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90 Stahl und Eisen. Industrielle Rundschau. 15. Januar 1901. Industrielle Rundschau. Bochumer Verein für Bergbau lind Gufsstahl- fabricaiion, Bochum. Dem vom Verwaltungsrath erstatteten Rechenschafts bericht für 1899/1900 entnehmen wir: „Die am Schlüsse des vorjährigen Geschäftsberichts ausgesprochene Erwartung in betreff' des abgelaufenen Geschäftsjahres hat sieh erfüllt. Obwohl wir in dem selben nicht unerhebliche Mehraufwendungen für Löhne und Rohstoffe zu machen hatten, wurde doch der an sehnliche Rohgewinn von 6267811,39.7/ gegenüber 6 240 342,70 7/ im Vorjahre erzielt. Zu dem Gewinn ergebnisse hat die Stahlindustrie, wie im Vorjahre, 339 660 Jl beigetragen. Unsere sonstigen*- Betriebe haben Zubufsen erfordert. Nach Abzug der Abschrei bungen im Gesammtbetrage von 1681158,95 M verbleibt ein Reingewinn von 4586682,44 J!. Wir werden Vor schlägen, aus diesem Reingewinn, nach Abzug der statuta rischen und contractlichen Tantiemen, wie im vorigen Jahre 16 2 3 °/o Dividende auf das dividendenberechtigte Kapital von 21 Millionen Mark zu zahlen, der Baare-Ge- dächtnifs-Stiftung 250 000 M und der Beamten-Pensions-, Wittwen- und Waisenkasse 50000 Jt. zu überweisen, in den Ergänzungs- und Erneuerungsfonds 300000 7/ einzustellen und den verbleibenden Rest, wie in früheren Jahren, zu Gratificationen, Unterstützungen und anderen besonderen Ausgaben nach unserem Ermessen zu ver wenden. Die Dividende beabsichtigen wir, wie im vorigen Jahre, vom 1. November d. J. ab auszuzahlen. Der Gesammtabsatz unserer Gufsstahlfabrik einschliefs- lich des verkauften Roheisens betrug 253439 t und die Gesammteinnahme dafür 40026488 M. In das mit dem 1. Juli d. J. begonnene neue Rechnungsjahr sind 163886 t Gesammtaufträge, einschliefslich des verkauften Roheisens, übernommen worden. Die Pro duction der Stahlindustrie betrug 75 324 t, die Ein nahme 12085367,67 Jt. Die Stahlindustrie wird, wie im vorigen Jahre, eine Dividende von 17 ü /o — 340000 <//,' zahlen. Die der Stahlindustrie vorliegenden Be stellungen bezifferten sich am 1. Juli d. J. auf etwa 49000 t. Die Jahresproduction unserer drei Zechen an Steinkohlen betrug 684 771 t, an Koks wurden producirt 158100 t. Bezüglich der Eisensteingruben im Siegener Revier beschränkte sich unsere Thätigkeit auf Vortreiben des Stollens auf Grube Wasserberg. Mit den Aufschlufsarbeiten in unserer Eisensteingrube Eentsch in Lothringen ist begonnen in der Erwartung, dafs endlich die schon seit Jahren angestrebte Fracht- ermäfsigung für die Ueberführung der Erze nach Bochum in genügendem Mafse eintreten wird. An öffentlichen Lasten verausgabte unser Gesammtunter- nehmen: Steuern 374224,49 ..//, sonstige Lasten (Un fall-, Kranken- und Invaliden-Versicherung u. s. w.) 464368,79 M y Summa 838 593,28 77.“ Der Betriebsbericht des Hm. Generaldirector, Commerzienrath Fritz Baare lautet: „Obwohl der Ge schäftsbericht des Verwaltungsrathes und die Bilanz für das abgelaufene Rechnungsjahr im allgemeinen ein klares Bild unserer Verhältnisse geben, möchte ich doch von vornherein einige Veränderungen hervor heben, welche sich gegen den Abschlufs des Vorjahres ergeben. Wir haben zu verzeichnen: mehr Rohgewinn 27 498,69 M, weniger Abschreibungen 318450,71 M, mehr Reingewinn 345 949,40 Jt. weniger Absatz unserer Gufsstahlfabrik 84531, mehr Einnahme für den Absatz der Gufsstahlfabrik 3244262.77, mehr an Gesammt- aufträgen der Gufsstahlfabrik einschl. des verkauften Roheisens (am 1. Juli) 24 229 t, mehr Production der Stahlindustrie 314 t, mehr Einnahme der Stahlindustrie 1151 562.67 M y weniger an Aufträgen der Stahlihdustrie (am 1. Juli) etwa 700 1, Weniger Production unserer drei Steinkohlenzechen an Steinkohlen 8208 t. weniger Production unserer drei Steinkohlenzechen an Koks 771 t. Wenn aus diesen Ziffern im Vergleiche zum Vorjahre hervorgeht, dafs für die verkauften Fabricate höhere Preise erzielt sind, so mufs andererseits berück sichtigt werden, dafs den Mehreinnahmen auch ent sprechende Mehrausgaben für Löhne, Steuern und insbesondere für Rohstoffe gegenüberstehen. Bereits im vorigen Jahre habe ich zum Ausdrucke gebracht, wie die grofsen industriellen Werke, wenn sie concurrenzfähig bleiben, wenn sie sich nicht überflügeln lassen wollen, leider fortgesetzt genöthigt sind, ihre baulichen und maschinellen Anlagen, um sie den technischen Fortschritten anzupassen, zu ändern und zu erneuern. Vom Standpunkte des einzelnen Unternehmens betrachtet, ist es in der That für die Leitung keine angenehme Pflicht, unausgesetzt — ich möchte sagen ruhelos diesem Zwange folgend, Anlagen, welche heute noch für eine Reihe von Jahren werthvoll erscheinen, nach kurzer Zeit beseitigen und durch neue, zweckmäfsigere ersetzen zu müssen, um mit der Concurrenz des In- und Auslandes gleichen Schritt halten zu können, weniger, um dem eigenen Unter nehmen absolute Vortheile zu sichern. In Berück sichtigung dieser Verhältnisse, hervorgerufen durch den Stand der Wissenschaft und der Technik in allen Industrieländern, durch rasch aufeinander folgende Erfindungen und Verbesserungen, hält der Verwaltungs rath es für erforderlich, vorzuschlagen, neben den Abschreibungen, welche reichlich 300000 weniger betragen, als im Vorjahre, dem Ergänzungs- und Er neuerungsfonds noch 300000.7/ zur Deckung der Kosten für später nothwendig werdende Ergänzungen und Erneuerungen zu überweisen. Die Gesammtaufträge der Gufsstahlfabrik einschliefslich des verkauften Roh eisens betrugen am 1. October c. 130 620 t (Vorjahr 141789 t). Diese Auftragsmenge steht hinter der am 1. Juli c. um 33266 t und hinter der am 1. October v. J. um 11169 t zurück. Die Ziffern zeigen, dafs die im allgemeinen bemerkbar gewordene Zurückhaltung der Besteller, namentlich für Rohmaterialien, Halbfabricate und Handelswaaren, sich auch bei uns, wenn auch nur in mäfsigem Umfange, fühlbar gemacht hat. Aber trotz des Rückganges in den Bestellungen glauben wir die uns vorliegende Beschäftigung als eine be friedigende bezeichnen zu dürfen, um so mehr, als hinsichtlich des Preises gewisser Rohstoffe, auf deren Ankauf wir angewiesen sind, eine erfreuliche Beruhigung eingetreten ist. Nicht unerwähnt möchte ich bei dieser Gelegen heit lassen, dafs die bereits im abgelaufenen Ge schäftsjahre erheblich gestiegene Steuersumme sich im laufenden Geschäftsjahre noch erheblich erhöhen und unsere Betriebskosten vermehren wird, schon allein deshalb, weil der Berechnung ein bedeutend höheres Durehschnittserträgnifs der vorausgegangenen dreijährigen Periode zu Grunde liegt. Hiervon ab gesehen, hat aber auch der Vorsitzende der Einkommen- steuer-Veranlagungseommission sämmtliche Abschrei bungen mit Ausnahme derjenigen auf Zeche Engels burg — für steuerpflichtig erklärt. Unter anderem wird seitens der genannten Commission bei Gebäuden, Eisenbahnanschlüssen, Maschinen und Werkgeräthen, der Kokerei und der Seilbahn, hervorgehoben, dafs der Buchwerth durch die Abschreibungen unter den zeitigen Werth herabgesetzt sei, wie sich aus vor genommenen Berechnungen ergebe. Wir vermögen in