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Die ,.Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- Ml: DieMsag, Donners tag uird Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. »ö Pfg.,-zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlrch Pia. Einzelne Nummern IVPfg. — Alle Püstan- palten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-ZeitW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. sandt, nn revaktioneEm »heile, die SpaltenMe 20 Pfg. Inserate, welch« Set d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung, finden werden mit 10 Pfg. die Amtsblatt für die Königliche Kmtsh-uptmarmschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu MppoldisWÜtz. Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Zllustrirteu Unterhaltungsblatt^ Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilagr. Donnerstag, dm 12. Oktober 1899 Nr. 118. Die schleichende Krisis in Preußen. Das unerfreuliche Bild bedenklicher Zerfahrenheit und Verworrenheit der politischen Lage i n führenden deutschen Bundesstaate, wie dasselbe durch den Verlauf der Kanalfrage hervorgetreten ist, will noch immer nicht schwinden. Verschiedene Vorgänge auch der letzten Zeit lasten erneut das Weiterbestehen dieser schleichen den KcistL erkennen, die ihre Wurzel in der schwanken den Stellungnahme der preußischen Regierung gegen über den Konservativen und weiter in den hiermit zu sammenhängenden latenten Gegensätzen an den ver schiedenen maßgebenden Berliner Regierungsstellen be sitzt. Die offiziöse, neuerdings auch von der freikonserva- tiven „Post" wiederholte, Versicherung, innerhalb des preußischen StaatsmtnisteriumS klappe Alles und könne demnach von Meinungsverschiedenheiten zwischen den leitenden politischen Persönlichkeiten ernstlich nicht die Rede sein, wird kaum irgendwo für baare Münze genommen, die Thatsachen und Ereignisse widersprechen an sich schon einer solchen Behauptung. Wohl aber mag zugegeben werden, daß die Gegensätze, wie sie anscheinend namentlich zwischen dem Reichskanzler und dem Ftnanzminister v. Miquel als Vizepräsident des StaatsmintsteriumL bestehen, zunächst wieder überbrückt worden sind, sodaß also auch für den Kaiser vorläufig kein Anlaß vorläge, eine Entscheidung zwischen den beiden Staatsmännern zu treffen, zumal sich dieselben bei dem Monarchen zweifellos nach wie vor gleicher Werthschätzung erfreuen. Wenn aber jetzt viel von einem Friedensschluß der konservativen Partei in Preußen mit der Negierung die Rede ist, welche Aktion nach einer Darstellung der „Germania" in Gestalt einer förmlichen VersöhnungSkonferenz zwischen Herrn v. Miquel, als der Seele der jetzigen preußischen Re gierung, und Vertreter der konservativen Partei vor sich gegangen fein soll, so ist diese Nachricht doch nur mit der gebührenden Zurückhaltung auszunehmen. Einerseits hat die Regierung in ihren b lättern ja wiederholt erklären lasten, sie halte ungeachtet des einstweiligen Scheiterns der Kanalvorlage an derselben fest, während anderseits in den führenden Preßorganen der Konservativen ebenso oft r»sichert worden ist, man folle von dieser Partei kein Einschwenken in der Kanalsrage erwarten, die Konservativen würden die Kanalvorlage auch nach ihren eventuellen Wieder erscheinen bekämpfen, da die konseryativerseitS herr schende Ueberzeugung von den Nachlheilen des ge planten Kanalunternehmens für weite Bevölkerungs kreise noch nicht durch sachliche Gegengründe erschüttert worden sei. So steht nun vorerst die Angelegenheit, und es wird demnach die zu gewärtigende Wieder- eiubringung der Kanalvorlage in der nächsten Session des preußischen Landtages zu zeigen haben, ob und wie der schleichende Konflikt beizulegen ist. Die Re gierungsblätter haben bereits angedeutet, daß die Re gierung bei allem prinzipiellen Festhalten an dem Werke des Rhein-Elbe-KanalS durchaus geneigt sei, de« Konservativen die Hand zu einer Verständigung zu bieten und eventuell noch weitere Kompensationen ay die Lqndwirlhschast des OsienS zu gewähren, als solche schon von den Regierungsvertretern bet den KommisstonSverhandlungen über die Kanalvorlage in Aussicht gestellt worden find. Möglich, daß alsdann Pie konservative Kanalopposition doch einlenkt und auch ihrerseits der Regierung endlich entgegenkommt, es ist aber auch ebensowohl möglich, daß man konservativer- MS i« der Thal auf dem durchaus ablehnenden Standpunkte gegenüber der Kanalvorlage verharrt, nachher müßte sich die Regierung wohl oder Übel zu entscheidenden Beschlüssen aufraffen. Inzwischen ge fallen sich verschiedene tonangebende Organe der Rechten abermals darin, dem Reichskanzler mit kleinen Nadel stichen zuzusetzen, wobei eS sich aber wohl mehr um eigene RedakttonSletstungrn, als um einen ernstlich ge> «feinten Vorstoß der konservativen Partei gegen den leitende« Staatsmann des Reiches handelt. Nichts destoweniger werden diese Preßangriffe auf den Kanzler in CentrumSorganen wie auch in liberalen blättern zum Anlaß des schweren Vorwurfes gegen die konser vative Parteileitung genommen, sie gehe auf den Sturz des jetzigen Reichskanzlers aus, in der Hoffnung, daß nachher eine den Erwartungen und Wünschen der agrarisch konservativen Partei mehr ertsprechende Persönlichkeit an die Spitze der RetchSregisrung be rufen werden würde. Nun ist es allerdtnaS eia offenes Geheimniß, daß sich Fürst Hohenlohe in den Kreisen der Rechten keireswegs allzugroßer Beliebtheit erfreut, daß man aber dort auf den förmlichen Sturz des Kanzlers ausgehen sollte, das ist doch kaum an zunehmen. Auch auf Seiten der Gruppen der Rechten muß man wissen, daß sie durch einen Kanzlerwechsel schwerlich etwas im Sinne einer ausgesprochenen konservativen Parteiregierung im Reiche gewinnen würden, auch der eventuelle Nachfolger des Fürsten Hohenlohe müßte den realen Verhältnissen Rechnung tragen, wie sie sich in erster Linie ir. der Partei konstellation im Reichstage schon seit längeren Jahren ausdrücken. LsLaks und Sächsisches. Dippoldiswalde. Zu der am gestrigen Dienstag vorgenommenen Wahl eines Abgeordneten für die 2. Kammer der Ständeversammlung im 13. länolichen Wahlkreise waren sämmtliche 70 Wahlmänner er schienen und ging mit 68 Stimmen Herr Ritterguts besitzer Oekonomierath Andrä-Braunsdorf als ge wählt aus der Urne hervor. 2 Stimmen wurden für Herrn Redakteur Eichhorn in Dresden abge geben. — Am Kirmeßsonntage wird der hiesige Männer gesangverein, wie üblich, im SchützsnüauSsaale ein Gesangsconcert veranstalten, das durch sein abwechs- lungSvolles Programm einen unterhaltungsreichen, schönen Abend verspricht. — Am Montage fand nach längerer, sommerl cher Pause eine Versammlung des Gewerbe Vereins statt, in der ein hoher Steinkrug, ein Geschenk für freundliche Ausnahme des HandweikervereinS aus Freiberg, gefüllt kreiste. Der Volksbtbliolhek wurden zur Anschaffung empfohlen: „Bismarck nach seiner Entlassung" und „Der Kongreß zur Bekämpfung der Tuberkulose". An Stelle des ersteren wurde von den Anwesenden mehr noch der Ankauf von „Bis marcks Erinnerungen" gewünscht. Wegen des zweiten Werkes will man erst Erkundigungen einziehen. Ein gegangen sind die Handels- uno Gewerbekammerbertchte von Dresden und Chemnitz. Ein Gesuch an die Ge neraldirektion der König!. Sachs. S^atSeisenbahnen um Späterlegung des sogenannten ThealerzugsS ist abschläglich beschieden worden. Wünschen wir mehr Glück einer Petition an den Landtag um Erbauung der schon lange sehnlichst erhofften Normalspurbahn Niedersedlitz-LandeSgrenze, für die an maßgebenden Stellen persönlich vorzusprechen die Herren Stadträthe Heinrich, Mende, Reichel beaustragt wurden. Als Versuch, ob die Vereinsversammlungen zahlreicher be sucht werden, will man Wanderabende im RathSk ller, Hirsch, Stern und in Stadt Dresden einsühren. Zum Schluß der längeren Besprechung theilte Herr Heinrich jun. merkwürdige Vorgänge in der Leipziger Schneidertnnung mit, die eine nicht zu unterschätzende Schattenseite der Zwangsinnungen charakteristrten. Wegen vorgerückter Zeit mu'°te man von einem Vor trage absehen. — Im hiesigen Naturheilverein sprach vor einem zahlreich erschienenen Zuhörerkreis Frau Emilie Schreiber au« Hannover am ü. Oktober über die Unterleibs leiden der Frauen, ging auf die einzelnen derselben ein und zeigte den Weg zu ihrer Heilung. Der auf- SS. Jahrgang. gestellte Briefkasten gab viel Gelegenheit, bezüglich? Anfragen zu stellen und Auskunft über dieselben zzr erlangen. — Zu den Antipoden versetzt scheint sich ein Birn baum in hiesiger Vorstadt zu halten, der in den letzten Taqen neben reisen Früchten frische Blüthen getrieben hat. Auch ist der letzthin notirte Maikäfer nicht ver einzelt geblieben, denn beim Umgraben eine- Erd haufens neben einem Neubau hat man mehrere lebende Exemplare gefunden. — Ueber die geringste« Resultate in ihrem Be triebe haben dieses Jahr jedenfalls die Imker unsrer Gegend zu klagen. War die vorjährige Ernte an Honig schon eine schlechte zu nennen, so steht eS Heuer entschieden noch schlimmer. Schon das verregnet- Frühjahr, wo die völlig kahlen Völker gezwungen waren, den feuchten und deshalb ungesunden Blüthen- staub einzutragen, brachte Krankheiten und viele Stöcke gingen zu Grunde. Daß sehr wenig Schwärme fielen, war bei den wetteren schlechten Trachtv-rhältnissen nicht sehr zu beklagen, denn schon die alten Stücke sind, wo eS ans Ueberwintern gehen ,oll, fast durch gängig leicht. Will der Imker an seinem Bestand« nicht weitere Einbuße erleiden, so heißt eS: Tüchtig nachhelsen und füttern! Mit Sehnsucht hofft daher der Bienenvater immer von Neuem, ob lischst ein be ständiges warmes Frühjahr uns endlich einmal wieder bescheert werden wiro. Kreischa. Am Montag wurden die Gebeine des am 7. November 1772 geborenen und am 13. Juni 1825 verstorbenen Johann Ferdinand von Metzradt und der Frau Reinhold geb. Goblar aus den Grüften vom hiesigen Friedhof abgeholt, um nach der Familien gruft nach Zedlitz überfuhrt zu werden, v. Metzradt war Kgl. Sächs. Kammerherr, Rittergutsbesitzer auf Kreischa und Ritter hoher Orden. Glashütte. Der als erster Lehrer hier gewählte Herr Paatz ist bereits am 9. d. M. in sein Amt ein gewiesen worden. Möchte sein Wirken ein gesegneter sein. — Am selben Tage wurde die Jllgen'sche Bau stelle an der Chursürst Moritz-Brücke, wo durchs Hoch wasser 1897 die Scheune weggerissen und im Früh jahr dieses Jahres daS Wohnhaus durch Brand zer stört wurde, von Herrn Friedrich Kadner erstanden und wtrv die Ruine nun endlich verschwinden und wahrscheinlich bald einem Neubau Platz machen. — Der neue Besitzer des Gasthofs „zur Sonne", welcher denselben für 63000 Mark erworben hat, wirt, den 11. d. M. übernehmen. — Der Winter sendet schon seine Vorboten. In der Nacht vom 9. zum 10. hats hier schon Eis gefroren. Auch an den Vereinsvergnügen merkt man den Beginn des Winterhalbjahres. Am 1. Oktober war das Avturnen des Turnvereins, Abends Thealer und Ball. Das Liederspiel „Die wilde Toni" wurhe sehr gut gegeben; der oberbayerische Dialekt gut ge sprochen und die Gesänge ausgezeichnet zum Vortrag gebracht. Auch der Schwank „vr. Kranichs Sprech stunde" fand viel Beifall. Letzten Sonntag feierte der Fechtverein sein Stiftungsfest mit Vorträgen des Fecht gesangvereins und Solo-Vorträgen. Nächsten Sonn tag findet Familtenabend des ZähervereinS statt. Dresden. Die Ergänzungswahlen für die Zweite Kammer am gestrigen Drenstag sind durchweg im Sinne der Ordnungsparteien ausgefallen. — Der Entwurf eines Mass er rechtes wird den kommenden Landtag gutem Vernehmen nach nicht be schäftigen, da die Regierung den Entwurf dem Land tage nicht vorzulegen beabsichtigt; sie hat die schwierige Materie veröffentlicht, um die Interessenten in die Lage zu versetzen, sich mit ihr zu beschäftigen und der Negierung besseres Material an die Hand zu geben..