Volltext Seite (XML)
Heiner, daß er ja nicht in der Lage sei, jene Nachtzüge mitzubenützen, iede Erleichterung deS Verkehrs hebt auch gleichzeitig den Werth der Grundstücke u. s. w. einer ganzen Gegend! — Dippoldiswalde. Einen musikalischen Genuß wird und der dritte Feiertag bringen. An diesem Tage konzertirt die Garderetter-Kapelle im Schützenhause. Dem rührigen Wirth desselben, welcher sich bemüht, von Zeit zu Zeit in musikalischer Hinsicht auch einmal etwas Besonderes zu bieten, was, wie bekannt, stets ein Risiko deS Unternehmens mit einschließt, wäre daher ein zahlreicher Besuch zu wünschen. Auch die baulichen Veränderungen, welche in dem betreffenden Lokale theilS vorgenommen worden sind, theils noch auSgeführt werden sollen, zeigen das löbliche Bestreben, das Etabltffment zu heben. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 16. Mai das Dienstmädchen Helene Hedwig Schmidt, am 7. Juni 1876 m Glashütte geboren, ohne feste Wohnung, wegen Rückfallsdiebstahls zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Hainichen. In der letztabgehaltenen Rathssitzung wurde Kenntniß genommen von einer auf ein bezüg liches Gesuch des Stadtrathes eingegangenen Mit theilung des königl. Kriegsministeriums, daß weder eine Verlegung der Unterosfiziersschule oder Vorschule von Marienberg, noch die Neuerrichtung solcher An stalten geplant sei. Falkenstein. Recht umfangreiche und kostspielige Neubauten hat in der Zukunft unsere Stadt herzu- stellen. Gegenwärtig ist man mit der Errichtung eines Schulhauses beschäftigt. Dieses Jahr soll noch ein «eues Postgebäude und ein Rathhaus in Angriff genommen, während später ein städtischer Schlacht- und Viehhof gebaut werden soll. Plauen i. V. Die erst von 4>/r Jahren ver breiterte große Syrabrücke in hiesiger Stadt muß infolge ungeahnten Steigens des Verkehrs abermals verbreitert werden. Man verwilligte zu diesem Bau die Summe von 16500 Mk. Für Kanalisationsbauten steht der Stadt noch eine Ausgabe von 1'/« Mill. Mk. in Aussicht. — Zu einer aufregenden Szene kam es während der Verhandlung gegen den Schlaffer Thürmer aus Leipzig vor dem Schwurgericht in Plauen i. V. Thür- mer, der an einer Hand gefesselt war, erhob sich plötz lich und schlug wiederholt seinen Kopf auf die An klagebank auf. Drei Beamte und ein Transporteur mußten den wie verzweifelt und toll sich Gebehrenden auf seinen Platz zurückvrängen. „Lebendig bringt Ihr mich nicht nauf!" und ähnliche Redensarten stieß Thürmer dabei aus. Thürmer erhielt zu einer Strafe von 4'/, Jahren Zuchthaus wegen versuchter Brand stiftung eine Zusatzstrafe von sechs Monaten Zuchthaus. — Wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittel gesetz waren vom königl. Landgericht Plauen 18 dortige Fleischermeister zu empfindlichen Geldstrafen verurtheilt. Die Angeklagten hatten dem von ihnen verkauften Hackfleisch Preservesalz zugesetzt, um dem Fleische ein irischeres Ansehen zu geben. Gleichzeitig waren 3 Droguisten aus Zwickau, Treuen und Dresden wegen Beihilfe zu Geldstrafen verurtheilt worden; diese hatte» das erwähnte Salz geliefert. Die letztgenannten drei Droguisten legten gegen das Urtheil Revision bei dem Reichsgericht ein, mit der Begründung, daß in dem Urtheil nicht festgestellt sei, daß sie wußten, die Fleischer wollten das Salz dem Hackfleisch zusetzen, und daß somit das Preservesalz zur Verfälschung benutzt werden sollte. Sie haben angenommen, daß das Salz zur Conservierung dienen solle. Eine Beihülse könnte doch nur begangen werden, wenn man von der Thal unter richtet sei. Das Reichsgericht hat aber die Revision für unbegründet angesehen, indem es die Schuld der drei Revidenten als für ausreichend sestgestellt ansah. Die Revision wurde daher kostenpflichtig verworfen. Tagesgeschichte. B'rlin. Der Reichstag ist am 18. Mai bis zum 6. Juni in die Pfingstferien gegangen. — Bei welchem Truppentheil scheiden nach kürzerer Dienstzeit die meisten Offiziere aus? Der massen hafte Abgang bei der Kavallerie — Ausscheidung eines Drittheils schon nach 10 Jahren — ist darauf zurück- zusühren, daß viele Gutsbesitzerssöhne bei diesem Truppentheil dienen, die später die Bewirthschaftung des väterlichen Gutes übernehmen, ferner junge Herren, die später zur Diplomaten-Karriere gehen. Von den vor 5 Jahren neu ernannten Armee-Offizieren find nur 84,6 vom Hundert noch aktiv. Von den einzelnen Waffengattungen hat den größten Prozentsatz, nämlich 95,1 vom Hundert, die Fußartillerie. Mit 90,4 vom Hundert folgen die Ingenieure, Pioniere und Ver- kehrStruppen, die oben genannte Kavallerie kommt zuletzt mit 77 vom Hundert. ES zeigt sich also das Auffällige, daß der leichteste Dienst (Kavallerie) die meisten Abgänger, der schwerste (Artillerie, Pioniere usw. das längste Aushalten verzeichnet. — 398 — — Die Erweiterung der Hafen- und FestungS- anlagkn von Gibraltar wird englischerseits mit großer Energie gefördert. An den Arbeiten find mehrere 1000 spanische Arbeiter beschäftigt, was in einigen Kreisen Befremden erregt, da man sagt, mit Rücksicht auf die Spionage hätte man nicht spanische Arbeiter, sondern am besten indische Culis verwendet; durch ren Rücktransport derselben in die Heimat würde der Spionage, so viel überhaupt möglich, am wirksamsten vorgebeugt worden sein. Außerdem würde das für Arbeitslöhne verausgabte Geld alsdann mit den Culis zusammen zum großen Theil nach Indien zurückgefloffen sein. Zu den erweiterten Hafenbauten wird das Material zum großen Theil an Ort und Stelle ge sunden, da sich der dort vorhandene Sand und die Steine vorzüglich zur Herstellung von Beton-Blöcken eignen, auS welchen die Molen der HasenbassinS her gestellt werden. Die in den Galerien des Felsens installierten Geschütze sowie Galerien selbst haben gegenüber den modernen Angriffsmitteln einen erheb lichen Theil ihres früheren militärischen WertheS verloren. Man hat sie daher renoviert bezw. mit modernen Geschützen ausgestattet, und spectell kommt Schnells euerartillerie zur Verwendung. Zum Trans port der schweren Geschütze wird innerhalb der Festungs werke eine Fahrstraße angelegt, die stark genug kon struiert ist, um die schwersten Festungsgeschütze und sonstigen Materialien auf ihr zu transportieren. ES werden außerdem eine Reihe von neuen, theils ver deckten Geschützständen errichtet, so daß die artilleristische Ausrüstung des Felsens von Gibraltar erheblich an Werth steigt. Namentlich sind die schweren Kaliber von 233 und 152 Millimeter in großer Zahl vertreten, deren Schießweile bis auf 13 Kilom. reicht. — Eine andere wichtige Arbeit in Gibraltar ist die Herstellung einer großen Cisterne, die eine genügende Menge Wasser aufnehmen kann für die Besatzung und die übrige Bevölkerung während der Dauer einer längeren Belagerung. ES ist dies von großer Wichtigkeit, da Gibraltar sonst bei einer Belagerung sehr bald an Wassermangel leiden würde. Außerdem sind Pulver magazine und Magazine für Explosionsstoffe angelegt, was sich auf dem Plateau des Felsens sehr leicht bei völligem Schutz gegen feindliches Feuer Herstellen ließ. Teplitz, 17. Mai. Bei Felssprengungen in der Nähe von Boreslau löste sich vorzeitig ein Fels block los und begrub zahlreiche Arbeiter unter sich. Einer derselben wurde getödtet, mehrere verwundet. Bodenbach. Die Befürchtungen der Bewohner des nahen Pfasfendors, daß die anhaltende Feuchtig keit wieder Rutschungen des Geländes zur Folge haben würde, haben sich glücklicher Weise nicht erfüllt. Ei^en sonderbaren Anblick bieten übrigens die im Vorjahre versunkenen, nur mit dem Aflwerk noch aus dem Boden ragenden Obstbäume, welche jetzt in voller Blüthe stehen. — Am Pfingstsonntag findet in Wien die feier liche Enthüllung des Denkmales des Erzherzogs Albrecht statt, welcher eine Reihe militärischer Ab ordnungen aus dem Auslande mit beiwohnen werden. Der deutsche Kaiser entsendet als seine Vertreter zu dieser Feier den General-Obersten der Kavallerie, Freiherr v. Los und den Generalmajor v. Mahner; beide Herren werden als Gäste des Kaisers Franz Josef Absteigequartier in der Hofburg nehmen. — Der Hochofen in Mariaz cll wurde am Sonn abend ausgeblasen. Damit ist der Betrieb des ältesten und berühmtesten Eisenwerkes des Kontinents nach 975jährigem Bestände eingestellt. Italien. Das neue Ministerium Pelloux hat seine Thältgkeit in bemerkenSwerther Weise begonnen. Auf dirccte Verfügung von Rom aus wurden in einer Anzahl siciltanischer Gemeinden zahlreiche Personen gleichzeitig verhaftet, welche jahrelang durch Raub und Mordthaten die ganze Gegenden unsicher gemacht hatten. Auch viele Helfershelfer dieser Verbrecher wurden verhaftet; unter den Verhafteten befinden sich einige Bürgermeister und Gemeindesecretäre. Außerdem verfielen einige Gemeindeverwaltungen, welche mit den verhafteten Banditen unter einer Decke steckten, dem Schicksal der Auflösung. Italien. Die Umbildung des Ministeriums Pelloux in Italien ist nunmehr zum Abschluß gelangt; die neuen Minister haben am Montag dem König Humbert den Eid geleistet. In dem umgebildeten Cabinet hat Visconti Venosta das Ministerium des Aeußeren über nommen ; man darf einigermaßen begi-rig darauf sein, wie er die heikele Sanmun-Bai-Frage angreifen wird, deren unglückselige Behandlung durch seinen Vorgänger Canevaro zur Demission des bisherigen CabinetS Pelloux führte. Frankreich. In Paris haben sich am Donnerstag die Briefträger geweigert, Dienst zu thun, weil der Senat eine Vorlage, di« ihr Einkommen verbesserte, ablehnte. Niederlande. In dem soeben ausgegebenen amt lichen Verzeichnisse der Mitglieder der Friedenskon ferenz sind der Vereinbarung gemäß die Staaten in alphabetischer Reihenfolge geordnet. DaS Verzeichniß beginnt mit »LUowgßno- und schließt mit ,'Iurquio*. Im Ganzen find 25 Staaten vertreten. Die Zahl der amtlichen Delegirlen ist 98. Drei Staaten find bloß durch je einen Delegirlen vertreten: China, Griechenland und Persien. Von den Großmächten ist Rußland ziffermäßig am stärksten (durch acht Delegtrte) vertreten, dann kommen Frankreich, Deutschland und Oesterreich mit je sechs, Italien mit fünf, England mit vier Delegirlen. Dazu kommen noch die diplo matischen Sekretäre, Hilfsarbeiter und Dolmetsche. Montenegro ist in dem Verzeichniß mit der Bemer kung aufgesührt: „Siehe Rußland", da Montenegro durch den russischen Bevollmächtigten vertreten wird. Erst am Montag Nachmittags hat der päpstliche Nun tius Tarnassi Haag verlassen und sich nach Luxemburg begeben, wo er im bischöflichen Palais Wohnung nimmt. Noch letzter Tage waren diplomatische Bemühungen im Zuge, um zu vereinbaren, daß ein Vertreter des Papstes zum Mindesten zu jenen Konferenzfitzungen geladen werde, in welchen die Frage der Schiedsge richte zur Erörtung gelangt, zumal ja der Papst in verschiedenen Fällen schon das Amt eines Schieds richters ausübte, doch scheitern die Verhandlungen, offenbar am Widerstande Italiens. Rußland. Es verlautet aus HofkreiseN, daß der Zar Ende Juli einen Theil Sibiriens besuchen und namentlich den Minendistrikten, in denen Verbannte arbeiten, seine Aufmerksamkeit schenken werde. Man glaubt, der Aufenthalt des Zaren werde Veranlassung zu einer großen Amnestie für politische Verbannte werden. Rußland. Der Petersburger „RaSwjedtschik", das osficielle russische Militärorgan, räth in seiner neuesten Nummer der russischen Regierung, mit ihren Rüstungen eifrigst sortzufahren. Nach der Ansicht des Blattes wäre ein Stillstand in den Rüstungen, bedingt durch ein Rücksichtnehmen auf die Verhandlungen im Haag, d°ren Entscheidungen ja noch ganz ungewisse sind, ein kaum zu reparierender Fehler. Das Ver halten der rnssischcn Negierung in Bezug auf oie eigene Wehrkraft hat ja seit dem August vorigen Jahres gezeigt, daß sie we t entfernt ist, in den von dem genannten Organ bekämpften Fehler zu ver fallen. Bulgarien. Bei den jüngsten Neuwahlen zur bulgarischen Sobranje soll es bös zugegangen sein; in vielen Wahlkreisen soll eS Hunderte von Ver wundeten und zahlreiche Getödtete gegeben haben. Die Nachricht eines Petersburger Blattes von einem Attentats versuche von einem Führer der makedonischen Liga auf den Fürsten Ferdinand gelegentlich einer Audienz wird seilens der „Agene Bulgare" als Er findung bezeichnet. Spanien. Im spanischen Ministerium Silvela sind bedenkliche Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Fragen der Reform oes Unterrichtswesens und der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ausgetaucht. Zu denselben gesellen sich neue Schwierigkeiten für Spanien auf den Philippinen. Dort befindet sich in Zamdromgo auf der Insel Mindagiar noch eine spanische Garnison, die von d n Langalen schon Monate lang belagert wird. Dieser Tage unternahmen die Tangalen einen Angriff auf die belagerten Spanier, wurden aber von denselben zurückgeschlagen; obwohl die Tangalen dann die Wasserleitung für Zambrango abschnitten, wollen die Spanier doch bis zur Ankunft der amerikanischen Garnison ausharren. Indessen wies Ministerpräsident Siloela den General RioS in Manila telegraphisch an, die Truppen in Zambrango unver züglich nach der Heimath einzuschiffen, da Spmien nicht verpflichtet sei, ein ihm nicht mehr gehöriges Gebiet zn vertheidtgen. Nordamerika. Zwischen den Amerikanern und Cubanern herrscht wachsende Mißstimmung. Die Lage gilt als so gespannt, daß man einen Bruch zwischen den amerikanischen Militärbehörden in Havanna und dem bisherigen obersten Jnsurgentenführer Maximo Comez befürchtet. Es sind alle Anzeichen vorhanden, daß die Cubaner eine bewaffnete Erhebung gegen ihre amerikanischen „Befreier" planen. China. Rußland hat an China das Verlangen gestellt, eine Bahnverbindung zwischen der transmand schurischen Bahn und Peking an Rußland zu gewähren, wa« aber vom Tsungli-Damen abgelehnt worden ist. Die „Times" beschuldigen die russische Regierung, daß dieselbe durch die erhobene Forderung absichtlich darauf hinziele, das Ziel des englisch-russischen Abkommens, nämlich die Vermeidung von ConflictSursachen in China, zu vereiteln. Englands Stellung in China werde durch ein solches Vorgehen Rußlands ernstlich gefährdet. China. Zu der Note, mit welcher di« russische Forderung einer directen Eisenbahn-Verbindung mit Peking abgelehnt wird, erklärt die chinesische Regierung^