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tricitäts-Actien-Gesellschaft in Köln-Ehrenfeld direct gekuppelt, welcher zur beliebigen Erzeugung von einphasigem Wechselstrom oder Drehstrom, 2200 Volt, 70 Umdrehungen, mit einer Leistung von entweder 2000 Kilovoltampere Einphasen strom oder 3000 Kilovoltampere Drehstrom oder für eine gleichzeitige Lieferung von 1200 Kilo voltampere Einphasenstrom und 1500 Kilovolt ampere Drehstrom dient. Diese Dynamo dürfte in ihren Dimensionen alle bisherigen Ausführungen übertreffen ; der äufsere Durchmesser der Maschine beträgt etwa 9,5 m, der Durchmesser des Magnet rades 8 m, sein ■Gewicht 80000 kg. Die Dynamo wird direct angetrieben von einer horizontalen Dreifach-Expansions-Dampf maschine mit Condensation, deren Niederdruck - cylinder der grofsen Abmessungen wegen getheilt its, so dafs die Maschine mit vier Gylindern arbeitet. Das Gesammtgewicht des Maschinen satzes beträgt etwa 500000 kg. Das Ausgufswasser der Luftpumpen wird von einer Gentrifugalpumpe in das allgemeine Rohrleitungsnetz gedrückt. Die Pumpe ist im Keller zwischen den Maschinenfundamenten unter gebracht und wird durch einen 20 pferdigen Dreh strommotor mittelst Zahnräder angetrieben. Um die Montage der Dynamo- und der Dampf maschine zu ermöglichen, hat die Elektricitäts- Actiengesellschaft Helios und die Maschinenfabrik Augsburg einen eigenen fahrbaren Bockkrahn auf ihrem Ausstellungsplatz errichtet, dessen Tragfähig keit diejenige des grofsen Ausstellungskrahnes bei weitem übertrifft. Zur Herstellung des Fundamentes für diese Maschinengruppe waren etwa 800 cbm Mauerwerk und Beton erforderlich. Der zum Betriebe dieser Maschine benöthigte Dampf wird in einer eigenen Batterie von fünf Dampfkesseln verschiedener Systeme mit einer wasserberührten Heizfläche von zusammen etwa 1000 qm erzeugt. Zur Speisung der Kessel dient eine stehende Gompound-Dampfpumpe von 200/300 mm Dampfcylinderdurchmesser, 160 mm Pumpenkolben durchmesser. Die eigenartige Schaltanlage für die grofse Maschine gestattet vom Platze des Dampf ventils aus, auch alle nöthigen Manipulationen für den elektrischen Theil vorzunehmen. Zur Erregung des Magnetfeldes der grofsen Dynamo, welches von 82 direct auf den Kranz des Schwungrades aufgesetzten Magnetpolen ge bildet wird, dient eine Erregermaschine, Type MPD, ebenfalls von Helios, Leistung 40 bis 50 Kilowatt Gleichstrom, 110 Volt, 240 Umdrehungen, gekuppelt mit einer stehenden Zweifach-Expansions- Dampfmaschine mit Condensation. Während die aufgeführten vier Kraftmaschinen glänzendes Zeugnifs dafür sind, dafs unser süd deutscher Dampfmaschinenbau den Wettbewerb mit der ganzen Welt nicht zu scheuen braucht, zeigt die vom Flur 14 3 /i m hoch in die Lüfte ragende, für eine Normalleistung von 2500 P.S. X.M erbaute stehende Dampfmaschine von A. Borsig in Berlin, dafs in dieser altberühmten Firma die Söhne das ihnen zugefallene Erbtheil mit That- kraft und den heutigen Ansprüchen angepafstem technischem Verständnifs zu wahren wissen. Die Borsigsche Maschine wirkt um deswillen so ge waltig in ihrem Aeufsern, dafs bei ihr die vier Cylinder paarweise übereinander, nach sogenanntem „Tandemsystem“, angeordnet sind, während bei den süddeutschen stehenden Maschinen die drei Gylinder je nebeneinander sich anbauen. Trotz dem Borsig vier Cylinder hat, ist doch nur drei stufige Expansion vorhanden, da von den Gylindern zwei für Niederdruck und je einer für Hoch- bezw. Mitteldruck arbeitet. Die Steuerung erfolgt überall durch zweisitzige Ventile. Die Borsig - Maschine, von welcher Professor Oswald Flamm in letzter Ausgabe dieser Zeitschrift eine Abbildung gab, * ist mit einer 2000pferdigen Drehstrommaschine von Siemens & Halske, Actiengesellschaft, für 2000 bis 2200 Volt gekuppelt. Letztere hat ein rotirendes Feldmagnet system mit 64 Polen in einem feststehenden Anker. Bei dem allgemeinen unfertigen Zustand, der leider gerade diese überaus wichtige Abtheilung der Ausstellung beherrscht, wäre es vorzeitig, heute bereits einen Vergleich zwischen den Lei stungen der neun verschiedenen Länder, die bei der Krafterzeugung für die Ausstellung mitwirken, sowie den Ausstellungsobjecten anzustellen, durch welche aufserdem noch die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Rufsland, Schweden, Norwegen und Dänemark in dem Maschinenraum vertreten sind, ohne an der Kraftgewinnung mitzuarbeiten. Trotzdem läfst sich ohne Ueberhebung heute schon feststellen, dafs die deutsche Ecke in dem Maschinen raum nicht nur durch die Gröfse und gewaltige Leistung ihrer Ausstellungsobjecte in erster Reihe stehen wird, sondern dafs auch die Güte der Arbeit und das, was im englischen Maschinenbau mit „finish“ bezeichnet wird, den Wettbewerb mit den übrigen Nationen nicht zu fürchten braucht. In einem Punkte waren die Deutschen den andern Ländern jedenfalls voraus, nämlich in der Erfüllung der zwischen der Ausstellung und den Lieferanten der Dampfkessel, Dampf- und Dynamo maschinen im August 1898 abgeschlossenen Verträge. Den damals getroffenen Vereinbarungen gemäfs sollten die Kesselanlagen am 1. März, die Dampf- und Dynamomaschinen am 1. April d. J. betriebsbereit sein. Wir wollen ausdrücklich feststellen, dafs, während die übrigen Nationen ausnahmslos mehr oder weniger zu den an gegebenen Terminen im Rückstand waren, nament lich die Franzosen selbst zu Ende des Monats März zum Theil erst die Fundamente begannen, die deutschen Dampfmaschinen und auch ein * Vergl. auch „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“. 2