Volltext Seite (XML)
Die Mei-eritz Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SV Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlic») 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- stellungen an. Wchmtz -ZeitM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage bei Blatte- eine sehr wirk same Berbreitunä finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder de«« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionelle« Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. ArntsökltL für die Königliche UmLshauptmannschasi, das Königliche Amtsgericht und dm StadtratH zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnr in Dippoldiswalde. Nr. 105. Donnerstag, dm 8. Sepember 1898. 64. Jahrgang. Gedenktage für 1888. Zum 70. Geburtstag und übjähr. Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. 8. September. 1883. König Albert nimmt in Zittau die Parade über 23 dort aufgestellte Militärvereine ab. 9. September. 1874. König Albert wohnt dem österreichischen Manöver in Böhmen bei. Holland. Die stattgefundene Thronbesteigung der jugendlichen Königin Wilhelmine von Holland und deren Krönung in der „Neuen Kirche" zu Amsterdam haben das all gemeine Interesse, wenn auch nur vorübergehend, dem Lande der Mynhers wieder zugelenkt, welches für gewöhnlich in der europäischen Tagespolitik ein so beschauliches Stillleben führt. Längst ist dasselbe von seiner weltgeschichtlichen Stellung, welche es vor Jahr hunderten in Folge der Gunst der Verhältnisse wie des damaligen thatkrästigen Unternehmungsgeistes der Holländer auf politischem Gebiete einnahm, herab gestiegen und nur die Erinnerung an diese einstige politische Größe der Niederlande ist übrig geblieben. Aber es ist eine glanzvolle Erinnerung und kann sie sich wohl mit der Erinnerung der Spanier und Por tugiesen an die hervorragende Rolle, welche diese romanischen Völker früher in der Weltpolitik spielten, meßen, weist doch das Schicksal Hollands mit dem jenigen Spaniens und Portugals überhaupt den gleichen Zug auf, daß heute alle drei Staaten in Europa zu Mächten dritten Ranges herabgesunken sind. Vor nun drei Jahrhunderten begann der Aufschwung Hollands io der Weltgeschichte, als sich die Holländer durch jahrelange heroische Kämpfe die Unabhängigkeit von der drückenden Fremdherrschaft Spaniens errangen. Schon zu jenem Zeitpunkt war Holland der bedeutendste Industrie- und Handelsstaat der Welt und bald ent wickelte sich derselbe auch zu einer wirklichen Groß macht, vornehmlich gestützt aus die umfassenden kolo nialen Eroberungen der Holländer. In der Mitte des 17. Jahrhunderts gehörten ihnen Ostindien, die Sundainseln, Ceylon, Westindien, das Capland und vorübergehend sogar Brasilien, Holland bildete damals also in der Thal ein Weltreich, dessen Besitz es ebenso seinen genialen Staatsmännern wie seinen weit blickenden Feldherrn und Flottenführern verdankte, unter welch letzteren sich namentlich die Admirale Tromp und de Ruyter befanden. Aber die europäische HauSmacht der Holländer war zu gering, um das ge waltige Kolonialreich auf die Dauer halten zu können, dazu wurde die vorherrschende Stellung der Nieder lande nach außen durch Jahrzehnte lange erbitterte Parteistreitigkeiten unterhöhlt, und die Folge war, daß den Holländern der größere Theil ihrer kolonialen Erwerbungen hauptsächlich zu Gunsten der Engländer wieder verloren ging, hiermit erlahmten aber auch zu gleich der kriegerische Geist, die Energie und der Thätigkeitstrieb im niederländischen Volke und dasselbe begnügte sich fortan damit, an dem Gedanken an seine einstige Machtstellung zu zehren. Indessen, wenn auch die Niederlande heutzutage nur noch einen europäischen Staat dritten Ranges darstellen, so nehmen sie doch immerhin als Kolonialmacht auch jetzt noch eine nicht unbedeutende Stellung ein. Denn die holländische Flagge weht auf den großen Sundainseln, den kleinen Sundainseln, den Molukken u. s. w., ferner auf mehreren kleineren westindischen Inseln und in Surinam oder in Ntederländisch-Guyana an der Ostküste Eüd- AmertkaS. Alle diese Besitzungen umfassen zusammen ein Areal von rund 32 000 Quadratmeilen mit etwa 30 Millionen Einwohnern, als Kolonialmacht kommt Hollano aber hinter England und Frankreich. Im Allgemeinen befinden sich die holländischen Kolonien in blühendem un-- geordnetem Zustande, nur bleibt freilich Sumatra ein Schmerzenskind für die Holländer, welche im Nordwesten seit Jahrzehnten einen kost spieligen und opferreichen Krieg mit den tapferen, die holländische Herrschaft nicht anerkennenden, Atchinesen führen müssen, welcher Krieg auch im gegenwärtigen Jahre größere Expeditionen der Kolonialtruppen auf Sumatra vöthig gemacht hat. Im Uebrigen muß anerkannt werden, daß die Holländer, wenn sie auch längst ihre Weltmachtsstellung wieder aufgeben mußten, sich doch ihren alten Ruf als ein handelspolitisch und industriell sehr betriebsames und unternehmendes Volk gewahrt haben, in welchem ein tüchtiger und gesunder Kern steckt, von einem geistigen und materiellen Ver fall desselben, wie bei der spanischen und portugiesischen Nation, kann keine Rede sein. Gerade während der nun beendeten fast achtjährigen Regentschaft der Königin-Wittwe Emma hat Holland auf Ken ver schiedensten Verwaltungsgebieten unverkennbare Fort schritte gemacht und sich somit als ein achtbares Glied der europäischen Staatenfamilie erwiesen. ES steht zu erwarten, daß sich auch die Regierung der nun mehrigen Herrscherin, der jetzt 18jährigen Königin Wilhelmine, als segensreich für Land und Volk er weisen wird, da die jugendliche und von ihren Unter- thanen begeistert verehrte Monarchin ganz in den er probten Regierungsgrundsätzen ihrer Mutter erzogen worden ist und da auch ihr bewährte Staatsmänner zur Seile stehen. Im Auslande aber bringt man gewiß deutscherseits dem stammverwandten Nachbar lande im Nordwesten des deutschen Reiches mit die aufrichtigsten Sympathien entgegen und spricht ihm die herzlichsten Wünsche zu der Thronbesteigung der hoffnungsvollen Königin Wilhelmine aus. Die Tüch tigkeit, die Eigenart, der wirthschaftliche Wohlstand des holländischen Volkes werden in Deutschland mindestens ebenso geschätzt wie anderSwo, und da man in Holland das ursprüngliche Mißtrauen gegen das durch die Ereignisse von 1870/71 groß und mächtig gewordene Nachbarreich im Osten allmälich wieder aufgegebcn hat, so darf auf eine gedeihliche Weiter entwickelung der mannichfachen Beziehungen zwischen Deutschland und den Niederlanden gerechnet werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das Leben in der Natur hat seinen Höhepunkt überschritten; nun geht es auf ab steigender Bahn allmählich dem Welken und Sterben, dem winterlichen Tode entgegen. Die Sonne beschreibt einen immer tieferen Bogen an der Himmelswölbung, immer kürzer werden die Tage, bis die zweite Tag- und Nachtgleiche eintrilt, die Nächte ansanzen, länger als die Tage zu werden und der Herbst seine Herr schaft antritt. Schon genügt ein schwacher Windstoß, um so manches Blatt vom Baume zu lösen und es in unfreiwilligem Wlrbeltanze zur Erde niedersinken zu lassen, wie lange noch und der große Maler, welcher der ganzen Schöpfung ihre Farben giebt, legt gelb und roth auf die Palette und wischt jedes grüne Fleckchen aus. Selbst dann noch kann das Auge sich an mancher schönen Schattirung erfreuen, aber das Herz wird nicht mehr froh und warm, wenn der Blick in der Runde umherschweist. — Mit zu erhoffender Genehmigung der obersten Schulbehörde baldigst zu besetzen: Die Schulstelle zu Waltersdorf bet Liebstadt (Parochie Liebenau). Kollator: Das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: Außer freier Wohnung mit Gartengenuß 1281 Mk. Gehalt, 72 Mk. für Unterricht in der Fortbildungsschule, 20 Mk. für Betstunden, sowie 48 Mk. der Frau des Lehrers für den Unter richt in weiblichen Handarben. Gesuche sind mit allen erforderlichen Beilagen bis zum 23. September an den Kgl. Bezirksschulinspektor vr. Lange in Dip poldiswalde zu richten. Reinhardtsgrimma. Die Freude unserer Kinder, am Sonntag unter Antheilnahme der Eltern und der ganzen Schutgemeinde ein schönes Schulfest feiern zu können, wurde durch das von früh anhaltende Regenwelter zerstört, so zu sagen zu Wasser gemacht. Als gegen 1 Uhr der Regen etwas nachließ, hierdurch die Hoffnung auf günstig Wetter etwas höher stieg, wurde zwar der Anfang des Festes mit dem Umzug der Kinder durch den Ort gewagt, doch konnte nach Ankunft deS Zuges auf dem Festplatz mit dem Spielen nicht begonnen werden, da eS wieder anfing, ganz gehörig naß zu machen. Das Fest an diesem Tage mußte auf die Bewirthung der Kinder mit dem bereit gehaltenen Kaffee und Küchen in den beiden Sälen des OrteS beschränkt bleiben. Montag Nachmittag zeigte der Himmel auch ein bedenkliches Grau, doch hielt das Welter trocken aus, hemmte nicht den weiteren, frohen Verlauf des Festes. Die Kinder konnten sl im Freien den Spielen und den sonstigen reich ge botenen Genüssen ganz hingeben, bis die eintretende Dunkelheit an das Ende des Festes gemahnte. Den Schluß desselben bildete der Zug der Kinder bis an das Schulhaus, wo Herr Pastor Hoffmann im Namen der Kinder und der Schulgemeinde Worte deS DankeS und der Anerkennung aussprach an die Herren Schul vorstandsmitglieder, und beiden Lehrer, an die helfenden Frauen und an Alle, welche an dem Zustandekommen und dem guten Gelingen des Festes mitgeholfen haben. Hänichen. Vor Jahresfrist versammelten sich die kgl. sächs. Militärvereine zu Nöthnitz, Kleinnaundorf, Poffendorf und Hänichen auf der Prinzenhöhe. Die damals verlebten fröhlichen Stunden führten die ver sammelten Kameraden zu dem Beschlüsse, alljährlich einmal zusammenzukommen. Die diesjährige Ver einigung genannter Vereine fand am vergangenen Sonnabend auf der „Goldnen Höhe" statt. Damit verband man zugleich die Feier des SedantageS. Eröffnet wurde der Abend mit einem Marsche, gespielt vom Bannewitzer Orchekerverein. In seiner Be grüßungsansprache wies Kamerad Richter-Hänichen darauf hin, daß es nicht nur Pflicht der Militär vereine sei, Sedan zu feiern, sondern, daß auch jeder von uns das Bedürsniß fühle, dieses TageS zu ge denken. Seine Worte klangen aus in einem Hoch auf Ee. Maj. König Albert. Stehend sang die Ver sammlung die Eachsenhymne, während im Garten Böllerschüsse gelöst wurden. Die Festrede hielt Herr Lehrer Fliegner-Dresden-Pieschen. Weitere Ansprachen wurden gehalten vom Kam. Roßberg-Nöthnitz, der Kaiser Wilhelm II. feierte, vom Kam. Lehrer Bindhase- Börnchen, welcher warmempfundene Worte dem Ge- dächtniß deS Fürsten Bismarck widmete. Dazwischen lieb der Männergesangverein Liederkranz-Häntchen dem Tage angepaßts Gesänge ertönen, desgleichen erfreute das Doppelquartett „Eutschützer Mühle" die Anwesen den durch treffliche Lieder. Nach dem Gesänge der „Wacht am Rhein" trennte man sich um Mitternacht mit dem Wunsche, im nächsten Jahre wieder zahlreich in Poffendorf zusammenzukommen. Frauenkein. Die Einführung des Bachsaib- lingS aus Kalifornien ist jetzt mit Erfolg gekrönt worden. Viel Mühe hat sich in dieser Hinsicht Forst meister Rein Hierselbst gegeben, welcher nach mehreren mißlungenen Versuchen sich von seinem Vorhaben nicht abschrecken ließ, bis ihm gelang, aus Kalifornien» bezogene Brut durchzubringen. Die überseeischen Saib linge haben sich gut acclimatistrt und sehr zahlreich vermehrt. Aus Versehen ist Brut von kalifornischen Saibling mit der der hiesigen Bachforelle in einen Behälter und später in einen Teich gesetzt worden, wodurch eine Kreuzung herbeigefübrt worden ist. Letztere hat sich nun ganz vortrefflich entwickelt und liefert einen sehr schmackhaften, zarten Speisefisch. Dresden. Der König und die Köntgin haben am 6. September Schloß Moritzburg verlassen und sind wieder nach Pillnitz übergestedelt. — Die königlichen Dominialweinberge, die eine Gesammtfläche von rund 51 Hektar umfassen.