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Donnerstag, den 8. Februar 1900. 66. Jahrgang. Nr. 16. Brilize M Weißmtz-Mimß. ann- ichels- c das heisch rsiche- ichsen. de. W s. D. O Mt Nach lg »S. MÄ bruar, 1844. Sächsisches. — Eine Anzcigepflicht für Schwindsuchtsfülle Hot das Landes-Medizinalkollcgium in seiner letzten Sitzung befürwortet. Es wurde folgender Antrag an genommen: „Die Plenarversammlung erachtet die Ein führung einer Anzeigepflicht bei Tuberkulose für erforder lich, und zwar in dem Umfange, erstens das; jeder Todes fall in Folge von Lungen- oder Kehlkopf-Schwindsucht mittels Meldekarten der Ortsbehördc anzuzeigen ist, zweitens die Aerztc in jedem Falle, in welchem ein an vorgeschrittener Lungen- oder Kehlkops-Schwindsucht Er krankter aus seiner Wohnung verzieht oder in Rücksicht auf seine Wohnungsverhältnisse seine Umgebung hoch gradig gefährdet, der Ortsbehörde Anzeige zu erstatten haben, drittens jeder in Privatkrankcnanstalten, in Waisen-, Armen- und Sicchcnhäusern, sowie in Gasthöfen, Logir- häüscrn, Herbergen, Schlafstellen, Internaten, Pensionen vorkommende Erkrankungsfall an Lungen- oder Kehlkopf- Schwindsucht von dem behandelnden Arzte bezw. von dem Anstalts- oder Haushaltungs-Vorstande bei der Orts behörde anzumelden ist." — Fn der Streitfrage, welche zwischen der Betriebs krankenkasse der Staatsbahnverwattung und den hiesigen Kassenärzten unter Führung des ärztlichen Bezirksvereins schwebt, ist bekanntlich die Entscheidung der königlichen Kreishauptmannschaft angerufcn worden. Diese ist denn auch ergangen und zwar zu Ungunsten der Aerzte. In dieser Entscheidung wird gesagt, das; die Bezahlung von 75 Pf. für eine Konsultation in der Sprechstunde eine durchaus standesgemäße sei die Aerzte strebten die Er höhung auf I M. an — und daß den« ärztlichen Bezirks verein kein Recht zustehe, den Aerzten die von ihnen zu fordernden Taren vorzuschreiben. — Die erste Wagenklasse, die auf den Eisenbahnen fast immer leer mitgeschleppt wird, ist auf einer ganzen Reihe Strecken in Wegfall gekommen, und zwar seit l 848 ans folgenden Strecken: Lhemnitz-Aue, Aue-Adorf, Anna- bcrg-Aue-Werdau, Bautzen-Wilthen, Flöha-Reitzenhain, Lhcmnitz-Hainichen-Rofjwein, Elsterwerda-Rossen, Nossen- Freiberg-Vienenmühle, Leipzig-Geithain, Pirna-Arnsdorf, Schandau-Niederneukirch, Oelsnitz-Zwickau und Zwickau- Hof (bei gemischten Zügen). — Wegen Baumfrevels zu 8 Monaten Gefängnis; verurtheilt wurde von, Landgericht Freiberg der Hand arbeiter Pilz aus Halsbrücke. Derselbe hatte von l l Straßenbäumen die Kronen abgebrochen. Der Fall mag zur Warnung dienen. Pirna. Die Inhaberin eines Produkten - Geschäftes auf der Kaiser Wilhelm-Straße bekam dieser Tage einen nicht geringen Schrecken, als sie beim Betreten ihres Kellers einen fremden Mann in demselben gewahrte, der sich aus eineni eigenmächtig geöffneten Fasse mit Syrup einen Topf voll von der süßen, zähen Flüssigkeit holen wollte. Um in diesen Keller zu gelangen, hatte der Dieb erst einen benachbarten Keller erbrochen und war von dort aus in den mit Vorräthen gefüllten Niederlagsraum gedrungen. Die Verwirrung der Frau benutzte der Ein dringling zum Entweichen und es gelang ihm auch, zu entkommen. Frankenberg. Die bekannten spanischen Schwindler suchen neuerdings das sächsische Niedererzgebirge vorzugs weise mit ihren verlockenden Offerten heim. Wie kürzlich in Schönerstadt und Witzschdorf, so ist in den letzten Tagen auch im benachbarten Mühlbach bei einem dortigen Ein wohner ein derartiges Schreiben eingegangen, das um Einsendung der erforderlichen Auslagen zur Hebung der auf der Flucht zurückgelassenen Schätze an den „im Madrider Gefängniß schmachtenden fallirten Erbankier" ersucht uud dafür 25 Proz. Antheil von 40000 Pfund Sterling, welche von einer Bank abzuheben sind, und von 200000 Franks, die angeblich in der Umgegend des Wohnortes des Adressaten (also bald bei Schönerstadt, bald bei Witzschdorf, bald bei Mühlbach) vergraben sind, verheißt. Jetzt gehen also die Schwindler mit Vorliebe aufs Land, aber die unablässige Warnung der Presse hat doch schon soviel bewirkt, daß auch hier der Schwindel keinen Erfolg mehr aufzuweiscn hat. Ebersbach. Der Gemeinderath stimmte einem er neuten Gesuche des Kirchcnvorstandes wegen Umbau der Kirche zu. Gefordert werden danach 68000 Mk., da von 30000 Mk. für den inneren Umbau, 15000 Mk. für eine neue Orgel und l b OOO Mk. für eine Dampf- Heizungs- und elektrische Lichtanlage. Möglicher Weise werden sich die Ausgaben noch um 10400 Mk. erhöhen, sofern auch die Kirchendecke erneuert und neue Treppen aufgänge beschafft werden müßten. Siebenlehn. Für die hiesige Fachschule hat das Königliche Ministerium verordnet, däß im Sommer des laufenden Jahres auf drei Wochen ein Meisterkursus abgehalten werden soll. Zu diesem Zwecke ist ein baarer Zuschuß bis zu 400 Mk. in Aussicht gestellt. Bei Be scheinigung vorhandenen Bedürfnisses durch die Behörde kann jedem theilnehmenden Meister eine Unterstützung ge währt werdeu. Zwickau. Die Heringsbrauerei bei Zwickau war in folge von Bodensenkungen durch den Bergbau be triebsunfähig geworden, die Gebäude waren schwer be schädigt worden. Die Besitzer prozessirten mit dem Werke und dieses wurde nach jahrelangem Prozesse verurtheilt, das Brauereigrundstück für 110000 M. zu übernehmen. Die Prozeßkosten betragen etwa 6000 M. Das Grund stück hat jetzt nur noch etwa 60 000 M. Werth. Werdau. Der Kohlenmangel ist infolge des böhmischen Streiks bemerkbar. Bereits sind einige Fabriken betriebslos. Plauen i. Vogtl. Am Mittwoch Nachmittag in der zweiten Stunde hat sich auf der Forststraße ein aufregen der Vorfall ereignet. Der Schornsteinfegermeister Lehmann befand sich auf dem Dache des hohen Fröhlichschcn Ge schäftshauses (Forststraße 37), als plötzlich das Laufbrett durchbrach und Lehmann abglitt. Es glückte ihm aber, sich an der Dachrinne zu erhalten, so daß er vor einem Sturz in die Tiefe bewahrt blieb. Lehmann kam mit leichteren Verletzungen davon: er hatte sich einen Finger nagel abgerissen und eine Verstauchung des einen Armes zugezogen. Der Mann kroch durch ein Dachfenster in eine Kammer, wo er vor Aufregung und Ermattung zu » Boden stürzte. Das zerbrochene Laufbrett siel auf die Straße, glücklicherweise ohne jemanden zu treffen. Tagesgeschichte. — In der leidigen Orthograhie-Frage hat das Berliner Auswärtige Amt, wie die „Post" hört, einen entschlossenen Schritt gethan, indem es seit Januar die Orthographie des Bürgerlichen Gesetzbuches für sein Ressort