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der Frage des Schmelzens von Schrott entscheidet Redner sich dahin, dafs dasselbe im Hochofen, zu geschehen habe, weil im Herdofen bei kaltem Einsatz ein zu grofser Abbrand entsteht. Bezüglich der Qualität des erzielten Flufs- eisens sagt Redner, dafs die basische Zustellung die Verwendung aller Erzsorten ohne Rücksicht auf den Gehalt an P gestatte, ohne dafs der Gehalt des Flufseisens an P 0,03 % überschreiten würde, und dafs ein noch geringerer Gehalt erzielt werden könne, wenn Roheisen von etwa 0,06 % ? aus reinen Erzen verwendet würde. An der sich anschliefsenden Besprechung der Berichte von Riley und B.Talbot betheiligten sich die HH.: Snelus, Wellman, Inks, Martin, L. Bell, Daelen, David Evans, Graham, Fraser, Ambrose Monell, Mannaberg, Harbord, Riley und Talbot. Wie Snelus ausführt, beruht das Talbotsche Verfahren auf Bedingungen, welche das gröfste Ausbringen an Eisen aus dem im Herdofen zu gesetzten Erz ermöglichen, und es könne erheb lich mehr erzielt werden, als 5 °/o, wie Talbot angegeben habe. Durch den Gehalt des Roh eisens an Kohlenstoff von 3,6 % allein können nach theoretischer Berechnung 14,6 % Erz (vom Eoheisengewicht) reducirt werden. Ferner sei die Verminderung des Gewichtes der Zuschläge (Ferromangan u. s.w.) gegenüber dem gewönlichen Verfahren des Herdschmelzens hervorzuheben. Er ist nicht der Meinung, dafs das Umschmelzen des Eisenschrotts im Hochofen ökonomisch richtig sei, empfiehlt vielmehr dafür einen Cupolofen. Martin bestätigt die Richtigkeit der Angaben Talbots nach einigen provisorischen Versuchen, welche er in Dowlais angestellt habe, und glaubt, dafs die Fassung eines Herdofens auf 200 t in Verbindung mit einem Mischer von 300 t gebracht werden könnte. L. Bell will über das Talbotsche Verfahren noch nicht urtheilen, bis weitere Erfahrungen vorliegen, ist aber überzeugt, dafs das Bessemer verfahren in Zukunft gänzlich aufgegeben werden wird, weil das Erzeugnifs zu unregelmäfsig in der Qualität sei. Er habe in verschiedenen Proben einer Schmelzung Unterschiede in der Festigkeit bis zu 100% gefunden. Die Ursache liege in der Kürze der Zeit einer jeden Schmel zung und in der Unmöglichkeit der Entnahme von Proben nach Beendigung des Blasens und vor dem Entleeren der Birne. In beiden Punkten ergebe das Herdschmelzverfahren Abhülfe und es sei daher zweifellos nur eine Frage der Zeit, dafs dasselbe den Converter vollkommen verdrängen werde. Wie R. M. Daelen bezüglich des Rileyschen Berichtes hervorhob, liegt die eigentliche Ursache für die bisherige geringe Verwendung von flüssigem Roheisen im Herdofen in seiner geringen Leistungs fähigkeit hinsichtlich des Oxydirens der Metalloide. Es sind daher seit vielen Jahren zahlreiche Versuche verschiedener Art angestellt worden, um Abhülfe zu schaffen, und bewegen sich diese Bestrebungen jetzt in zwei verschiedenen Richtungen, indem die Oxydation entweder durch Zusatz von Eisen oxyd oder durch Gebläseluft nach dem Bessemer verfahren bewirkt werden soll. Das letztere ist das wirksamste, kommt aber nach der gewöhn lichen Betriebsweise zu theuer, um im Verein mit dem Herdschmelzen nach dem sogenannten Duplex- Verfahren einen ökonomischen Betrieb zu er geben. Die Aufgabe besteht daher darin, eine in Anlage und Betrieb möglichst einfache Ein richtung zum Vorfrischen des Roheisens un mittelbar am Hochofen anzubringen, und diese ist durch das Daelen-Pszczolkasche Verfahren* erfüllt. Dasselbe ist jezt in Ungarn und Rufs land in Betrieb und die Einrichtung ist in zwei deutschen Werken im Bau begriffen. Der Betrieb hat die technische Durchführbarkeit des Ver fahrens als zweifellos ergeben, und die danach angestellten Berechnungen sind auch bezüglich der wirthschaftlichen einwandfrei, wenngleich in Krompach noch kein regelmäfsiger Betrieb ein geführt werden konnte, weil nur ein Hochofen vorhanden ist und dieser nicht genügend Roh eisen für das Puddel- und das Stahlwerk liefert. Das zuweilen auftauchende Bedenken über den zu grofsen Abbrand hat nach den angestellten Wägungen und Berechnungen keine Berechtigung, indem dieselben etwa 7 % für das Vorfrischen ergeben, wovon fürs Allgemeine 1%% abzu ziehen sind, da das Roheisen in Krompach 2 %% Mangan enthält (bei 0,7% Silicium) und 1% genügen. Da aufserdem etwa 7 % Abbrand im Herdofen entstehen, so beträgt derselbe im ganzen maximal 13 %, also nicht mehr als im Bessemer verfahren, während der Herdofen etwa 8 % beim Schrott- und 10 % beimRoheisenschmelzen erglebt, abgesehen von dem Zusatz an Eisen durch Erz, welchem das von Riley und Talbot angegebene hohe Ausbringen zu verdanken ist. Es bleibt daher nur ein Unterschied von höchstens 3 % Abbrand an Eisen, welcher leicht durch die grofsen Vortheile im Hochofen- und Herdofen betrieb aufzuwiegen ist, während andererseits nichts hindert, auch beim Vorfrischen mit Erz zusatz zu arbeiten, da dieses nur eine Frage der Wärme ist, welche aus den Metalloiden bei unmittelbarer Verbrennung in gröfserem Mafse gewonnen wird, als bei der intennolecularen durch die Zersetzung von Eisenoxyd. Nach dem Talbotschen Verfahren ist ein Ofen von 75 bis 200 t zu errichten, um nur etwa % der Leistung zu erzielen. Die kippbaren Oefen sind sehr theuer in der Anlage, und es entsteht daher die Frage, ob es nicht ökonomisch richtiger ist, für das Geld so viel mehr einfache, fest stehende Oefen von 20 bis 30 t zu errichten, welche wahrscheinlich eine gröfsere Leistung * I). R.-P. 104576; „Stahl und Eisen“ 1899 S. 887.