15. Februar 1901. Vereins-Nachrichten. Stahl und Eisen. 207 Vereins - Nachrichten. Verein deutscher Eisenhüttenleute. Carl Theobald Jung' f. Am 16. Januar 1901 verschied Carl Theobald Jung, ein Mann, der unter den Hüttenleuten an der Saar und Mosel in erster Reihe gestanden hat und auch weit über die deutschen Grenzen hinaus einen bedeutenden Ruf genofs. Geboren am 24. Juni 1845 als Sohn eines Gerberei besitzers zu Kreuznach, besuchte er dortselbst das Gymnasium und darauf die Gewerbeschule zu Saar brücken, welche zu der Zeit als bedeutende Schule bekannt war. Zum Studium der Hüttenkunde, ging er zu nächst ein Jahr auf die Berg akademie zu Clausthal und bezog dann zu einem wei teren dreijährigen Studium die Gewerbe - Akademie zu Berlin. Auf der Concordia- Hütte zu Eschweiler bei Aachen lernte er den Betrieb in der Praxis als Volontär kennen. Seine erste Stelle erhielt er in Cominnes bei Lille als Chemiker und von dort kam er zu Kar cher & Westermann nach Ars a. d. Mosel. Im Jahre 1872 ging er als Hütten director nach Noveant; 1875 finden wir ihn wieder bei Karcher & Westermann als Hochofendirector. Im Sommer 1882 übernahm er die Direction der Hochöfen der Luxemburger Bergwerks- und Saarbrücker Eisen- bütten-Actien-Gesellschaft zu Bürbach bei Saarbrücken. Ein seit einigen Jahren aufgetretenes Herzleiden nöthigte ihn, im October v. J. seine Stellung niederzulegen, nach dem er vergeblich in den Bädern Nauheims Heilung gesucht hatte. In Bürbach fand Jung Gelegenheit, sein bedeutendes organisatorisches Talent zu entfalten, und sein ganzes Bestreben war darauf gerichtet, die ihm unterstellte Anlage auf dei - Höhe der Zeit zu erhalten. Manche bemerkenswerthe Einrichtung, wie die Einführung des doppelten Gichtverschlusses, der durchlochten Cowper steine, verbunden mit gröfster Ausnutzung der Hoch ofengase, verdanken wir seiner Initiative. Streng gegen sich selbst und gegen seine Untergebenen, war er andererseits leutselig und hülfsbereit allen Denen ge genüber, die ihn um seinen Rath angingen. In fach männischer Hinsicht beson ders stand er Jedem stets gern und in ausgiebigstem Mafse zur Verfügung. Seine Berufspflichten liefsen ihm aber immer noch Zeit genug, auch schriftstellerisch sich zu bethätigenj und so ver dankt ihm auch unsere Zeit schrift mehrere interessante Abhandlungen. Seine hohen Fähigkeiten wie sein reges Interesse an allen wissen schaftlichen und technischen Fragen und Fortschritten sprachen sich besonders aus in seinem Wirken als eifri ges Mitglied des Pfälzer- Saarbrücker Bezirksvereins deutscher Ingenieure. Der Dank und das Vertrauen der Mitglieder zeigten sich darin, dafs sie ihn mehrmals zu ihrem Vorsitzenden wählten. An dem Grabe des Entschlafenen trauern seine treue Lebensgefährtin, zwei Töchter und ein Sohn; mit ihnen aber gleichzeitig viele Freunde, die dem Ver ewigten stets ein dankbares Andenken bewahren werden. R. 1. P. S.