind lich erklärt werden. Es gelang jedoch den Gegenargu menten der dieser Partei angehörigen sächsischen Demo kraten Mammen, Schaffrath, Riedel u. A. da- Herein ziehen dieser Convention in die Debatte deS Plenum» zu verhindern. Diese Abgeordneten führten namentlich auS, daß Sachsen von HauS seinen Bundesverpflichtun gen in ihrer vollen Höhe nachgekommen sei, ein Be schwerungsgrund preußischerscits nicht vorlicge und der Wesentlichste Inhalt jenes preußisch-sächsischen Vertrags als Gegenstand der Erecutive sich der Kognition de» Reichstag entziehe. Bei dem raschen Tempo, welche- die Verhandlungen des Reichstags angenommen haben, steht ein Schluß der diesjährigen Session in nicht all zulanger Zeit zu erwarten. Doch läßt sich ein fester Termin (heute bezeichnet man den 23. d. als solchen) noch nicht angeben. — Der von den Abgg. Gras Lehndorff, v. Hülles- sem, v. Lev:tzow und v. Seydewitz (Bitterfeld) in der heutigen Sitzung eingebrachte Gesetzentwurf, betref fend die Errichtung von Hypothekenbanken für den städtischen und ländlichen Grundbesitz, lautet folgender maßen: Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen re. verordnen im Namen des Norddeutschen Bundes nach erfolgter Zustimmung des BundeSraths und des Reichstags, waS folgt: 8 1. Den innerhalb des Norddeutschen Bundes bestehen den größern korporativen Verbänden, nämlich den großen Städ ten, Kreisen, kommunal- und Provinzialverbäoden, wird da- Recht beigclegt, unter ihrer Garantie Hypothekenbanken mit der Befugniß zur Ausgabe von auf jedem Inhaber lautende« Pfandbriefen, sowie zum Betriebe von Bankgeschäften behuf» Äerwerthung derselben, zu errichte«. 8 2. Die Hypothekenbanken, zu deren Begründung sich auch mehrere corporative Verbände vereinigen können, sind nach dem Vorbilde der im Norddeutschen Bunde schon bestehenden landschaftlichen Kreditinstitute zu organisiren. 8 3. Die von den Hypothekenvanken in übereinstimmen der, vom Bundespräsidium sestzustellender Form emittirten, von einem Staatscommiffar zu lcgalisirenden Pfandbriefe Haden die Eigenschaft depositalmäßig sicherer Papiere und unterliegen einer Amortisation von mindestens einem halben Procent des emittiitcn Betrags. 8 s. Die Körperschaften (8 1), welche eine Hypotheubauk errichten wollen, haben in einem besondern Statut, das der Be stätigung der Regierung ihres Landes bedarf nnd im Bundes gesetzblatt zu pudliciren ist, feftzustellen: l) j« welcher Weise die Dotiruug der Bank und die Verwaltung derselben unter angemessener Vertretung der garanlirenden Körperschaften und unter Aufsicht deS StaateS geregelt werden fall; 2) zu welchem Zinsfuß und in welchen AppointS die Pfandbriefe zu emittire« sind, zu welchem Betrage die Amortisation erfolgen wird (8 3) und wie die Bildung eines Reservefonds zu bewirken ist; 3) nach welchen Grundsätzen der Werth der zu beleihenden Grund stücke ermittelt und festgesetzt werden soll, 4) und bis zu wel cher Höhe dieses Grundwerlbes. sowie auf welche Grundstücke Credit gewährt werden kann. Insoweit Reinertragsseststelluogen für fiskalische LiegenschafiS und Gebäudesteuer stattgesunden baden, soll ohne besondere Taxe der WA fache Betrag dieses Reinertrages in der Regel voll belieben werden können; eine höhere Beleihung kann nur mit Genehmigung des BundeSraths des Norddeutschen Bundes gestattet werden, welches auch da, wo eine Ermittelung des Reinertrags für fiskalische Lieaeu- schafts- und Gebäudesteuer nicht stattgefunden, die zulässige Höhe der Beleihung festzustellen bat 8 5. Als Sicherheit für die von den Hypothekenbanken emittirten Pfandbriefe dient außer den verpfändeten Grund stücken: I) zunächst der nach 8 4 »ä 2 zu bildende Reservefond, 2) demnächst der aufgesammelte Amorlisationssond, 3) endlich die Garantie der Körperschaften, we che die Hypothekenbank be gründet haben. 8 v. Die Hypothekenbanken werden, soweit eS erforderlich und möglich ist, mit Vorschüssen des StaatS, in welchem sie errichtet sind, dotirt. Diese Vorschüsse, für welche die die Hy- potbekenbavk begründenden Körperschaften haften, sind mit hoch stens 4 Proc. jährlich zn verzinsen und innerhalb 2U Jahren zurückznzahlen. 8 7. Die oberste Aufsicht über die auf Grund diese- Ge setzes ins Leben getretenen Hypothekenbanken gebt mit der iu Aussicht zn nehmenden Errichtung einer norddeutschen Bundes- Hypothekenbank ans die Verwaltung der letzter« über. Berlin, 2. October. Die „Prov.-Corresp." enthält folgende (gestern telegraphisch bereits erwähnte) Mit- «Heilung: Die Verhandlungen mit dcm Könige von Hannover über die Regelung der Vermögcnsverhält» nifle des hannöverschen Hauses haben schließlich zu einem entdeckt man ein anderes kleines HäuSchen, wo keine Diamanten, sondern Käse fabricirt werden — «tu su blime »u rickicole il n'i» qu'uo p»s! Von der Stätte, wo die kostbarsten irdischen Schätze fabricirt werden, in eine Käscwirlhschast — welch ein gewagter Schritt! Indessen der Kontrast ist spaßhaft and die holländische Käserei verdient besucht zu werden. Man tritt in ei« großes, luftiges Gemach, das zu gleicher Zeit al- Sprech zimmer, Küche und Speisesaal dient; an den Wänden hängen die Gcräthschaften, die zur Käsefabrikation di«- nen; eS herrscht hi«r die echte holländische Reinlichkeit; Alle» spiegelt und blitzt: vom „Melkmout", „Melk- fukken" und „Roomscheppcr" an, bi» zum „Bockoven" herab, in dem die Milch gekocht wird. -f Die Statue de» vrrstorbenen französischen StaatS» Minister- Billault ist am 15. September in Nantes enthüllt worden. Das Standbild soll einen ungünsti gen Eindruck machen und durchaus kein hervorstechen des Kunstwerk sein. j- Eine interessante und werthv alleAlbrecht - Dürer- Sammlung, die deS Hrn. Alex. Posonyi in Wien, soll am 11. November durch die Montmorillon'sche Kunst handlung in München versteigert werden, wenn bi» dahin ein Kodloe-Berkauf nicht ermöglicht werden sollte. * Die Romane und Erzählungen von Gustav vom See (G. v. Struensee) werden unter dem Titel „Ge sammelte Schriften" in neuer Ausgabe (BreSlau, Trewendt) «rscheinen. Der erste Band liegt bereit» vor. * Unter drm Titel „Hertha" «rschrint seit Kurzem, herau»gegeb«n von ve. Friedrich Rolle, eine Zeitschrift für Naturwissenschaft und Völkerkunde. Di« Aufgabe de» Unternehmen» ist, «ine Darstellung aller denkwür digen neu«« Fortschritte d«r Naturwissenschaft und Völ kerkunde zu geben.
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