364 Stahl und Eisen. Neuerungen bei amerikanischen Stahlwerken. 1. April 1900. zeigen, ob diese Vorrichtung sich praktisch be währen wird. Beim Ablassen der Schlacke, was ebenfalls durch Kippen des Ofens geschieht, werden die beiden Füllvorrichtungen für die Co- quillen entfernt und durch ein einfaches Ausgufsstück ersetzt. Vorsichtshalber ist übrigens in der Giefs- halle ein schwerer Laufkrahn vorgesehen. Sollte sich also die directe Ausgufsvorrichtung auf die Dauer nicht bewähren, so wird der Ofen durch Drehung in die am Laufkrahn hängende Giefs- ' pfanne entleert und die Goquillen auf die ge- | wohnliche Weise gefüllt. Die zum Gusse bereit stehenden Goquillen befinden sich paarweise auf abfuhr ist in bequemer Weise so eingerichtet, dafs sie in einem unter Flur befindlichen Kanal vor sich gehen kann. Es besteht nur diese eine Gasanlage für das Martinwerk, alle Wärmöfen der Walzwerke erhalten directe Kohlenfeuerung. Figur 8 zeigt den Grundrifs eines Bruchtheils der Ofenanlage. Die Martinanlage in South-Chicago wurde 1895 in Betrieb gesetzt. Sie besteht aus zehn nebeneinander aufgestellten Oefen und zwar vier feststehenden von je 25 t und 6 Wellman-Oefen, davon 2 zu 25 t und 4 zu 50 t. Die jährliche Production der 10 Oefen beträgt 175 000 t. Die a Giefsplateau. b Giefsgeleise. c Wellman-Marlinofen. d Ghargirgeleise. Figur 8. Wellman-Oefen des Stahlwerkes Ensley, Al. elektrisch bewegten Wagen, die nach jeder Füllung langsam vorwärts geschoben werden. Nach dem Gusse werden aufserhalb der Giefshalle zunächst die Goquillen abgestreift und die Wagen mit den daraufstehenden Blöcken langsam durch einen langen Vorwärmtunnel geschoben, erst dann er folgt das Einsetzen in die Wärmöfen. Die Tages leistung der ganzen Martinofenanlage soll 1000 t betragen; hiervon werden die eigenen Walzwerke 600 t verarbeiten und die übrigen 400 t sollen an fremde Abnehmer abgesetzt werden. Die Gasanlage besteht aus vier in einer Linie gelegenen Gruppen mit je 8 Generatoren von ovalem Querschnitt. Die Kohlenzuführung ge schieht automatisch von oben, die Schlacken Beschickung der Oefen geschieht durch 3 Well- mansche Chargirmaschinen, die ja auch hier allgemein bekannt sind und in Amerika fast in keinem Martinwerke fehlen. Die Thüren und Ventile der Oefen werden durch pneumatische Apparate gehandhabt. — Zur Aufnahme der Giefs- pfannen, die 25 bezw. 50 t fassen, sind 2 Lauf- krähne von je 75 t, einer zu 40 t und zwei von je 30 t Tragfähigkeit vorhanden. Die Blöcke wurden im verflossenen Sommer noch nach dem alten System, dem Grubengufs gegossen, es waren aber bereits die nöthigen Vorarbeiten im Gange, um in kurzer Zeit zum Wagengufs überzugehen. Heute wird jedenfalls schon auf die neue Art gegossen.