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198 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mitthellungen. 15. Februar 1901. 70 mm Durchmesser, in dem ein Flügelrad mit Glimmer flügeln in Steinlagern läuft, und so den Zeiger auf dem Zifferblatt, welches am Ende eines seitlich angebrachten Kohres sich befindet und 500 mm von der Achse des Mefsflügelrades entfernt ist, dreht. Der Apparat giebt die Geschwindigkeit der Gase an, woraus man, da die Querschnitte der Leitungen bekannt sind, das Volumen berechnet. Die Skizze (Seite 197) zeigt die Anwendung des Instruments, wobei die Messungen an fünf verschiedenen Stellen vorgenommen werden, aus denen der Durch schnitt in Rechnung gesetzt wird. Man kann damit natürlich nicht nur die Gesämmt - Gaserzeugung der Hochöfen, sondern auch den Gasverbrauch der ein zelnen Apparate und sonstigen Vorrichtungen messen. E. Schott. Ausdehnung einiger Metalle in hoher Temperatur. Den spärlich vorhandenen Bestimmungen der Aus dehnung von Metallen in hohen Temperaturen wird Mifstrauen deshalb entgegengebracht, weil die ihnen zu Grunde gelegten Versuchsergebnisse bei nicht ein wandfreien Anordnungen gewonnen wurden. Da eine gleichmäfsige Erwärmung in hohen Temperaturen auf gröfsere Längen schwer zu erzielen ist, hat man die Ausdehnungsbestimmungen öfters mit kleinen Längen angestellt, wodurch die Genauigkeit leiden mufste, oder man hat auf eine gleichmäfsige Temperirung des Probestabes ganz verzichtet und ihn z. B. quer durch einen Ofen gelegt, wobei die zum Messen benutzten Mikroskope auf Marken an den stets kühl bleibenden Enden eingestellt wurden. In diesem Falle wurde nur die Mitteltemperatur des Stabes mit dem Luft thermometer oder mit dem elektrischen Widerstand gemessen, wobei noch der Nachtheil vorhanden war, dafs die Abhängigkeit der Ausdehnung von der Tem peratur nicht scharf zu erkennen ist. Deshalb haben L. Holborn und A. Day in der Physikalisch - Technischen Reichsanstalt, wie sie in „Ann. d. Phys.“ 1901, S. 104 mittheilen, eine neue Methode, nach der sie schon die Ausdehnung von Platiniridium und Porzellan bis 1000° für luftthermo metrische Zwecke bestimmt hatten, auch auf ver schiedene Metalle angewandt, und zwar auf Platin, Palladium und Nickel bis zu 1000°, auf Silber bis nahe an seinen Schmelzpunkt, auf Constantan (60 Cu + 40 Ni) bis 500 °, auf Eisen und Stahl bis 750°. Das Verfahren besteht in der möglichst gleichmäfsigen Erwärmung eines gegen 0,5 m langen Stabes aus dem zu prüfenden Metalle in einem elektrisch geheizten Porzellanrohre. Hierbei lassen sich einerseits Aus dehnungen von grofsem Betrage (bis zu 9 mm) erzielen, andererseits ein verhältnifsmäfsig kleines Temperatur gefälle, von dem überdies nicht nur der Mittelwerth, sondern auch der ganze Verlauf gemessen wird. Die Stäbe aus Platin, Palladium und Platiniridium (80 Pt 4- 20 Ir) waren 5 mm dick, aus chemisch reinem Material und von der Firma Heräus zur Verfügung gestellt; die übrigenVersuchsstäbe waren 6 mm dick. An ihren Enden waren Theilstriche als Einstell- Marken angebracht, die auf einer angefeilten und gut polirten Ebene gezogen waren; dieselben verloren jedoch am Nickelstabe bei starker Erhitzung und Oxydirung ihre Sichtbarkeit, weshalb bei diesem so wohl als auch bei den Stahl- und Eisenstäben an jedem Ende ein 0,5 mm dickes Platinplättchen (von 5X5 mm Gröfse) in eine ausgefeilte, schwalben schwanzförmige Nut eingeschoben wurde. Auf der freien Platinoberfläche, die wieder in die Achse des Stabes zu liegen kam, wurden neue Striche gezogen, die als temperaturbeständige Marken dienten. Bei den Längenmessungen der Stäbe wurde immer von dem ausgeglühten Zustande ausgegangen. Die Ausdehnung wurde mit dem Ocularmikrometer fest stehender Mikroskope, gemessen, die man auf .die Theilstriche an den Stabenden einstellte. Die ganze Aufstellung war auf einem grofsen Steinpfeiler so dauerhaft eingerichtet, dafs selbst nach Tagen noch keine Verschiebungen zu beobachten waren, welche die Grenze der Beobachtungsfehler überschritten. Der ausgeglühte Zustand der Probestäbe wurde durch, eine einmalige Erhitzung auf die höchste der später ange wandten Temperaturen hergestellt, bevor mit den. eigentlichen Versuchen begonnen wurde. Die Temperaturmessungen fanden in der Mitte des- Stabes statt, und . zwar mit einem Thermoelement, dessen blanke Löthstelle auf dem Stabe auflag. Das- Temperaturgefälle nach den Enden zu wurde gesondert- bestimmt, indem noch auf jeder Seite an vier Punkten der Temperaturunterschied gegen die Mitte durch Ver schieben der Löthstelle gemessen wurde. Es wurden zwei in ihrer Wicklung verschiedene Heizrohren benutzt. Die Beobachtungen fanden statt zunächst bei Zimmer temperatur, die mit einem in die Heizrohre eingeführten Quecksilberthermometer gemessen wurde, und ferner in möglichster Nähe von 250, 500, 750 und 1000 nur in einigen Fällen auch noch bei 375, 625 und 875°.. Unter 250° wurde wegen der geringeren Empfindlich keit des Thermoelementes nicht hinabgegangen. Für diese tieferen Temperaturen wird ein Bad von ent sprechender Anordnung und Heizung als zweckmäfsiger vorgeschlagen; mit einem Salpeterbade könne man, nach Meinung der genannten Forscher, selbst bis über 600° längs des ganzen Stabes erzielen. Die aus den Ergebnissen berechneten Werthe für die Ausdehnung (2) der Längeneinheit betrugen für: Platin . Ä = ( 88681 + 1,324t 2 ) 10"®' Palladium = (116701 -p 2,187 t 2 ) 10““ Platiniridium — ( 81981 -p 1,4181 2 ) 10“ Silber „ = (182701 + 4,7931 2 ) 10“ 9 Nickel „ = (134601 -p 3,3151 2 ) 10““ Constantan „ = (148101 + 4,0241 2 ) 10“" Schmiedeisen = (11705 t p 5,234 t 2 ) 10 Stahl = ( 91731 + 8,3361 2 ) 10“ 9 ' Bei den Angaben über Eisen und Stahl wird man sehr schmerzlich jede nähere Mittheilung über deren Gehalt an untergeordneten Bestandtheilen, sowie über die Bearbeitungs- oder Herstellungsart der Stäbe ver missen, welche Unterlassung den Werth der übrigens- so exacten Messungen doch sehr beeinträchtigt. Gesagt ist nur, dafs, um gegen Schmiedeisen einen möglichst grofsen Unterschied zu erhalten, ein kohlenstoffreicher Stahl gewählt wurde. Die Heizung wurde nur bis 750° ausgedehnt, um dauernde Zustandsänderungen zu vermeiden, wie sie besonders bei Stahl durch längeres Erhitzen auf höhere Temperaturen einzutreten pflegen- Beim Sehmiedeisen war zu erkennen, dafs oberhalb von 500 0 die Ausdehnung in geringerem Grade wächst,, beim Stahle aber scheint sie schon unter 500 0 unregel- mäfsig zu werden. Bei dem grofsen Interesse dieser Messungen für die Technik erscheint es angemessen, auch die Werthe (Ä s ) der Ausdehnung für die 482,7 mm (bezw. 482,8 mm) langen Stäbe in Millimetern an zugeben. 0. L. t Schmiedeisen Ä g (mm) Stahl Ä s (m®) beob. ber. beob. ber. 0° 0 0 0 0 250° 1,571 1,571 1,359 (1,359) 375° 2,476 2,475 2,255 (2,227) 500° 3,459 3,459 3,221 (3,221) 625° 4,449 (4,522) 4,200 (4,341) 750° 5,419 (5,664) 4,904 (5,586),