Volltext Seite (XML)
614 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. Juni 1900. Batums Manganerz-Ausfuhr im Jahre 1899. Die Ausfuhr von Manganerz aus Poti belief sich im Jahre 1899 auf 411196 640 kg und war demnach um 150576098 kg gröfser als im Jahre 1898. Davon gingen nach: Grofsbritannien . . . . den Niederlanden . . . Amerika Rufsland Belgien Deutschland Frankreich 118 048 694 kg 116 789 400 „ 107 852 472 „ 43 508 556 „ 9 444 708 „ 8 900 892 ., 6 651 918 „ Von der nach den Niederlanden ausgeführten Menge ist der gröfste Theil auf dem Wasserwege nach Deutschland weiter gegangen. (Nach einem Berichte des Kaiserlichen Viceconsulats.) Entwicklung der Eisenbahnen in Japan. Jahr Länge der im Betrieb gesetzten Eisenbahnlinien 1872/1873 .... 18 englische Meilen * 1882/1883 .... . 171 n r> 1892/1893 .... . 1871 n n 1893/1894 .... . 1938 r> r> 1894/1895 .... . 2118 * 1895/1896 .... . 2290 1896/1897 .... . 2507 •n i> 1897/1898 .... . 2948 r< n 1898/1899 .... . 3430 r n Die Entwicklung ist also eine sehr schnelle nennen. (Nach „Japan Weekly Mail“.) Die steierische Eisenindustrie im 15. und 16. Jahrhundert. In Steiermark, wo die schrundigen Hänge des vom ewigen Schnee bedeckten Hochschwab in das herrliche smaragdgrüne Stübningthal sich herabsenken, liegt knapp an den letzten Abdachungen desselben am Fulse der Bürgeralpe der Markt Allenz mit seiner vor mehr als 700 Jahren erbauten Kirche. Der Ort ist eine uralte Stätte der Bearbeitung des in der Nähe gewonnenen Eisens. Dort, wo die Strafse von See wiesen südlich gegen Kapfenberg und Bruck führt, kaum vier Kilometer von Allenz entfernt, verengt sich plötzlich das Thal, die grauen Felsen thürmen sich in senkrechten Wänden, und von schwindelnder Höhe blickt die malerische Ruine Schachenstein in den tiefen Grund hinab, wo Hochofen an Hochofen sich reiht, der graue Rauch der breiten Schornsteine sich schwerfällig über die Wipfel der verkrüppelten Berg lichten zieht und das dumpfe Geklapper der Eisen hämmer die Stimme des Menschen übertäubt. Von einer hölzernen Brücke, welche am Beginne der Enge über den schäumenden Wildbach führt, bilden die zahlreichen Hochöfen und Hammerwerke mit niederen Häusern dazwischen eine Gruppe; seit alten Zeiten wird die Stelle „am Thörl“ bezeichnet, und in der That bestand daselbst gewifs seit dem 12. Jahrhundert eine Thalsperre, eine mächtige Wallmauer zum Schutze der Werke, durch welche ein enges Thor den Verkehr gestattete. Heute sind kaum mehr Spuren von selber vorhanden. Der Qualm der vielen Oefen hat dort jede Bau lichkeit, ob jung, ob alt, mit einer schwarzgrauen Tünche überzogen, und nur bei näherer Betrachtung * 1 Statute Mile = 1609,3 m. ergiebt sich, dafs einzelne dieser Werke Spuren eines Alters von drei bis vier Jahrhunderten aufweisen. Knapp vor der erwähnten Brücke steht, nur durch zwei niedere Thorbögen den Verkehr gestattend, quer über der Strafse das alte Gewerkshaus mit einer Kapelle im Innern, der heiligen Barbara, der Patronin des Stuckwesens, der Artillerie, geweiht. Aufserhalb ober den Thorbögen erblickt man noch die gemalten Wappen der Familie Pögel und deren Sippschaft. Das Eisenwerk „am Thörl“ war von alter Zeit her, nachweisbar aber vom Mittelalter in der Welt, von England bis tief nach Rufsland und bis an die Gestade der Ostsee bekannt und berühmt; seine Er zeugnisse, meist in Ackergeräthschaften und Waffen bestehend, füllten dort alle Märkte. Es bildete mit einigen anderen Gewerkschaften im Innern- und Vordernberg eine Industrie, der nirgends eine gleich bedeutende zur Seite gestellt werden konnte, ja die sich in vielen Reichen den Alleinhandel erzwungen hatte. Man kann diese Gunst der Verhältnisse nicht überzeugender darlegen, als wenn wir einen Blick auf das mittelalterliche England werfen. Jenes Reich, das heute in der Gewinnung und’ Verarbeitung des Eisens eine der ersten Stellen einnimmt, war bis ins 17. Jahrhundert in diesem Artikel zum gröfsten Theile auf das alte Gebiet in den habsburgischen Erblanden angewiesen und hatte hierfür in Jahrhunderten un zählbare Summen geopfert. Von frühester Zeit her hatte sich in England der Wahn festgewurzelt, das inländische Eisen sei minderwerthig und der Engländer eigne sich nicht für dessen Bearbeitung. So gingen, dem Bedarfe entsprechend, ununterbrochen lange Waarenzüge mit Roheisen, Geräthschaften, Waffen und dergleichen über Bruck, Leoben und Innsbruck nach dem Rhein. In den gleichzeitigen Berichten erscheint es unter der Bezeichnung „Lymbriquesstnff“ (Leoben - Brücker Waare) und „Isebrokesstuff“ (Inns brucker Waare). In den königlichen Werkstätten ar beiteten noch unter der Königin Elisabeth aussehliefslich ausländische, zumeist steirische und tirolische Master Workmans und Arbeiter, die schlau jede Bearbeitung englischen Materials oder Mithülfe eingeborener Kräfte von sich wiesen. Man möge nicht glauben, dafs dieser massenhafte Entzug des Eisens in Oesterreich mit günstigen Augen angesehen wurde. Im Gegentheil, denn wiederholt kam das eigene Land wegen Mangel an Eisen in arge Verlegenheit. Kaiser Maximilian I. zögerte, der Freundschaft Englands bedürftig, lange mit energischen Mafsregeln, doch suchte er einmal wenigstens die Ausfuhr in andere Länder zu unter binden und liefs den Frankfurter Markt sperren. Da gegen ging nun der Zug durch Innsbruck vor den Augen der erbitterten Regierung vorbei ungehindert über den Arlberg an den Rhein. Am Thörlein bei Allenz wirkte um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Mann, der durch seine Tüchtig keit und Rührigkeit wie seine hervorragende Geschäfts- kenntnifs sein anfänglich bescheidenes Gewerk zu einer - noch nie gesehenen Ausdehnung und Bedeutung und sich und seinen Nachfolger zu hohen Ehren ge bracht hat: Peter Pögel. Schon durch die flotte Ausfuhr leistungsfähig und wohlhabend geworden, beobachtete er die rasch zu nehmende Macht des Kaisers und der Landschaft und stellte sich beiden zur Verfügung, die ihm auch durch massenhafte Bestellungen von Eisengeschützen, Haken büchsen, geschmiedeten Kugeln und anderem Kriegs- geräth entgegenkamen. Unsere Daten darüber reichen bis 1469 hinauf mit zahlreichen Anweisungen von für die damalige Zeit horrenden Geldbeträgen für Liefe rungen an die Einnehmer des Eisenaufschlagzolles zu Vordernberg. Der alte Pögel war durch tadellose Arbeit und seltene Pünktlichkeit bei Kaiser Friedrich III. sehr in Gunst gekommen, und dieser verstand es auch, die Stimmung seines Herrn für seinen Vortheil auszunutzen,