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Referate und kleinere Mittheilungen. Gaskraft-Gebliisemaschine von 600 P. S. in Seraing. Am 20. und 21. März d. J. fanden auf dein Hochofenwerk der Societe Gockerill in Seraing vor zahlreichen Fachgenossen der Wissenschaft und Praxis aus Belgien, Deutschland, England und Frankreich an einer von dieser Gesellschaft selbst gebauten Gas kraft-Gebläsemaschine von 600 P. S.* die sogenannten officiellen Versuche statt. Die Maschine ist nach dem System Delamare- Deboutte ville gebaut; die beiden horizontalen Cylinder zeigen Tandemanordnung, bei welcher der Gebläsekolben mit der Kolbenstange des Gascylinders direct verbunden ist. Beide Kolben haben den gleichen Hub von 1400 mm. Der Gascylinder von 1300 mm Durchmesser besitzt einen einfach wirkenden Kolben, welcher nach dem gewöhnlichen Viertactprincip arbeitet. Die Kolben stange besitzt 4400 mm Länge und 300 mm Durch messer. Die ausgeglichene Kurbelwelle von 460 mm Durchmesser, der wichtigste Theil der Maschine im Gewicht von 20 Tonnen, ist auf zwei Böcken gelagert, welche mit dem Gascylinder durch vier Zugstangen aus geschmiedetem Stahl verbunden sind, die dem Motor das Aussehen einer hydraulischen Presse ver leihen. Die Kurbelwelle trägt ein Schwungrad von 5 m Durchmesser und 35 t Gewicht. Das Gewicht des Schwungrades wird von einem aufsen angeord neten Lager aufgenommen. Das Gesammtgewicht der Maschine beträgt 160 t. Gas- und Gebläsecylinder sind durch gul'seiserne Rahmen verbunden, die gleichzeitig zur Führung der Kolbenstange dienen. Der Gebläsecylinder hat einen Durchmesser von 1700 mm und die durch den Kolben bei 80 Touren angesaugte Luftmenge beträgt 500 cbm i. d. Minute bei einer Pressung von 40 cm Quecksilber säule. Der Motor leistet unter diesen Umständen 5U0 bis 550 P. S. Die Säugventile des Gebläses sind in zwei concentrischen Kreisbögen vertheilt und ge statten der angesaugten Luft einfachen und bequemen Durchgang. Auf der einen Seite des Cylinders waren für die Versuche Hörbiger-Ventile, aut’ der anderen Seite in Gruppen zu je sechs Stück kleine Ventile alter Construction eingebaut.. Das Gas, mit welchem die Maschine gespeist wird, wird der Hauptgichtgasleitung entnommen und gelangt ungereinigt zurVerwendung, nachdem es vorher in einem rechteckigen Kühlraum von 6 X 6 X 1,3 m Inhalt mittels fünf Körtingscher Streudüsen (von 10 mm) auf etwa 20° G. abgekühlt worden ist. Die Wirkungs weise des Motors wird weder durch den Staubgehalt noch durch die Feuchtigkeit der Gase beeinllufst. Wünschenswerth ist es allerdings, dafs letztere so kalt wie möglich sind. Das Ingangsetzen der Maschine geht einfach und anstandslos vor sich, die erste Explosion erfolgt mittels Luft, welche mit Petroleum äther carburirt ist, und kommt zur Inbetriebsetzung weder ein besonderer Motor noch Prefsluft zur An wendung. Infolge einer uns in Seraing gemachten freund lichen Zusage hoffen wir demnächst in der Lage zu sein, eingehend über die Ergebnisse der Versuche zu berichten. Wir beschränken uns für heute darauf, auf ihre aufserordentliche Bedeutung hinzuweisen; sie waren mit einem Aufwand von Gründlichkeit, Wissenschaftlichkeit und praktischer Erfahrung an- * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1900 Nr. 1 S. 34 und diese Nummer S. 388. VII.20 I gestellt, wie sie nur auf einem Werke möglich sind, welches wie dasjenige in Seraing die fertige Gebläse maschine und die Materialien dazu aus dem Erze herstellt. Die Versuche begriffen wissenschaftlich genaue Messungen von Quantität und Qualität der Gase, der Krafterzeugung am Bremszaun und der Leistungen am Gebläsecylinder ein. Beim forcirten Betrieb am 2. Versuchstage lief die Maschine tadellos mit 92 Umdrehungen und 45 cm Quecksilbersäule. Wir nehmen heute schon Anlafs, die Erbauer der Maschine, die nach unserer Ueberzeugung einen wesentlichen Fortschritt in der Verwerthung der Hochofengase bedeutet, zu dem Erfolg aufrichtig zu beglückwünschen. Die Redaction. Erzeugung von Bessemerstahlblöeken und Schienen in den Vereinigten Staaten im Jahre 1899. Die Gesammterzeugung an Bessemerstahl blöcken betrug im Jahre 1899 7 707 735 t gegen , 6 714 761 t in 1898, weist mithin eine Zunahme von 992 974 t d. h. von über 14% auf. In den sechs letzten Jahren* wurden erzeugt: Bessemer- Jahr Bessemer st ahlhlöcke t Jahr stahlblöcke t 1894 3 628 454 1897 5 562 920 1895 4 987 674 1898 6 714 761 1896 3 982 624 1899 7 707 735 Die nachstehende Tabelle weist die Erzeugung ' der einzelnen Staaten an Bessemerstahlblöeken seit 1896 nach. Staaten 1896 t T 1898 1899 t Pennsylvanien Ohio Illinois .... Andere Staaten 2 329 499 3 109 010 3 456 690 577 631 1 058 206 1 512 941 792 587 958 874 1 122 720 282 907 436 830' 622 410 4 032 279 1 706105 1 230 626 738 725 Insgesammt. . 3 982 624 5 562 920,6 714 761 7 707 735 Die Erzeugung aller Arten von Bessemer- | stahl schien en belief sich im Jahre 1899 auf 2 276 619 t gegen 1 986 714 t im Jahre 1898 und 1640 229 t im Jahre 1897. Die höchste Erzeugung an Bessemerstahlschienen seit dem Jahre 1887, in welchem 2 077 536 t hergestellt wurden, hat demnach das Jahr 1899 zu verzeichnen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Erzeugung an Bessemerstahlschienen j in den letzten vier Jahren: (Nach „Tho Bulletin“, vom 10. März ItOO.) Staaten 1896 t 1897 t 1898 1899 t Pennsylvanien . Andere Staaten 673 705! 1 040 776 446 833, 599 453 1 069 615 917 099 1 244 404 1 032 215 Insgesammt. . 1 120 538 1 610 229,1 986 714,2 276 619 * Vergl. „Stahl und Eisen“ 1899, Nr. 6 S. 299. 4