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Unter Verwendung der bei den Versuchs fahrten mit der ersten Locomotive gesammelten Erfahrungen hat man zwei neue Heilmann- Locomotiven gebaut, mit denen zur Zeit noch Probefahrten auf der französischen Westbahn gemacht werden. Die Verbesserungen gegen über der ersten Locomotive beziehen sich nament lich auf die Erhöhung der Leistungsfähigkeit, eine andere Bauart des Kessels, den Ersatz der liegenden Verbundmaschine durch eine stehende sechscylindrige, nach Art neuerer Schiffsmaschinen gebaute Dampfmaschine; Aenderung der Be festigung der Elektromotoren und Verbesserungen in den Regulirungsapparaten. Abbildung 1 und 2 stellen eine Heihnann - Locomotive neuerer Bau art dar, wie sie dem Verfasser gelegentlich einer Reise nach Mantes bei Paris im Locomotiv- schuppen der Station gezeigt wurde. Dampf maschine und Elektromotoren befinden sich vorne, der Kessel ist hinten; die Locomotive I wurde von Unterhandlungen mit Rufsland wegen 1 einer Bestellung, das war alles. Falls sich die Locomotive wider Erwarten als lebensfähig erweisen sollte, will inan sie nach Art der inter nationalen Schlafwagengesellschaft den Eisen bahnverwaltungen für bestimmte Zwecke, wenn z. B. besonders grofse Geschwindigkeiten bei grofser Zugkraft erforderlich sind, leihweise überlassen. Das Eine läfst sich nicht wegleugnen und hat den Erfinder wohl mit auf seine Idee gebracht: Es würde der Uebergang zum elek trischen Betrieb sich verhältnifsmäfsig einfach gestalten, indem man alle Bahnanlagen in ihrer jetzigen Gestalt bestehen lassen könnte und Dampflocomotiven und elektrische Locomotiven auf derselben Strecke friedlich nebeneinander Weiterarbeiten würden. Die Heilmannsche Erfindung ist auch in Amerika, allerdings in etwas abgeänderter Form, selbständig aufgetaucht. Der betreffende Er finder heifst Patton; er hat mit den Versuchen schon 1892 begonnen, seine erste Loco motive aber, auf der keine Dampfmaschine, sondern ein Gasolinmotor verwendet ist, erst 1897 in die Praxis eingeführt. Ueber die Bewährung der im Abbildung 1 und 2. Heilmann . Locomotive. weicht in ihrer äufseren Erscheinung insofern von der gewöhnlichen Locomotive ab, als das jenige Ende, welches man gewohnt ist als das vordere zu betrachten, bei ihr das hintere ist. Ohne auf die Einzelheiten der Bauart einzugehen, möge noch angeführt werden, dafs man zunächst den Eindruck erhält, die ganze Einrichtung der Locomotive wäre eine viel zu verwickelte. Dar aus würden bei ihrer allgemeinen Einführung u. a. gewisse Personalschwierigkeiten entspringen, indem die Ausbildung des Locomotivführers durch das Hinzutreten der Forderung elektro technischer Kenntnisse schwieriger würde. So dann sind die Herstellungskosten jedenfalls er heblich höher als die einer gewöhnlichen Dampf- locomotive, wenn auch die jetzt genannten Zahlen insofern eine Herabminderung erfahren würden, als man zunächst noch die Kosten der Versuche einrechen mufs. Im ganzen mufs Heilmann für die Summe von Arbeit und Erfindungsgeist, wovon sein Werk Zeugnifs ablegt, Anerkennung gezollt werden. Der finanzielle Erfolg ist bis- ang wohl nur ein negativer gewesen; gesprochen Gegensatz zu der Heilmann- Locomotive für Klein- und Nebenbahnen bestimmten Loco motive ist Näheres nicht be kannt geworden. Accumulatorenbetrieb. Das Wesen .der Accumulatoren und Motorwagen als bekannt vorausgesetzt, ist über die Ein richtung des Accumulatorenbetriebes im'allgemeinen wenig zu sagen. Aus dem Versuchsstadium ist man hier ebenfalls noch nicht überall herausgekommen, auch haben — soviel bekannt geworden — nur I in beschränkter Zahl Versuche stattgefunden. Als Nachtheil aller Accumulatorenfahrzeuge ist bekanntlich das grofse Gewicht der mitzu schleppenden Accumulatoren anzusehen, die das todte Gewicht in unerwünschter Weise erhöhen. Obgleich gerade in den letzten Jahren nicht unwesentliche Fortschritte in der Accumulatoren- fabrication zu verzeichnen sind, die sich in erster Linie auf Vergröfserung der Leistungs fähigkeit bei Verminderung des Gewichts be ziehen, würde das grofse Gewicht doch noch immer für die Einführung des Accumulatoren- betriebes ein starkes Hindernifs sein, wenn man auch ernstlich daran dächte, seiner allgemeinen j Einführung näher zu treten. Aufserdem macht man den Accumulatoren bekanntlich den Vor wurf, dafs sie bei nicht zweckmäfsiger Unter- I bringung durch ihre Säureausdünstungen den Fahrgästen lästig fallen können.