1. Januar 1901. Anschweifsen schadhafter oder abgenutzter Werkstücke u. s. w. Stahl und Eisen. 23 Anschweifsen schadhafter oder abgenutzter Werkstücke, wie Walzenzapfen und dergleichen, mit Hülfe des aluminothermischen Verfahrens von Dr. Hans Goldschmidt, Essen-Ruhr. Das Princip des Verfahrens ist dem bisher üblichen ähnlich. Anstatt aber die Schweifsfläche nach vorangegangener Vorwärmung auf Rothgluth und Einhaltung mit entsprechender Form durch längeres üeberspülen mit Graugufs aufzuweichen, geschieht das Aufweichen durch Aufgiefsen einer dünnen Schicht von Thermitstahl, und danach wird die Form, wie üblich, mit Siemens-Martin-Flufs- zontal liegt. In gewohnter ‘Weise wird der Zapfen in abnehmbaren Ringen frisch eingeformt und ein genügend grofser Giefstrichter vorgesehen. Bei der Einformung des Zapfens giebt man etwa 10 bis 15 mm an lichtem Mafs zu, um den Zapfen nach dem Gufs sauber bearbeiten zu können, desgleichen ist es rathsam, die Form nicht in gleicher Höhe der Schweifsfläche anzu setzen, sondern etwa 10 bis 15 mm tiefer (siehe Figur). Der aufgegossene Thermitstahl löst dann mit Sicherheit durch das Abfliefsen in die so entstandene Rinne alle Punkte der Peri pherie des Zapfens auf, wodurch eine sichere Schweifsung erzielt wird. Die Formringe müssen wie die Formen des Stahlfagon- gusses im Trockenofen gut ge trocknet werden. Nach diesen Vorbereitungen wird um den Walzenzapfen ein Kokskorb gesetzt und der Zapfen auf Rothgluth ange wärmt. Die hierzu erforder liche Zeit richtet sich nach dem Durchmesser des Zapfens. Bei einem Zapfen von 500 mm Durchmesser dauert z. B. das Vorwärmen etwa 10 Stunden. Etwa eine Viertelstunde vor eisen, gegebenenfalls auch Tiegelgufsstahl, gefüllt. Während man nach dem alten Verfahren Grau- gufs zur Hand haben und dafür Sorge tragen mufs, dafs die erhebliche Menge Graugufs, die zum Verschweigen nothwendig ist, in ge eignete Behälter abfliefsen kann, fallen bei diesem Verfahren alle diese umständlichen Vor bereitungen weg. Vor allem aber wird bei diesem alumino thermischen Verfahren eine völlig gleich- mäfsige, sehr hohe Anwärmung der Schweifsfläche sicher erzielt, wodurch ein Gelingen der Anschweifsungen bezw. Auf- giefsungen völlig gewährleistet wird. Beispiel. Bei einer Walze aus Siemens- Martin-Flufseisen ist ein Theil des Kuppelzapfens (Kleeblatts) abgebrochen. Der Zapfen wird bis in den Lagerzapfen abgeschnitten (siehe obige Figur), dann wird die Walze senkrecht in die Grube gesetzt, so dafs die Schweifsfläche genau hori dem Abstich der Martincharge i wird der Kokskorb entfernt, die Koksstücke in der Grube mit Erde abgedeckt und die Form angesetzt. Ein gutes Dichten des unteren Ringes wird durch trockenen Silbersand bewirkt. -Die Ringe werden durch Klammern und Keile fest auf einandergefügt. Da die Bereitung des Thermit stahls nur wenige Minuten in Anspruch nimmt, wartet, man, bis der Abstich des Martinofens beendet ist. Bei einem Zapfen von etwa 500 mm Durch messer bedient man sich zur Herstellung des Thermitstahls dreier Specialtiegel Nr. 5, in denen je 25 bis 30 kg Thermit zur Reaction gebracht werden können, und sorgt, dafs von jedem Tiegel in einen besonderen trockenen Behälter die Schlacke (der Corund) abgegossen werden kann. Für das Anschweifsen eines sol chen Zapfens genügen 70 kg Thermit („Marke schwarz“) völlig. Die Bereitung des Thermit stahls ist in dieser Zeitschrift Jahrgang 1900 Nr. 11