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116 und Lutherkirchengemeinde hier find dieses Jahr 83,000 Mk. Anlagen aufzubringen, wozu noch circa 30,000 Mk. kür vie Moritzkirchengemeinde kommen. — Auf Requisition der StaatSanwaltscha t wurde hier eine Frau zur Verbüßung einer längeren Zucht hausstrafe verhaftet, die Tags vorher erst getraut morden war. Zwickau. Hier wurde angeregt, die dreijährige Schulzeit bei der obligatorischen Fortbildungs schule auf zwei Jahre herabzusetzen nnd dafür die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden von 4 auf L zu erhöhen. Während die Schulmänner sich dafür aussprachen, haben sich die vereinigten Innungen im Interesse der Disziplin in den Werkstätten dagegen ausgesprochen. Schneeberg. Einige Zeit vor Weihnachten wurde dem hiesigen Uhrmacher und Goldwaarenhändler M. Nachts eine größere Menge Gold- und Silber- waaren im Werthe von mehreren Tausend Mark aus dem Laden gestohlen. Die sofort von der Polizei behörde vorgenommenen Ermittelungen zur Erlangung des ThäterS blieben erfolglos. Kürzlich nun wurde «in Verwandter des Bestohlenen, der sich längere Zeit in dessen Hause aufgehalten hat, als der Thal ver dächtig gefänglich eingezogen. Wie weit dadurch die dunkle Angelegenheit aufgeklärt wird, ist abzuwarten. Nicht unerwähnt möge bleiben, daß neuerdings ein Theil der gestohlenen Gegenstände im Hofe wieder ge funden worden ist. Johanngeorgenstadt. Nachdem erst vor vier zehn Tagen der hiesige Eparkassenkontroleur Arnhold wegen Unterschlagung von, wie sich bis jetzt heraus gestellt, circa 18,000 Mk., verhaftet wurde, ist ihm jetzt auch der hiesige Rathsregistrator Zimmermann in die Untersuchungshaft gefolgt. Letzterer hat aus zwei der hiesigen Allgemeinen Grabkasse, deren Vorsitzender er zur Zeit war, gehörigen Sparkaffenbüchern, wie man hört, Summen von 1300 und 400 Mk. erhoben, ohne daß der AusstchtSrath oder ein anderes Mitglied des genannten Vereines davon wußte. Durch die aus Anlaß der Unterschlagung des KontroleurS verordnete Generalrevifion aller Sparkaffenbücher kam auch diese Sache zum Vorschein. Unsere Bevölkerung ist über die Untreue zweier vorher so geachteter Beamten sehr erregt. Plauen i. V. Achtzehn hiesige Fleischermeister, welche schwefelige Säure enthaltendes Präservesalz verwendet hatten, um dem gehackten Rindfleische eine schöne rothe Farbe zu erhalten, wurden vom hiesigen Landgerichte wegen Fälschung von Nahrungsmitteln und deren Verkauf nach Z 10, 1 und 2 des Nahrungs mittelgesetzes zu empfindlichen Geldstrafen verurtheilt. Außerdem wurden fünf Männer, welche das Konser- virungSmittel an die Fleischer verkauft hatten, wegen Beihilfe zu 240 Mk., bezw. 60, 40 und (2 Angeklagte) 20 Mk. verurtheilt. Mylau. Wie nunmehr festgestellt, betragen die von dem Schutzmann Lunger, der sich bekanntlich durch einen Schuß selbst tödtete, veruntreuten städ tischen Kassengelder rund 1000 Mk. Eibenstock. Im hiesigen neuerbauten Industrie schulgebäude wird zu Ostern die Zweigabtheilung der königlichen Industrieschule in Plauen i. V. er öffnet. Die Anstalt ist besonders auch zur Ausbildung von Musterzeichnern bestimmt. Löbau. Die Wahlprüfungskommission des Reichs tages hat die Wahl des konservativen Abgeordneten Förster, der den 2. sächsischen Wahlkreis (Löbau) ver tritt, beanstandet und Beweiserhebung beschlossen. In der Hauptwahl waren abgegeben worden für Förster (kons.) 6768 Stimmen, für Günther (freis. Volksp.) 3793 Stimmen, für vr. Porsch (Centrum) 90 Stimmen und für den Sozialdemokraten Postell ü74ö Stimmen. Zersplittert waren 14 Stimmen. In der Stichwahl siegte der Konservative Förster mit 9677 Stimmen über Postell, der, dank freisinniger Unterstützung, 9653, also nur 24 Stimmen weniger erhielt. Angesicht- dieses geringen Stimmenunter- schtedes dürften die vorliegenden Wahlproteste ziemlich sicher zu einer Kassirung der Wahl führen. Der Wahlkreis wird gut Ihn«, mit dieser Wahrscheinlichkeit zu rechnen und die Vorbereitungen rechtzeitig in die Hand zu nehmen. Nach den Erfahrungen der Ver gangenheit und entsprechend dem Charakter des Wahl kreises würde die Auswahl eines geeigneten Kandidaten den Sieg der Ordnungsparteien im ersten Wahlgange verbürgen; kommt es dagegen zu einer Sttchwah , dann ist der Ausgang bei dem Gegenseitigkeitsverhältntß zwischen Freisinn und Sozialdemokratie höchst zweifel haft. Großhennersdorf. Die dreizehnjährige Stief tochter deS in Chrtstoshäuier wohnenden Hausbesitzers Hermann Birn hat jetzt eingestanden, vor ca. zwei Jahren das ihrem Stiefvater gehörige Gedingehaus in Brand gesteckt zu haben. Damals sind verschiedene Personen unschuldig in den Verdacht der Brandstiftung I gekommen. Das Mädchen hat da« HauS, das völlig I niederbrannte, wegen eines Verweise« angezündet und wird nun wahrscheinlich in die Besserungsanstalt zu BräunSdorf überführt werden. Tagesgeschichte. Berlin. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Auf die neuen 3prozentigen Reich»- und Staatsanleihen — 75 Millionen Mark Reichsanleihe und 125 Mill. Mark preußische KonsolS — sind rund 4'/» Milliarden gezeichnet worden, ein erheblicher Theil davon offen bar zur dauernden Anlage. An der Zeichnung haben sich sowohl alle Theile des Reiches, wie auch in starkem Maße das Ausland betheiltgt. DaS Ergebniß ist ein unverwerslicheS Zeugniß des Vertrauens in die Finanz verhältnisse deS Reiches und Preußms und zugleich der Ausdruck der Zuversicht zu der Friedenspolitik Deutschlands. Berlin. Die Budgetkommission des Reichstages bewilligte am 10. Februar mit 11 gegen 10 Stimmen die Vermehrung der Artillerie um 69 Haubitzenbatterien. Außer den beiden konservativen Parteien stimmten dafür die Nationalliberalen und vom Zentrum vr. Lieber, Frhr. v. Hertling und Prinz Acenberg, dagegen außer denFreisinnigen bieSozialdemokraten.Dänen,Polen urd vom Zentrum Gröber, Lingens und Müller-Fulda. Hierauf wurde die Vermehrung der Fußarttllerie mit 12 gegen 9 Stimmen ebenfalls genehmigt. Lingens stimmte mit der Mehrheit. — Die diesjährigen Kaisermanöver finden wieder in Süddeutschland statt; das 13.württembergische das 14. badische und 15. elsässische Armeekorps sind dafür bestimmt. Eine besondere Betheiligung der Kavallerie daran ist auch diesmal in Aussicht ge nommen. — Die Ausreise des neuen Kanonenboots „Iltis" hat Montag Vormittag 10 Uhr stattgesunden. Der Umstand, daß das Fahrzeug seine ersk Reise an trat, und zwar nach einer überseeischen Station, auf welcher das Kanonenboot, dessen Namen der neue „Iltis" geerbt hat, von einer noch in aller Gedächtnis lebenden Katastrophe ereilt wurde, gab den Anlaß, daß die Abfahrt sich ungewöhnlich feierlich gestaltete. Am Sonntag Nachmittag waren die drei kaiserlichen Prinzen von Plön eingetroffen, um dem Kommandanten Korvettenkapitän Lans, die AbschiedSgrüße des Kaisers zu bringen. Sie nahmen bei den Kommandanten den Kaffee und besichtigten dann das seebereite Schiff. — Deutsch-Südwestafrika hat sich soweit ent wickelt, daß man einen regelmäßigen Marklverkehr ein zurichten beginnt. Das Marktmesen ist somit in Süd afrika ganz ungemein ausgebildet. Zur Regelung des Verhältnisses von Angehot und Nachfrage bedient man sich im weitesten Umfache der öffentlichen Auktionen. In der Mitte deS Marktplatzes im Orte steht die offene Halle, bei der der Marktverkehr sich abspielt. Die Verkäufer bringen zum Theile unmittelbar ihre Maaren zum Verkaufe, >°ie meisten Maaren aber wer den durch einen Auktionator an den Meistbietenden öffentlich versteigert. Der Verkäufer bestimmt in der Regel einen niedrigsten Preis, unter dem die Waare nicht abgegeben wird; bleibt sie infolge dessen unver kauft und nimmt er siezürück, so Haler eine Kontmissions- gebühr nicht zu zahlen, wird sie verkauft, so werden meist 5 Prozent bis 7>/, Prozent als KommisstonS- gebühr gezahlt. — Für die geplante Südpol-Expedition deren Führer Professor vr. Erich von Drygalsky sein wird, ist als Abgangstermin der 1. August 1901 be stimmt. Es kommt darauf an, daß schon jetzt zum I. April Mittel in eine: Höhe zur Verfügung gestellt werden, die es ermöglichen, daß bei der eigenartigen Konstruktion des Schiffes mit dem Bau desselben so fort begonnen werden kann. DaS ist nothwendtg, weil man sonst den Termin für den Abgang der Expedition nicht innehalten könnte, was in Anbetracht der herrschenden günstigen Verhältnisse sehr bedauerlich wäre. In allen maßgebenden Kreisen und namentlich auch bet der Reichsregierung findet jedoch die nationale und wiffentschastltche Bedeutung des groben Unter nehmens volle Würdigung. Wie Staatssekretär von Posadowsky unlängst im Reichstag mittheille, gedenkt die Reichsregierung zu den auf 1,100,000 Mark be rechneten Kosten der Expedition einen Beitrag zu leisten, dessen Höhe allerdings noch nicht feststeht. — Die bei Wolgast belegene König!. Domäne G.-Ernsthof ist am 6. d. fast vollständig ein Raub der Flammen geworden; nur ein Pferdestall blieb stehen. Das gesammte Vieh, darunter 100 Stück Rindvieh und 500 Schafe, verbrannten. Vom Guts hof sprang das Feuer auf das Dorf über und bis auf einige abseits und getrennt vom Dorf liegende Gehöfte brannte alles nieder, vor allem sämmtliche Arbeiterwohnungen und drei große Bauernhöfe. Auch auf diesen Gehöften ist der gesammte Viehstand mit verbrannt. Gera. Im benachbarten Dorna war ein acht jähriges Mädchen bei einem Schlachtfest mlt thätig. > Es beugte sich Über deu Wurstkessel und fiel in den- ! selben. An den erlittenen Brandwunden ist «S ge storben. Gefree». Ein in Berneck weilender Herr aus Leipzig, welcher auf der Straße einen Spaziergang machte, wurde, wie der „Hofer Anzeiger" berichtet, von zwei Handwerksburschen angefochten. Nachdem er jedem ein 50 Pfg.-Etück verabreicht hatte, entriß ihm der eine die Börse mit etwa 80 Mk., worauf beide schleunigst Reißaus nahmen. Oesterreich-Ungarn. Die Kompromißver« Handlungen zwischen Regierung und Opposition in Ungarn nähern sich ihrem Abschluß. Die Re gierung hat den von der Opposition gemachten Vor schlag, es möchten regierungsseitig zwei Vertrauens männer zu Verhandlungen mit den Delegirlen der Opposition über eine raschere Verständigung wegen der Gerichtsbarkeit der Kurie in Wahlsachen und der Revision der Hausordnung im Abgeordnetenhause ent sandt werden, grundsätzlich angenommen. Zugleich ersuchte die Regierung um Mitthetlung der von der Opposition ausgearbeiteten Gesetzentwürfe. — In den innerpolitischen Verhältnissen Oesterreichs scheint sich wieder einmal eine Wendung zu vollziehen. Das „Neue Wiener Journal" veröffentlicht einen Artikel, der von einem hervorragenden polnischen Ab geordneten stammen soll und eine scharfe Absage der Polen an die Czechen enthält und in der Erklärung gipfelt, die Polen würden künftig mit den Deutschen und den Ungarn zusammengehen. Es heißt sogar, daß dieser sensationelle Artikel vom Wiener Aus wärtigen Amte aus angeregt worden sei. Italien. Der italienische Senat begann am Donnerstag die Berathung deS von der anderen Kammer bereits genehmigten italienisch-französischen Handelsabkommens. Fast sämmtliche Redner sprachen sich für letzteres aus, wobei Canntzzaro und di Camporede betonten, die handelspolitische Wieder annäherung Italiens an Frank-eich hindere Italien durchaus nicht, auch fernerhin am Dreibund festzu halten. — Die an dem anarchistischen Komplott von Alexandrien gegen Kaiser Wilhelm betheiligt gewesenen italienischen Staatsangehörigen sollen behufs ihrer Prozesstrung nach Italien gebracht werden. Italien. Auf seiner Villa zu Gattatola bei Lucca starb dieser Tage im nahezu vollendeten 70. Lebens jahre Fürst Don Lorenzo Altieri, einer der hervor ragendsten Vertreter des entschieden zum Vatikan hal tenden Theils der hohen italienischen Aristokratie. Als Oberst der päpstlichen Palasttruppen halte er am 20. September 1870 an dem vergeblichen Versuch sich betheiligt, den Italienern den Einmarsch in die Ewige Stadt mit Waffengewalt zu wehren. Nachdem Rom die Hauptstadt deS Königsreichs geworden war, schied er aus dem römischen Stadtrath aus und zog sich bald daraus ganz in das Privatleben zurück. Durch sein wahrhaft menschenfreundliches Wirken hat der ver storbene Fürst sich in weiten Kreisen dankbare Aner kennung erworben, und sein Hinscheiden wird auch von vielen beklagt, die seinen politischen Anschauungen durchaus fern standen. Spanien. Am 9. Februar beschloß der Minister rath, da die Interessen Spamen es erforderten, die Karolinen nicht zu veräußern, trotz der Angebote verschiedener Mächte. Südamerika. Die Chile gehörenden Bergwerke auf dem bolivianischem Gebiet bei Corocora, südlich von La Paz, wurden von Indianer überfallen und geplündert. Der BergwerkSdtrektor erschoß feine Frau, einen Beamten und dann sich selbst, um nicht den wilden Indianern lebendig in die Hände zu fallen. Afrika. Die .deutschen Kriegsschiffe „Stosch" und „Charlotte" sind am Donnerstag an der Küste von Tunis eingetroffen. „Stosch" fuhr in den Hafen von Tunis ein, während die „Charlotte" in Goletta ankerte. Der deutsche Generalkonsul in Tunis, von Bary, be suchte mit den deutschen Schiffskommandanten und ihren Offizieren den stellvertretenden General-Residenten Növoil und den Divisionskommandanten de Sermet, welche Besuche erwidert wurden. Von Tunis, resp. Goletta aus werden „Stosch" und „Charlotte", ohne den Kriegshafen Btserta zu berühren, direkt nach Spanien absegeln. Philippinen. Die Verluste der Amerikaner in den Kämpfen und Gefechten mit den Tagalen seit dem 4. d. MtS. werden jetzt offiziell auf insgekammt 61 Tobte, unter ihnen 3 Offiziere und 207 Ver wundete, unter ihnen 8 Offiziere, angegeben. General Otis meldete telegraphisch nach Washington, er habe General Miller angewiesen, die Uebergabe von Stadt und Fort Jlo-Jlo bis Freitag Vormittag 9 Uhr zu fordern und bet Ablehnung der Forderung die Be schießung zu beginnen. General Miller seinerseits telegraphirte, daß sich einige Führer der Filipinos bei Jlo-Jlo ins Innere geflüchtet hätten und daß die