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114 Stahl und Eisen. Die russische Kohlen- und, Roheisen-Industrie u. s. u>. 1. Februar 1901 Klassiflcation von Gruner. Flüchtige Bestandtheile C S Asche Koks ausbringen Gruppe I: Trockne Kohle mit langer Flamme . . 37,6-50,1 37,7—55,2 0,6 —5,15 1,25—8,1 49,1—55,1 Gruppe II: a) mit langer Flamme oder Gaskohle . 27,8—37,4 50,5—67,4 0,5 —2,3 1.10-7,0 58,3—70,4 b) „ kurzer „ „ Schmiedek. 26,4—30,6 60,2—72,4 0,25—1,6 1,3 —4,0 69,4—72,9 Gruppe III: Kokskohlen 12,4 -23,5 66,6-85,1 0,4 —3,1 0,9 —8,3 70,3—87,1 Gruppe IV: Halbanthracite 10,2—20,3 53,5—87,5 0,2 —0,3 1,5 -6,2 78,4—89,6 Gruppe V: Anthracite 4,2—11,4 85,4-91,0 0,6 —2,9 2,0 —9,0 90,7-95,8 geologische Horizonte gebunden ist oder vom Alter der Schichten abhängt, sondern von anderen Ursachen, welche nach der Ablagerung der Kohle dieselbe beeinflufst haben. Nur Eines läfst sich überall verfolgen, dafs an denselben Orten stets die tiefer liegenden Kohlenschichten ärmer an flüchtigen Stoffen sind, als die höher liegenden. M. H.! Auf der geologischen Uebersichtskarte des Donez-Beckens (s. Tafel II) bezeichnen die dunkelblau angelegten Partien die Ausbreitung der Anthracitkohlen und die hellblau angelegten die der anderen Kohlenarten. Sie sehen sofort, dafs bezüglich der horizontalen Verbreitung die Anthracite und Halbanthracite bei weitem vor herrschen. Nach den bisherigen Aufschlüssen und Ergebnissen wird auf Grund sorgfältiger Berechnungen, deren Details ich hier übergehen kann, das Gesammtkohlenvorkommen bis zu einer Tiefe von etwa 200 m auf 1 Milliarde Tonnen Steinkohlen und 2Milliarden Tonnen Anthracit und Halbanthracite geschätzt. Aber diese Be rechnungen berücksichtigen, wie erwähnt, nur die zu Gebote stehenden Aufschlüsse und der Ge- sammtkohlenvorrath dürfte diese Zahlen, besonders bezüglich des Anthracits, bei weitem übertreffen. Von den erwähnten 1 Milliarde Tonnen Stein kohlen sind etwa 25 °/o Flammkohlen und die übrigen 750 Millionen Tonnen dienen zur Koks bereitung, da im Donezgebiet nicht nur die eigentliche Kokskohle, sondern auch die Schmiede- und Gaskohlen hierzu verwendet werden. Es giebt sogar Werke, welche noch Kohlen mit 25 bis 40% flüchtigen Bestandtheilen verkoken. In den Förderziffern tritt die Anthracitkohle naturgemäfs noch sehr zurück. Im Jahre 1898 waren bei einer Gesammtförderung von 7 700 000 Tonnen nur 11,5 % Anthracitkohle, d. h. 900 000 Tonnen. Zur Koksfabrication wurden im Jahre 1899 etwa 2 Millionen Tonnen Kohlen verbraucht, hiervon waren nur 600 000 Tonnen eigentliche Fettkohlen. Allerdings kommt es auch vor, dafs die eigentliche Kokskohle unnöthigerweise zu Heizzwecken für Locomotiven und für Dampf schiffe vergeudet wird, aber dies ist ein verzeih licher Luxus, da der zur Koksfabrication geeignete ungeheure Vorrath des Donezbassins noch für eine doppelt so ausgedehnte Eisenindustrie bis weit in das nächste Jahrhundert hinein genügen würde. Der Abbau der Kohle geschah lange Zeit durch die Besitzer der Oberfläche mit Hülfe kleiner Schächte mit Haspelbetrieb und noch im Jahre 1888 wurde mehr als die Hälfte der geringen Jahresproduction von 50 000 t auf diese Weise gewonnen. Erst allmählich begannen solidere Unternehmungen, welche kapitalkräftig vorgehen konnten, den Abbau zu concentriren und geordnete Verhältnisse zu schaffen. Im Jahre 1899 betrug die Anzahl der vorhandenen Gruben bereits 135 und die Schächte erreichten eine Tiefe von 26 m bis gegen 400 m. Je nach den Lagerungsverhältnissen der Kohlen wird Pfeiler oder Firstenbau angewendet. Mit Gruben gasen hatte man bis vor ganz kurzer Zeit sehr wenig zu thun. Erst bei dem weiteren Vor dringen in die Teufe haben sich Kohlenwasser stoffgase eingestellt und bereits zu gröfseren Explosionen Anlafs gegeben. Die Wasserzuflüsse sind gering und leicht zu gewaltigen. Die Förder kosten stellen sich infolge der geringen Anzahl und Mächtigkeit der Flötze ziemlich hoch und dürften heute von 3 % bis 5 % Kopeken f. d. Pud, das ist etwa 4,6 bis 7 f. d. Tonne betragen. Bei dem Mangel an geschulten Arbeitskräften und der geringen Leistung der Arbeiter — es giebt infolge der offlciellen und inofflciellen Feiertage nur etwa 240 Arbeitstage im Jahre — sind die Grubenbesitzer nicht in der Lage, die Production entsprechend der vermehrten Nach frage zu steigern, welche infolge des Forstschutz gesetzes besonders dringend geworden ist. Und wie überall in der Welt der Preis einer Waare in letzter Linie immer durch Angebot und Nach frage geregelt wird, so traten auch hier gewaltige Steigerungen der Kohlenpreise ein. Dieselben erreichten, nachdem sie von 4 Kopeken f. d. Pud im Jahre 1889 nach und nach auf 8 Kopeken loco Grube gestiegen waren, im Winter 1899 unter dem Einflufs des Kohlenmangels die aufser-