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führt, stumpf werden.* Es ist also ein be stimmtes Mafs an „Festigkeit“ erforderlich und eine bestimmte Gefügebeschaffenheit, welche es verhindert, dafs durch die Einwirkung der Reibung kleine Massentheilchen abgerissen werden können. Dies scheint völlig klar, wenn man den Umstand ins Auge fafst, dafs beim Schleifen und Poliren eine um so blankere Oberfläche entsteht, je kleiner die durch das Schleifmittel losgelösten Massentheilchen sind. Je kleiner diese bei ein und demselben Schleifdrucke sind, um so längere Zeit ist zum Schleifen erforder lich. Die losgelösten Massentheilchen werden kleiner bei steigendem Widerstande gegen die Lostrennung, also bei steigender Härte oder, wenn das Material formänderungsfähig ist, bei steigen der vorübergehender Formänderungsfähigkeit. In letzterem Falle — also wenn der Stahl eine hochgelegene Proportionalitätsgrenze besitzt - steigt der Widerstand gegen die bleibende Formänderung oder gegen die Trennung, je gröfsere Massentheile von ein und derselben mechanischen Beanspruchung betroffen werden, d. h. von je gröfseren Massentheilen der rück wirkende Widerstand gegen die Beanspruchung ausgeht und je gröfser deren Widerstand gegen die Lostrennung ist (grobkörniges Gefüge). Bei ein und derselben Beanspruchung zweier Körper erscheint jener als der härtere, bei welchem die Trennung vor der Formveränderung entsteht. Da das Losreifsen von Massentheilchen am Werk zeuge infolge Reibung bei gleichzeitigem Frei werden von Wärme vor sich geht, so kann mit Recht von einem Brennen des Stahls gesprochen werden. Dieses Brennen steigt mit der Härte, also mit dem absoluten Widerstande gegen die Trennung, weil wegen ihrer geringeren Gröfse eine gröfsere Zahl der Einwirkung der Wärme leichter zugänglicher Massentheilchen abgerissen wird. Der Stahl darf also Härte nicht besitzen, sondern ein hohes absolutes Mafs gegen Trennung und Formveränderung, wobei F w T w (für die bezügliche Beanspruchung) sein mufs. Es darf aber auch die bleibende Formveränderung — welche ja die Trennung zäher Körper einleitet — nicht in Betracht kommen, weil ein kleines absolutes Mafs des Widerstandes dagegen den Stahl un brauchbar machen würde, und weil ähnlich wie bei der Trennung der Span Formveränderungen (Stumpfdrücken der Schneide) unter gleichzeitigem Freiwerden von Wärme herbeiführen würde. Es leuchtet hieraus hervor, dafs der mechanische Angriff des Spanes mit einem Worte ein Frei werden von Wärme am Stahl nicht herbeiführen darf. Theoretisch trifft dies nur beim vollkommen elastischen Stofse zu, bei welchem eine Umwand lung von Arbeit in Wärme nicht stattfindet. Das * Die grofse Fläche, mit welcher der Span auf den Drehstahl trifft, vermindert den specifischen Reibungsdruck. Vermögen eines elastischen Körpers, empfangene Arbeit in ihrem ganzen Mafse weiterzuleiten oder zurückzugeben, mufs hier dem Stahl als physi kalische Eigenschaft innewohnen. Demselben soll also ein hohes Mafs von elastischem Formverände rungsvermögen und ein hohes Mafs von Wider stand gegen die bleibende Formveränderung inne wohnen. Die Erwärmung des Stahles während der Arbeit bedingt es in zweiter Beziehung, dafs die vorerwähnten Festigkeitseigenschaften während derselben keine Veränderung erfahren, und dafs ein Anschweifsen von Spantheilchen an die Schneide nicht stattfindet. Denn in dem Augenblicke, in welchem dieses Anschweifsen an der Schneide stattfindet, hört der Stahl auch auf, gebrauchsfähig zu bleiben, weil das An schweifsen nicht ohne Gefügezustandsänderung am Stahle vor sich gehen kann. Es entsteht nun die Frage, welche Umstände während der Erwärmung eines Stahles eine Veränderung der Gefügebeschaffenheit und in weiterer Folge der Festigkeitseigenschaften her beizuführen vermögen. Im Vorstehenden ist kurz dargelegt, dafs mechanische Angriffe auf den Stahl ein Freiwerden von Wärme nicht herbeiführen dürfen, weil diese das weitere Merkmal für entstehende Formveränderungen und Trennungen sind. Umgekehrt darf während der Erwärmung (durch Fortleitung der vom Spane empfangenen Wärme) keine Wärme ge bunden werden, weil dies ebenfalls nur bei Ge fügezustands- oder chemischen Veränderungen stattfindet. Es ist nun bekannt, dafs bei der Erwärmung von Stahl und Eisen ein Theil der empfangenen Wärme fortgepflanzt, ein anderer Theil derselben verbraucht wird. Diesel- Wärme verbrauch entsteht ebensowohl, weil der Wärme druck ein und derselben Wärmemenge mit deren Weg (von der Wärmequelle ausgehend) abnimmt, als weil die Wärme auf ihrem Wege durch Herbeiführung von Gefügeänderungen Arbeit leistet und hierbei gebunden wird. Wenn der letzterwähnte Wärmeverlust nicht vorhanden ist, so vermag ebensowohl eine raschere Fortpflanzung ein und derselben im Zeitelemente empfangenen Wärmemenge stattzufinden, als ein durch Er glühen wahrnehmbares Wärmedruckmaximum an jenen Orten zu entstehen, welche mehr Wärme empfangen, als sie durch deren Fortleitung ver lieren. Dieses Wärmedruckmaximum kann nie an anderen Orten, als an der Wärmequelle liegen und vermag auch nur hier zuerst Gefüge zustandsänderungen herbeizuführen. Ein je gröfserer innerer Wärmedruck vorhanden sein kann, ohne diese zu bewirken, eine um so gröfsere Dauer der Einwirkung eines geringeren Wärmedruckes ist nöthig, dieselben herbeizuführen. Der Stahl bleibt dann auch nach Entfernung der durch die Einwirkung der Erwärmung veränderten und enge begrenzten Theile gebrauchsfähig.