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WWMMWMWSW Wchklitz-MW t Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsökatt für die Königliche Umtshauptmannschafi, das Königüche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Donnerstag, den 20. Oktober 1898. 64. Jahrgang Nr. 123 von M t den von find Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Jlluftrirten Unterhaltnngsblatt". Mit land- und hautwirthschaftlicher Mouatchpeila-e Lokales «nd Sächstfches. Dippoldiswalde. Am Sonntag hielt im hiesigen Noturhetlveretn Herr Lehrer Kirsten-Weißenfels einen Vortrag über Kinderkrankheiten. Ausgehend davon, daß die meisten Kinder nicht sterben, sondern durch eine falsche Pflege umgebracht werden, bewieß er dies zunächst bei der Ekrophulose und Rachitis, welche Krankheiten, wenn nicht angeboren, in den meisten Fällen ganz besonders durch falsche Nahrung herbeigesührt werden. Weiler betonte Redner zur Gesunderhaltung der Kinder die Hautpflege. Nie kalt baden, da sonst dem Körper des Kindes zu viel Wärme entzogen wird; höchstens zum Zwecke der Abhärtung eine kurze laue bis kühle Abreibung. Die Wohnung soll weiter möglich staubfrei sein; ebenso die Kleidung nicht zu warm. Nachdem Herr Kirsten diese allgemein verständlichen Winke zur Verhütung von Kinderkrank heiten gegeben halte, ging er über zur Heilung der selben auf naturgemäßem Wege. Mit sichtlichem Interesse verfolgten die Zuhörer, unter welchen sich erfreulicher Weise auch eine Anzahl Damen befanden, die Ausführungen deS geschützten Redners und ward letzterem beim Schluffe für seinen wirklich hochinter essanten Vortrag der lebhafte Dank der Versammlung. — In Folge der Einberufung der Rekruten kommen nunmehr viele Eltern und sonstige Angehörige in die Lage, zum ersten Male Briefe und Packele an das Mckitär zu senden. ES erscheint daher angebracht an die Portooergünstigungen zu erinn rn, die unser Militär genießt, und diese sind folgende: Ein Brief an einen Soldaten bis zum Feldwebel bez. Wacht meister aufwärts ist bei einem Gewicht bis zu 60 Gramm portofrei, wenn man denselben mit der Be zeichnung: „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" versieht. Das Gewicht eines Packetes kann bis zu 3 Kilogramm, gleich 6 Pfund, schwer sein und muß mit dem vorgedachten Vermerk ver sehen sein. Das Porto kostet dann, ohne Unterschied der Entfernung, 20 Pf. Schwerere Packet« unter liegen dann den tarifmäßigen Portosätzen. — Zur Abwehr und Unterdrückung der Geflügel cholera dürfen alle in daS Königreich Sachsen ein geführten und zu Handelszwecken, insbesondere zum Verkauf im Umherziehen bestimmten Gänse erst dann vertäust werden, wenn dieselben, laut Zeugniß des zuständigen BezirkSthierarzteS, während einer Be obachtungsdauer von 3 Tagen sich frei von der Ge- flügelcholera erwiesen haben. Die Händler sind ver pflichtet, binnen 12 Stunden nach Einführung der Gänse hiervon unter genauer Angabe der Stückzahl Anzeige bei der Ortspolizeibehörde zu machen. Dte- lelbe Verpflichtung haben auch die Besitzer von Gast oder Prtvatställen, in welchen die Gänse untergebca.pt werden. Die Ortspolizeibehö.de hat über die erfolgte Anzeige eine Bescheinigung auszustellen und sodann ungesäumt behufs Untersuchung der Gänse dem Be- zirkSthierarzt schriftlich Mttthe lung zu machen. In letzterer muß der Tag der Einstellung und die Zahl der Gänse mit angegeben sein. Die Kosten der Untersuchung fallen dem Händler zur Last. Nach Ablauf der BeobachtungSsrist ist eine gründliche Reinigung der von den eingebrachten Gänsen benutzten Räumlichkeiten vorzunehmen und polizeilich zu kon- tvoltren. Nichtbeachtung der vorstehenden Bestimmungen hat, soweit nicht nach gesetzlichen Vorschriften eine andere Strafe verwirkt ist, Geldstrafe bis 150 Mark oder Haststrafe zur Folge. Neundorf. Am vergangenen Sonnabend Abend spielte der 20 Jahre alte Steinarbeiter Wenzel König «US Ntederlichlenwalde i. B. in seinem Quartier mit einem geladenen Revolver, wobei sich derselbe ent laden hat. DaS Geschoß traf den am Tisch mit Lesen beschäftigten 21 Jahre alten Steinbrecher Simm aus Böhmen in den rechten Oberarm, wo es stecken ge blieben ist, DaS Geschoß konnte von dem Arzt noch nicht aufgefunden werden. König ist mit dem Revolver sofort geflüchtet. Arauenstein. Am Freitag sind zwischen Ober colmnitz und Pretzschendorf Steine auf das Geleis der Eisenbahn Klingenberg-Frauenstein gelegt worden. Zum Glück wurden dieselben von dem die Strecke be gehenden Bahnwärter rechtzeitig bemerkt und beseitigt und hierdurch ein leicht mögliches Unglück verhütet. Possendorf. Im hiesigen Orte hat die Diph- theritis ihren Einzug gehalten; es sind einzelne Erkrankungsfälle leichterer Art vorgekommen. Die jetzige rauhe Witterung ist besonders dazu angethan, Krankheiten bet unseren Kindern zu erzeugen, daher ist eS nöthig, daß die Eltern mit besonderer Sorgfalt auf ihre Kinder achten. Dresden. Von den ärztlichen Bezirksvereinen im Königreich Sachsen soll eine Sammelforschung über die Gemetngesährlichkeit derKurpsuscherei in Sachsen veranstaltet werden. Diese Sammelforschung soll sich erstrecken: aus die Personalien des Kurpfuschers, ins besondere auch auf früheren Beruf bezw. Beschäftigung; die Art der Ausübung der Pfuscherei; die Art der öffentlichen Reklame (mit ausführlichen Belegen); die Art der erfolgten Gesundheitsschädigung bei dem Be handelten; kam der Fall zur Anzeige? Ist Bestrafung erfolgt? Welcher Art? Ist Freisprechung oder Ein stellung des Verfahrens erfolgt? AuS welchen Gründen? Nach welchen weiteren Richtungen hin hat der be treffende Kurpfuscher als gemeinschädlich und gemein gefährlich sich erwiesen? Die aus dem Material der vier Kreisvereine gewonnene Zusammenstellung und deren Ergebnisse sollen dann in einer Denkschrift ver arbeitet werden, welche dem BundeSrath und Reichs tag zu unterbreiten ist, sobald die von der preußischen Regierung zu erwartenden Anträge auf Wiederein führung des Kurpfuscher-Verbotes zur Berathung stehen. Die Kosten der Sammelsorschung insbesondere für die etwa benöthigten Formulare und für die Denkschrift, werden von den Kaffen der vier Kreis vereine gemeinschaftlich getragen. — Der Radfahrer-Blumen-Corso in der Residenz Dresden am Sonntag Nachmittag konnte zu keiner richtigen Entf ltung kommen, da es un aufhörlich regnete. Trotzdem aber war ein ungemein zahlreiches Publikum im Großen Garten erschienen. Sechs Fanfarenbläser leiteten den Zug ein, dann kamen eine Anzahl Einzelfahrer, im Anschluß daran Gruppen führer, Radfahrerinnen und endlich eine Anzahl Rad fahrvereine. Der Anblick war ein ungemein fesselnder; die Blumendekorationen an den Rädern und sonstiger Ausputz sowie die meistentheilS dazu paffenden Kostüme der Fahrer waren in geschmackvollster Weise gewählt und verfehlten ihren Eindruck nicht. Sensation er regte u. A. der Kunstsahrer Kaufmann, der auf einem riesigen „Eifelrad" saß. Nachdem der Palaisteich drei Mal umfahren mar, hatte der Corso, der vom Verein zur Förderung Dresdens und des Fremden verkehrs arrangirt war, sein Ende erreicht. — Bei den Ei, enbahn-Güterabfertigungsstellen in Dresden gehen in großer Anzahl Frachtbriefe ein, in denen die Wohnung der Empfänger theils über haupt nicht, theils nur unvollständig angegeben ist. In Rücksicht darauf, daß die Dresdner Güt rböden gegenwärtig sehr überfüllt sind, ist eS zur Erleichterung des AuSUeferungsgeschästS und zur Vermeidung von Verzögerungen erwünscht, daß die Frachtbriefe sür die nach Dresden und den Vororten bestimmten Sen dungen genaue Angaben über Stand und Vornamen der Empfänger sowie insbesondere über deren Wohnung enthalten. Es dürste sich daher dringend empfehlen, daß die Absender bei Sendungen nach Dresden die Frachtbriefe in der angegebenen Richtung ausfallen. — Fünf Milliarden beträgt der bei der sächsischen LandeSbrendkaffe versicherte Werth der sämmllichen Gebäude Sachsens. Noch in keinem Jahre ist so viel neu hinzugebaut worden, wie in dem Jahre vom I. Juli 1897—1898: die in dieser Zeit bet unserer Landesbrandkaffe neu hinzugekommenen Gebäude brachten einen Zuwachs an Versicherungssummen 213,343,770 Mk. Pirna. Die Vermeffungsarbeiten sür Weiterbau der Bahn Pirna—Berggießhübel der Endstation Berggießhübel bis Gottleuba jetzt beendet, sodaß die damit beauttragten Beamten der Königlichen Eisenbahnoirektion Dresden nunmehr wieder abgereist find. Schandau. Die elektrische Straßenbahn' gesellschaft befleißigt sich nun die Strecke Schau' bau—Wendischsähre—Königin Carola-Brücke—Bahnho' Schandau rechtzeitig fertigzustellen, damit sie mit Be ginn des nächsten Frühjahres in Betrieb gestellt wer den kann. Selbstredend würde diese neue Strecke Sommer und Winter im Betriebe bleiben. Neustadt b. Stolpen. Am Sonnabend fand in feierlich r Weise die Uebergabe des mit einem Kosten aufwande von etwa 60000 Mk. erbauten neuen Krankenhauses statt. Die Uebergabe des Schlüssel- an den stellvertretenden Bürgermeister, Kaufmann Stadtrath Ptersig, erfolgte durch den Baumeister Wildenhain unter entsprechenden Ansprachen. Nach dem wurde die daselbst angestellte Krankenpflegerin in Pflicht genommen und die sämmtlichen Räume unter Führung des Baumeisters Wildenhain besichtigt. Weinböhla. Mitte voriger Woche hat in unserem Orte die Weinernte ihren Anfang geoommen. Leider läßt in diesem Jahre der Wein in Bezug auf Qualität sowohl, als auch auf die Quantität recht viel zu wünschen übrig. Meißen. Während der Wein in hiesiger Gegend (wenigstens vereinzelt) Trauben sehr groben Gewichts (bis 1»/> Pfund) zeigt, ist so gut wie gar keiner am Rhein und Main gewachsen. 1898 ist das schlechteste Weinjahr seit langer Zeit. Der im Elbgelände auch nur spärlich gewachsene Wein ist ein bedenklicher Säuerling. Meißen. Der Fonds sür Errichtung und Unter haltung eines Bürgerhospitals ist nunmehr auf 104,000 Mk. angewachsen; die Zinsen von 21,000 Mk. fließen z. Z. allerdings noch anderen Personen zu. Doch ist das Grundstück schon vorhanden. — Im Gasthaus zu den „Drei Rosen" ist zur Zeit ein von Herrn Rentier Richter in Niederau gezüchteter Kürbis ausgestellt, welcher ein Gewicht von 70 Pfund hat. Ein gleiches Exemplar ist von demselben Züchter in Leupolds Restaurant am Bahnhof Niederau aus gestellt. Oberwartha. Neuerdings ist auch in den Wein bergsgrundstücken der Klostergutsbesitzer Arndt und Gutsbesitzer Rabe das Vorhandensein der Reblaus sestgestellt worden. Die Behörde hat die nöthigen Verbote erlassen. Grimma. Mit dem 1. Januar 1899 tritt sür unsere städtischen Beamten eine neue Gehaltsstaffel in Kraft, die jetzt von den Stadtverordneten genehmigt wurde. Die jetzt üblichen Nebeneinkünste einzelner Beamten fallen der Stadtkaffe zu. ES find dies die Entschädigungen für die Einquartierungsarbeiten, die Verwaltuna der Dienstbotenk ankenkaffe, die Führung der Stadtoerordnetenprotokolle. Die neuen Gehälter sind reichlich bemessen. Leipzig. Am 18. Oktober, Mittags 12 Uhr, er folgte in feierlicher Weise auf dem historischen Boden der Völkerschlacht von 1813 bei Probstheida der erste Spatenstich zum Völkerschlachtdenkmal in Gegen- wa.t zahlreicher Vereine und Ehrengäste aus Zioil- und Militärkreisen. Nach musikalischen Vorträgen hielten Oberbürgermeister vr. Georgi und Rektor Kaemmel patriotische Ansprachen. Nach dem allgemeinen Gesänge des LiedeS: „Deuts bland, Deutschland über Alles" erfolgte der erste Spatenstich durch Thieme^ Die ,.W«ißerttz-Zeitung erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donnevs- taq und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlrci) 42 N?a. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmm Be stellungen an. Jnjerate, welche beider bedeutenden Auflage d«> Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit lOPsg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen-