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schnell zurück und die zu besseren Preisen contrahirten Quantitäten wurden von den Händlern nicht specificirt, bezw. nicht abgenommen, so dafs es bald an Aufträgen mangelte. Neue gröfsere Specificationen waren nur mit Verlustziffern zu erhalten, weshalb man sich im August 1900 entschlol's, den Betrieb des Blechwalz werks vorläufig gänzlich einzustellen, da es wohl nicht zweckentsprechend sein dürfte, den Betrieb unter jeder Bedingung aufrecht zu erhalten und mit Verlust zu arbeiten. In Anbetracht der allmählichen Erschöpfung ihrer polnischen Erzgruben und um sich gröfsere Quantitäten polnischer Erze zu sichern, hat die Gesellschaft zwei neue Erzgruben „Dziädek“ und „Korytko“ erworben und rechnet aus diesen beiden Gruben mindestens eine Million Pud Thoneisenstein jährlich zu gewinnen. Auf den beiden der Gesellschaft gehörenden Erzgruben in Kriwoi-Rog (Südrufsland) wurden 8 789 494 Pud Erz gefördert und von diesem Quantum 445 586 Pud minder- werthige Erze in Südrufsland verkauft, da solche, der hohen Fracht wegen, nicht nach Ostrowiec bezogen werden konnten. Bei Station Terny haben die ge machten Forschungsarbeiten ein gröfseres bedeutendes Erzlager aufgedeckt, dessen Tragweite indefs noch nicht ganz zu übersehen ist. Es läfst sich aber schon jetzt nach möglichst genauen Vorarbeiten annehmen, dafs die Gesellschaft bereits in Aufdeckungsarbeiten etwa 48 Millionen Pud Erz hat, von welchem Quantum wahrscheinlich 30 Millionen Pud Erz I. Qualität sein dürfte und etwa 18 Millionen Pud Erz II. Qualität. Die Forschungsarbeiten werden fortgesetzt und es werden sich voraussichtlich im Frühjahr 1901 über diesen Erzfund genauere Daten geben lassen. Im Laufe des Jahres sind verschiedene Neu-Ein richtungen gemacht worden, als: 2 neue Martinöfen Nr. 11 und 12, 1 grofscs Arbeiter-Wohnhaus, eiserne Dachconstructionen, diverse Werkzeug-Maschinen und Dampfkrähne. Im Bau begriffen sind: die gröfsere Mittelstrecke, eine grofsc mechanische Werkstätte und eine Station für elektrische Beleuchtung. Diese neuen Einrichtungen werden im laufenden Geschäftsjahre 1900/1901 fertiggestellt und dem Betriebe übergeben werden. lieber den Gang des Werkes wird Folgendes be richtet: An Erz wurden gefördert: in den polnischen Gruben 2 733 931 Pud (im Vorjahre 2 239 066 Pud), in den südrnssischen Gruben 3 789494 Pud (im Vor jahre 709615 Pud). An Roheisen wurden erblasen 2870758 Pud (im Vorjahre 4 180459 Pud). Dieerheb- liche Minderproduction resultirt aus dem 3- bezw. 3'/?monatlichen Stillstand der beiden Hochöfen wegen Koksmangel. Der Rest des Bedarfes an Roheisen ist gekauft worden. Die Siemens-Martin-Anlage lieferte an guten Stahlblöcken 5362 666 Pud (im Vorjahre 4758 191 Pud). In fertigen Stalilproducten, als Achsen, Bandagen, leichte Schienen, Schienenzubehör, Feder stahl, Handelseisen, Blechen, Universaleisen und Di versen, betrug der Bestand am 1. Juli 1899 122 130 Pud, producirt wurden 4 090 391 Pud (im Vorj. 3 825190 Pud), racturirt wurden 4056 076 Pud im Werthe von 6803123 Rubel (im Vorjahre 3 790397 Pud, im Werthe von 6 390191 Rbl.). Es verblieb per 30. Juni 1900 ein Bestand von 156445 Pud. Für das laufende Jahr 1900/1901 lagen an Be stellungen vor: am 1. Juli 1900 2667000 Pud, im Werthe von 4226500 Rbl., hinzugekommen sind bis zum 30. September a. c. 846000 Pud im Werthe von 1420 000 Rbl., also zusammen 3 513 000 Pud im Werthe von 5 646 500 Rbl. Im Vorjahre ergaben die Bestellungen am 30. September 1899 die Summo von 7 150000 Rbl., von denen jedoch ein Theil nicht zur Ausführung gekommen ist. Es ist also schon jetzt für das laufende Geschäftsjahr ein reichliches Arbeitsquantum vorhanden. Leider sind die Preise, infolge der immer mehr und mehr wachsenden Concurrenz, sowohl für Eisenbahn material als auch für Handelswaare sehr erheblich gewichen und an eine Besserung derselben ist wohl für die nächste Zeit kaum zu denken. Hierzu kommt noch eine ganz abnorme Steigerung der Preise für Brennmaterial, Kohlen und Koks. Der Preis der Kohle in Polen und auch im Aus lande ist seit längerer Zeit in fortwährender Steigerung begriffen, und hat jetzt eine Höhe erreicht, wie sie wohl niemals dagewesen ist. Dabei herrscht eine solche Knappheit an Material, dafs es selbst bei den hohen Preisen äufserst schwierig ist, die nöthige Kohle für den Betrieb zu beschaffen. In Koks ist die Ge sellschaft noch durch günstige Verträge gedeckt bis Ende 1901 und theilweise bis Ende 1902, so dafs sie nur einen kleinen Theil ihres Bedarfs für das laufende Jahr zu hohem Preise decken mufste. Von dem Reingewinn, der sich nach Absetzung der satzungsmäfsigen Abschreibungen auf 642343,53 Rubel stellt, sollen 20 °/o Dividende auf das Actienkapital von 2 000 000 Rubel vertheilt werden, zu Gewinn anteilen und Gratificationen sollen 131468,70 Rubel dienen, während der Rest von 110874,83 Rubel auf neue Rechnung vorgetragen werden soll. Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke in Warstein. Der Geschäftsbericht für das Jahr 1899/1900 ent hält im wesentlichen folgende Mittheilungen: „Das Ergebnifs des abgelaufenen Geschäftsjahres ergiebt ein etwas besseres Resultat als das verflossene. Die Giefsereien in Warstein (St. Wilhelmshütte) und Holzhausen erzeugten zusammen 2 646 964 kg Eisen- gufs gegen 2 625 355 kg im Vorjahre; die Abteilung Eisenhammer lieferte an Achsen und Hammerfabri- ■ caten 1 996 993 kg gegen 2 215 393 kg im vorigen Jahre. Mit Beginn des zweiten Halbjahres trat un erwartet ein Niedergang ein, und zwar ganz besonders in der letzten Abteilung. Die Lage derselben wurde auch noch dadurch hemmend beeinträchtigt, dafs die bestehende Vereinigung der rheinisch - westfälischen Achsenwerke sich infolge Meinungsverschiedenheiten unerwartet auflöste, worauf unmittelbar ein rapider Preisrückgang und gänzliche Zurückhaltung von Specificationen seitens der Consumenten auf getätigte Abschlüsse folgte. — Mittlerweile ist die Lage des Achsengeschäftes derart zurückgegangen, dafs ein Theil der Werke theilweise bezw. vollständige Betriebs einstellung vornehmen mufste. Der Gesammtumsatz unserer drei Werke betrug 2 226 149,56 ^ gegen 2 216114,56 -M im Vorjahre und der Bruttogewinn 329 670,20 M gegen 290442,64 Jl im Jahre 1898/1899. Nach Abschreibungen im Betrag von 60600,33 Jt, sowie nach Abzug der Generalunkosten und Ueber- weisung von 45000 .Al an das Delcredereconto, steht der Generalversammlung ein Reingewinn von 134183,25 und der Saldo aus dem vorigen Jahre 7 303,78 M, zusammen also 141487,03 M zur Ver fügung, dessen Verteilung wir wie folgt in Vorschlag bringen: 5 % an den Reservefonds = 6 709,16 -Al, 4% Dividende von 1 750 000 M = 70000 -Vf, 5% Tantieme an den Aufsichtsrath von 57 474.09 M = 2 873,70 -Al. 3,5 % Superdividende = 61 250 M, der Rest von 654,17 -Al Vortrag für das neue Geschäfts jahr 1900/1901. Was die Beschäftigung unserer Werke betrifft, so sind wir auf St. Wilhelmshütte wie in Holzhausen noch befriedigend mit Orders versehen; es hält aber schwer, neue belangreiche Aufträge zu erhalten. Wegen Bildung eines Achsensyndicates sind Verhand lungen eingeleitet, sind diese von Erfolg, so wird voraussichtlich für unseren Eisenhammer eine Besse rung eintreten.“