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Beilage zu Nr» 125. Gedenktage für 1898 ssum 7l>. Geburtstag und 25jähr. Regierungsjubiläum König AlbertS von Sachsen. 2S. Oktober. 1868. Eröffnung der Eisenbahn von Nossen nach Döbeln. 2«. Oktober. 1849. Prinz Albert übernimmt das Kommando über das 4. Bataillon der Prinz Albert-Brigade in Bautzen. Verstimmungen zwischen Rußland und Frankreich. Es sind in den letzten Wochen Begebenheiten und Umstände eingetreten, welche Rußland über sein po litisches Bündniß mit Frankreich sehr mißmuthig ge macht haben. Man könnte allerdings dabei, zumal auch von Seiten der Franzosen, die Frage aufwerfen, was hat denn bis jetzt Rußland eigentlich so Großes an Frankreich gethan, daß es immer gleich mit der Beurlheilung des russisch-französischen Bündnisses in bedenklicher Weise durch seine offiziöse Presse vorrückt, wenn das Bündniß da und dort seine Wirkung ver sagt. Diese Frage erhebt aber das offizielle Frank reich so leicht nicht, dazu ist eS aus Gründen seiner auswärtigen Politik und der stillen Revanchehoffnung gegenüber Deutschland zu sehr der ergebene Diener Rußlands. Die russische Regierung giebt dagegen aber deutlich ihren Mißmuth zu erkennen und liefert dadurch den Beweis, daß das mit so vielen berau sch nden und glänzenden Festen in Petersburg und Moskau, Paris und Toulon gefeierte russisch-fran zösische FrcundschastSbündniß im Grunde genommen aus recht schwachen Füßen steht. So wollen jetzt aus einmal halbamtliche russische Stimmen wissen, daß im Orient das russisch-französische Bündniß nahe daran sei, eine ernste Schlappe zu erleiden und jedenfalls in Bezug auf die Wahrnehmung der Interessen der verbündeten Staaten fast ohne Wirkung sei. Recht deutlich könne man dies bei der jetzt statifindenden Orientreise des deutschen Kaisers sehen, denn diese Reise beteilige immer mehr die Annäherung zwischen der Türkei und Deutschland, ohne daß Rußland und Frankreich etwas dagegen tyun könnten. Daß der Sultan aus Dankbarkeit gegen den deutschen Kaiser gleich einen Hafen in Syrien dafür an Deutschland ablreten weide, weil deutsche Offiziere mit so grobem Erfolge d e türkische Armee reorganisirt hätten, glaubt man zwar in Rußland nicht, aber jedenfalls könne der deutsche Kaiser vom Sultan allerlei Vergünstigungen für Deutschlands Industrie und Handel, sowie für Eisenbahnbauten im Orient erlangen. Das Schlimmste dabei sei aber, daß sich infolge dieser Umstände im Orient eine Annäherung zwischen England und Deutsch land leicht vollziehen könne und deshalb dem russisch französischen Bündnisse eine Niederlage im Orient drohe. Nun wäre es ja möglich, daß Rußland diese an Frankreichs Adresse gerichtete Verstimmung auch zugleich als eine Warnungstafel an Deutschland, sich nicht so sehr an England zu nähern, angesehen wissen will, aber die russischen Offiziösen sagen ja noch ganz deutlich, daß man in Et. Petersburg sehr ver stimmt und beunruhigt darüber ist, daß sich in Frank reich d e innere Krisis, hervorgebracht durch die Drey- suS-Angelegenheit und die Staatsstreichgelüste so sehr in die Länge zieht und den auswärtigen Einfluß Frankreichs lahm legt. Schars ziehen dabei die Peters burger Zeitungen gegen den gegenwärtigen französischen Ministerpräsidenten los, der sich und sein Cabtnet auf Kosten der französischen Interessen durch eine schwäch liche Politik am Ruder zu erhalten suche, und ver langen, daß der Ministerpräsident Brisson bald ab danke. Ebenso schlecht kommt in den ösfiziösen russi schen Zeitungen der französische Minister des Aus wärtigen Herr Delcaffö weg. Ihm wird vorgeworfen, daß er in der Faschodufrage gegenüber England ängst liche und schwächliche Politik treib:, die nicht nur Frankreich sondern auch Rußland nachtheilig werden müsse. — Man sieht daraus, daß Rußland über das mit ihm verbündete Fcankr ich sehr ärgerlich und ver stimmt ist, und daß wahrscheinlich Rußland aus das Bündniß mit Frankreich pfeifen würde, wenn eS rasch an einer anderen Großmacht dafür Ersatz finden könnte. Sächsische». Pirna. DaS Wasser deS ElbstromeS bessert ' Dienstag dm 25. Oktober 1898. 64. Jahrgang. > > sich immer mehr auf, so daß am hiesigen Pegel jetzt nur noch etwa 100 Centimeter unter Null verzeichnet werden. Gegenüber dem sehr niedrigen Wasserstande im Sommer dieses Jahres ist das ein Wuchs von beinahe '/» Meter, der natürlich die Schiffer in den Stand setzt, nunmehr wieder weit über die Hälfte der Ladefähigkeit ihrer Fahrzeuge anSvutzen zu können. Schandau. Die Betriebsleitung der Schandauer elektrischen Straßenbahn-Gesellschaft giebt be kannt, daß der Betrieb der Straßenbahn „Schandau- Ltchtenhainer-Waffersälle" an schönen Sonntagen wie der ausgenommen wird. Der allgemeine Betrieb war am 11. d. M. auf dieser Strecke eingestellt worden. — Bis mit vorigen Montag sind am hiesigen Haupt zollamte inSgesammt vom 1. Januar an gerechnet, 10,254 befrachtete Schiffe, sämmtlich thalabwärts be stimmt, zur Abfertigung gelangt. Radeberg. Der im benachbarten Lausa wohn hafte Schuhmachermeister Dietze hatte am Sonntag (16.) seine Kunden in Schönborn, SefferSdorf und Grün berg besucht und war in letzterem Orte im Schmiedt- genschen Gasthofe eingekehrt, von wo er gegen 10 Uhr Abends den Heimweg antrat. Vergeblich aber war teten die Seinigen auf den Vat r. Als er Montag Mittag noch nicht zurückgekehlt war, machten sich die besorgten Söhne auf, den Vermißten zu suchen. Wie sich später herausstellte, war Dietze nach Verlassen des Gasthofes über die Röderbrücke gegangen, dann aber in der herrschenden Finsterniß vom Wege abgekommen und in die Röder gefallen, wo er denn auch schließ lich als Leiche ausgefunden wurde. Der Verunglückte war als außerordentlich thätiger und durchaus nüch terner Mann bekannt. Burgstädt. Im benachbar en Göppersdorf brannte am 12. Oktober das Wohnhaus der Wittwe Werner vollständig nieder. Wegen Verdachts der Brand stiftung wurde noch Abends der 23jährige Stricker Wendelbrück verhaftet. Letzterer Hal denn auch seine verbrechische Thal etngestanden. Der Beweggrund dürste lediglich in Rache gegen Frau Werner zu suchen sein, da sie gegen Wendelbrück wegen eines Diebstahls gerichtliche Anzeige erstattet halte. Frau Werner pflegte übrigens den hochbetagten, fast er blindeten Vater Wsndelbrücks, der in dem Werner'schsn Hause mit wohnte. Flöha. Ueber die Eingemeindung der Ort schaften Plaue und Gückelsberg in die Gemeinde Flöha fanden in einer gemeinschaftlichen Sitzung der Ge meindevorstände und Gemeinderathsmttglteder von Flöha, Gückelsberg und Plaue mit Bernsdorf erneute Verhandlungen statt, die sich aber zerschlugen, weil die Mehrheit des GemeinderalhS zu Plaue der Ein verleibungsfrage ablehnend gegenüberstand. Leipzig. Die fünfte Klaffe der 134. Kgl. sächs. Landeslotterie wird am 7. bis mit 28. November gezogen. Die Erneuerung d r Loose hat vor dem 29. Oktober zu geschehen. Grüna. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit begingen jetzt Privatier Golthold Dittrtch mit seiner Gattin, die bet körperlicher und geistiger Rüstigkeit das hohe Alter von 86 bez. 80 Jahren erreicht haben. Dem Jubelpaare wurde eine von Sr. Majestät dem Könige gestiftete Prachtbibel als Ehren geschenk überreicht. Zwickau. Fünf Frauen von Militärvereinsmit gliedern eines Nachbarortes sind Mitglieder eines Konsum Vereins geworden. Die Männer haben hierauf vom Mililärvereinsbund durch den Bezirks vorsteher die Aufforderung erhalten, den Austritt ihrer Frauen aus dem Konsumverein herbetzuführen oder selbst aus dem Mtlitäroerein zu scheiden. Schedewitz bei Zwickau. Die hiesige Gemeinde mit rund 6000 Einwohnern grenzt fast ringsum an Fluren der Stadt Zwickau, erhält von dieser das Wasser geliefert und hak auch sonstige Ver bindungen mit der Stadt. ES ist deshalb neuerdings hier der Wunsch laut geworden, die Etnbezirkung der hiesigen Gemeind- in den Stadtgemeindebezirk Zwickau anzustreben. Auerbach. Noch immer bildet hier der vielerörterte Fehlbetrag in der städtischen Kasse und die Art, wie man die Deckung herbeizusühren versucht, das Tagesgespräch. Die Bürgerschaft ist in zwei Lager getheilt. Unserem verdienten Herrn Bürgermeister legt man zur Last, daß im Jahre 1893 nach dem Tode des KassirerS Stark die Hinterlaffevschast nicht mit Beschlag belegt worden ist, um die Stadtgemeinde wenigstens einigermaßen schadlos zu halten. (Im Auftrage der Angehörigen des verstorbenen Stadt- kassirers wird hierzu dem „Vogtl. Anz." mitgetheilt, daß von einem Starkschen Kaffensehlbetrag, so lange die Beweise hierzu nicht erbracht sind, nicht gesprochen werden könne; es handle sich immer noch um den seit 1893 in den städtischen Kaffen vorgefundenen Fehl betrag.) Meerane. Ein recht roher Mensch scheint der Zimmermann H. in Dreußen zu sein, d r beim Um bau eines Gebäudes in Ponitz seinen gleichfalls beim Bau beschäftigten Sohn aus geringfügiger Ursache vom Baugerüst stirb, sodaß der Bedauernswerthe er hebliche Verletzungen dovontrug, welche die sofortige UeVerführung in seine Wohnung erforderten; hieran soll sich der unmenschliche Vater nicht einmal be- theiligt haben. Hellendorf. Im nahen Peterswald hat sich am 18. Oktober aus der Jagd ein bedauerlicher Unglücks fall zugetragen. Zwei.Brüder, die Herren Kühnel, genannt Zechelmüller, schlugen verschiedene Richtungen ein. A,s der eine Jäger hinter einem Strauche etwas austauchen sab, meinte er, eS sei ein Hirsch. Er gab Nach dieser Richtung einen Schuß ab, und bemerkt" zu stiaem größten Schrecken, daß er seinen eigenen Bruder getroffen habe. Vier Schrotkörner find dem selben durch eine Backe gedrungen, so daß sie aus operativem Wege entfernt werden müssen. Dadurch, daß die Ladung erst durch den betreffenden Strauch ging, ist die Wirkung derselben etwas gemildert worden. Zittau. Eine erschütternde Scene ereignete sich bei der Beeidigung eines Einwohners Namens Schnitter in Niederoderwitz. Zu der Beerdigung war auch die 55 Jahre alte Tochter des Verstorbenen, die Wittwe Tietze aus Hainewalde, erschienen. Als der Geistliche die Letchenpredigt hielt, wurde die Frau plötzlich von Krämpfen befallen und war sofort todt. Es war ein herzzerreißender Anblick, als sechs Kinder d r Verstorbenen, die im Ganzen 8 Kinder hinterläßt, die Leiche der so jäh von ihnen geschiedenen Mutter händeringend und jammernd Umstanden. Die Trauer feier mußte unterbrochen werden. Man legte zunächst die Leiche am Altarplatz nieder, um sie später nach Hainewalde zu bringen. Dre-bner Produktenbörse vom 21. Oktober. An der Weizen, pro 1060 kg netto: Weihweizen, neuer 174—184 Brauweizen, neuer 75—78 kg, 169-175 do. klamm . 70—74 kg, 155—167 Weizen, russ., roth 184—190 weiß .... 184—190 ainerik. . . . 181—186 Roggen, pro 1000 Kg netto: sächsischer, neuer 73—74 kg, 155—157 do. (klamm),. 70—72 kg, 147—153 preußischer, neuer, 73 - 75 kg 158—162 do. russischer . 158—161 amerikanischer . 158—161 Gerste pro 1000 kg netto: sächsische. . . 150—170 schlesische . . 160-175 böhm. u. mähr. 175—195 Futtergerste . . 120—130 Hafer pro 1000 kg netto: sächsischer, neuer 143-153 oo. fremder. . 143—153 Diais pro 1000 kg netto: Cinauantine. . 130—140 ruman.,grobkörn. 114—120 do. amerik., weiß 111—115 do. mixed . . 115—118 La Plata, gelb. 112-116 Wicken .... 143-153 Buchweizen pro 1000 kg netto: inländ. . . . 150—160 do. fremder . . 150—160 Oelsaaten pro 1000 kg netto: WinterrapS, sächsischer, Auf dem Kartosseln, Ctr., 2.20—2.50 Butter (kg) . . 2.50—2.80 Börse: I trocken . . . 205—220 do. feucht . . Leinsaat, feinste . 215—225 Leinsaat, feine . 210—215 do mittlere . . 200—210 Rüböl pro 100 kg netto (mit Faß): raffinirt . . 56.00 Rapskuchen pro 100 kg netto: lange 13.00 runde 12.50 Leinkuchen, pro 100 kg einmal gepreßte. . 17.00 do. zweimal gepr. . 16.00 Malz pro 1000kg (ohneSack): 26.00—30.00 Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . 33.00—34.00 Grieslerauszug 31.00—32.00 Semmelmehl . 29.50—30.50 Bäckermundmehl 28.00—29.00 Grieslermund- niehl . . . 22.00—23.00 Pohlmehl . . 18.00—19.00 Roggenmehl Nr. 0 25.50— 26.50 do. Nr. 0/1 24.50— 25.50 do. Nr. 1 23.50— 24.50 do. Nr. 2 22.50— 23.50 do. Nr. 3 19.50— 20.50 Futtermehl. . 11.80—12.00 Weizenkleie, grobe 9.40—9.60 do. feine 9.20—9.40 Roggenkleie. . 10.20—10.60 Mar !:: Heu (pro Ctr.) . 3.10—3.30 Stroh pro Schock 27.00—29.00