Volltext Seite (XML)
ausgewalzt werden können, wenn durch eine Störung die Weiterarbeit auf der Walze, für die sie bestimmt waren, verhindert wird. In den meisten Fällen liegt aber auf einer einreihigen Strafse eine zweite Walze nicht ein, und selbst wenn es der Fall ist, kann diese meistens wegen der eingetretenen Störung nicht benutzt werden. Es ist daher bei einer einreihigen Strafse auch nicht so recht angebracht, das Gewicht der Packete und Kuppel zu verdoppeln, um diese nachher beim Vorwalzen zu überschneiden. Denn tritt eine Störung ein, so pafst selten das Ge wicht weder einfach noch verdoppelt auf eine Dimension, auf die gegebenenfalls weiter gearbeitet werden könnte. Bei einer zweireihigen Strafse, auf der für das stärkere und schwächere Eisen je eine besondere Walzreihe vorliegt, bleibt eine dieser Waizreihen bei einer Störung immer intact. Wenn auf stärkeres Eisen eingesetzt ist, gleichviel ob mit einfachem oder verdoppeltem Einsatzgewicht, und nicht gewalzt werden kann, so läfst sich dieser Einsatz ganz passend auf kleines Eisen über schneiden und verwalzen, weil die Walzreihe für kleines Eisen immer mehrere Walzen für ver schiedene Eisensorten einliegen hat, bezw. haben kann, wenn nicht auf kleines Rundeisen eingebaut ist. Wenn hingegen auf kleines Eisen unter ver doppeltem Einsatzgewicht gearbeitet wird und nicht weiter gearbeitet werden kann, dann werden die Knüppel, ohne überschnitten zu werden, auf stärkeres Eisen ausgewalzt. Der Betrieb auf dieser Strafse kann continuirlich durchgeführt werden, wenn ein Theil des Walzpersonals abwechslungsweise in Ruhe treten kann und diesem Theil der Walzmann schaft das Umlegen der Walzen zufällt, soweit dieses nothw r endig wird. Hierzu dürften drei Mann genügen. Verwendung von flüssigem Brennstoff für hüttenmännische Zwecke in Rufsland. Die Verwendung von Petroleum zur Kessel feuerung ist schon ziemlich lange bekannt. Besonders in Rufsland benutzen seit Jahren sämmtüche Dampfer des kaspischen Meeres und der Wolga, die Locomotiven mehrerer Bahnen, sowie die Pe troleum-Destillerien in Baku flüssigen Brennstoff zur Heizung. In neuerer Zeit bedient man sich auch im Hüttenwesen des Petroleums als Brennstoff, und es ist dasselbe bei dem grofsen Aufschwung, den gerade Rufsland in der Eisenindustrie in den letzten Jahren gemacht hat, und bei der allgemeinen Theuerung der Brennstoffe dort rasch zu grofser Bedeutung gelangt.* Es giebt in Rufsland Hütten werke, in welchen überhaupt kein fester Brenn stoff verwendet wird, wo man ausschliefslich mit Petroleum heizt. Die Petroleumfeuerung** steht bereits bei Martin- und Ticgelstahlöfen in An wendung, sowie bei Puddel-, Schweifs- und Glüh öfen, bei Oefen zum Trocknen von Gufsformen, zum Gementiren von Eisen, bei Heizungen, Pfannen vorwärm- und Schmiedefeuern, sowie bei Oefen zum Brennen von Thon und Ziegeln, kurz, fast für alle hüttenmännischen Feuerungsanlagen ist Petroleum ein werthvoller Brennstoff geworden. * In Amerika ist die Verwendung von rohem Petroleum nur auf wenige Hüttenanlagen in Pennsyl- vanien beschränkt, weil Amerika neben seinem Petro leum ungeheure Reichthümer an mineralischer Kohle besitzt; v. Ehren werth, Das Berg- und Hüttenwesen auf der Weltausstellung in Chicago 1893. ** Vergl. „Stahl und Eisen“ 1896 Nr. 22 S. 915. Nur bei Schachtöfen ist die Petroleumfeuerung nicht anwendbar, weil bei diesen für die Erzielung der nöthigen Lockerung der Schmelzsäule die Anwendung festen Brennstoffs erforderlich ist. Bevor wir auf die Beschreibung der ver schiedenen Feuerungsarten übergehen, mag es zweckmäfsig sein, Einiges über das Wesen des Erdöls von Baku vorauszuschicken. Das russische Erdöl, Naphtha genannt, ist dünn flüssig, schwarzbraun und besitzt ein specifisches Gewicht von 0,85 bis 0,97. Es besteht, wie Petroleum überhaupt, aus verschiedenen Kohlen wasserstoffen und ist zusammengesetzt aus 85,3 bis 86,0 % G, 16,6 bis 13,0 % H und 3,1 bis 1,0 % 0. Das Hauptvorkommen in Rufsland liegt im Westen vom kaspischen Meere, in der Gegend von Baku. In jüngster Zeit untersucht man auch die Steppen im Norden und Nordosten des kaspischen Meeres, und man verspricht sich auch in diesem Gebiete eine lohnende Ausbeute. Die Erdölgewinnung war früher ein ausschliefs- liches Recht der russischen Krone. Im Jahre 1872 begann man aber die Petroleumgebiete zu verpachten, was für die russische Regierung eine sehr ergiebige Einnahmequelle bildet. Die Pe troleumindustrie hat sich seit jener Zeit rasch zu hoher Blüthe entfaltet und deckt mit ihren Pro- ducten nicht nur den Bedarf Rufslands selbst, sondern vermag auch das Ausland damit zu versehen. Das Rohpetroleum wird zum gröfsten Theile am Gewinnungsorte destillirt und nur etwa ein