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lokales und Sä<8kf<kes. Dippoldiswalde. In geschloffenen Reihen mit Liederschall marschirten nach geschloffener UebungS- stunde Donnerstag Abend unsere Turner nach dem VereinSlolale um daselbst in einer Nachfeier, an welcher auch die Mitglieder der Müllerschüler-Riege Theil nahm, den Eedantag festlich zu begehen. Nach Verklingen von „Deutschland über Alles" hielt der Vorsitzende, Herr Etdner, den Festvortrag, welcher selbst getragen von tiefer Begeisterung ebenso die Helle Begeisterung in den alten und jungen Herzen mächtig anfachle. Eie gab sich besonders kund in dem vom Festredner am Schluffe seines Vortrages auSgebrachlen „Gut Heil" auf Kaiser und König, in welches man jubelnd einstimmte und im feurigen Gesang von „O Deutschland hoch in Ehren!" welcher unmittelbar darauf angestimmt wurde. Nachdem Herr Streblow dem Vortragenden den Donk der Versammelten aus gesprochen, von Herrn Schröter des Alten im Sachsen walde, des Fürsten Bismarck und von Herrn Jänichen all der tapferen Söhne des deutschen Vaterlandes, die 1870 auf Frankreichs Boden kämpften und für ihr Vaterland bluteten, gedacht worden und manches Patriotische Lied „gestiegen" war, endete die zu Aller Zufriedenheit verlaufene schöne Feier. Der Forderung des Festredners, daß der Sedantag in einem Turn verein fort und fort als patriotischer Festtag in erster Linie mit gefeiert werden müsse, können wir nur voll und ganz beistimmen mit dem Wunsche, daß auch unser Turnverein diesen Tag nie vergessen möge. — Es war ein glücklicher Gedanke, am Abende des SedantageS ein Concert zu veranstalten, und man muß eS Herrn Musikdirektor Jahn unumwunden zugestehen, e: versteht eS, für die Stimmung seiner Eoncertbesucher den rechten Ton anzuschlagen. Dafür findet er aber auch allseitige Anerkennung, wie an der Mittwoch der vollbesetzte, geräumige Saal der „Reichs krone" von Neuem bezeugte. Schon die erste Nummer deS Programmes .blarodo wilitairo' von Schubert, die geradezu vorzüglich gespielt wurde, führte das Publikum in den militärisch-patriotischen Gedanken kreis deS ganzen Programmes ein, dessen Centrum durch die beiden Eilcher'schen Volkslieder „Zu Straß burg auf der Schanz" und „ES geht bei gedämpfter Trommelklang" nach dem 1870 noch zu Frankreich gehörenden, aber von den Deutschen heiß zurückersehnten Elsaß-Lolhringen versetzt wurde. Mit Innigkeit und Hingabe wurden beide Lieder vom Männergesangverein vorgetragen. Schade, daß durch irgend welches Miß- verständniß, durch die verschiedene Tonart der Anfang des zweiten Liedes schwankte. In Anbetracht des Tages schlug nun der JdeenkreiS seine Bogen nach Frankreich hinein bis Sedan, dessen Schlachttag im Ä. Theile des Programme- durch ein Melodram ver herrlicht wurde^ Eingeleitet durch den Choral „Wachet auf! ruft uns Stimme", begleitet von Instrumental musik, führt ünS der Dichter Felix Dahn gleichsam al» Zuschauer den Gang der Schlacht und verschiedene Einzelbilder aus derselben vor, huldigt dem König Wilhelm I. als Kaiser und schließt mit einem Heil auf Deutschland. Durch die Anwendung des Stab reims wirkte die Deklamation, von Herrn Hilfslehrer Mehnert mit feuriger Begeisterung und weithin schal- Lender, vernehmlicher Stimme oorgetragen, veranschau lichend unk packend, und wurde dteselbe aufs Günstigste irnd Kräftigste unterstützt durch Gesänge de- Männer gesangverein« und durch Orchestermusik von Stein häuser. Am Schluffe lohnte ein nicht endenwollendes Bravorufen di« Aufführung. Wie blitzten die Augen der anwesenden Veteranen vor freudiger Erinnerung, «nd al« Herr Stadtrath Reichel in Anbetracht der -Feststimmung zum Absingen der „Wacht am Rhein" auffordert«, durchbrauste den Saal «in hundertftimmiger ästesang, in den natürlich die Töne der Kapelle sofort «tnfieleu. E« war eine Sedanseier, wie sie schöner Picht gedacht werde» kann. „Mei-erttz.-efinng" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Haften, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bet der bedeutenden Auflage des Blatte» «in« sHr wirk sam« Berbreitunastnden, »«den mit M Pfg. dte Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. Ta bellarisch« uNd cottchlieir« Inserat« mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, jm redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmann schäft, das Königliche Amtsgericht und dm Ktadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem »Lllustrirte» UulerhattungSblatt". Mit land- mW hanSwirthschastlicher MonatSbeün-e. Nr. 102. Sonnabend, den 5. September 1896. 62. Jahrgang. — Zur gegenwärtigen Obstzeit sei wiederholt die Mahnung an das Publikum gerichtet, Obstreste, Schalen Kerne und Stiele nicht auf die Fußsteige zu werfen, da bekanntlich durch daS achtlose Wegwersen derartiger Ueberbleibsel schon viele Unfälle herbeigeführt worden sind. Auch wolle man die Obstdüten an sich nehmen und nicht auf den Straße» liegen lassen. Mit Recht wird e» unablässig gerügt, daß derartige Rücksichts losigkeiten auf den beliebtesten Ausflugsorten vorkommen. Kreiscka. Die Diphtherie, welche seit fast einem Jahre in Kreischa, Lungkwitz und Wittgendorf auftrat, scheint nun doch endlich zu weichen, wenigstens find in den letzten 14 Tagen keine neuen Erkrankungen in hiesigem Orte bekannt geworven. Leider hat die Krank heit zahlreiche Opfer gefordert und in Lungkwitz mußte sogar die Schule geschloffen werden. Uederhaupt ist die Sterbltchieit in hiesiger Kirchengemeinde sehr groß. Sind doch in den ersten 8 Monaten deS JahreS 18S6 nicht weniger als 14 Kinder im Alter von 3—10 Jahren gestorben, darunter 8 Schulkinder. — Am Montag, Nachmittags, hat ein Radfahrer einen 7jährigen Schulknaben überfahren. Der Kleine hat eine Verletzung am Kopfe davongetragen und ist noch krank. Der rohe Mensch ist weitergesahren ohne sich um das Kind zu kümmern und sein Name ist leider nicht bekanntgeworden. Ueberhaupt werden die Epapiergänger oftmals durch Radfahrer belästigt, in dem diese im schnellsten Tempo einherrasen oder durch die Ortschaften fahren, ohne die Lenkstange gefaßt zu haben. Solche Fahrer bedenken nicht, daß sie das Leben und die Gesundheit Anderer bedrohen. Poffendorf. Beim hiesigen König!. Standesamts sind im verflossenen Monat August 4 Aufgebote, 2 Eheschließungen, 15 Geburten, darunter 8 männl., 7 weibl., 4 uneheliche; S Todesfälle, darunter 3 erwach sene Personen, o Kinder, 1 Todtgeburt, registerirt worden. Rehefeld-Zaunhau«. Da» Kinderfest, welches Ihre Majestät die Königin alljährlich den Kindern hiesiger Schule giebt, fand vorigen Dienstag statt und gestaltete sich, da Ihre Majestät zum 25. Male hier Einkehr hielt, zu einem besonders schönen Akte. Nach dem die Kinder mit Gesang in den Schloßhof ein marschiert waren und daselbst Ausstellung genommen hatten, stimmten sie ein vom hiesigen Lehrer verfaßtes BegrüßungSlied an. Hierauf lud Ihre Majestät ein, an den reichgedeckten Tafeln Platz zu nehmen. Die Kinder fanden hier so reichlich aufgelegt, daß, nach dem sie sich an Kaffee und Kuchen gütlich gethan hatten, auch noch den Ihrigen ein Theil zugesprochen werden konnte. Von den hiernach entririen Bewegungs spielen fanden das „Sackspringen" der Knaben und „Topsschlagen" der Mädchen, sowie der „Musikant" den Beifall der Hofgesellschaft. Die Sieger in diesen Spielen durften an aufgestellten Tischen unter auSge- lesen schönen Geschenken auswählen. Als zum Schluffe auch den sehnlichsten Blicken der Kleinsten am Zaune entsprochen worden war, verließen die Kinder gegen Abend, nachdem sie durch ein dreifaches Hoch auf die edle Geberin dem Gefühle ihrer Dankbarkeit genügt hatten, schwerbepackt den Festplatz, um den Angehörigen daheim von der Güte der Königin zu erzählen und sie in ihrem Nachtgebet einzuschließen. Laueustei». Jm Deckengemälde de» AltarraumeS im hiesigen Gotteshaus« find alte Malereien — Fresken — entdeckt morde». Die Kommission für Erhaltung der Kunstdenkmäler Sachsen» besichtigte die selben eingehend und bezeichnete sie der Erhaltung bez. Wiederherstellung äußerst werth und will sich für Schaffung der nöthigen Geldmittel verwenden. Mit der Bloßlegung der werthvollen Gemälde ist sofort begonnen worden. Dresden. Nachdem im Laufe de» 3. September alle'Fürstlichkeiten zur Theiluahme an der Parade in Dresden angekommeu wqrea, lief Abends -/,7 Uhr der Hofzug deS Kaisers unter brausenden Hochrufen der Menge in dte Halle deS Leipziger Bahnhof«» ein. Sobald der Zug hielt und der Kaiser den Wagen ver lassen hatte, eilte König Albert auf den hohen Gast zu und begrüßte ihn auf da» herzlichste. Hieran schloß sich die Begrüßung des Kaiser» durch die Prinzen de» Königlichen Hauses, sowie die bereits hier ein- getroffenen fremden Fürstlichkeiten, die Herren Staats« Minister und die Spitzen der Staats» und städtischen Behörden. Nachdem sich di« höchsten Herrschaften nach dem Königssalon begeben hatten und man hier einige Minuten verweilt hatte, schritt der Kaiser die Front der Ehrenkompagnie ab, worauf letztere destlirte. Hierauf bestieg man die Hofwagen, um sich nach dem Residenzsckloß zu begeben. Der Weg führte durch die Antonstrabe nach dem Albertplatz an der Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge vorübrr. König Albert saß an der Seite seine« erlauchten Gaste». Der Mittelweg der Hauptstraße war zu einem prächtig geschmückten Festwege umgestaltet worden. Am Ende desselben wehten von den monumentalen Fahnenmasten die Riesenflaggen in den deutschen und sächsischen Landesfarben und zu beiden Seiten de» Wege» waren Hunderte von Fahnengruppirungen aufgestellt. Brau sende Jubelrufe begleiteten auch hier dte Wagenreihe. Die altehrwürdige AugustuSbrücke hatte ebenfalls Kaiser- und König-schmuck angelegt. Die Brücke selbst war für jeden Verkehr gesperrt. An dem Schloß platz vorüber ging die Fahrt nach der Westseite de» Schlaffes, nach dem Weltinobelisken zu. Von dem Schlosse über dem Teorgenthor wehte die Hausflagge der Wettiner. Am Obelisken angekommen, verließen die Herrscher den Wagen und, nachdem auch die Suiten Ausstellung genommen, schritt der Kaiser die Front der Ehrenkompagnie ab, welche da» Grenadierregiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" ge stellt hatte. Zu Fuße begaben sich sodann die Mo narchen, die Fürstlichkeiten und die hohen Militärs und Behörden durch daS Eüdportal deS Schlosses, um nach dem Vestibüle des ResidenzschioffeS zu ge langen. Hier hatte der Königliche Große Dienst Ausstellung genommen, um die Monarchen und Fürst lichkeiten u. s. w. auf das ehrfurchtsvollste zu be grüßen, worauf der Ausstieg nach den Empfangssälen erfolgte. Abends 8 Uhr fand im Epiegelsaale de» ResidenzschioffeS ein 8oupsr on kamills statt, während zu gleicher Zeit im Hotel Bellevue eine zwangslose Vereinigung für die Suiten und sonstigen militärischen Gäste arrangirt war. — Am Donnerstag früh gegen 9 Uhr fuhren der Kaiser und der König, sowie die übrigen Fürstlich keiten , militärischen Gäste, Gefolge rc. mittelst Hof- zugeS zur Parade nach Zeithain, die auf da» Glänzendste verlief. Nach einem Jmhiß, der nach der selben in einem vom KriegSmrnisterium an der interi mistischen Haltestelle bet Bahnhof Röderau errichteten Zelte eingenommen wurde, fuhren sämmtliche Herr schaften von Röderau nach Dresden zurück. Die Ab fahrt zum Paradediner in Meißen erfolgte Abend» V«6 Uhr, die Rückkehr von da '/ilO Uhr. — Nachdem durch den ReichShauShaltS-Etat für 1896/97 dem sächsischen Armeekorps die genügenden Mittel bewilligt waren, hat man seit dem April d. I. auch in Sachsen gemäß dem Beispiele Preußen» dte Anfertigung de» Schuhwerk« für die Truppe», die früher feiten» der einzelnen Truppentheile in Eelbstbewirthschaftung erfolgte, dem BekleidungSamte übertragen. Eine große Schuhmacherei für da» Ar meekorps ist in» Leben gerufen. Jm Anschluß an hiese Maßnahmen hat sich jetzt in Dresden auf Ber- anlaffflng de« Känigt. sächs. Krieg-ministertumS eine „Serberei-Bereinigung für Heeretdedars" konstituirt, deren Satzungen den in Preußen schon vielfach üblichen nachgebildet sind. Wie noch in Erinnerung sein wiro, haben die Serbtrei-Vereinigungen, wie sie in Berlin, Hannover u. s. w. schon lange bestehen, in der letzte»