Volltext Seite (XML)
1>en demnächst unter Theilnahme des StaattratheS Timirjasew in Berlin stattfindende» Konserenjen würden die Standpunkte beider Regierungen in sormuitrten Borschlägen festgesetzt. Man hoff«, daß die Urbetten noch vor JahreSschluß beendet sein werden. Dir rus sische Regierung sei, wie das Blatt weiter hört, bereit, in Erwägungen einzutreten, ob den deutschen land- wtrthschastlichen Maschinen größere Vergünstigungen als bisher bei der Einfuhr nach Rußland zuzugestehen seien. Die Frage sei allerdings noch nicht spruchreif, wird aber über kurz oder lang eine praktische Bedeutung erlangen. — Von denSchießübungenmit Marinegeschützen, welche vorige Woche im Beisein des Kaisers bei Meppen auf dem Kruppschen Schießplätze abgehalten Wurden, hat bisher nur wenig AeußerlicheS verlautet. In Marinekreisen spricht man sich mit großer Befrie digung über die Ergebnisse aus. Wie gewöhnlich, handelte eS sich um die Erprobung von Panzerplatten, die nach einer neuen Härtungsmethode hergestellt worden find. Diese Platten, von denen jede einen Werth von 30—40000 Mk. hat, erwiesen sich als äußerst wider standsfähig; sie zeigten gegen die vor 3 Jahren gemachten gleichen Versuche einen bedeutenden Fortschritt. Die Schüsse aus den Geschützen auf die Platten werden auf eine Entfernung von nur 76 Meter abgegeben, sie haben also eine ganz andere Wirkung als auf große Entfernungen. — Die Tage deS alten Reichstagsgebäudes find jetzt gezählt. Am t. Januar 1897 läuft der zwischen der Regierung und dem Pächter des Reichs- tagSgebäudeS, dem Geh. Oberregierungsrath Freiherr» v. Broich, geschloffene Vertrag ab und wird nicht mehr erneuert, weil im nächsten Jahre das Gebäude abgeriffen werden muß. An seiner Steue wird sich dann der Monumentalbau des neuen Herrenhauses erheben, das mit dem neuen Abgeordnetenhause in der Prinz Albrechtstraße durch eine massive Halle ver bunden werden wird, deren Bau bereits in Angriff genommen ist. — Berlin theilt das Schicksal so vieler Haupt städte, daß ihre Einwohnerschaft mehr aus Fremden als aus Eingeborenen besteht. Auf 1000 Seelen kommen 592 auswärts und nur 408 in Berlin selbst Geborene. Die Statistik hat weiterhin ergeben, daß Berlin 127,452 selbstthälige Männer und 66,498 selbst- thätige Frauen zählt, die in der Hauptstadt selbst das Licht der Welt erblickt haben. Bon je 1000 selbst- thätigen Männern und Frauen sind nur 236 Männer und 242,7 Frauen in Berlin geboren; also ungefähr I '/» von den Männer und Frauen, die durch ihre Schaffenskraft und Arbeit Berlins Schönheit und Größe heroorgezaubert haben, sind aus den Provinzen und dem Reiche dorthin gekommen. Greiz. Nach einer landesherrlichen Verordnung wird der Bußtag im Fürstenthum Neuß ä. L. nun mehr gleichfalls mit dem Bußtage fast aller anderen Bundesstaaten statt am Freitag am Mittwoch vor dem Todtensonntage begangen werden. Oesterreich - Ungarn. Die Neuwahlen zum ungarischen Abgeordnetenhause sind fitzt zum Abschluß gelangt. Sie haben der liberalen Regierungspartei «inen Reingewinn von 62 Mandaten gebracht, dieselbe wird im neuen Abgeordnetenhause 275 Abgeordnete stark sein und demnach beinahe eine Drei-Viertel- Mehrheit besitzen. — Die äußerlich so erfolgreiche und so glanzvolle verlaufene ungarische Jahrtausendjubelfeier ist mit dem am Dienstag ftattgefundenen Schluß der Millenniumsausstellung in Pest zum Abschluß gelangt. — Am Mittwoch hat in Wien die Vermählung des Herzogs Louis Philipp von Orleans, des orleani- stischen Thronprätendenten, mit der Erzherzogin Marie Dorothea von Oesterreich unter großen Feierlichkeiten stattgefunden. Italien. Für Italien beginnen die afrikanischen Sorgen wieder. Nach aufgetauchten Gerüchten sollen sich die Streitkräfte des Negus Menelik wieder im Vormarsch gegen die Italiener befinden, es hieß, die Avantgarde des schoanischen Heeres haben in Stärke von 30000 Mann bereits den Aschangisee erreicht, auch sei eS schon zu einem Gefecht zwischen den schoa nischen Bortruppen und den italienischen Vorposten bei Adicaje gekommen. Italienisch-osfiziöserseits be streitet man freilich diese Gerüchte, lediglich das Ge fecht von Adicaje wird zugegeben, doch sollen hierüber n'cht abessinische Truppen, sondern nur Räuberbanden ausgetreten sein. Aber nach zuverlässigen Privat nachrichten aus Abessinien soll der Negu» Menrlik in der That Vorbereitungen zu einem neuen FeldzUge gegen die Italiener betreiben; die italienische Regie rung wird daher gut thun, schleunigst entsprechende Gegenvorkehrungen zu treffen. — In Rom erfolgte am Dienstag die feierliche Beisetzung der Leiche der Kardinals Hohenlohe in Anwesenheit einer auserlesenen Lrauergesellschast; der verewigte Kirchenfürst hat seine letzte Ruhestätte, wie er selbst gewünscht, auf dem deutschen Kirchhofe bet St. Peter gesunden. , Fraukreich. Da- Ministerium Möline hat in der DienstagSfitzung der französischen Deputirten- kammer seinen ersten parlamentarischen Sieg in der am 27. Oktober eröffneten Parlamentssession errungen. Anläßlich einer von Cochin eingebrachten Interpellation wegen der armenischen Ereianiffe fand eine stunden lange hochpolitische Debatte statt, welche damit endete, daß die Kammer die von dem Sozialisten JauröS ein gebrachte, die Orientpolitik Frankreichs tadelnde Tages ordnung gegen 54 Stimmen ablehnte und statt dessen eine von Develle beantragte Tagesordnung, welche die vom Minister des Auswärtigen Hanotaux abgegebenen Regierungserklärungen billigt, mit402 gegen 90 Stimmen genehmigte. Im Mittelpunkte der Debatte stand natür lich die große Rede Hanotaux, in welcher der Minister die Haltung der französischen Regierung im Orient und namentlich gegenüber, den armenischen Metzeleien ener gisch und gewandt vertheidigte. Mit besonderer Geschick lichkeit flocht Herr Hanotaux den Czarenbesuch in Paris mit in seine Darlegungen ein und betonte, daß bei oer Anwesenheit des Kaisers vo^ Rußland in Paris bestimmte Ansichten über die armenische Frage ausge tauscht worden seien und daß sich hierbei eine voll ständige Uebereinstimmung zwischen Frankreich und Rußland ergeben habe. In seinen weiteren Ausfüh rungen hob der Minister die wichtige und einflußreiche Rolle hervor, welche Frankreich bei dem gemeinsamen diplomatischen Vorgehen zur Wiederherstellung der Ru >e im türkischen Reiche gespielt, und wodurch der Sultan wesentlich mit zu seinen Reformzugeständniffen bestimmt worden sei. Mit diesen auf die nationale Eitelkeit der Franzosen zugeschnittenen Ausführungen erzielte Hanotaux denn auch den gewünschten Triumph für die Regierung, und der polternde Vorstoß von sozialistischer Seite gegen das Kabinet blieb daher ganz wirkungslos. Auch im Senat könnte die Regie rung am Dienstag einen Erfolg verzeichnen, indem das Haus am Schluffe einer Debatte über Madagas kar die vom Colonialminister beantragte einfache Tages ordnung annahm und hierdurch sein Vertrauen zur Regierung bekundete. Frankreich. Der Generalbericht über das Budget ist vom Ausschuß genehmigt und der Kammer über geben worden, so daß dem Beginn der Budgetdiskussion nichts mehr im Wege steht. Dieses Budget hat merk würdige Wandlungen durchgemacht. Der erste Ent wurf stammte von dem radikalen Finanzminister Doumer und enthielt die Einführung der allgemeinen Einkom mensteuer. Der gemäßigte Finanzminister Cochery arbeitete den Entwurf um und ersetzte die allgemeine Einkommensteuer durch die Besteuerung einzelner Ein- kommensarten, namentlich der Renten. Nach den ersten Verhandlungen mit dem BudgetauSschuß ver änderte Cochery noch einmal seinen Entwurf, der nun keine Spur einer wichtigen Reform mehr enthält. Der von Camille Krantz ausgearbeitete Generalbericht weist eine GesammtauSgabe von 3355 Millionen auf, von denen 1105 auf die Verzinsung der Staatsschuld und IlOl Millionen aus Krieg und Marine entfallen. Die eigentliche Verwaltung kostet blos 241 Millionen, was eine verhältnißmäßig bescheidene Summe ist. Die öffentliche Meinung thut daher Unrecht, immer in diesem Kapitel große Ersparnisse zu fordern. Die Ersparnisse des Butgets 1896 betrugen 66 Millionen. Schon aus diesem Grunde können diejenigen des nächsten Budgets nicht sehr groß sein. Sie betragen immerhin noch 7 Millionen. Spanien. Die Spanier haben nunmehr die neue Anleihe von 400 Millionen Pesetas ins Werk gesetzt, die in der Hauptsache die außerordentlichen Kriegs ausgaben für Kuba und die Philippinen bis Ende Januar 1897 decken Helsen soll. Viel Helsen wird indessen auch viese neueste verzweifelte finanzielle Krastanstrengung Spaniens nicht. Unterdessen berichtet der spanische Telegraph unermüdlich von neuen Siegen der spanischen Truppen in den aufständischen Kolonien. Die Insurgenten auf den Philippinen sollen neuer dings bei Liancalaca und am Flusse Panstfit, die kubani schen Aufständischen ebenfalls wieder mehrmals ge schlagen worden sein. Dazwischen züngeln aber in Spanien selber immer wieder kleine Revolutionsflämm- chen auf; so wurde kürzlich in der Provinz Gerona eine revolutionäre Bewegung entdeckt. Griechenland. Der Kammer wird ein Gesetz entwurf betreffs regelmäßiger Abhaltung der olym pischen Spiele von vier zu vier Jahren zugehen. Die Ueberrrichung deS von der Nation gespendeten silbernen EhrenkranzeS an den alexandrinischen Bankier Aoerof, der für die Erbauung deS Stadions etwa 3'/, Mill. Frs. zur Verfügung gestellt hat, fand in Alexandrien unter Betheiligung der dortigen griechischen Colonte in festlicher Weise statt. Nordamerika. In Nordamerika ist am Dienstag die mit Spannung erwartete Entscheidung in der langen PräftdentschaftSwahlbewegung gefallen. 447 Wahlmämier waren im Ganzen zu ernennen, von ihnen ist die Mehrheit, nämlich 242, dem republika nischen Präsidentschaftskandidaten Mac Kinley zuge- sallen, während die Wahlmänner für den filberfreund- lichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bryan in der Minderheit geblieben sind; Mac Kinley wird also am 4. März 1897 den Präsidentenstuhl besteigen. Aus verschiedenen Theilen der Union werden vom Wahltage blutige Unruhen gemeldet, bei denen eS Verwundete und sogar Todte gab. — In der „Contemporary Review" schätz e der Con- ful der Vereinigten Staaten in Birmingham, G. F. Parker, den ungefähren Betrag, der für politische Zwecke bei einer gewöhnlichen Wahl eines Präsidenten in der Zeit vom I. August bis zum Wahltage im No vember ausgegeben wird, aus 30 bis 40 Mill. Dollars — 135 bis 200 Mill. Mark. Dieser Betrag ist nur zur Beeinflussung der Mengs für einen bestimmten Kandidaten berechnet, da die wirklichen Kosten des WahltaqeS in jedem einzelnen Staate von den öffent lichen Abgaben und Steuern bestritten werden. Zwei Drittel der zuerst genannten Summe werden von sehr reichen Männern, die ein unmittelbares Interesse an der Wahl haben, zusammengebracht, z. B. von Fabri kanten, die einen hohen Zoll für alle ihre Branche betreffenden Maaren wünschen, oder von Direktoren verschiedener Gesellschaften, die sich beim neuen Prä sidenten in Gunst setzen wollen. Auf diese Art fließen oft aus den entgegengesetzten Gründen große Summen in die Wahlbewegung. Aerrnischtes. Ueber Ueberschwemmungen in den japanischen Provinzen um den Biwasee kommen jetzt aus dem Jnselreiche vom An fang September die ersten ausführlicheren Nachrichten. Schon vor einigen Wochen war über Amerika gemeldet worden, daß die bekannte Hafenstadt Kobe von einer riesigen Feuersbrunst heimgesucht worden sei, die vielen Menschen das Leben ge raubt und einen Schaden von einer Million Dollar an gerichtet habe. Dieser Meldung muß ein Jrrthum unter gelaufen sein, denn nicht eine Feuersbrunst, sondern eine furchtbare, durch Wolkenbrüche verursachte Ueberschwemmung brach plötzlich über die Stadt herein, deren Folgen sich an den nachstehenden Angaben ermeßen lassen: In der Stadt Kobe und ihrer Umgebung zählte man 130 Todte und 88 Verletzte; 322 Häuser wurden gänzlich hinweggespült, 1078 umgestürzt, 12 395 sehr stark beschädigt und im Ganzen 28519 Häuser unter Wasser gesetzt; auch gingen 63 Kähne und 1430 Brücken verloren und andere 231 Brücken wurdeir stark beschädigt, und dazu kommen noch Straßen, die in einer Länge von 85 137 Ken sl Ken — etwa 2 Meter> und Dämme, die auf einer Strecke von 75 666 Ken zerstört wurden. Der Schaden in Kobe und Umgegend wird demnach sich nicht auf eine, sondern mehrere Millionen Dollars be laufen, doch läßt er sich noch nicht ganz übersehen. Das Fremdenvierlel von Kobe ist nicht beschädigt worden, da es von dem geschichtlich bekannten Flusse Minatogawa, der Kobe durchfließt, und sonst nur wenig Wasser mit sich führt, etwas entfernt gelegen ist. Noch schlimmer als in der Gegend von Kobe, wo die Wassersnoth zuerst begann, soll es in der Nach barprovinz Tamba aussehen, wo fast die ganze Stadt Fukat- schiama überschwemmt und zum großen Theil zerstört wurde. Auch die Stadt Osaka ist zum Theile zerstört worden. Am allerschlimmsten ist aber die Provinz Mino mit der Haupt stadt Gifu betroffen worden, doch fehlten von dort, wie von, Tamba noch zuverlässige Angaben. Schon im Monat Juli d. I. wurde die Gegend von Gisu von großen Ueber schwemmungen verwüstet, aber sie wurden von den letzten am Anfang September noch übertroffen, die das allgemeine Elend so hoch steigerten, daß über 200000 Menschen täglich auf öffentliche Kosten mit Nahrungsmitteln versehen werden mußten. Auch über gleichzeitige Erdbeben im Norden der Hauptinsel Hondo enthalten die neuesten eingetroffenen japanischen Zeitungen viele Hiobsbotschaften, nach denen die dortigen Folgen eben falls entsetzlich sind. Ganz genaue Angaben liegen jedoch erst allein aus der Stadt Akita am japanischen Meer vor, wo am 3. Semptember 208 Menschen getödtet und 5387 ver wundet und außerdem 4050 Häuser ganz zerstört und 855 theilweise beschädigt worden sind. Wie verlautet, ist auch wieder die Provinz Jwateken mit der von der Springfluth im Juni zerstörten Stadt Kamaischi vom Erdbeben betroffen, worden. Sonnenfinsterniß in China. Das kaiserliche astro nomische Amt in Peking hat seinerzeit an den Kaiser von, China gemeldet, daß am 9. August dsS. Js. eine Sonnen- finsterniß eintreten werbe, die um 11 Uhr 50 Min. 29 Sek. Vormittags beginne und um 2 Ubr 16 Min. 16 Sek. ihr Ende erreiche. Zugleich wurde eine Tabelle, aus der die Zeit des Eintrittes und die Dauer der Sonnenfinsterniß in den, verschiedenen Provinzialhauplstädten hervorging, nebst einer Karte eingereicht und gebeten, daß die Provinziaibehörden durch das Zeremonienamt angewiesen werden möchten, der Sonne in ihrer Noth durch Verrichtung der üblichen Zere monien beizustehen. Der Kaiser von China hat am 15. März I von diesem am 13. März erstatteten Berichte Kenntniß ge- I nommen und ihn dem Zeremonienamt zur weiteren Beran-