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1. Juni 1900. Der Einflufs des Kupfers auf Eisen. Stahl und Eisen. 589 V. Kupferhaltiges Schweifseisen und das Verpuddeln des kupferhaltigen Roheisens. Seit je her war man der Ueberzeugung, dafs selbst der geringste Gehalt an Kupfer das Roh eisen zur Verarbeitung sowohl nach der Puddel- als auch nach der Frisch - Methode untauglich mache. Die Unzulänglichkeit dieser Ansicht ist augenscheinlich klar, und vielfach hat man im Puddeleisen einige Hundertstel und sogar Zehntel Procente von Kupfer gefunden. In der Literatur findet sich eine Mittheilung von Dr. List über das Puddeln des kupferhaltigen Roheisens, die scheinbar die alte Ansicht über den bedingungslosen Schaden des Kupfers für den Gang des Processes bestätigt. List be schreibt einen Fall, wo 400 Pfund Roheisen folgender Zusammensetzung benutzt wurden: Si=l,32%, Mn -3,56%, S = 0,28 % u. Cu = 0,35%. Das im Ofen geschmolzene Roheisen enthielt 0,38 % Cu. Trotz aller Versuche gelang es nicht, dieses Roheisen zu puddeln (das Rühren dauerte 3 /.t Stunden), die Eisentheilchen liefsen sich absolut nicht zusammenschweifsen, und man war ge zwungen, die flüssige Masse aus dem Ofen heraus zulassen; die Analyse ergab: S = 0,20$fc, Mn — 0,48 % und Cu = O,57 % ; dasherausgelassene Metall wog nur 240 Pfund, mithin gingen 160 Pfd. verloren. Das sind Dr. Lists Angaben, die seiner Ansicht nach die absolute Unmöglichkeit, kupfer haltiges Roheisen zu puddeln, beweisen. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dafs der Puddler aus dem Roheisen mit einem Mangangehalt von 3% % nur 0,08 % Schwefel auszuscheiden vermochte, so mufs man auf eine ungewandte Führung des Processes schliefsen. Aufserdem erfordern sehr viele Roheisensorten, die viel Schwefel und Mangan enthalten, ein mehr als 45 Minuten andauerndes Durchrühren. Infolgedessen haben Dr. Lists Angaben für uns absolut keinen Werth, im Gegen- theil, wir freuen uns, dafs er die Geduld verlor, seine Ohnmacht einsah und den Versuch aufgab, da er sonst, falls er offenbar ein stark schwefel haltiges und rothbrüchiges Roheisen erhalten hätte, die Rothbrüchigkeit des letzteren, der vorherr schenden Ansicht gemäfs, dem Einfhifs des Kupfers zugeschrieben hätte. Zu unseren Versuchen wählten wir ein Holz- kohlen-Roheisen, das infolgedessen leichter zu be arbeiten und wenig schwefelhaltig war; die Ana lyse ergab: C = 3,26%, Si = 0,23%, Mn = 0,20%, P = 0,27 % und S = 0,017 %. Bei dem ersten Einsatz fügten wir so viel kupferhaltiges Roheisen hinzu, dafs wir im Bade 0,35 % Cu (wie bei Dr. List) erhielten; bei dem zweiten Einsatz gaben wir so viel reines Kupfer hinzu, dafs wir im Bade 0,70 % Cu erhielten. In beiden Fällen ging die Verarbeitung des Roh eisens durchaus normal von statten; das Durch- I rühren dauerte ungefähr 45 Minuten; das Luppen- ! machen bot keine Schwierigkeit. Beim Zängen der Luppen unter dem Hammer wurden blau grüne Feuerfunken beobachtet. Die Oberfläche der gewalzten Puddelrohschiene war sehr rein. Der Gesammtverlust betrug 10,5 bis 11 %. Die chemische Analyse des gewonnenen Eisens ergab: C Si Mn P S Cu <7o »/. °/o ’/o °/o "/» I. Charge 0,08 0,08 0,03 0,089 0,030 0,33 II. „ 0,09 0,09 0,03 0,054 0,028 0,65 Das gewonnene Eisen der beiden Chargen wurde Prüfungen unterworfen, deren Resultate wir hier anführen. Die k alte Biegeprobe erwies sich bei beiden Eisensorten als durchaus gut; alle Proben liefsen sich fest zusammenbiegen, ohne die geringsten Anzeichen von Rissen zu zeigen, auch wiesen sie keine Brüche auf. Die heifse Schmiedeprobe, die ebenso durchaus rein und gut war, bewies, dafs im Eisen überhaupt keine Anzeichen von Rolhbruch vor handen waren. Schweifsprobe. Zwei Stücke kupferhaltigen Eisens liefsen sich durchaus befriedigend, d. h. - rein und leicht zusammenschweifsen, wobei das erhaltene Schweifsstück so dauerhaft war, dafs es beim Biegen nicht verletzt wurde. Die Zerreifsprobe ergab die in der Tabelle XIII angeführten Resultate. Tabelle XIII. Zerreifsproben kupferhaltigen Schweifseisens. Nr. des Eisens Nr. der Probe Zerreifs festigkeit in kg/qmm Deh nung in °/o Relative Con- traction in % I. f 1 37,4 25,5 44,3 (aus dem I. Nieder- < 2 37,6 29,0 — schlag) t 3 38,2 24,0 — H. ( 1 41,0 25,0 40,9 (aus dem II. Nieder- : 2 39,2 26,0 — schlag) 1 3 39,1 25,0 — Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, waren die Resultate der Zerreifsproben für einmal ge sell weitstes Eisen durchaus befriedigend. Hierbei war die Zerreifsfestigkeit bei dem Eisen der zweiten Charge ein wenig gröfser, als beim Eisen der ersten Charge. Aus all dem geht hervor, dafs bei der Be nutzung von Roheisen mit einem gewissen Kupfer gehalt (einige Zehntel Procent) zum Verpuddeln desselben gar kein Grund zu Bedenken vorliegt. Schlufsfolgerung. Aus dem oben Dar gelegten folgt, dafs die alte angelernte An-