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224 Stahl und Eisen. Bemerkungen über die Oxydschichten ausgeglilhter Feinbleche. 1. März 1901. krümmungs-Rollen“ durchlaufen zu lassen, bevor sie auf das Warmbett gelegt werden. Es sind das drei horizontale Walzen, welche auf verti- calen Achsen sitzen. Eine davon drückt auf die Kopfseite der Schiene, ‘die anderen zwei auf den Fufs; so wirken sie auf das Walzstück wie die Rollen einer Blechbiegemaschine. Ist dieser Apparat nicht vorhanden, so krümmt sich be kanntlich die Schiene so durch, dafs die Pfeil höhe am Kopfe gemessen werden kann. Dieser mächtige Bogen erfordert oftmaliges Richten. Durch das Gegenkrümmen nun wird viel Arbeit an den Richtmaschinen erspart; es beträgt auf eine Schienenlänge von etwa 12 m nahezu einen ganzen Meter, wie Verfasser auf den Edgar Thomson Werken bemerkte. Es ist interessant, ein solches grofses Warmbett voll gegengekrümmter Schienen zu beobachten. Je nach Verschiedenheit von Röthe, Aufsentemperatur oder innerem Ge füge , das wieder von der verschiedenen Dichte des Blockes herrührt, nehmen die Schienen andere Formen an. Manche streckt sich gleich- mäfsig rutschend, andere verfallen geradezu in Zuckungen, indem das eine Ende rasch um einen halben Meter vorfedert, während das andere noch ruhig aufliegt. Ist die vollständige Abkühlung endlich eingetreten, so sind die meisten Stücke so weit gerade gestreckt, dafs die grobe Arbeit an der Richtmaschine vollkommen weg fällt. Mitunter konnte man trotz Gegenkrümmung beobachten, dafs sich ein Stück im ursprünglichen Sinne weiterkrümmte. Dies trat dann ein, wenn die Schienen dicht aneinander lagen, so dafs ein Wärmeaustausch zwischen Kopf der einen und Fufs der anderen stattfinden konnte. Da mals überlegte ich, ob es nicht rathsam sei, anstatt des horizontalen ein verticales Warm bett einzurichten. Jede fertig gewalzte Schiene würde von unten hineingedrückt und der Wärme und Belastung der darüber befindlichen ausgesetzt sein; so ein Kühl- und Streckmechanismus könnte natürlich auch als von oben nach unten arbeitend eingerichtet werden. Die riesigen Bodenflächen der heutigen Warmbetten würden wegfallen und an Richtarbeit würde bedeutend gespart werden. (Schlufs folgt). Bemerkungen über die Oxydschichten ausgeglilhter Feinbleche. Von Hans Kamps. Infolge der Verbrennung des Eisens in den hohen Temperaturen des Walzprocesses zeigen sich Bleche nach der Abkühlung an der Ober fläche mit einer dünnen, mechanisch leicht ab trennbaren Zunderschicht, der sog. Walzhaut, bedeckt, die ihrer chemischen Zusammensetzung nach als ein Gemisch von Eisenoxyd (Fe 2 0») und Eisenoxydul (Fe 0) in wechselndem Mengen- verhältnifs angesehen werden kann. Indem inan für gewöhnlich die quantitativen Verschieden heiten der Einzelbestandtheile ohne Berücksich tigung läfst, charakterisirt man einfach das Ge menge in chemischer Hinsicht als Eisenoxydoxydul (Fe 3 O4). Wie es von dem Eisenerze, welches dieser letzteren Formel in seiner Constitution entspricht, dem Magnetit, allgemein bekannt ist, zeigt auch die Walzhaut schwach ferromagnetische Eigenschaften. Für eine ganze Reihe von Ver wendungszwecken des Feinblechs, beispielsweise zum Verzinnen, Verzinken, Emailliren u. s. w., bildet die Entfernung der Schlacke durch die Behandlung in der Beize eine unerläfsliche Mate rialveredlung. Für Dynamo- und Transformator bleche dagegen ist die Beize nicht üblich, einer seits weil sie die Kosten erhöht, andererseits vielleicht auch noch deshalb, weil die Zunder schicht für die Isolation der einzelnen Bleche voneinander und damit für die Verringerung der Wirbelstromverluste im Anker oder Kern als vor- theilhaft angesehen wird. Amerikanische Firmen, z. B. die Edison Co. in Schenectady, New York, bauen sogar ihre Blechkörper ohne jede besondere isolirende Papierzwischenlage zusammen und ver wenden statt dessen Bleche, deren Oberfläche durch ein besonderes Oxydationsverfahren zweck dienlich umgestaltet worden ist. Aber sowohl gebeizte Bleche wie solche, die als elektrotechnisches Constructionsmaterial Ver wendung finden sollen, werden im geschlossenen Kasten geglüht; die ersteren, um die durch das Poliren erzeugte Härte wieder zu beseitigen und um das schnelle Rosten unter dem Einflufs haftengebliebener Säure zu verhüten, die letzteren, um in den erreichbaren Grenzzustand magnetischer Güte übergeführt zu werden. Die hierbei er strebte Absperrung der Luft von den Blechen läfst sich praktisch nicht völlig befriedigend er reichen. Einmal ist die Dichtung zwischen Unter gestell und Kasten durch irgend ein fein ge mahlenes feuerfestes Material unvollkommen, und sodann diffundirt die Luft durch die glühenden Kastenwandungen hindurch. Der letztere Factor scheint ausschlaggebend zu sein. Für die Her stellung von Glühkästen ist also auf die Er zielung eines möglichst dichten Gusses ein hoher Werth zu legen. Auch infolge des Gebrauchs