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612 Stahl und Eisen. Referate und kleinere Mittheilungen. 1. Juni 1900. lichung der Zusammenstellung der officiellen Ver suchsergebnisse in Aussicht stellen können, so unter lassen wir es, an dieser Stelle auf den Vortrag ein zugehen. In der Besprechung trat nicht viel Neues zu Tage; Dr. Ludwig Mond-London beglückwünschte den Vortragenden zu seinem Erfolg, führte dann aber an, dafs man auch in England nicht stillgestanden sei, und dafs die Crossley-Gesellschaft (die nach dem System Otto baut) bereits seit sechs Monaten eine 430pferdige Maschine in Northwich im Betrieb habe, während eine ölOpferdige Maschine augenblicklich Probe laufe. Auf dem Jahresfestessen, das Abends im Hotel Cecil stattfand, wurden die üblichen Reden gehalten, bei denen diesmal der südafrikanische Krieg eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Am zweiten Tage wurde zunächst von dem Schweden Carl Dellwik eine längere Mittheilung über die Herstellung und Verwendung von Wassergas vorgelegt, auf welche wir in dieser Zeitschrift bei Gelegenheit einer in Vorbereitung befindlichen gröfseren Abhand lung über diesen Gegenstand zurückkommen werden. Ritter Cecil von Schwarz sprach über die Verwendung von Hochofenschlacke, Lawrence F. Gjers und Joseph H. Harrison lieferten eine gemeinsame Arbeit über die Wärmeausgleichung der verschiedenen Temperaturen beim Winderhitzer; über den dabei ge machten Vorschlag, dafs zwischen den gewöhnlichen Winderhitzern ein Erzgänzungsapparat oder Wärme ansammler eingeschaltet wird, ist in dieser Zeitschrift bereits berichtet.* Dann folgte ein Vortrag von F. J. R. Carulla aus Derby über Blöcke für Geschütz rohre und Schiffwellen; der Verfassei' hat, veranlafst durch das bei runden Blöcken häufige Auftreten von Rissen, Untersuchungen darüber angestellt, ob andere Formen nicht besser geeignet sind. Wir werden auf seinen Vortrag noch zurückkommen. Von der Verlesung der beiden letzten auf der Tagesordnung stehenden Vorträge wurde mit Rück sicht auf die vorgeschrittene Zeit Abstand genommen; es war dies ein Vortrag von Herbert Kilburn Scott über Manganerze in Brasilien** und ein solcher von Baron Jüptner von Jonstorff über die Lösungs theorie von Eisen und Stahl, der an anderer Stelle dieser Zeitschrift eine ausführlichere Wiedergabe finden wird. * Siehe „Stahl und Eisen" 1899 Nr. 6 S. 273. ** Vergl. „Stahl und Eisen 1900 Nr. 10 S. 554. Verein deutscher Werkzeugmaschinen fabriken. Am 12. Mai hat in Wiesbaden die ordentliche Hauptversammlung unter dem Vorsitz des Commerzien- raths Ernst Schiefs-Düsseldorf stattgefunden. Nach dem vom Geschäftsführer Paul Steller-Köln er statteten Jahresbericht hat der Verein, der sich über ganz Deutschland erstreckt, im abgelaufenen zweiten Geschäftsjahr wieder eine rege Thätigkeit entwickelt, sich namentlich mit den Lieferungsbedingungen, — darunter die Erhebung von Verzugsstrafen —, mit dem Lehrlingswesen und der Frage des Zolltarif schemas und der anzustrebenden Zollsätze beschäftigt. Es wurden besonders zu letzterem Zweck mehrere Ausschufssilzungen und eine aufserordentliche Haupt versammlung abgehalten. Auch wurde der Verein in den Sachverständigen-Vernehmungen vor dem Wirth- schaftlichen Ausschufs im Reichsamt des Innern durch seine beiden Vorsitzenden und den Geschäftsführer vertreten. Der Verein huldigt in Bezug auf die Zoll sätze, die bei dem Anlafs ebenfalls in beiläufiger Weise zur Erörterung gelangten, der Ansicht, dafs der autonome Zolltarif, wenn er auch von extremen Bestimmungen frei bleiben mufste, doch hoch genug sein müsse, um dem, namentlich einem starken ameri kanischen Wettbewerb ausgesetzten Geschäftszweige hinlänglichen Schutz in schlechten Zeiten zu gewähren und für den Abschlufs von Handelsverträgen eine wirksame Handhabe zur Erzielung von Zugeständ nissen des Auslandes als Ausgleichsgegenstand zu bieten. — In der jüngsten Hauptversammlung be schäftigten den Verein hauptsächlich verschiedene Fragen, die der weiteren Vervollkommnung des ge schäftlichen Betriebs des technisch hoch entwickelten und wirthschaftlich bedeutenden deutschen Werkzeug maschinenbaues gelten. Auch wurde festgestellt, dafs die meisten Werkzeugmaschinenfabriken in Rücksicht auf den in den letzten Jahren eingetretenen grofsen Bedarf an Maschinen durch Erweiterungen und Ver vollkommnungen im Betriebe ihre Leistungsfähigkeit bedeutend vergröfsert haben, so dafs den Ansprüchen der ihre Erzeugnisse verbrauchenden Industrie voraus sichtlich in jeder Beziehung genügt werden kann und deshalb die Erwartung auf einen angemessenen Zoll schutz wiederholt betont wurde, da sonst in weniger guten Zeiten den Fabricanten die Möglichkeit versagt sei, den vielen Tausenden von Arbeitern, die in dem Geschäfts zweige thätig sind, lohnenden Verdienst zu gewähren. Referate und kleinere Mittheilungen. Das Enthärten von Panzerplatten nach dem aluininothermischen Verfahren von Dr. Hans Goldschmidt, Essen-Ruhr. Ein stellenweises Weichmachen von Panzerplatten wird mit Erfolg nach dem oben genannten Verfahren ausgeführt, das in seiner allgemeinen Bedeutung in dieser Zeitschrift (Heft 10 und 21 Jahrg. 1898) bereits besprochen worden ist (vergl. auch diese Nummer S. 567). Das Enthärten der Panzerplatten nach diesem Verfahren wird auf folgende Weise vorgenommen : Wenn nur ein Panzerbolzen einzuziehen ist, also nur eine kleine Stelle enthärtet werden soll, so wird mit Hülfe von Ziegelsteinen oder besser mittelst einer Blechform ein Quadrat von etwa 5 X 5 cm abgegrenzt. Diese Form wird durch Draht zusammengebalten. | Zum sorfältigen Verstopfen der Fugen dient Formsand. Die Form selbst ist etwa 10 cm hoch zu wählen. Soll eine ganze Kante der Platte auf einmal weich gemacht werden, so kann die Form niedriger gewählt werden und man kann entsprechend an Er wärmungsmasse sparen. Steht die Platte aufrecht und ist eine vertical stehende Kante zu erwärmen, so mufs die Form natürlich dementsprechend gebaut werden; besondere Schwierigkeiten bietet dies nicht, es ist natürlich darauf zu achten, dafs in dem Falle die Form solide gebaut und gut abgestützt ist, damit kein Durchbruch entsteht. In diese Form wird aus einem Specialtiegel geeigneter Gröfse, die für alle diese Verfahren besonders angefertigt werden, die i feuerflüssige Erwärmungsmasse (mit etwa 3000° (’..), I sogen. Thermit P, eingegossen. Nach etwa einer