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Die ..Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlrch 42 Pia. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-KitW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr «M- same Verbreitung finden «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veme Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einae- sandt, im redattioneÜ« Ich eile, die Spaltenzek». 2V Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redactmr: Mut Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Jllustrirten UnterhaltuugSblatt".Mit land- und hanSwirthfchastlicher MonatStzeilagr. Nr. 137. Dienstag, dm 28. November 1899. 65. Jahrgang. HI - , ' I !, — Im Handelsregister für den Bezirk des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts ist heute auf Fol. 136 die Firma: „Hedwig Hühner" in Dippoldis walde und als deren Inhaberin Hedwig Helene verehel. Hühner geb. Sparmann daselbst eingetragen worden. Dippoldiswalde, den 24. November 1899. Königliches Amtsgericht. Geuder. Schubert. Lokales «nd KüiMches. Dippoldiswalde. Wenn aus treuer Anhänglich keit und Liebe zur alten Heimath unser früherer Mit bürger, Herr Oberturnlehrer Thurm aus Crefeld, von Zeit zu Zeit Einkehr bet uns hält, so bedarf K nur einer kurzen Bekanntgabe seines Eintreffens und gern und zahlreich versammeln sich seine Bekannten, um sich einige Stunden an der frischen auf reiche Er fahrung sich gründende Unterhaltung mit ihm zu er freuen. So war es auch am Sonnabend der Fall, wo aus diesem gleichen Anlässe außer einigen Damen über 100 Herren, darunter Herr Bürgermeister Voigt nebst mehreren Stadträthen sich im Rathhaussaale zu sammenfanden. Nach kurzer Begrüßung des gern gesehenen Gastes durch Herrn Stadtrath Reichel er griff ersterer sogleich das Wort, um in einem drei stündigen, aber bis zu Ende interessanten Vortrage, feine zuletzt unternommene Reise nach J'alien und Afrika zu schildern. Diese prächtige Schilderung, ausgezeichnet durch das nähere Eingehen auf interessante Erscheinungen im Volksleben dec besuchten Ortschaften zeigte, daß Herr Thurm nicht nur nach moderner Weise, von Ort zu Ort per Dampf hastend, reist, sondern, wie er auch selbst betonte, so oft als mög lich als freier^ Wanderbursche, an kein strenges Pro gramm sich bindend, dahinzteht, um überall beobachten, um wirklich etwas erleben zu können. Wir müssen uns beschränken, aus dem Vortrage nur die besonders geschilderten Hauptpunkte der Reise hervorzuheben, wie Genua, die Riviera mit St. Remo, Monaco in Italien, Nizza, Marseille in Frankreich, Biserta, Tunis, Karthago in Afrika, sowie wieder in Italien Sicilien mit Marsalla, Trapani und Neapel und den Vesuv. Daß Herr Thurm durch dies- freundliche, uneigen nützige Gabe aber bei den alten und neuen Freunden seiner alten Heimath sich wiederum eine bleibende und dankbare Erinnerung gesichert hat, davon darf derselbe voll und ganz überzeugt sein. — Rach neunjährig-r treuer und bewährter Leitung deS Turnvereins legte Herr Lehrer Eid ner in der letzten Turnrathsfitzung sein Amt als Vorsitzender nieder. Die vielfachen Verdienste, die sich derselbe jederzeit um den Verein erworben hat, sichern ihm die bleibende Dankbarkeit der hiesigen Turnerschaft, lassen derselben aber auch den Verlust, den sie durch diesen Entschluß erleidet, um so schmerzlicher em pfinden. — Bessere Verbindungen auf der Müglitzthal« bahn wünscht man auch im oberen Thals und den benachbarten Ortschaften. Eine dort entstandene Petition bittet den Frühzug im Sommer anstatt um s Uhr um 5 Uhr, den NachmittagS-6-Uhr-Zug von Glashütte bis Geising, den Theaterzug aber monatl ch einmal gehen zu lassen. — Aus dem Bericht der Handels- und Ge werbe kämm er. Der Geschäftsgang in der Weiß gerberei war im vorigen Jahre wiederum höchst un günstig, indem durch Auskäufe seitens amerikanischer Händler die Kalbfellpreise in die Höhe getrieben wurden, anderseits ist eS Amerika infolge des niedrigen deutschen Eingangszolles möglich, seine Uebererzeuguag zu billigen Preisen auf den deutschen Markt zu werfen. Ebenso wird ein allgemeiner Rückgang des Schuh macher-Handwerkes berichtet, das durch Errichtung neuer Echuhwaarensabrtken immer mehr beschränkt wird. — Günstiger lautet der Geschäftsbericht der Eächs. Holzindustrie - Gesellschaft zu Rabenau. Der Gesammtumsatz hatte sich etwa» erhöht. Der Roh gewinn betrug 124427 Mk., wovon 35 860 Mk. als 6 Proz. Dividend; auf die PriorttätSstammaktien ver- theilt wurden. — In der Strohhutfabrikation hatte trotz des schlechten Geschäftsjahres 1897/98 der Um satz dank der Erweiterung deS Absatzgebietes zuge nommen. Die Bremer Litzengeflechte nahmen ab, da gegen erfreuten sich die sächsischen und italienischen Bastphanlasien einer starken Nachfrage. Dem Wett bewerb Italiens können die sächsisch n Geflechtshändler nicht mehr die Spitze bieten, da sie einestheilS wegen der gröberen Lebensansprüche der Flechter gezwungen sind, höhere Löhne zu zahlen, und ferner die sächsischen Flechter im Frühjahr die freie Feldarbeit der Arbeit im Zimmer vorziehen, so daß die Händler die Auf träge nicht prompt ausführen können. Die chinesischen und japanischen Geflechte vereinigten auch diesmal wieder die größten Aufträge auf sich. Erfreulicher weise ist hierbei sestzustellen, daß die HauptbezugS- quellen für Rohstoffe mehr und mehr deutsche Firmen sind, zum Mindesten der Bedarf der hiesigen Fabrik durch deutsche Vermittelung gedeckt werden kann, so daß man in absehbarer Zett von England vollständig unabhängig sein wird. Betreffs der Form beherrschte der glatte, einfache, aber chice Damenmatrosenhut fast vollständig das Geschäft, während in Herrenhüten die eingedrückten Modelle blieben. Nicht unbedeutend wurden Knabenstrohmützen verlangt. Bei der Er neuerung der Handelsverträge wäre eS von hohem Werthe, wenn die deutsche Regierung eine Zoll- Ermäßigung auch auf chinesische Strohgeflechte ein treten lassen würde. Für Geflechte aus allen übrigen Vertragsstaaken beträgt der Zoll 10 Mk., für China allein 18 Mk. Auch eine Herabsetzung des Bahn- FrachtsatzeS auf Slrohhüte würde seitens der be- theiligten Kreise allgemein mit Freude begrüßt werden. — Der Stadtrath zu Meißen hat beim Gemeinde rath zu Cölln den Antrag auf Vereinigung Cöllns mit Meißen gestellt. — Ein seltener Fall ist in der Kirchengemeinde St. Christophs« in Hohenstein-Ernstthal zu ver zeichnen. Am 18. November 1849 schloffen drei Ehe paare ihren Bund fürs Leben, und diesen drei Ehe paaren war es jetzt vergönnt, die goldene Hochzeit zu feiern. Es sind dies Webermeister Senf und Fälsch und Strumpsfabrikant Claus mit ihren Ehefrauen. — Das unmittelbar an den Anlagen des Schiller platzes zu Chemnitz gelegene umfangreiche Gebäude der Aktienspinnerei ist von Seiten der Stadt für den Preis von 900000 Mark angekauft worden. Man vermuthet, daß auf diesem Platze das neue Theater oder eine zweite Markthalle erbaut werden sollen. Dresden. Die Zweite Kammer beschäftigte sich am 24. November mit der allgemeinen Vor- berathung über das König!. Dekret Nr. 10 zu d.m Entwürfe eines Gesetzes, die Anlegung von Mündel geldern betreffend. Das Wort ergriff zunächst Staats minister vr. Schurig, um die Stellung der Regierung gegenüber dem vorgelegten Gesetzentwurf zu kenn zeichnen. Nachdem sich noch die Abgg. vr. Schill und vr. Spieß zu dem Gegenstände geäußert hatten, wurde das Dekret auf Antrag des Abg. vr. Schill der GssetzgebungLdeputation zur Berichterstattung über wiesen. — In Anwesenheit der königlichen Familie wurde am Sonnabend Mittag die ,volkSthümlibe Ausstellung für Hau» und Herd" in Dresden eröffnet. — Die Nolhw-ndigkeit einer Reichsfinanz reform hat unser sächsischer Finanzmintster Excellenz v. Watzdorfs im Landtage wie schon erwähnt dargelegt. AuS seiner Rede entnehmen wir nochmals folgendes: Es sind zwar ungeachtet des durch Verminderung der Getreideeinfuhr herbeigeführten Rückganges der Zoll einnahmen bei den UeberweisungSsteuem in ihrer Se- sammtheit Mehrbeträge gegen das Etatssoll zu er warten, doch wird davon an die Bundesstaaten nicht» zur Vertheilung gelangen. Denn nach gesetzlicher Bestimmung haben diese Mehrerträge zunächst Ver wendung für die zur Nbmtnderung der einstweilen dem außerordentlichen Etat zur Last gelegten Zu schüsse zum ordentlichen Etat zu finden. Diese Zu schüsse belaufen sich nach dem RetchShauShaltSetat auf das lau ende Rechnungsjahr auf rund 30,7 Mill. M., wogegen die bei den UeberweisnngSsteuern zu er wartenden Mehrbeträge nach einer im RerchSschatzamt vorgenommenen Veranschlagung sich auf kaum mehr als 22 Mill. Mark beziffern werden. Diese Mehr beträge werden aber nicht einmal ausreichen zur Deckung jener Zuschüsse aus dem außerordentlichen Etat und an die Bundesstaaten wird nichts davon kommen. Für die Bundesstaaten wird es daher dabei bewenden, daß sie im laufenden Rechnungsjahr die in den Etat eingestellten 13,2 Mill. Mark mehr au Matrikularbeiträgen zu zahlen haben, als sie vom Reiche an Ueberweisung erhalten. Ich kann nur wiederholt betonen, daß die Etnzslstaaten stch nicht beruhigen dürfen und sich nicht beruhigen werden, ehe nicht zwischen ihnen und dem Reiche eine dauernde Ordnung der Finanzverhältntffe zu Stande kommt, durch welche den Einzelstaaten eine gesetzliche Garantie gegen eine die Ueberwetsungen übersteigende Erhöhung der Matrikularumlagen gewährt wird. Freiberg. Als Hauptgeschworene für die vierte diesjährige Sitzungsperiode des kgl. Schwurgericht» sind aus dem AmtsgerichtSbezirk Dippoldiswalde die Herren Holzhändler Köhler in Poffendorf und Ritter gutsbesitzer von Wulffen in KletnkarSdorf auSgeloost worden. Lommatzsch. Die Lage der Landwirthschaft ist auch in hiesiger reichen Gegend in diesem Jahre wenig erfreulich. Gegenüber dem allerdings unge wöhnlich reich gesegneten Vorjahre hat die Ernte an Roggen und Weizen nur etwa d-n halben Ertrag ge geben; dazu ist auch noch der Preis deS Weizens so weit gesunken, daß er dem des Roggens gleich steht. Die Kartoffeln sind zwar glücklicherweise nicht ver dorben, aber meist klein geblieben, sodaß die Aufzucht von Schweinen, die in der Meißner Gegend bekannt lich in grober Ausdehnung betrieben wird, wegen Mangels an Kartoffeln erheblich eingeschränkt werden muß. Nur Hafer und Zuckerrüben, deren Bau aber wegen Mangels an Arbeitskräften von vielen Land- wtrthen wieder aufqegeben worden ist, haben guten Ertrag gegeben. Daß vie Obst- und Weinernte unter Schmarotzern und Mehlthau schwer gelitten hat, ist bekannt. Auffallend ist auch, daß Hasen in diesem Jahre sehr selten sind. Es soll unter diesen ThlereN eine Leberkrankhett umgehen. Wenigsten« werden nicht selten verendete Thiers auf dem Felde gefunden. Wermödorf. Seit einiger Zett wurde unser Oct durch Diebe beunruhigt. Am Bußtage ist eS dem Gendarmen hier gelungen, den Dieb, den 20jährigen Kurth aus Crellenhain, auf den Heuboden im Mertig- schen Gute zu verhaften und an das Königs. Amts gericht in Mügeln einzuliefern. Derselbe hatte sonst im Hubertusburger Revier sein Versteck, wo auch die gestohlenen Maaren wiedergefunden worden sind. Bei der Verhafrung suchte er sich mit dem Messer zu wehren, welches ihm jedoch au» der Hand ge schlagen wurde. Markneukirchen. In dem etwa 3 Stunden von hier entfernten böhmischen Orte Schönbach hat stch am Montag Abend ein LtebeSdrama abgespielt. Ein 20 Jahre alter Arbeiter lauerte seiner Geliebten,