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ltnnä" int wöchentlich drei mal: Dienstag, Doimers- laa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 4L Pfa. Einzelne Nummern K Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- tznserat« , Welch« 5ei der »«deutenden Auflage de« BlattrS eine sehr wirk same Verbreitung stnden, werden mit 10 Psa. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtsettigem „Jllustrirten Unterhaltnng-blatt". Mit land- «nd hauiwirthschastlicher Monat-beilagr. Nr. 123. -Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 21. Oktober. Heute wurde im hiesigen Rathhaussaale von Vormittags 10 Uhr an vie diesjährige Diözesan-Versammlung abge halten, die außer von verschiedenen Ehrengästen und 4 Kirchenpatronen von 120 Mitgliedern, mithin sehr zahlreich, besucht war. Nach gemeinschaftlichem Ge sänge und einem von dem Herrn Sup. Meier hier gesprochenen Gebete wendete sich derselbe mit einer auf 1. Cor. 16, 13 gegründeten Ansprache an die Er schienenen, worin er unter Berücksichtigung des Haupt- vortragS aus den inneren Schmuck des Christen herzens hinwieS, der namentlich auch dem Diener am Worte und den Kirchenvorständen nicht fehlen dürfe. Das erste seiner drei Hauptstücke sei „die Wachsam keit", die ein Tagesleben in christlicher Liebeslhätigkeit führe und gegenüber den Feinden der Kirche (Rom — Sekten — Unglaube) auf dem Posten stehe, aber auch Acht habe auf das eigene Haus und Leben. Das zweite Stück sei „das Stehen im Glauben" an den dreieinigen Gott, gemäß der Bekenntnißschriften und Lieder unsrer lutherischen Kirche, und das dritte heiße „männlich und stark sein"; denn gereisten Männern zieme wohl das Wissen, aber mindestens ebenso sehr ein furchtlos bekennender Glaube und betendes Gott vertrauen. „Der Herr wolle aus Gnaden uns immer geschickter machen, dieser apostolischen Mahnung zu folgen" — also schloß der Herr Vorsitzende seine An sprache, deren herzgewinnender, aber auch gewissen- schärfender Ton, wie ja nicht anders zn erwarten war, einen tiefen Eindruck auf die ganze, von ihr geradezu ergriffene Versammlung machte. — Daran schloffen Ach die Mittheilungen des genannten Herrn über mancherlei Aeußerungen deS kirchlichen Lebens inner halb unserer Ephorie, welche zwei einstimmig ange nommene Anträge veranlaßten; den einen des Herrn P. Büttner in Lauenstein, auf nächstes Jahr einen orientirenden Vortrag über den Kirchenchor-Verband anzusetzen, und den anderen vom Herrn P. MöbiuS an Döbra, dahin vorstellig zu werden, daß Niemand ^n öffentlichen Tanzstunden Theil nehmen dürfe, der nicht mindestens ein volles Jahr zuvor aus der Schule entlassen sei, welchem Anträge der als weltlicher Co- ,Inspektor mit anwesende Herr AmtShauptmann vr. Uhlemann eine wohlwollende Berücksichtigung in Aus sicht stellte. Hierauf folgte der Hauplvortrag des Herrn Diak. Büchting hier über die Frage: „Wie schmücken wir daS Innere unserer Gotteshäuser?" Zunächst wies er die Berechtigung und Nothwendig- .keit ihres Schmuckes nach und aruppirte sodann seine Ausführungen um die beiden Unterfragen: „Welchen Schmuck verlangt im Allgemeinen unser Gotteshaus «als ein Bethaus und welchen sein innrer Ausbau?" Den überaus reichen Inhalt an dieser Stelle wieder zugeben, würde zu weit führen. Alle Zuhörer zollten für den so gründlichen und anregenden Vortrag wärm sten Dank, wie denn auch der eigens dazu hergekom mene Herr Kirchenbaumeister Quentin in Pirna sich bahin äußerte, daß die Behandlung eines solchen Thema in eine bewährtere Hand nicht hätte von dem Herrn Vorsitzenden gelegt werden können. Eine längere Debatte konnte sich der Natur der Sache nach nicht anknüpsen, und so wurde um 1 Uhr die Versammlung mit Gesang und Gebet geschloffen, worauf sie sich in corporo in den Gasthof „zum Stern" verfügte zur Besichtigung der dort arrangtrten Ausstellung für kirch lichen Schmuck, wie sie in solcher Pracht und Reich haltigkeit bisher noch niemals hier gesehen worden . und die für die Arbeit-- und namentlich auch Opfer freudigkeit unsrer beiden Herren Geistlichen ein neues glänzendes Zeugniß abgelegt hat. — Wir wollen nicht verfehlen, auch an dieser Stelle nochmal- zu zahlreichem und pünktlichem Be isuche der am nächsten Sonntag früh stallfindenden Uebung der hiesigen Pflichtfeuerwehr aufzufordern. Sonnabend, den 24. Oktober 1896. — Die Gewinnliste der Serie II. der Dresdner Ausstellungslotterie liegt zur Einsichtnahme in unserer Expedition aus. Großölfa. Hier ist wohl allenthalben die Kar toffelernte beendet und dürfte dieselbe als eine gute Mittelernte zu bezeichnen sein. Schwarze Kartoffeln gab es wohl im Durchschnitt nicht so viel als man im Voraus befürchtete, doch waren in Folge zeitigen Absterben des Krautes, die Knollen nicht so vollständig ausgebildet und daher nicht so groß wie andere Jahre. — Sonnabend Abend hält der hiesige landwirthschaft- liche Verein seine erste Winteroersammlung ab. — Bei der begonnenen Jagdsaison sei allen den Herren, welche dem edlen Watdwerk nachgehen, die Mahnung ans Herz gelegt, Vorsicht beim Schießen zu üben in nächster Nähe von Gespannen. Ein Unglücksfall im benachbarten Kreischa hat gelehrt, wie sogar Menschen leben in Folge dieser so ost an den Tag gelegten Rücksichtslosigkeit gefährdet sind. Dresden. Am 21. und 22. Oktbr. beschäftigte sich die evang.-luth. Landessynode mit dem mit Erlaß 6 vorgelegten Bericht über den Zustand der Landeskirche. In der sich anschließenden Debatte wurden Anträge nicht gestellt. Freiberg. Am 21. Oktober wurde Rechtsanwalt und Notar vr. Schröder in Crimmitschau mit 20 von 36 abgegebenen Stimmen zum Bürgermeister gewählt, gegen 15 Stimmen, welche auf vr. Bertram in Mühlhausen in Thüringen fielen. Pirna. In unserer Schulbaufrage liegt nun mehr die allseits mit Spannung erwartete ministerielle Entscheidung vor. ES lautet dieselbe zu Gunsten der Wahl des Platzes an der Nikolaistraße, für den sich neuerdings die Stadtverordneten verwendeten, während der Rath bekanntlich bei dem Platze neben dem Kgl. Seminar stehen geblieben war. Als maßgebend er wiesen sich in dieser Beziehung besonders Gründe finan zieller Natur, indem der ersterwähnte Platz durch den erforderlichen Hinzukauf zweier Hausgrundstücke ziem lich theurr wird. Andererseits läßt sich aber auch wieder nicht in Abrede stellen, daß die Abneigung gegen den zweiten, billigeren Platz sich in weiteren Kreisen mehr und mehr steigert. Schandau. Wie hier bekannt geworden, hat eS sich abermals zugetragen, daß durch unvorsichtiges Hantiren mit einem Revolver ein Menschenleben ver nichtet wurde. In Kleinbocken bei Tetschen saßen die Kinder des verstorbenen Hausbesitzers H. beim Abend essen, eine Tochter und zwei Söhne, während der dritte, welcher kürzlich seine Militärpflicht beendet hatte und nach Hause zurückgetehrt war, sich noch auf dem Hose etwas zu schaffen machte. Er kam mit den Worten: der Revolver will nicht loSgehen I zur Thür herein, schritt an den Tisch heran und warf seine Waffe auf den Tisch. Der Ausschlag der Schußwaffe bewirkte deren Entladung und drang das Projectil dem jüngsten Bruder mitten durchs Herz. Der andere stellte sich sofort dem Bezirksgericht Tetschen. Meißen. In der Thalstraße machte sich dieser Tage ein junger Mann den Spaß, einen Hund, welcher auf dem Fensterbrett lag und durch ein Parterrefenster sah, so zu necken, daß derselbe in volle Wuth kam und zähnefletschend immer mit dem Kopse an das Fenster stieß. Als jedoch Jemand ins Ztsnmer trat, sprang der Hund vom Fensterbrett herunter und war wie der Wind zur Thüre hinaus. Der übermüthige junge Mann wollte sich schleunigst entfernen, hatte aber die Rechnung ohne den Hund gemacht; dieser war schneller als er und rächte sich für die Neckerei durch einen kräftigen Biß in die rechte Wade und Zerreißen der Unaussprechlichen. Nunmehr wollte der Verletzte Ansprüche an den Hundebesitzer stellen und drohte, da dieser sich zu keiner Entschädigung herbei- lieb, mit Klage. Dieselbe wird natürlich zu seinem Ungunsten verlaufen, da 8 1564 de» Bürgerlichen 62. Jahrgang. Gesetzbuches ausdrücklich vorschreibt: „Hat der Be schädigte durch Reizen des HauSthiereS oder durch eigene Unvorsichtigkeit den Schaden veranlaßt, so kann er keinen Schadenersatz fordern." Lommatzsch. In gemeinschaftlicher Sitzung der städtischen Kollegien ist beschlossen worden, daß das hier zu errichtende Kriegerdenkmal feinen Standort auf dem Marktplatze, und zwar gegenüber dem Hause des Gerbermeisters E. Mittag, erhalten soll. Die Enthüllung wird voraussichtlich am 22. März n. I., dem 100. Geburtstage des hochseligen Kaiser-Wilhelm!, stattfinden. Leipzig. Am 21. Oktober wurde eine gemein schaftliche Sitzung des RatheS und der Stadtverordneten abgehalten, in welcher über das Konkurrenzausschreiben für den hiesigen Rath Haus n eubau verhandelt wurde. ES sind fünf Preise in Höhe von 12000, 8000, 5000, 3000 und 2000 Mk. für die besten Entwürfe ap»- gesetzt; außerdem behält sich die Stadt vor, weitere Entwürfe für je 1502 Mk. anzukaufen. Die Bau kosten sollen 4H Mill. Mk. nicht überschreiten. AuS den Detailbestimmungen ist von besonderem Interesse, daß der Thurm der alten Pleißenburg nicht erhalten zu werden braucht. In der erwähnten Raths- und Stadt» verordnetensitzung wurde u. a. der Antrag Lange (Zu lassung auch nichtdeutscher Architekten zur Konkurrenz) mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Antrag, betr. den Einbau eines Festsaales fand gegen 9 Stimmen Genehmigung. Das ganze Preisausschreiben wurde darauf gegen acht Stimmen angenommen; dagegen stimmten nur die Sozialdemokraten. Treuen. Eine seltsame Ueberraschung wurde vor einigen Tagen dem Ktrchenvorstand hier zu Theil durch ein von Zwickau abgesandtes, 8 Centner schweres Frachtgut. Der Frachtbriek giebt als Inhalt „Uhren- theile" an. Vcrmuthlich hat, da vom Kirchenvorstande keine derartige Bestellung gemacht ist, ein noch unbe kannter Wohlthäter der Kirche eine neue Thurmuhr geschenkt. Falkenstein. Die „trüben Erfahrungen", welche die hiesigen Sozialdemokraten bei den Stadtoer ordnetenwahlen der letzten Jahre gemacht haben, scheinen denselben die Lust an der Betheiligung zu diesen Wahlen gänzlich vereitelt zu haben. Der hiesige sozial demokratische Arbeiterverein hat die Meinung zu er kennen gegeben, daß in diesem Jahre von einer Be theiligung an der Stadtverordnetenwahl in Folge der gemachten „trüben Erfahrungen" der letzten Jahre ab gesehen werden soll. Ein Beschluß wurde noch nicht herbeigeführt. Seit der Einführung de- Kloffenwayl- systems bei den Stadtverordnetenwahlen ist den Sozial demokraten die Macht gebrochen. Zwickau. Der Sträfling Bäcker Werner, welcher am 30. vor. MtS. dem Polizei - Wachtmeister Wiede mann aus Zwickau in Bremen auf dem Wege vom Bahnhof zum Gerichtsgesängniß entfloh, ist in Bremen verhaftet worden, Derselbe wird durch einen Zwickauer Schutzmann von Bremen abgeholt und in die Straf anstalt Zwickau wieder eingeliesert werden. Bekannt lich war Polizei-Wachtmeister Wiedemann aus Gram über da» gehabte Mißgeschick freiwillig aus dem Lehen geschieden. (Fortsetzung deS Sächsischen in der Beilage.) Tagesgeschichte. Berlin. Der Präsident de» Reichstages, von Buol, setzte auf die Tagesordnung der ersten Sitzung am 10. November die Berathung deS Gesetzentwürfe», betreffend die Aenderung und Ergänzung deS Gericht»» versaffungSgesetzeS und der Strafprozeß-Ordnung. — Die Vertagung de« Reichstages erreicht zwar am 10. November ihr Ende, doch ist nicht wahr scheinlich,. daß der Reichstag früher zur Wiederauf nahme seiner Arbeiten zusammenkommt, als der preu-