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Marktes überhaupt die Verpflichtung heran, sich nach anderweiten Bezugsquellen umzusehen und den bal digen Ankauf außersächstschen Getreides in» Luge zu soffen. ES liegt daher im Interesse derjenigen Pro duzenten Sachsen», welche in der Lage und willens find, magazinmäßige Körnerfrüchte an Proviantämter abzusetzen, mit ihren Angeboten nicht länger zu zögern. — Für die sächsische Eisenbahntechnik hat der gegen wärtige vahnbau Klotzsche-KönigSbrück ein ganz besonderes Interesse. ES ist nämlich das erste Mal, daß in Sachsen eine Schmalspurbahn m Nor malspur umgebaut wird. Man hat also auf diesem Gebiet in Sachsen noch wenig Erfahrung und stellt im vorliegenden Falle einen Versuch namentlich auch nach der Richtung an, wie weit es möglich ist, auf dem im Allgemeinen nicht verbreiterten Körper der Schmalspurbahn die erheblich breiteren Gleise der Normalbahn mit völliger Betriebssicherheit zu legen. Bewährt sich die Methode, so hat der Fiskus in der Hauptsache nicht nöthig, bei den jetzigen und etwaigen späteren Umbauten neues Land für einen breiteren Bahnkörper anzukaufen; eine Menge schwieriger Expro- priationS- und Entschädigungsverhandlungen fällt weg. Bewährt sich die Methode nicht, so muß auch auf der Strecke Klotzsche-KönigSbrück noch neues Land ange- gekaust und der Bahndamm verbreitert werden. Der Umbau soll bekanntlich bis zum 1. April fertiggestellt werden; das scheint jedoch jetzt ungewiß zu sein, da in jüngster Zeit die Düngerexportgesellschaft in Klotzsche bei der nothwendigen Abgabe von Land Schwierig keiten erhob, so daß gegen dieselbe das immerhin langwierige Expropriationsoerfahren jedenfalls einge leitet werden muß. Schandau. Leider wird der Bau einer elektri schen Straßenbahn von hier bis zum Großen Wasserfall nicht zur Ausführung gelangen. Die be treffende Gesellschaft, die seiner Zeit die Konzession zum Bau erhielt, wird die von ihr hinterlegte Kaution einbüßen; diese fällt der Stadt Schandau zu. Aus der Sächsischen Schweiz. Interessante Klelterpartien sind an den letzten schönen Sonn tagen in unserer Bergwelt, hauptsächlich im Schramm- stein-Gebiete u:d dessen Umgebung, von eingeborenen und auswärtigen Bergsteigern auSgesührt worden. Unter Zuhilfenahme von Seilen rc. wurden sonst nicht zugängige und bisher wohl kaum jemals betretene Felsengebilde bestiegen. Waldheim. Kürzlich hat hier eine öffentliche Maurerversawmlung stattgesunden, in welcher der Agitator Paul aus Hannover über die Bedeutung der gewerkschaftlichen Maurerorganisation rekerirte. Dessen Rede muß hinreißend gewesen sein, denn wie jetzt von kompetenter Seite bekannt wird, mußte nach Beendigung der Rede ein großer Theil der 50 Erschienenen ge weckt werden. Borua. Obwohl die im Frühjahr d. I. hier abgchullene Bezirksausstellung vom Wetter wenig begünstigt war, hat diese doch ein recht gutes Resultat erzielt. Nach dem nunmehr vorliegenden Rechnungs abschluß betrugen die Ausgaben gegen 32000 Mk., die Einnahmen 38000 Mk.; eS verbleibt mithin ein Ueberschuß von 6000 Mk. Leipzig. Gellerts Grab, das sich auf dem alten Johannisfriedhofe an der Stelle befindet, die der Dichter bei Lebzeiten sich noch selbst zur Ruhestätte auserkoren hatte, soll nun bald verschwinden, da die irdischen Ueberreste des ehemaligen Lieblings der Leipziger Bevölkerung in die Johanniskirche übergesührt werden und dort neben den Gebeinen Sebastian Bachs ruhen sollen. Der Plan war schon vor 27 Jahren einmal ausgetaucht, wurde aber aus Anregung einfluß reicher Männer, namentlich von Universitätsprosefforen, wieder fallen gelassen. Auch diesmal findet der Vor schlag, so ehrend er für den Dichter der schönen Kirchen lieder und Fabeln ist, nicht allgemeinen Beifall, und eS ist nicht unmöglich, daß das Grab dennoch erhalten bleibt. ES ist mit einem eisernen Geländer umgeben und stets geschont worden, als die Gräber ringsum verschwanden. Markranstädt. Die hiesige Ortskrankenkasse gerieth voriges Jahr in Differenzen mit der hiesigen Apotheke bezüglich des Bezuges von Medikamenten, weil sie sich von ihr für überthcuert hielt, und traf Maßnahmen, die allgemein Kopsschütteln verursachten und auch seiner Zeit an dieser Stelle Erwähnung ge sunden haben. Unter Anderem veranlaßte der Vor stand die Kassenärzte mittelst Schreibens, sich soviel al» möglich bei dem Verschreiben von Arzneimitteln mit denjenigen Mitteln zu behelfen, welche auch außer halb der Apotheken verkauft werden dürfen und die Kassenmitglieder anzuweisen, diese Mittel nicht aus der Apotheke, sondern aus der Droguerte zu entnehmen. Dagegen erhob der Inhaber der Apotheke Widerspruch bei der künigl. Amtshauplmannschait und diese entschied nach gutachtlichem Gehör des Bezirksarztes, daß die von der Krankenkasse ihren Mitgliedern zu liefernden Arzneien nur aus der Apotheke entnommen werden dürfen. Ein bei der künigl. KreiShauptmannschaft dagegen eingelegter Rekurs seitens deS Vorstandes der Kaffe hatte negativen Erfolg, da der Drogist für die Beschaffenheit und Reinheit seiner Präparate Garantie nicht zu übernehmen brauche und in dieser Beziehung von Niemandem kontrolirt werden könne. Zschopau. Unser Etadtwappen, für welches eS bisher an Unterlagen fehlte, ist jetzt nach heraldischen Grundsätzen und geschichtlichen Traditionen festgestellt worden; dem hiesigen Rathe ist eine Farbenskizze des Wappens zugegangen. Dieses enthält in blauem Felde drei gleich große goldene rolhbedachle Thürme auf goldgezinnter Mauer mit offenem Thor; die Stadt hat.Gold (bez. Gelb) oben und Blau unten als Fahnen streifen zu führen. Zschopau. Der hiesige „Städtische Verein" hatte auf Anregung der Vereinigung hiesiger Gast- und Schankwirt he an den Stadtrath daS Gesuch gerichtet, unsere beiden Jahrmärkte — anstatt wie bisher von Montag früh bis Dienstag Mittag — am Sonntag Mittag beginnen zu lassen und am Montag Abend zu schließen, und gleichzeitig den Herbstmarkt auf den alten Termin zurückzuverlegen. Betreffs diese» Ge suchs hat aber der Stadtr. th nach eingeholtem Gut achten seitens des Kirchenvorstandes keine beifällige Entscheidung zu fassen vermocht. Crottendorf bei Annaberg. Ueber diesjährige ZuchtsiationSergebniffe und Kreuzungsversuche (Langshan mit Minorka) hat sich der Sachverständige, Kramer-Dresden, so befriedigend ausgesprochen, be sonders über die in Annaberg und Scheibenberg, so daß die Gewährung weiterer sofortiger Beihilfen vom Staate nicht ausgeschlossen erscheint. Neue Stationen sind errichtet in Annaberg (Pekingenten und schwarze Italiener) und Steinbach. Ehrenpreise waren für Annaberg gestiftet worden: l Tafelaufsatz und 3 Dip lome (KreiLverein), 3 Diplome und 5 Mk. (Landes verband), 6 Mk. von Hauptmeper-Hannover, 15 Mk. von der Stadtgemeinde, 2 Gegenstände (Annaberger Verein) und 5 Mk. vom Fabrikant Wachter-Crottendorf. Schwarzenberg. Im Raschauer Staatsforstrevier befindet sich ein altehrwürdiger Baumriese, die„Schmied- loch-Tanne". Der Jahrhunderte alte Baum mißt l Meter über der Erde etwa 6 Meter im Umsang. Obgleich der Stamm so hohl ist, daß mehrere er wachsene Personen bequem darin stehen können, ist der Baum noch sehr kräftig. Der hiesige Erzgebirgsverein hat im Interesse der Touristen den Weg nach der stolzen Tanne von Pöhla aus genau martirt. Eibenstock. Zum Zwecke der obligatorischen Fleischbeschau haben die hiesige Gemeinde und einige Ortschaften einen Verband gegründet, der auch die Genehmigung der Kreisregierung gefunden hat. Zwickau. Im sogenannten Knappengraben in unmittelbarster Nähe der Stadt, jenseits der Mulde, hat jetzt der hiesige Erzgebirgsverein mit Genehmigung der Besitzer dieses großen Grundes Spazierwege mit mehreren Brücken rc. Herstellen lassen. Dieser Grund bildet nunmehr eine Sehenswürdigkeit unserer Stadt. — Der Militärvereinsbezirk Zwickau umfaßt jetzt 105 Vereine mit 350 Ehren- und 10277 außer ordentlichen bez. aktiven Mitgliedern. Zwickau. Gutsbesitzer August Barth in Stenn hat in diesem Jahre ein Versuchsfeld für Rüben- und Kartoffelanbau unterhalten und hierbei mit 5 Sorten Rüben und 12 Sorten Kartoffeln günstige Resultate erzielt. Schneeberg. Das im Juni hier abgehaltene WettinbundeSschießen hat mit einem Ueberschuffe von etwas über 200 Mk. abgeschloffen. Oberwiesenthal. Unsere Gegend, in der die Kartoffelernte immer noch nicht ganz beendet ist, ist in diesen Tagen bereits in eine Schneelandschast verwandelt worden. Klingenthal. Ein hiesiger Fabrikant hatte dieser Tage nicht nur 20 Mk. Strafe zu zahlen, weil er einen Arbeiter nicht rechtzeitig zur Krankenkasse angemeldet hatte, es fielen ihm auch die Wieder herstellungskosten des inzwischen erkrankten Arbeiters in Hö-:e von 128 Mk. 80 Pfg. zur Last. BoigtSberg bei Oelsnitz im Vogtl. Vor etwa 14 Tagen löste sich der hiesige Mililärverein wegen der Konsumvereinsfrage auf. Kurz darauf gründete sich aber wieder ein neuer Mililärverein am hiesigen Orte, welcher bereits g gen 30 Mitglieder zählt. Der neue Verein wird KönigStreue und Vaterlandsliebe als erste Aufgabe betrachten. Schönheiderhammer. Das seit dem Jahre 1563 urkundlich erwähnte Hammerwerk Schönhetder- hammer, daS seit dem Jahre 1827 der von Quer- surthschen Familie gehört, bereitet neben seinen kunst voll verzierten eisernen Oefen und emaillirten Geräthen I jetzt Oefen, die durch prächtige Metallsalben in schönen I Mustern einem jeden Zimmer zur Zierde gereichen. Die Farben und Muster der Oefen lasse« sich mit der Tapete d«S Zimmer» in Einklang bringe«. Reuerding» erzeugen die Eisenhütten und Emaillirwerke des Herrn Karl Edler v. Querfurth auch amerikanische Dauer brandöfen, die nur geringe Unterhaltungskosten ver ursachen, weil sich in ihnen auch ganz geringwerthiger Koks verwenden läßt. A«S dem Vogtland«. Dank der Förderung» welche die Königlich sächsische EtaatSregierung durch den landwirthschaftltchen Kreisverein im Vogtlande dem Flachsbaue angedeihen läßt, ist derselbe auch in diesem Jahre bet uns wieder stärker betrieben worden, als 1895, und wenn auch die heurige Witte rung der Einerntung dieser Feldsrucht ebensowenig günstig war, wie den Getreidearten und Futterkräutern, so ist doch von einer Entmuthigung der Flachsbauer nirgends die Rede gewesen. Wenn auch die russischen Ostseeprovinzen immer noch den deutschen Flachsbau gegenden erhebliche Konkurrenz bereiten, so ist doch die Einfuhr von Flachs in den letzten zehn Jahren etwas zurückgegangen : von 65185 Tonnen im Werthe von 34 Millionen Mark auf 54494 Tonnen im Werthe von gegen 30 Millionen Mark. In dem gleichen Zeiträume stieg die Einfuhr von Hanf von 40308 auf 44367 Tonnen und eS find für da» letztere Quantum über 20 Millionen Mark ins Ausland ge schickt worden. Bei der letzten im Vogtland« auf genommenen Bodenstatistik wurden im Bezirke der König!. Amtshauptmannschaft OelSnitz 64,45 Hektar, Plauen 72,83 Hektar mit Flachs bebaute Fläche fest gestellt. Im gegenwärtigen Jahre dürften die Flachs felder hier auf gegen 200 Hektar angewachsen sein. Aut dem Vogtland». Leider hat dieses Jahr nur ein Theil der Grummeternte geborgen werden können, weshalb wir noch überall auf Wiesen und Feldern schöne Grasflächen erblicken. Dauert es noch einige Zeit, ehe der Winter seinen Einzug hält, so geht das klüftige und saftige Gras nicht ganz verloren, weil hier die Rittergutsbesitzer und viele Fleischer an sehnliche Schafherden haben, die nun fette Weiden finden. Gewissermaßen kommt der Vortheil jedermann zu gute, weil es dann gutes und billiges Schöpsen fleisch giebt. Tagesgefchtchte. Berlin. Bei der Eröffnung des preußischen Landtags am 20. November werden im Abgeord netenhause die Fraktionen in folgender Parteistärke antreten: Konservative 138 (am Schluffe der letzten Tagung 141), Cenlrum 94 (Ende voriger Session 94), Nationalliberale 87 (87), Freikonservative 61 (61), Polen 18 (17), freisinnige Volkspartei 14 (14). freisinnige Vereinigung 6 (6), bei keiner Fraktion 11 (10). Erledigt sind vier Mandate. — In Bezug auf die Konvertirung der vier v. H Reichs- und Staatsanleihen ist bisher die Frage über die gesetzlich festzulegende Frist, innerhalb welcher eine weitere Konversion der 3'/, v. H. in eine 3 v. H. Anleihe nicht stattfinden soll, noch nicht endgiltig ent schieden. Wie die „Berl. Börsenztg." hört, ist jetzt bestimmt, daß sowohl im Reich wie in Preußen diese Frist auf acht Jahre festgesetzt werden soll. — Ueber die deutsche Streikbewegung im Jahre 1895 wird von oer „Generalkommisston" eine statistische Zusammenstellung veröffentlicht. Man er fährt daraus, daß 1895 im Ganzen 204 Streiks statt gefunden haben, an denen 14032 Personen belheiligt waren und die (außer den Verlusten durch LohnauS- fall) die enorme Summe von 424913 Mk. Kosten verursacht haben. DaS Ausland hat diesmal, da eS sich nicht um Streiks in Gewerben, die bei dem inter nationalen Wettbewerb hervorragend in Betracht kommen, gehandelt hat, nur wenig — nämlich 2994 Mk. — beigesteuert. Die erwähnten Streiks zerfielen in 94 Abwehr-, 110 Angriffsstreiks. Von den Erstgenannten waren 30 erfolgreich, 12 theilweise erfolgreich und 50 erfolglos; von den Letzterwähnten erzielten 57 einen vollen, 18 einen thsilweisen und 25 keinen Erfolg. Seit dem Jahre 1892 find die Streiks in fortwährender Zunahme begriffen und wie die Andeutungen auf dem letzten sozialdemokratischen Parteitage und in der Presse ergeben, wird im nächsten Jahre da» Streiken einen noch viel gröberen Umsang als bisher annehmen. 1892 sanden 73; 1893 116; 1894 131; 1895 204 Streiks statt. Im Jahre 1892 streikten 3022, 1890 aber 14032 Personen; 1892 betrug die Gesammtdauer der Streiks 507, 1895 aber 1030 Wochen, und während im Jahre 1892 durch die Ausstände eine Ausgabe von 84638 Mk. verursacht war, betrug diese im Jahre 1895 424 231 Mk. — Eine Anzahl Männer aus Gotha wendet sich- an das deutsche Volk mit der Bitte, an den Reichstag eine Petition über das Duellwesen und die Mili tärgerichtsbarkeit zu richten, in der das Reichs parlament gebeten wird, dahin zu wirken, daß der am 21. April d. I. einstimmig von ihm gefaßte Be»