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Weißklitz-Ming Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Urnlshauptrmnnschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirk' same Verbreitunji findew weiten mit 10 Pfa. dir Spaltenzell« oder oerm Raum berechnet. — La- bellarische und complicine Inserate mit entspreche*» dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theil«, die Spaltenzell« 20 Pfg. Die ..Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljithrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlia) 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- llalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllu strikten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 125. Dienstag, dm 25. Ottober 1898. 64. Jahrgang. Lokales und Sächstfches. Dippoldiswalde. Am heutigen Montag voll endet sich ein Vierteljahrtausend, seit dem der West fälische Friede — am 24. Oktober 1648 — feier lich verkündet wurde. Den Gräueln des dreißig jährigen Krieges war damit ein Ende gemacht; lange dauerte es dann aber noch, ehe es auch nur einiger maßen gelang, die wirthschastlichen Schäden, die der furchtbare Kriegszustand zur Folge hatte, wieder gut zu machen. Mannigfache politische Wandlungen haben wir in den verflossenen 250 Jahren nun wohl noch durchzumachen gehabt; zu stolzer Höhe rang sich Deutschland aber durch, so daß wir jetzt das Jubiläum deS Westsäliichen Friedens in dem erhebenden Be wußtsein begehen können, daß des deutschen Reiches Stimme gewichtig geworden ist im Rathe der Völker. — Die Gewinnliste der am 19. und 20. Ok tober erfolgten Ziehung der Lotterie der 4. sächs. Pferdezucht Ausstellung liegt in unserer Expedition zur Einsichtnahme aus. — Der sog. Theaterextrazug, der in den Eonntagsnächten und in den Nächten des ersten und dritten Mittwoch im Monat von Hainsberg nach Kipsdorf abg-lasien wird, hält von nun an nach Be darf auch in Malter. — Die Bezahlung der Handwerker-Rech nungen. Es herrscht leider vielfach die üble Ge wohnheit, die Bezahlung der Rechnungen von Hand werkern, kleinen Kauf- und Geschäftsleuten auf die lange Bank zu schieben. Viele Kleinhandel- und Ge werbetreibende haben ihre Bücher voll unbezahlter Posten, weil ihre Kunden nicht zum Zahlen kommen, oder aber ihre Kapitalien in den Banken und Spar kaffen Zinsen tragen lasten, während der Handwerker, der sich nicht getraut, wiederholt zu mahnen, sich mit geliehenen Geldern behilft und Zinsen zahlt, die seine Schuldner einstecken, oder auch schuldig bleibt und Handel und Wandel ins Stocken bringt. Da liefert der Schneider für oie Familie die Kleidung; er hat sich beeilt, die Kleidung am Freitag fertig zu stellen, um sich den Arbeitslohn für seine Gehülfen zu sichern. Man nimmt ihm die Arbeit ab, probirt sie, findet sie gut und sagt ihm, er solle nächstens die Rechnung schicken. Der Meister steht betroffen da, entfernt sich zögernd und weiß nicht, woher er am nächsten Tage zu leben nimmt; aber er darf nichts sagen, denn eS ist ja so Mode, und er schweigt, um sich seine Kund schaft zu erhalten. Thut er es nicht, thut es ein Anderer. Wer Arbeit haben will — so heißt eS — muß sich dielen Unfug gefallen lasten. Es wäre ja, wenn auch nicht verzeihlich, doch so begreiflich, wenn Leute dem Handwerker den Lohn schuldig bleiben, d nen das Bezahlen wirklich schwer fällt, — daß sie aber schuldig bleiben, ohne den Handwerker früher zu fragen, ob er auch in der Lage ist, ihnen Kredit zu gewähren, oder ob er den Kredit gewähren will, das ist unverzeihlich. V ele jedoch bleiben nur aus Ge dankenlosigkeit schuldig. Gewiß würden sie es Unter lasten, wenn sie wüßten, daß der Gewerbetreibende dadurch ost in die furchtbarste Verlegenheit geräth, daß er selbst dadurch zu Grunde gehen kann. Freilich darf der Handwerker nicht durch eigene Schuld diesem Uebel Vorschub leisten. Biele sind (so wurde früher in diesem Blatte schon betont. D. R.) selber daran schuld. Oft thun sie der Kundschaft gegenüber, als ob eS ihnen eine Ehre sei, daß man ihnen schuldig bleibt, während sie das Geld meist dringend brauchen; dadurch ist das Publikum dazu erzogen worden, es für selbstverständlich zu halten, daß man den Hand- werker nicht gleich bezahlt. Es giebt Gewerbetreibende, die aus falscher Scham ihr Geld nicht gleich verlangen. Sie «ollen sich den Anschein geben, daß sie wohl habende Geschäftsleute find. Die meisten gewähren den Kredit aber unter dem Zwange der Verhältnisse. Nicht «ater den schlechten Zeiten allein leidet das Handwerk, denn die Zeiten sind nicht so schlecht; nicht tue Konkurrenz schädigt es, denn die Konkurrenz herrscht in der ganzen Welt, sondern die Wurzel des UebelS liegt zum großen Theil in dem gezwungenen Kredit. — Damit den urgeschichtltchen Alter- thümern, den vorhandenen Resten d°r Zeit vor dem Eintritte des Volkes und Landes in das Bereich der Geschichte, künftig mehr Beachtung und Fürsorge als bisher zu Theil wird, ist auf Veranlassung de» Kgl. Ministeriums des Innern eine „Belehrung und An weisung" hierüber bearbeitet worden, deren Inhalt auch in den breiteren Schichten der Bevölkerung ge bührende Beachtung verdient. Die Belehrung bringt eine kurze Uebersicht über die im heimischen Boden vorkommenden urgeschichtlichen Alterthümer, welche danach eingetheilt werden in bewegliche Alterthümer, die lose in der Erde vorkommen (Beile, Hämmer, Waffen, Geräthe, Schmuck) und in Bodenalterthümer (Ansiedelungen, Werkstätten, Schanzen und Wälle, Gräber, Gottesdienst- und Opferstätt n, alle Straßen züge, Spuren alten Berg- und Ackerbaues). Ueber die Behandlung der Alterthümer nach der Auffindung enthält die Anweisung noch besondere beherzigenSwerthe Maßregeln. Die Direktion der Kgl. prähistorischen Sammlung in Dresden (Zwingergebäude) ist jeder zeit gern bereit, Rathschläge bei Ausgrabungen und Behandlung von Altertbümern zu ertheilen, auf Wunsch auch Sachverständige zu Ausgrabungen zu senden so wie Alterthümer auö Sachsen für das Museum zu erwerben. — Jetzt ist eS Zeit, die Dächer zu prüfen. Schon eine kleine Orffnung oder Spalte läßt Schnee und Regen in reichlichem Maße eindnngen und be fördert die Fäulniß und Nässe in den Räumen. Eine rechtzeitige Ausbesserung erspart einen gröberen Scha den, da die Fäulniß immer weiter frißt. Auch die Gesimse sind einer Untersuchung zu unterziehen, da sich kleine Riffe durch den Frost vergrößern, und dann ganze Stücke herabfallen. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes der Kröhnertschen Mühle in Reichenau am 31. August dieses Jahres, hat di« Königliche Brandoersicherungs- Kammer der Spritze der Gemeinde Schönfeld 30 Mk. Prämie bewilligt. Poffendorf. Der Fortbildungsschulunter» richt für dieses Winterhalbjahr wurde mit 36 Schülern begonnen. Diese hohe Zahl ist bisher bei uns noch nicht erreicht worden. Der Konfirmandenunterricht wird Mittwochs, Vormittag 1 t und Nachmittag 2 Uhr, abgehalten. Die Knaben werden von Herrn Diakonus Arland, die Mädchen von Herrn Pastor Nadler vor bereitet. — Die Poffendorfer Lehrerkonferenz hielt am ver gangenen Sonnabend im hies. Schumannschen Gast hose eine Versammlung ab, welche geschäftlicher Art war. Der bisherige treubewährte Vorsitzende, Herr Lehrer Rothe-Wilmsdorf wurde auch für das neue Vereinsjahr einstimmig wiedergewählt. HZ Pretzschendorf. Als Nachfolger des Hrn. Pastor Böttcher ist Pastor Kunde in Gahlenz bet Chemnitz gewählt worden. Dresden. Von „eingeweihter" Stelle wird mit- getheilt, daß der 1. Vorsitzende der 2. Ständekammer, Geh. Hofrath Ackermann d mnächst von seinen Ehrenämtern, er ist auch Vorsitzender des Dresdner Etadtverordneten-KollegtumS, sich zurückziehen wird. — Nachdem bereits seit dem 1. Oktober 1896 die der König!. Polizeidirektion unterstellten Nachtwächter wachen nach und nach aufgehoben worden find, giebt die genannte Behörde jetzt bekannt, daß mit demselben Z itpunkte des laufenden Jahres das gesammte Nachtwächterinstttut in hiesiger Stadt aufgelöst wurde. Der Nachtdienst wirb nunmehr nur durch Beamte deS König!. Stadtgendarmeriekorp» auSgeübt. — Bei Abwickelung deS dichten ZugSverkehrS unseres Hauptbahnhoses spielt der bekannte Abstell» bahnhos an der Kunadstraße eine wichtige Vev» Mittlerrolle. Mit wenigen Ausnahmen sind die zahl» reichen eintreffenden Züge aller VerkehrSrichtUNgea auf den hierfür geschaffenen Rampengeletsen dem AbsteÜ- bahnhofe zuzusühren. Hier werden die Post-, Gepäck«, Eilgut- und Milchwagen den Zügen entnommen, die Maschinen fahren nach den Heizhäusern, die Personen wagen werden gereinigt, untersucht, umrangirt re. Vor Wiederverwendung der Züge sind sie vorzuheizen und mit Leuchtgas zu füllen. Nach Ankunft der Maschinen, Beisetz ng von Post-, Gepäck» und etwaigen durchlaufenden Personenwagen kehren die Züg nach dem Hauptbahnhofe zurück. Diese Ueberführungen zwischen dem Haupt und Abstellbahnhofe finden un unterbrochen zu jeder Tages- und Nachtzeit Katt. Dem umfangreichen Verkehre genügte der Abstell- bahnhof bisher nur knapp, es wird daher außer den schon Anfang des Sommers ausgeführten GeleiS- erweiterungen jetzt eine weitere umfangreiche Ver mehrung der GeleiS- und Weichenanlagen zum Auf stellen und Rangieren von Personeuzügen auSgesührt. Diese Bauten erfolgen in der Nähe der Nossener Straßen-Ueberbrückung auf einem hierfür reserotrten Arealstre'fen östlich von den Chemnitzer Hauptgeleisen. Weiter fällt in die Augen der Bau eine- mächtigen halbkreisförmigen Lokomotivschuppens in der Flur Plauen an der Falkenstraße, welcher einer größeren Anzahl Lokomotiven Unterstand gewähren wird, als jeder der dort bereits vorhandenen drei Lokomotiv schuppen. In das neue Gebäude wird nach Fertig stellung ein Theil der jetzt noch in den Pteschener Heizhäusern stalionirten Lokomotiven übersiedeln. An der Nossener Straßen Ueberbrückung (westliche Auf fahrtseite) ist ferner ein Erweiterungsbau der Gas anstalt der Staatsbahnen (speziell f?r die Personen wagenbeleuchtung) in de>- Ausführung begriffen. — Festgenommen wurde in Räcknitz bei Dresden der Dienstmann Häse, der seine Frau zu erstechen suchte, ihr zum Glück aber keine schweren Verletzungen beibrachte. — Die im Besitze der Stadtgemeinde Leipzig und des dortigen Armenamtes befindlichen Mansfelder Kuxe haben im vergangenen Jahre einen Gesammt» ertrag von 501380 M. ergeben. Von dieser Summe fanden 401104 M. zu Gunsten der Steuerzahler Ver wendung. Freiberg. Die Spruchliste der Hauptgeschworenen für die am 25. Oktober beginnenden Sitzungen des königt. Schwurgerichts hat noch einige Veränderungen erlitten und sind neuerdings aus dem AmtSgerichtS- bezirk Dippoldiswalde noch die Herren Karl Hermann Lindner, Kaufmann in Großülsa und Friedrich Max Schmidt, Kaufmann in Dippoldiswalde auSgeloost worden. — In der Zeit vom 25. Oktober bi» mit 8. November kommen an 11 Tagen überhaupt 9 An klagen zur Verhandlung u. A. am 26. Oktober, Vor mittags 9 Uhr, gegen den Schuhmacher Clemens Oskar Wappler aus Hänichen, zuletzt in Großopitz, wegen Eittlichkeitsoerbrechens (Ausschluß der Oeffentlichkeit wird beabsichtigt); am 28. Oktober, Vorm. 9 Uhr, gegen den Werksührer August Emil Georg Hofert au« Berlin, zuletzt in Schmledeberg, wegen durch Körper verletzung verursachte Tödlung; am 3. November, Vorm. 9 Uhr, gegen den Gerichtsvollzieher und Aktuar Johannes Kurt Streblow aus Dippoldiswalde wegen Unterschlagung im Amte. Brand bei Freiberg. Dem langsamen, aber stetig fortschreitenden Rückgang des Berg baue», der durch de« niedrigen Silberpreis veranlaßt wird, ist wieder eine alte, früher gute Ausbeute liefernde Erz grube, die in letzter Zeit allerdinaS nur in beschränkter Weise betrieben wurde, zum Opfer gefallen. Die Verwaltung der gewerkschaftlichen Grube „Einigkeit Fundgrabe" genannt der „Reißen" hat sich veranlaßt