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Industrielle Rundschau. Actiengesellschaft Westfälisches Kokssyndicat in Bochum. Der Bericht für 1899 hat in der Hauptsache folgenden Wortlaut: „Das letzte Jahr des 19. Jahrhunderts hat auf dem Gebiete des heimischen Bergbaues und unserer west fälischen Koksindustrie im besonderen einen aufser- ordentlich lebhaften, bis zur äufsersfen Grenze der Leistungsfähigkeit angespannten Betrieb und eine erfolgreiche wirthschaftliche Thätigkeit mit einer bisher unerreichten Erzeugung zu verzeichnen. Seit Bestehen des Syndicats hat bislang eine gleich starke Aufwärtsbewegung von solch’ festem Gepräge nicht Platz gegriffen; am Schlüsse des verflossenen Jahres bot sich daher das glänzende Bild einer sehr be friedigenden Geschäftslage, von der zu erwarten steht, dafs dieselbe auch für längere Zeit andauern werde. Es liegen auch keinerlei Anzeichen dafür vor, dafs der Aufschwung der Industrie den Höhepunkt über schritten habe; der ungeheure Bedarf, den die deutsche Eisen-Industrie in solchem Umfange noch niemals aufzuweisen gehabt hat, erheischt noch weiterhin die vollste Thätigkeit der Kokereien. Im Berichtsjahr überstieg die Nachfrage die im Syndicat zur Ver fügung stehenden Koksmengen derart, dafs wir den laufenden Bedarf nicht befriedigen konnten und uns zu unserem Bedauern zur Ablehnung mancher Auf träge gezwungen sahen. Infolgedessen haben manche Hochofenwerke erhebliche Koksmengen aus dem Aus lande herangezogen. Der Roheisenmarkt dürfte unter solchen Umständen noch geraume Zeit in seiner festen Haltung verbleiben. Bei der seit Ende 1895 anhaltenden Aufwärtsbewegung auf dem industriellen Gebiete bleibt die Thatsache bezeichnend, dafs unser Vaterland — worauf wir bereits im Jahresbericht für 1896 hin weisen konnten — ständig an der Spitze dieser wirtb- schaftlichen Entwickelung steht. Die Kokspreise ge wannen im Laufe des Jahres eine steigende Richtung, nachdem die ursprüngliche Absicht des Syndicates auf Beibehaltung der bisherigen Kokspreise infolge der Vorgänge auf dem Roheisenmarkt hinfällig ge worden war. Die auf der Grundlage des bisherigen Preises von 14 gethätigten Abschlüsse in Hoch ofenkoks für das Jahr 1900 gelangten im Herbst des verflossenen Jahres mit denjenigen für 1901 in der Weise zur Verschmelzung, dafs den Hütten die ver doppelten Koksmengen zum Fusionspreise von 17 M angeboten, bezw. neu verkauft wurden. Die Sicher stellung in Koks, verbunden mit der einheitlich durch geführten Festsetzung eines mäfsigen Durchschnitts preises für die Roheisenindustrie, gewährleisten der letzteren eine ruhige gleichmäfsige Entwicklung für die nächsten zwei Jahre. Die Jahresübersicht über den Koksabsatz auf den sämmtlichen Zechen des Oberbergamtsbezirks Dortmund zeigt infolge der ein gangs geschilderten Verhältnisse ein beträchtliches Anwachsen; es betrug der Koksabsatz: a) im Syndicat, einschl. der Privatkokereien 7045923 t, b) auf drei aufserhalb stehenden Koksanstalten 218332 t, c) auf den Zechen im Hüttenbesitz 937 367 t, zusammen 8201622 t im Werth von 109 Millionen Mark. Gegen das Vorjahr mit 7 374320 t stellt sich somit die Er zeugung um 827302 t, gleich 11,2% (gegen 7,3% im Vorjahr) höher, während gleichzeitig die Vermehrung der deutschen Roheisenproduction sich auf 8,4 % beläuft. Im Syndicat allein beziffert sich die Jahres zunahme auf 9,8 % gegen 6,2 % im Vorjahr, in welchem bekanntlich noch bis zum Sommer mit Productions- Einschränkungen gerechnet werden mufste. Der Koks absatz erreichte seinen Höhepunkt mit 613947 t im Monat October, während die geringste Monatsmenge mit 538108 t auf den Monat E'ebruar entfällt. Die Betheiligungsziffern im Syndicat stellen sich am 1. Januar 1900 auf 7 094434 t, gegen am 1. Januar 1899 auf 6924936 t, mithin Zugang 169498 t — 2,4% gegen 11 °/o im Vorjahr. Es sind im Berichtsjahr keinerlei neue Koksofen-Gruppen hinzugekommen, woraus sich die geringe Zunahme der Betheiligungs ziffern erklärt. Infolge Brandunglückes auf mehreren Syndicatszechen und sonstiger Störungen und Unfälle sind die Jahres-Antheilsmengen nicht erreicht worden, vielmehr blieb nach Berücksichtigung der Mehrliefe rungen einzelner Mitglieder die Erzeugung mit 126993 t, also um 1,8 % hinter den Betheiligungsziffern zurück. Die Koksabfuhr sämmtlicher Koks producirenden Stein kohlenzechen des Ruhrreviers stellt sich im Jahres durchschnitt arbeitstäglich in 1899 auf 27 339 t, in 1898 auf 24581 t, in 1897 auf 22 905 t, in 1896 auf 20884 t. Was die Koksabsatzverhältnisse im Berichts jahr betrifft, so liegt beim Hochofenkoks ein An wachsen von 4584704 t auf 5071458 t vor, ent sprechend 78,48 % des Grofskoks gegen 77,76 % im Vorjahre. In den einzelnen Absatzgebieten haben nicht unwesentliche Verschiebungen stattgefunden. Vorzugsweise stärker stellte sich der Koksabsatz an die Hütten in Luxemburg und Lothringen, nämlich auf 2783338 t gegen 2490171 t im Vorjahr. An dieser Steigerung war ganz hervorragend die Loth ringische Eisenindustrie und zwar mit 271100 t be- theiligt, während Luxemburg 29484 t mehr bezog. Im Kohlenrevier stellte sich der Absatz um 119810 t höher, wogegen in den übrigen Revieren Verände rungen nicht vorliegen. Der Giefsereikoks-Absatz ist auf insgesammt 951542 t — d. i. 99201 t mehr —• angewachsen. Auf Grund der im Vorjahr gethätigten Ausfuhrgeschäfte wurden in 1899 einschl.deutsche Ostsee über See versandt 318760 t gegen 329623 t in 1898. Für das Jahr 1900 sind im Interesse des Inlands marktes die Uebersee-Verkäufe auf diejenigen Mengen beschränkt worden, welche zur Aufrechterhaltung der wichtigsten Beziehungen nicht entbehrt werden können. In Brechkoks wurden 393601 t — d. i. 49536 t mehr — und in Kleinkoks 190467 t — d. i. 14767 t mehr — abgesetzt. In den Kreisen der Koksverbraucher sind in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres mehrfach Klagen und Beschwerden darüber laut ge worden, dafs einzelne Händler, namentlich in Rhein land-Westfalen, die im Berichtsjahre herrschende Koks- Knappheit dazu benutzt hatten, ihre Verkaufspreise in einer über das zulässige Mafs weit hinausgehenden Weise zu steigern. Wir haben diese Preistreibereien, welche im directen Gegensatz zu unserer Preis bemessung standen, in Ermangelung disponibler Mengen nicht überall verhindern können. Um aber für die Folge die Verbraucher gegen eine unzulässige Vertheuerung des Koks zu schützen und derartigen Uebelständen nach Möglichkeit abzuhelfen, ist das Kokssyndicat dazu übergegangen, zunächst in den beiden vorgenannten Provinzen auch solchen Werken und Fabriken, welche eine Jahresmenge von mindestens 500 t Koks gebrauchen, einen directen, vom Zwischen handel unabhängigen Verkehr anzubieten. Das Jahr 1900 konnte allerdings für eine solche Mafsnahme kaum mehr in Betracht kommen, weil hierfür freie Koksmengen nicht mehr vorhanden sind und die Ver braucher auch ihre Einkäufe bereits gethätigt haben. Es bleibt bemerkenswert!!, dafs Deutschland mit seiner