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1897 und 1898 in Betrieb gesetzt. Sie sind 24 m hoch, haben 3 m Gestell- und 6,2 m Kohlen sackweite und etwa 400 cbm Inhalt. Ihre Pro duction beträgt 120 t täglich. Der Koksverbrauch erreicht etwa 1300 kg f. d. Tonne Giefserei- roheisen und ist verhältnifsmäfsig hoch, weil die Erze grofse Mengen Schlacke ergeben und der hohe Schwefelgehalt des Koks eine ganz aufser- ordentlich basische Schlacke verlangt. Die Fabri- cationskosten des Tulaer Werkes betragen etwa 55 Kop. das Pud, d. i. 71 die Tonne. Eine ganz neue und sehr grofsartig angelegte Hochofenanlage ist zur Zeit in Lipetzk im Gou vernement Tambow im Bau. Es werden gleich zeitig zwei grofse Hochöfen von je 600 cbm Inhalt und 25 m Höhe gebaut. Dieselben sind mit 8 Formen von je 160 mm Düsenweite aus gestattet und sollen täglich 25 bis 30 Waggons Roheisen liefern. Nach Inbetriebsetzung dieser beiden Oefen wird die Koksroheisenerzeugung Central-Rufslands die vor 3 Jahren noch allein herrschende Holzkohlenroheisenerzeugung um rund 100 °/o übertreffen. Eine derartige Steigerung mufs einigermafsen bedenklich erscheinen, da die einheimische hoch entwickelte Kleineisenindustrie des Reviers die Production bei weitem nicht aufnehmen kann und diese Werke abhängiger werden von entfernter liegenden Absatzgebieten. Die Concurrenz Süd-Rufslands wird sich hierbei sehr unangenehm fühlbar machen. Toula hat zum Beispiel nach Petersburg für Roheisen gegen Süd-Rufsland infolge des Staffeltarifs nur einen Frachtvorsprung von etwa 6 Kop., mufs dagegen für den Donez-Koks etwa 10 Kop. Fracht be zahlen. Süd-Rufsland zahlt für eine Entfernung von 1800 Werst nur etwa 19 Kop. das Pud, d. h. 1,3 Pfg. für das Tonnenkilometer. Diese Bedenken werden auch wahrscheinlich den Bau enthusiasmus verschiedener schon gegründeter Gesellschaften gedämpft haben, welche in letzter Zeit in Central-Rufsland neue Hochofenanlagen errichten wollten und erst vor kurzem diese Absicht aufgegeben haben. Der andernfalls plötzlich hervorgerufene übergrofse Bedarf an Erzen würde eine derartige Steigerung der Erz preise nach sich ziehen müssen, dafs die Con- currenzfähigkeit Central-Rufslands bei dem sehr hohen Kokspreise von rund 25 Kop f. d. Pud, d. i. rund 32,80 JC f. d. Tonne, auf ein Minimum herabgedrückt werden würde, und in Zeiten schlechter Conjunctur würde die Roheisenindustrie Central-Rufslands wohl als die schlechtest fundirte des Reiches am schwersten betroffen werden. (Schlufs folgt.) Das Artilleriematerial (auf der Pariser Weltausstellung).* Vickers Sons & Maxim, Ltd., in Sheffield. Die oben genannte Firma war die einzige der englischen Geschützfabriken, welche die Aus stellung in Paris beschickt hatte. Hinter dem Palais des Armees de Terre et de Mer hatte sie sich einen oft beschriebenen, etwas sonderbaren Pavillon erbaut. Neben den Mikroben des Ge schützwesens, den Maschinengewehren und Ma schinengeschützen, die seit der Fusion der früheren Maxim-Cy. mit der Firma eine besondere Pflege in deren Werkstätten finden und dementsprechend auch auf der Ausstellung reich vertreten waren, zog das mächtige hölzerne Ungethüm, die Nachbildung eines 30,5-cm Kanonenrohres L/40 von 12,6 m Länge, das in seinen hohen Lagerklötzen die Mündung so fragend nach oben richtete, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Es würde von der gläubigen Menge sicherlich noch viel mehr bewundert worden sein, wären ihr die märchenhaft klingenden Verkündigungen bekannt gewesen, die diesem Geschützrohr in Zeitungen und Zeitschriften von jenseits des Kanals her * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1900 S. 998, 1153 u. 1219. vorangeeilt waren. Sie wufsten zu sagen, dafs dieses Geschütz von England über den Kanal hin weg nach Frankreich schiefsen und dadurch Eng land eintretenden Falls der Nothwendigkeit über heben würde, zum Bombardement der französischen Küstenbefestigungen Schiffe hinüberzuschicken. Es handelt sich hierbei offenbar um das 30,5-cm Marine-Rohr, Marke IX, das für die neuen englischen Schlachtschiffe des Formidable- typs (jedes Schiff erhält 4 derselben) bestimmt ist und von dem Lord Goschen Anfang April 1900 dem Unterhause mittheilte, es befinde sich eine gewisse Anzahl derselben bei Vickers in Arbeit, einige seien auch schon geliefert, aber noch nicht in Gebrauch genommen, Formidable solle noch in diesem Jahre die ersten dieser Geschütze erhalten. Le Yacht vom 20. October 1900 theilt jedoch mit, dafs Formidable seine j für den November angesetzten Versuche bis zum Mai nächsten Jahres hinausschieben müsse und dafs deshalb sein Schwesterschiff „Implacable“ die ersten 30,5-cm Drahtkanonen erhalten würde; weil diese aber nicht rechtzeitig zur Ablieferung kamen, können seine auf den September an gesetzten Versuche erst im December stattfinden;