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Wchnitz-AitiW. B-ssE z" Nr I M """ Donnerstag, dm 31. Dezember 1896. 62. Jahrgang. . s-—««-- I»- , Abonnements - Einladung. Zum bevorstehenden Quartalswechsel erinnern wir unsere geehrten Leser an die recht zeitige Erneuerung des Abonnements, damit in der Zusendung der einzelnen Nummern des neuen Jahrganges keine Unterbrechung eintritt. Auch die neu hinzutretenden Abonnenten er suchen wir um zeitige Anmeldung, da sonst eine Nachlieferung nur ausnahmsweise, jedenfalls aber nicht vollständig, geschehen kann. , , Die ununterbrochen steigende Anzahl unserer Abonnenten liefert uns den erfreulichen Beweis, daß wir uns in Uebereinstimmung mit dem weitaus größten Theile der Bevölkerung unseres Regierungsbezirkes befinden und können wir uns mit unseren Versprechungen insofern kurz fassen, daß wir versichern, unentwegt auf dem bisher betretenen Wege fortzuschreiten, um so an unserem bescheidenen Theile mitwirken zu helfen, an der Lösung der großen Fragen der Gegenwart. Der vierteljährliche Abonnementpreis beträgt wie bisher 1 Mark 25 Pf. Bestellungen nehmen sämmtliche Postanstalten, sowie unsere Agenten und Zeitungsträger jederzeit gern ent gegen. Inserate, die Spaltenzeile 10 Pfg., finden bei der großen Auflage des Blattes die weiteste und zweckentsprechendste Verbreitung. Die bisher gelieferten Gratisbeilagen werden auch im neuen Jahre der „Weißeritz-Zei- tung" beigefügt werden. Die Re-Mion der „Wcißcrih-Zeitung. Sächsische Jahresrundfchau. (Schluß.) Im September. tagte in den Mauern Dres dens der Kongreß des deutsch-öster'eichisch ungarischen Verbandes für Binnenschifffahrt. In Döbeln fand am 25. Oktober der Parteitag des nationalliberalen Landesvereins des Königreichs Sachsen statt. Die Stadt Anuaberg feierte am 20. und 21. September das 400jährige Jubiläum ihres Bestehens unter herz licher Theilnahme weiter Kreise, welche die interessante und durch ihre Spezialindustrie der Posamenten- sabrikation weltbekannte Hauptstadt des Obererzgebirges auch gewiß verdiente. Das dichtverzweigte Netz der sächsischen Staats eisenbahnen erhielt durch die am 15. Dezember er folgte Eröffnung der vollspurigen Nebenbahn Wald- cheim-Kriebethal eine neue Masche. Indessen dient die neue Strecke zunächst nur dem Güterverkehr, die Be förderung von Personen auf derselben soll erst im kommenden Frühjahr erfolgen. Im Allgemeinen fertig gestellt von Neubaustrecken der sächsischen Staatsbahn strecken sind jedoch auch die Linien Kohlmühle-Hohn- stein, Mulda-Sayda und Wilzfchhaus-KarlSseld, welche sämmtlich Schmalspurbahnen find; ihre Eröffnung wird voraussichtlich nicht lange mehr auf sich warten lassen. Im Bau befinden sich ferner die vollspurige Nebenbahn Limbach - Wüstenbrand und die schmal spurige Bahn Cranzahl-Oberwiesenthal, deren Voll endung nicht vor Mitte nächsten Jahres zu erwarten steht. Leider waren im Betriebe der sächsischen Staats- Lahnen zwei größere Unfälle zu verzeichnen, die sich beide - auf den westlichen Strecken ereigneten. Im November fuhr bei Zwickau ein Güterzug auf einen Personenzug in Folge dichten Nebels auf, welcher Un fall den Tod einer Person und die Verwundung von V Personen zur Folge hatte. Wenige Tage darauf ereignete sich bei Wetßenborn ein weiterer Zusammen stoß von Zügen, wobei eS einen Tobten und 11 Ver wundete gab. Im ablaufenden Jahre wurde unserem heimischen 12. Armeekorps die Ehre zu Theil, im Vereine mit dem 3. und 6. Armeekorps und einer Division des 4. Armeekorps unter den Augen deS Kaisers manövriren zu dürfen. Die Kaisermanöver, bei denen das 12. Armeekorps mit der einen Division des 4. Ärmeekorps zu der sogenannten westlichen Armee- Abtheilung unter dem Oberbefehl des Generalseld- inarschalls Prinzen Georg vereinigt wo» den war, spielten sich zum Theil auf sächsischem Boden, in der östlichen Lausitz ab. Sie wurden völlig in kriegs Mäßiger Weise durchgesührt und zeigten abecmalS, daß unser sächsisches Armeekorps in jeder Beziehung den preußischen Armeekorps ebenbürtig zur Sette steht. Gerade zum Schluffe deS ManöoerausenthalteS Kaiser Wilhelms in Sachsen ereignete sich noch ein peinlicher Zwischenfall in Gestalt des bekannten Unfalles auf dem Bahnhofe zu Löbau. Der Dresdener Schnellzug fuhr auf die erste Maschine des zur Abfahrt bereit flehenden HoszugeS deS Kaisers auf; glücklicher Weise l wurde hierdurch nur ein nicht allzugroßer Material- I schaden angerichtet, aber allerdings hätte sehr leicht ein Unglück von ganz unberechenbaren Folgen ent« stehen können. Der Vorgang hat vor einigen Tagen seine gerichtliche Sühne vor der Bautzener Straf kammer gefunden; wie bekannt, sind die beiden wegen des Löbauer Eisenbahnunsalles angeklagt gewesenen Beamten, Transportinspektor Winkler auS Dresden und Bahnhossinspektor Götze aus Löbau, kür schuldig befunden und zu zwei, resp. einem Monat Gefängniß verurtheilt worden. Für das Ansehen unseres allverehrten Königs Albert im deutschen Reiche zeugt auch die auf ihn ge fallene Wahl zum Vorsitzenden deS Schiedsgerichts, welches die lippesche Thronfolgefrage entscheiden soll. Das Schiedsgericht, welches außer König Albert noch aus mehreren hervorragenden Mitgliedern des Reich - gerichts, sowie aus dessen Präsidenten, v. Oehlschläger, besteht, hielt am 30. Oktober in Dresden seine erste Sitzung ab. Eine weitere Sitzung des Schiedsgerichts scheint jedoch noch nicht stattgefunden zu haben. Wersen wir nun zum Schluß noch einen Blick auf die allgemeine wirthschastliche Lage im Königreich Sachsen, so kann mit Genugthuung festgestellt werden, daß die begonnene Besserung in fast allen Erwerbs zweigen ihren befriedigenden Fortgang nimmt. Auch die Aussichten für die nächste Zukunft sind in dieser Beziehung recht günstige, so daß also Sachsens Handel, Industrie und Gewerbe mit vollberechtigen Hoffnungen auf einen ferneren guten Geschäftsgang in das neue Jahr eintreten können. Die Neuerungen in der Gewerbeordnung. Mit dem 1. Januar 1897 treten eine Reihe Aenderungen und Neuerungen in Bezug auf die Deutsche Gewerbeordnung in Kraft. Wenn nun auch die meisten bisherigen Bestimmungen schon ihre Geltung behalten, so haben die neuen gesetzlichen Verordnungen doch eine ziemlich große Bedeutung für gewisse Ge schäfts- und Gewerbearlen, so daß eS wichtig erscheint, aus die Aenderungen unmittelbar vor ihrer Einführung nochmals aufmerksam zu machen. Für Geschäftsleute, Alerzte, Hebammen, Schauspielunternehmer, Vorstände von Konsumvereinen, Looshändler und Lottericunter- nehmer, ferner auch Drogisten und Gastwirthe haben die neuen Vorschriften ihre besondere Bedeutung. In erster Reihe werden die neuen Bestimmungen der Gewerbeordnung über den Gewerbebetrieb im Umher- z'.ehen zu beachten sein, nach denen unter anderem, abgesehen von den jüngst vom Bundesrathe beschlossenen Ausnahmen für den Wein-, den Leinen-, Wäsche und den Nähmaschinenhandel, das Aussuchen bei Bestellungen von anderen Personen, als bei Kaufleuten oder bei solchen Personen, in deren Geschäftsbetriebe Maaren der angebotenen Art Verwendung finden,, ohne vor gängige ausdrückliche Aufforderung seitens der be treffenden Personen, nicht statlfinden darf. Es kommt aber noch eine ganze Anzahl anderer Vorschriften bei den neuen Bestimmungen in Betracht. Die Kon» zessionirung von Privat-Kranken-, Privat-Entbin* dungS- und Privat-Irrenanstalten ist erschwert, und werden vom 1. Januar 1897 ab für die Errichtung solcher Anstalten strengere Vorschriften angewandt und gröbere Sicherstellungen verlangt. Auch Schau« spielunternehmern wird die Erlaubniß zum Betriebe ihres Gewerbes versagt werden, wenn sie nicht de« Besitz der zum Unternehmen nöthigen Mittel nachzu weisen vermögen. Die ihnen zum Betriebe ihres Gewerbes bisher ertheilte Erlaubniß gilt nur für das am 1. Januar 1897 betriebene Unternehmen. Auf Konsumvereine werden die Bestimmungen der Ge werbeordnung über den Betrieb der Gast- ^und Schankwirthschast auch dann Anwendung finden, wenn ihr Betrieb auf den Kreis der Mitglieder beschränkt ist. Der Handel mit Loosen von Lotterien und Aus spielungen oder mit Bezugs- und Antheilscheinen auf solche Lose wird versagt werden, wenn Thatsachen vor liegen, welche die Unzuverlässigkeit des Gewerbe treibenden in Bezug auf dessen Gewerbebetrieb darthun. Der Handel mit Droguen und chemischen, zu Heil zwecken dienenden Präparaten wird untersagt werden, wenn die Handhabung des Gewerbebetriebes Leben und Gesundheit von Menschen gefährdet. Der Klein handel mit Bier desgleichen, wenn der Gewerbe treibende widerholt wegen Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen üver den Betrieb von Gast- und Schankwirthschasten bestraft ist. Auf Konsum- und andere Vereine werden die Bestimmungen über die Sonntagsruhe dieselbe Anwendung finden, wie auf einzelne Gewerbetreibende. Auch können diese Vereine ihre Angestellten zum Arbeiten an Sonn- und Fest tagen nicht verpflichten. So sieht man aus den Neuerungen der vom 1. Januar 1897 ab geltenden Bestimmungen der veränderten Gewerbeordnung, daß eine ganze Reihe von Berufsarten und Gewerben, Vereinen und Einrichtungen von den neuen Ver ordnungen betroffen werden, und daß eS sehr rathsam für die Betreffenden ist, diese neuen Gesetze streng zu beachten, um sich vor Schaden zu bewahren. Da nun aber im letzten Jahrzehnt eine ziemliche Menge von Aenderungen und Verbefferungen der Gewerbeordnung stattgefunden haben und solche neue Bestimmungen stets eine gewisse Beunruhigung des Erwerbslebens im Gefolge haben, so ist zu wünschen, daß der Reichstag im neuen Jahre nicht schon wieder neue Aenderungen.sür die Gewerbeordnung beschließen möge. Dresdner Produktenbörse vom 28. Dezember. An der BSrse: Weizen, pro 1000 kg netto: Weißweizcn . . 164-173 Brauwcizen, neuer, 75—77 kg, 163—167 neuer (klamm), 71—74 kg, 153-160 Weizen, russ., roth 171—181 weiß und dunt. 171—181 fremder . . . 176—186 Roggen, pro 1000 kg netto: sächsischer, alter. — do. neuer, 73—74 Ls, ... . 128-130 do. neuer(klamm) 69—72 k^ do. peußischer . 134—137 do. russischer . 134—138 Gerste pro 1000 Ls netto: sächsische . . . 146-150 schlesische. . . 150—160 böhm. u. mähr. 160—180 Futtcrgerste. . 112-120 yaser, neuer sächs. 114—126 do. fremder . 134—147 Mais, Einquantine 128 -133 rumän. u. bessarab. 109—115 do. amerik., mired 100 - 105 do. La Plata, gelb 98—102 do. defekt . . . 90-95 Erbsen pro 1000 lex netto: weiße Kochwaare . 170—180 Futterwaare . . 130-140 Wicken, pro 1000 kg 136—135 Buchweizen Pro 1<)00 kg netto: inltind. . . . 122—130 do. sremder. . 135—145 Oelsaaten pro 1000 kg netto: Aus dem WinterrapS, sächs. Leinsaat, feinste . 185—190 Leinsaat, feine . 175 -185 do. mittlere . 165—175 Rübdl pro 100 kg netto (mit Faß): rafstnirl . 63,00 Rapskuchen pro 100 kg netto: lange 11,00 runde 10,50 Leinkuchen, einmat gepreßte . . . 15,00 do. zweimal gepr. 14,00 Malz pro 100 kg brutto (ohne Sack) .... 22-26 Kleesaat pro 100 kg Brutto (mit Sack) rothe 80—110 do. weiße . . 8 »—120 do. schwedische 80—100 d». gelbe . . 32—42 Thvmothee, sächs.. 30—32 Weizenmehl pro 100 kg netto: Kaiserauszug . . 31,00 GrieSlcrauSzug. . . 29,00 Semmelmehl . 28,00 Bäckcrmundmehl . . 26,50 Grieslcrmundmehl . 20,00 Pohlmehl .... 17,<0 Roqgenmehl Nr. 0 . 23,00 do. Nr. 0/1 . 22,00 do. Nr. I . 21,00 do. Nr. 2 18 50 do. ' Nr. 3 . 17.00 Futtermehl . . . 12,20 Weizenkleie, grobe. . 9,00 do. seine . . 9,00 Roggenkleie .... 10,20 Markte: Kartosseln, Gr. . 2,50 -2.80 i Heu (pro Gr.) . 3,50-3.70 Butter (kg) . 2,40—2,60 I Stroh pro Schock 28,00—29.00. Volks-Bibliothek in Dippoldiswalde. (Im Schulgebäude.) Jeden Sonntag von 11—12 Uhr Mitt.