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380 Stahl und Eisen. Titanhaliige Magneteisenerze. 1. April 1900. sich bei Vermont mehrere Lager geschaart, in Gabbro und Serpentin, deren Erz sehr reich an Titan ist und bis 41 % Eisen enthält; ferner ist eine 15 m mächtige Masse, in Serpentin am Colway- Flusse zu erwähnen. Wiederum in gröfserer An zahl und zwar auch mit titanfreien Magneteisenerz lagern vergesellschaftet treten titanhaltige Vor kommen in den östlichen Grafschaften der Provinz Ontario auf; es sind meist in nördlicher Richtung streichende Lager, die in steilen, 30 oder noch mehr Meter hohen Abhängen bis zu 400 m Länge ausbeifsen. So findet sich am Pine-lake eine im Mittel 30 m hohe, 600 m lange Wand, deren Erz 50 bis 60 % Eisen bei 8 bis 25 % Titansäure, daneben auch Vanadin enthält und ziemlich frei von Phosphor und Schwefel ist. Als Muttergestein wird Gabbro angegeben, der zum Theil Gneifs- struclur besitze; doch soll auch wirklicher Gneifs in der Nachbarschaft vorkommen. Minnesota besitzt ein grofses, nördlich und westlich vom Oberen See belegenes Gabbro-Gebiet, das sich wie mit von Titan freien, so auch mit Titan enthaltenden Magneteisenlagern ausgestaltet erweist. Von letzteren findet sich besonders am Iron-Lake ein 15 bis 25 m mächtiges, nach Süden einfallendes Lager. Die 49 bis 58 % Eisen und 2 bis 16 % Titansäure zeigenden Erze bilden da gemeinschaftlich mit titanfreien Magnetiten den „Mayhew Iron Range“. Ferner sind aus dem Gabbro bei Duluth ähnliche Erzmassen bekannt. In Wyoming wurden 1850 grofse Magnet eisenerzlager nördlich von Laramie gefunden, nach Haydens Auffassung als Einlagerungen in rothem Granit und mit diesem gleichsinnig struirt und gelagert. Spätere Untersuchungen ergaben, dafs sich daselbst der „Iron Mountain“ 200 m über das Thal erhebe als eine unregelmäfsig gestaltete Masse von nahezu eiförmiger Grundfläche und 400 m Längs-Erstreckung nach NW; er wird als eruptive Intrusion im röthlichen Granit gedeutet, doch kann man nach der Beschreibung auch an eine „basische Ausscheidung“ in diesem denken; Gabbro wurde in der Nachbarschaft gefunden. Das Erz enthält 45,5 bis 53,3 % Eisen, 23 % Titansäure, 0 bis 1,44 Schwefel. In den archäischen Gebieten von Colorado sollen Magneteisenlager nicht selten sein, worunter 3 bedeutende als titanhaltig erkannt wurden, deren Muttergesteine jedoch nicht genau bestimmt sind. Das eine Vorkommen ist der „Iron Mountain“ in Fremont Go., der bei 220 m Länge, 160 m Breite und 20 m Höhe 7 Lager aufweist, von denen das gröfste einen Ausbifs von 15m Höhe auf etwa 100 m Länge besitzt, nach N 10° 0 streicht und mit 65 0 nach SO einfällt; sein Nebengestein wird als grauer Granit bezeichnet, ist jedoch wahrscheinlich Olivin-Gabbro; das meiste Erz enthält 47 bis 49% Eisen bei 10 bis 14% Titansäure. Garibou Hill in Boulder Go., benachbart der bekannten Garibou- Silbergrube, wird von kleinen Erzlagern aufgebaut. Das Lager im Gebolla-District, Gunnison Go., soll sich über mehrere (engl.) Meilen erstrecken und sein Erz 9,38 bis 36% Titansäure enthalten. Aus den vorstehend gemusterten Verhältnissen folgert Kemp nun zunächst, dafs im Gegensatz zu titanfreien Magnetiten — die von sehr ver schiedenartiger Bildung und Herkommen sind und sein können und deren Abbau, beiläufig be merkt, in Amerika in den letzten Jahren unter | dem Einflüsse der billigen und leicht reducirbaren Rotheisenerze vom Oberen See ebenfalls sehr zurück gegangen ist und in grofsem Umfange nur noch auf den Gornwalllagern Pennsylvaniens betrieben wird — alle titanhaltigen, massigen Magnetiterz körper (mit Ausnahme der Sanderze) nach Charakter 1 und Entstehung eine enggeschlossene Verwandt schaft bilden. Mit Ausnahme der Erze von Alnö in Schweden und aus Brasilien finden sich diese Magnetite, „soweit bekannt“ und wie oben schon erwähnt ist, mit Gesteinen aus der Gabbro- familie vergesellschaftet und liefern sie einen be stimmten Erzkörper-Typus, „der in seiner Uni formität einzig in der Welt ist“. In den meisten Fällen bilden sie grofse unregelmäfsige Massen in mitten von Eruptivgesteins-Intrusionen und scheinen entstanden zu sein durch Spaltung des Magmas und Aussaigerung titanhaltiger Eisenoxydmasse aus diesem während seiner Abkühlung und Erstarrung. Ungewöhnlicher sind Vorkommen, bei denen sich die Gesammtmasse des Gesteinsganges oder Stocks dermafsen reich an Magnetit erweist, dafs sie i praktisch als Erz aufgefafst werden kann. Die Gabbrogesteinsfamilie umfafst Mineralgemenge von den als Labradorfelse oder Anorthosite bekannten, ziemlich reinen Feldspathaggregaten an einerseits, durch Vermittlung der eigentlichen Gabbros, der Norite u. a., bis zu den feldspathfreien Peridotiten und Serpentinen andererseits; als Muttergesteine titanhaltiger Magnetite treten nun zu ihnen noch die Nephelin enthaltenden Plagioklasgesteine aus Brasilien und die Nephelinsyenite von Alnö; die mehr oder minder mit Erz angereicherten Glieder dieser Gesteinsgruppen stellen sich als Varietäten der Haupttypen dar, die oft mit besonderem Namen belegt worden sind. Von den amerikanischen Vorkommen sind nicht alle Muttergesteine mikro skopisch oder überhaupt näher untersucht worden, und erscheine es deshalb wohl möglich, dafs in ver schiedenen Fällen Dynamometamorphose den ursprünglichen Intrusivmassen mehr oder weniger deutliche Gneifsstructur ertheilt habe; für die dynamometamorphischen Processe sei nach reich licher und schon oft bestätigter Erfahrung die Gabbro - Gesteinsgruppe besonders empfänglich, Pyroxen wandle sich da leicht zu Hornblende. Soweit bekannt, besitzen in Nordamerika alle Muttergesteine von titanhaltigen Erzen (mindestens) vorcambrisches Alter, weshalb die Dynamometa morphose genügend Zeit gehabt habe zu einer mehr oder weniger intensiven Einwirkung.