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1. April 1900. Titanhaltige Magneteisenerze. Stahl und Eisen. 379 Norwegen besitzt wohl die bestuntersuchten und meistbenutzten titanhaltigen Eisenerze in dem Felde, das der ebenfalls der Gabbrofamilie zuzu rechnende und mit vielen anderen Gabbrovarietäten vergesellschaftete Labradorfels bei Ekersund und Soggendal an der Südwestküste bildet. Der Ilmenit (Titaneisen) schaart sich da zu eigenen linsen förmigen Lagern und Schlieren, die in parallelen Reihen und von einer Hülle eines an Bisilicaten und Erz reichen Mineralgemenges umgeben, ent weder den Labradorfels oder dessen durch reich liche Hypersthenführung gekennzeichnete Varietät „Norit“ durchziehen. Der Eisengehalt beträgt bis zu 56,49 °/o, der an Titansäure bis zu 46 %. Bedeutungslos scheinen dagegen andere aus Nor wegen angeführte Vorkommen zu sein, wie z. B. die aus der Gegend von Kragerö. Die Reihe der nordamerikanischen Vor kommen soll bei dieser Musterung in Nord- Garolina beginnen, von wo wir sie in den Staaten der Ostküste nordwärts bis nach Ganada verfolgen, um dann westlich bis Wyoming weiterzuschreiten und schliefslich nach Süden (Colorado) umzubiegen. In Nord-Garolina sind titanhaltige Eisen erze weit verbreitet, zugleich aber auch von Titan freie Magnetite; abgesehen von wenigen vereinzelten Vorkommen (z. B. Caidwell Co.), finden sie sich zu von SW nach NO streichenden Gürteln ge ordnet ; in diesem Falle pflegen sie jedoch weniger grofse (5 bis 15' dicke) linsenförmige Massen zu bilden. Ihre Muttergesteine sind noch wenig bekannt, wurden oft als Gneifs oder Schiefer bezeichnet, doch vermuthet Kemp in ihnen dynometamorphe Gabbros. Der Eisengehalt schwankt zwischen 28 und 65%, beträgt meist 50 bis 57%; Titansäure ist im allgemeinen reichlich vorhanden (10 bis 15 %), Chrom wurde häufig nachgewiesen, Vanadin einmal bestimmt. In Virginia ist eine grofse Erzmasse zu Blue Ridge, östlich von Lexington bekannt. In New-Jersey scheinen die Verhältnisse ganz denen von Nord-Carolina zu entsprechen; auch hier sind die titanhaltigen Magneteisenerze mit von Titan freien vergesellschaftet und in 6 oder 7 „Gürtel“ oder Züge geordnet; der Titan säuregehalt wechselt deshalb local sehr, von nur einer Spur bis zu 9 oder 10 %, bleibt jedoch hier meist niedrig. Die Mehrzahl der Titan führenden Vorkommen liegen im südwestlichen Theile des Musconetcong-Gürtels; als Muttergestein wird Gneifs in verschiedenen Varietäten angegeben, welche Bestimmung jedoch eben sehr angezweifelt wird. In einem an Titan reichen Erze wurde auch Vanadin nachgewiesen; der Phosphorsäuregehalt schwankt und entspricht seine Steigerung nicht immer einer Verringerung des Titansäuregehalts. In New-York sind zwei getrennte Gebiete von titanreichen Erzvorkommen zu unterscheiden. Das eine, am Ostufer des Hudson südlich von Peckshill sich hinziehende, läfst sich vielleicht als Fortsetzung der aus New-Jersey bekannten Gürtel deuten, und gehören die Erze da dem Gabbro-Zuge der sogenannten Corllandt-Series an; sie sind auch im allgemeinen arm an Titansäure (0,15 bis 4,15 %), dagegen reich an Thonerde, führen neben Magnetit Spinell und Korund, und ähneln überhaupt im Bestände den Erzen von Routivara in Schweden. Der Eisengehalt wird in keinem Falle höher als zu 40,5 % angegeben. Dagegen zeigen die an Eisen allerdings auch armen (29,8 bis 44,7 %) Erze des östlichen Adirondack - Gebirges im nördlichen Theile des Landes wieder höheren Titangehalt. Ihr Vor kommen erinnert an das von Ekersund in Nor wegen, indem auch sie mit Gabbros und Labrador fels verbunden auftreten. Ein grofser Erzgürtel macht den Eindruck eines an Erz reichen Gabbro- ganges. Bei Lake Stanford finden sich den canadischen ähnliche gröfsere, jedoch auch eisen arme Erzmassen. Aus Rhode Island, als einem der zuerst besiedelten Staaten, ist das dem schwedischen Taberge überaus ähnliche Erzvorkommen des Cumberland Hills bei Providence schon lange bekannt; auch hat es das 18. Jahrhundert hin durch der Eisengewinnung gedient; der Hügel ist 150 m lang, 40 m breit und über 30 m hoch; das Erz enthält nur 28,9 bis 42,3 % Eisen, 3,6 bis 15,3 % Titansäure; Aufbereitungs versuche steigerten mit dem Eisengehalte zugleich den an Titansäure (auf 21,65 %). Ganada ist in seinem ganzen östlichen Theile reich an titanhaltigen Eisenerzen; in Ueberein- Stimmung mit den im benachbarten New York bekannten Vorkommen des Adirondack-Gebirges sind sie auch hier an Labradorfelse und Gabbros gebunden. Bedeutendere, ganze Hügel bildende Massen treten zunächst im Saguenay-Gebiete und dem von Morin, nördlich von Montreal auf, denen sich jedoch noch viele kleinere längs der Ufer des Lorenz-Stroms ge sellen. Am Saguenay werden drei „Bänder“ von Erz lagern unterschieden, von denen das östlichste etwa 70 m breit ist. Die Erze scheinen überaus reich an Titansäure zu sein. Eine Eisengewinnung ist hisher nur bei dem an der St. Pauls-Bucht unterhalb von Quebek am St. Lorenz belegenen Vorkommen von 30 m Mächtigkeit und mehrere hundert Meter Er streckung versucht worden und zwar vom Jahre 1866 an zu wiederholten Malen und insbesondere noch 1873—1880; während der Gehalt des Erzes an Titansäure bis auf 50 % steigen kann, ver harrt der an Eisen immer nur bei 36 bis 37%. Noch weiter flufsabwärts am Rapid-River bei der 7-lnseln-Bucht findet sich eine von Westen nach Osten 500 m breite, körnige, schwarze, glänzende Erzmasse mit vereinzelten Silicateinspringlingen, aus der mit dem Magnete 57 % auszusondern waren, die für sich 38,7 % Eisen bei 34 % Titansäure ergaben. Auch auf dem Südufer des St. Lorenz- Stroms fehlen die Erzvorkommen nicht, und finden