Volltext Seite (XML)
564 Stahl und Eisen. 1. Juni 1900. Neuerungen im Herdschmelzverfahren. Gefäfse fafst und sie der Gicht der Hochöfen zuführt.* Der Vorschlag (Textabbildung 3)** sieht eine Hunt’sche Fördervorrichtung vor. Alle diese Einrichtungen können mit Gas, Dampf oder Elektricität bewegt werden und auch damit heben. Diese Vorschläge lassen sich wie folgt zusammenfassen: 1. Vorschlag (Abbild. 1): Feststehender Auf zug, nur für einen Hochofen verwendbar, also ohne Reserve. * Die Vorschläge (Tafel XI, Figur 1 bis einschliefs- lich 11) sind auf dem Techn. Bureau von Fritz W. Lür- manninOsnabrückinderZeitvom 25. Augustbis 10.Sep tember 1899 entworfen, während die Veröffentlichung der bewundernswerthen Arbeiten des Hrn. Regierungs- Baumeisters Buhle in der „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ am 14. October 1899 begann. ** Der Vorschlag (Abbild. 3) ist veranlafst durch Lürmann, von J. Pohlig, Act.-Ges. Köln, am 17. April 1900 eingegangen. 2. Vorschlag (Tafel XI, Figur 1 bis 5): Fahr barer Aufzug, für zwei und mehr Hochöfen verwend bar ; mit Reserve. 3. Vorschlag (Tafel XI, Figur 6 bis 8): Fahr- und drehbarer Krahn, für zwei- und mehr Hoch öfen verwendbar; mit Reserve. 4. Vorschlag (Tafel XI, Figur 9 bis 11): wie Vorschlag 3. 5. Vorschlag (Textabbild. 2): Fahr-, nicht drehbare Brownsche Fördereinrichtung, welche von allen Punkten der Vorrathsräume Gefäfse aufnehmen kann; mit Reserve. 6. Vorschlag (Textabbild. 3); wie Vorschlag 5. Der Zweck dieser Mittheilungen ist, zu ferneren Gombinationen und Vorschlägen, sowie zur Mit theilung möglichst vieler Verbesserungen zu veranlassen. Osnabrück, im Mai 1900. Fritz W. Lürmann. Neuerungen im Herdschmelzverfahren. (Verhandelt in der Versammlung des „Iron and Steel Institute“ in London am 9. Mai.) In der Versammlung des „Iron and Steel Institute“ in London verdienten die Berichte von J. Riley über die Verwendung von flüssigem Roheisen im Hochofen und von B. Talbot über das ununterbrochene Stahlschmelzen im Herdofen die meiste Aufmerksamkeit bezüglich der Er zeugung von Flufseisen und Stahl. In ersterem hob der Redner hervor, dafs die Verwendung von flüssigem Roheisen im Herdofen bis jetzt im Verhältnifs zu derjenigen im Converter eine sehr geringe Ausdehnung gefunden habe, und sah den Grund darin, dafs die Herdofenstahlwerke selten unmittelbar mit Hochofenwerken verbunden sind. Nachdem vor einigen Jahren in Landore flüssiges Roheisen aus dem Hochofen im Herdofen ver arbeitet worden war, veranlafste Redner die Auf nahme des Verfahrens in den Wishaw Werken, Glasgow, im Jahre 1898,* wo die erste Schmelzung 15 Stunden dauerte und Folgendes ergab: Flüssiges Roheisen . . . 12400 t K altes „ ... 3001 Ferromangan 651 Gesammtgewicht an Metall 12765 t Ausbringen an Blöcken . 130251 — 103,6°/o des einge- Erzzuschlag 3800 t gesetzten Metalls Erzeugte Schlacke . . . 3025 t mit 19,4 °/o Fe. Wenngleich dieser Versuch bezüglich der Dauer der Schmelzung ungünstig erschien, so war er doch ermuthigend wegen des hohen Aus bringens, und die Fortsetzung erfolgte daher, nachdem der Ofen eine neue Zustellung erhalten * Die Verarbeitung von flüssigem Roheisen aus dem Hochofen im Herdofen wurde in Donawitz bereits im Jahre 1893 betrieben. hatte. Die Dauer einer Schmelzung wurde dann auf etwa 8 Stunden gebracht, und das Ausbringen betrug etwa 99,23 % des Metalleinsatzes, der Erzzuschlag etwa 300 kg auf 1 t Stahl.* Nach Beendigung dieser Versuche wurde die Frage, ob für die endgültige Einrichtung ein Roheisenmiseher erforderlich sei, lebhaft erörtert, indessen ein solcher zunächst nicht ausgeführt und auch in 12 monatlichem Betriebe mit zwei sauer zugestellten Herdöfen von je 340 t Wochen ausbringen nicht als nothwendig gefunden, weil die Hochöfen einen sehr regelmäfsigen Gang hatten. Der Gehalt des Roheisens an Silicium erreichte selten 3 % und derjenige von Schwefel und Phosphor je 0,06%. Die Ergebnisse waren folgende: 1. dafs die Verwendung von flüssigem Roh eisen weder am Hochofen noch am Herdofen Schwierigkeiten erzeugt; 2. dafs dadurch die erhebliche Schwierigkeit des Einsetzens in den Herdofen in einfachster Weise beseitigt und eine dementsprechend bedeutende Ersparnifs an Handarbeit er zielt wird; 3. im Vergleich mit kaltem Einsatz wird die Leistung eines Herdofens um etwa 30 °/o vergröfsert und * Wenngleich auf das hohe Ausbringen besonders hingewiesen wird, so gesteht Redner doch zu, dafs dieses dem Erzzuschlag zu verdanken ist, und rechnet, dafs das Eisen im Erz von 18 sh. pro Tonne bei 50°/o Gehalt 36 sh. kostet, während der Preis des selben im Roheisen von 54 sh. bei 92°/o Gehalt. 58,72 sh. beträgt.