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Im Jahre 1470 gestattet ihm der Kaiser die freie Zufuhr des Eisens, das er zu seiner Arbeit benöthigt, und verbietet jede Beilinderung. Erchtag nach Petri und Pauli 1478 bestellt Friedrich 111. den Peter Pögel, gesessen am Thörlein, zu seinem Diener und nimmt ihn mit seinem Vermögen in seinen besonderen Schutz. Damit war die spätere grofsartige Entwicklung des Gewerbes durch werthvolle Privilegien angebahnt. Von 1471 bis 1473 lieferte Peter auch Hakenbüchsen und Kugeln für die Stadt Wien. Peter starb um 1490; sein Leichnam ruht in der alten Kirche zu Aflenz. Die Leitung der Gewerkschaft, sowohl der Gruben- antheile am Innern- und Vordernberg wie der Oefen und Werkstätten am Thörl, übernahm dessen ältester Sohn Sebald. So lückenhaft das vorhandene Urkundenmaterial auch ist, es läfst doch nicht undeutlich wahrnehmen, dafs mit den anderen Gewerken der Umgegend auch jenes des Pögel einen noch bäuerlichen Anstrich hatte und selbst für jene frühe Zeit in zu primitiver Weise betrieben wurde. War Peter ehrlich, rechtschaffen nnd emsig, so vereinigte sein talentvoller Sohn mit diesen trefflichen Eigenschaften Intelligenz, ein vor geschrittenes fachliches Wissen und eine weit ge nauere Kenntnifs seines grofsen Absatzgebietes. Durch seine Verbindungen mit Kaiser - Maximilian I. und dem höchsten Adel des Landes trat nun das uralte Unter nehmen weit vornehmer und angesehener heraus als die übrigen Gewerke und brachte dasselbe in räum licher Ausdehnung und Leistung zu einer Entwicklung, die vollständig dem Charakter einer Grofsindustrie nach heutigem Mafsstabe entsprach. Es ist äufserst interessant, auch hier zu erkennen, welchen belehrenden und führenden Einflufs Kaiser Maximilian I., der erste Kriegstechniker seiner Zeit, auf die Verbesserung des Betriebes und der Erzeugung genommen hat. Neben einer ungemein regen Thätig- keit für England, Norddeutschland, Polen, Ungarn und Rufsland lieferte Sebald Pögel von 1500 bis 1519 die gesammte Ausrüstung an eisernem Geschütz, Kammerschlangen,* Hakenbüchsen, Kugeln und Laffeten- beschlägen für die kaiserliche Hausmacht wie für die Landschaften und Städte. Die Zahlungsraten, von den Mauthnern zu Vordernberg oder dem Vicedom erlegt, betrugen theils bar, theils in Eisen nie weniger als 1000 Gulden, erhoben sich aber nicht selten auf das Drei- und Vierfache. Es würde hier zu weit führen, zum Belege des Erwähnten die einzelnen Daten zu liefern; es genüge die Anführung des Schreibens des Kaisers, Augsburg, 29. Mai 1500, an den Haus zeugmeister Bartholomäus Freysleben in Innsbruck, den halben Bedarf für ein Jahr, bestehend in 250 grofsen - und 1000 kurzen Hakenbüchsen, 25 eisernen Haufnitzen und 120 Kammerschlangen augenblicklich bei Pögel in Bestellung zu bringen. 1502 wird dieser verhalten, nur für die kaiserlichen Bestellungen allein 80 Knechte zu halten. Um 1506 begann man die Büchsenläufe auszubohren. Der Kaiser sendet ihm hierzu geschickte Knechte aus Hall in Tirol. Diese genossen bei dem Kaiser nicht wenig Achtung. Im Jahre 1509 läfst er Sebalds Diener Hieronymus Stocker ein Gnadengeld von 15 Gulden ausbezahlen. Um wieviel bedeutender aber - wufste Maximilian seinen Büchsenschmied selbst für alle geleisteten Dienste zu belohnen! Die Gnadenbezeigungen hatten eine reale Grundlage, und er verstand es, solche zuweilen in zarter Weise zum Ausdrucke zu bringen. Schon im Jahre 1500 erhielt er die Erlaubnifs, durch sechs Jahre hindurch jährlich 30 Fafs Wein und einiges Getreide für seinen Hausstand und zur Unterhaltung seines Dieners, „den er zur Fertigung der für Seine Majestät Büchsen halten mufs“, zoll- und mauthfrei heimführen zu dürfen. Am 2. Februar 1508 beauftragt der Kaiser * Die ersten Hinterlade-Geschütze. die Mauthner von Vordernberg, der Hausfrau des Se bald Pögel 14 Ellen Damast zu einem „Hofehrkleid“ zu überreichen. Im Jahre 1497 verzeichnen die Wiener Stadtrechnungen eine Zahlung au Sebald von nicht weniger als 463 Pfund Pfennigen und aufserdem eine Lieferung von 530 Hakenbüchsen. Bei der grofsen Ausdehnung, welche das Geschäft allmählich erhielt, war schon längst die Fabrication für den Welthandel von jener für den Kaiser getrennt worden. Um 1506 erwarb Sebald ein grofses An wesen bei St.-Ilgen, das, bis Aschbach reichend, den heutigen Brandhof mitbegriff, zum Zwecke der Er bauung von Werkstätten; es ist noch heute unter der Bezeichnung „Büchsengut“ bekannt. Um dieselbe Zeit übersendet Sebald der Stadt Nürnberg eine Be stätigung über 1000 fl. für an die Stadt Lübeck ge fertigte Geschütze. Bis zum Ableben des Kaisers Maximilian ver mehrten sich die Bestellungen für selben dermafsen, dafs alles Einkommen der Aemter in Eisenerz und Vordernberg zu deren Bezahlung in Anspruch ge nommen werden mufste; aber - auch unter der Regierung Ferdinands I. arbeitet Sebald anfänglich noch mit aller Anstrengung. Erst mit dem Jahre 1524 ersteht ihm eine ernstere Concurrenz durch Peter Hofkircher in Mürzzuschlag. Sebald Pögel ist schon um 1505 von dem Kaiser in den Adelstand erhoben worden und, seines be deutenden Reichthums halber viele Ehrenstellen be kleidend, allenthalben zu Ansehen gelangt. Die Familie stand um 1520 bereits in enger Verbindung mit den angesehensten steierischen Geschlechtern. Er starb um 1540, seine Wittwe Cordula führte das Gewerk fort. Nach 1541 erhält sie Auftrag, eine grofse Anzahl geschmiedeter Kugeln an das Zeughaus nach Wiener-Neustadt abzuliefern. Die Familie Pögel ist später in den Freiherrn- stand erhoben worden; ihre ferneren Schicksale, ihre Uebersiedlung nach Niederösterreich, ihre Verschwäge rung mit den ersten Adelsgeschlechtern wie auch mit dem Hofkircher fallen aus dem Rahmen dieser Dar stellung. Für uns ist nur das Entstehen und der Rückschritt dieser grofsartig entwickelten Industrie stätte von Wichtigkeit; in letzterer Beziehung ist das verhängnifsvolle Schreiben des Masters of thc Armoury Sir Henry Lee an den Lordschatzkanzler vom 12. Oct. 1590 von Wichtigkeit, der einen Jahrhunderte alten Wahn in England erschütterte und den Rückgang der steierischen Einfuhr einleitete. Dazu kam die all gemeine Aufnahme der Bronze für die Geschütze, die Einführung der Musketen und des Eisengusses für Geschützkugeln und das Erstehen der Gewehr-Indu strien in Suhl und anderen Orten im westlichen Deutschland. All diese schwierigen Verhältnisse hätte die Schöpfung des alten Peter Pögel noch siegreich überwinden können, wenn die späteren Nachkommen seiner Familie schlichte Gewerksbesitzer geblieben wären. Grofser Reichthum hatte sich in der Familie Pögel angesammelt, und gerade dieser war die erste Ursache des Rückganges einer Weltindustrie. (Oesterr.-Ung. Montan- und Met.-Ind.-Zeitg. 1900 Nr. 14-.) Göran Fredrik Göransson Am 12. Mai verschied in Sandviken einer der hervorragendsten schwedischen Eisenhüttenleute, Göran Fredrik Göransson, im Alter voji 81 Jahren. Obwohl der Verstorbene sich um die Entwicklung der Eisen industrie seines Vaterlandes im allgemeinen hohe Ver dienste erworben hatte, ist sein Name doch insbesondere mit der Geschichte des Windfrischprocesses auf das innigste verknüpft, denn erst seiner eisernen Willens kraft und rastlosen Thätigkeit ist es gelungen, den genialen Gedanken Sir Henry Bessemers in der Praxis