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„Wet-eritz. Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie vie Agenten nehnien Be stellungen an. Wchmtz -MW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 1V Pfg- die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Hmi-Hsaif für die Königliche Amishauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht nnd dm Stadtrath zit Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Ithllt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Unterhalt« ng-blatt". Mit land- «nd hauSwirthschastlicher Vi-natSbeilag-. Nr. 89. Donnerstag, den 6. August 1896. 62. Jahrgcmg. akokaks «nd Sächstsches. Dippoldiswalde. Ein Hebeschmauß nach allen Regeln der Zunft wurde am Montag an dem Neubau der Reichelschen Strohhutfabrik gefeiert. Bei klingen dem Spiel zogen die Gewerken auf, die blanken Winkeleisen und Aexte mit bunten Bändern geschmückt, und trugen den großen, mit verschiedenen Geschenken aufgeputzten Hebebaum auf das Sparrwerk. Nach dem Absingen deS DankeSliedeS „Nun danket Alle Gott" ergriff Herr Baumeister Schmidt das Wort, um in schwungvoll gebundener Rede den Bau dem Segen deS Himmels zu empfehlen und dem Bauherrn und der Stadt zu der neuen Arbeitsstätte Glück-zu wünschen, worauf er nach altem Brauch das geleerte Glas von sich warf, das auch zum guten Zeichen un beschädigt auf dem Bauplatze wieder gefunden wurde. Nachdem sich der Bauherr, Herr Stadtrath Reichel, bedankt hatte, ging es unter dem Klange eines lustigen Marsches nach dem Gasthof „zum Stern", wo sich bei Trank, Schmauß und Ball, Rede und Gegenrede ein heiteres Leben entwickelte. Bei der Bedeutung dieser Fabrikanlage für unsere Stadt können wir uns getrost erlauben, der Firma H. H. Reichel im Namen der gejammten Bewohnerschaft zum weiteren Gedeihen herzlichst Glück zu wünschen. — Der hiesige Wohlthätigkeitsverein „Sächsische Fechtschule" veranstaltet auch in diesem Jahre wieder, und zwar am 30. dss. Mts., in den Räumen des „Schützenhaus" hier ein Sommerfest, mit welchem wiederum eine Waarenlotterie verbunden werden soll. Abgesehen von verschiedenen anderen nützlichen Gegen ständen kommen diesmal eine Nähmaschine, ein Regu lator, sowie ein Waschtisch als Hauptgewinne zur Ver- loosung. — Geschäftsbericht des Vorschuß-Vereins für Dippol diswalde und Umgegend vom Monat Juli. Einnahme: Geschäftsanteile 237 Mark. Einlagen 14 342 Mark. Vorschüsse zurück 34921 Mark. Provision 456 Mark. Zinsen 1024 Mark. — Ausgabe: Vorschüsse 30169 Mark. Bankeinlage 9600 Mark. Spareinlagen zurück 0892 Mark. Geschäftsanteile und Dividende 1397 Mark. Zinsen 24 Mark. Kreischa. Vor einiger Zeit hatte sich der 8jährige Sohn des Stuhlbauer Gäbel eine kleine Wunde am Fuße zugezogen. ES trat Blutvergiftung ein, welcher Her kräftige Knabe in wenigen Tagen erlag. — Auf dem Lugthurm, dem beliebten Höhen restaurant, ist neuerdings für Unterhaltung der Gäste insofern gesorgt, als permanent eine Schießbude Aufstel lung gesunden hat. Bärenhecke. In der Fabrik von Klingenberg (zu Dittersdorf gehörig) verunglückte am 30. Juli der Arbeiter Schubert dadurch, daß er in die Radstube Kürzte und dabei ein Bein, sowie 2 Rippen brach. Frauenstein. Ein geborener Frauensteiner, der nicht mit Glücksgütern gesegnet ist, wohl aber 8 noch unerzogene Kinder sein Eigen nennt, hat auf seine diesjährige BesuchSrcise nach Frauenstein, so gerne er sie auch unternommen hätte, verzichtet und das Reise geld zum Besten der Abgebrannten geopfert. Gewiß ein erfreuliches Zeichen von Nächstenliebe! Burkersdorf. Am vergangenen Sonntag feierte der DippoldiSwalder Zweigverein für äußere Mis sion in unserer Gemeinde sein JahreSfest. Nachm. >/»3 Uhr bewegte sich, vom schönsten Wetter begünstigt, von der Schule aus ein von der Jugend des Ortes eröffneter und von einer Anzahl von Vereinen, Geist lichen, sonstigen Festgästen und Gemeindegliedern ge bildeter stattlicher Festzug unter Glockengeläut und Posaunenklängen nach unserem am Altar mit Blumen und an den Emporen mit Kränzen festlich geschmückten Gotteshaus, welches sich alsbald mit einer dichtge drängten, andächtigen Festgemeinde füllte. Durch Liturgie und Gemeindegesang, durch weihevolles Orgel spiel und vom verstärkten Kirchenchor trefflich vorge tragene Festgesänge in die rechte Stimmung gebracht, lauschte die zahlreich versammelte Gemeinde den Worten des Festpredigers, Herrn Diak. Ludwig aus Potschappel, der seiner Predigt das Wort des Herrn am Jakobs brunnen, Joh. 4, 35—38, zu Grunde legte und durch seine klare, faßliche Auslegung dieses tiefen und reichen Textes für das heilige Werk der Mission alle Herzen zu erwärmen wußte, indem er von der Gelegenheit zur Mission, dem Lohn der Mission und unserer Dankespflicht gegen die Mission sprach. Daß seine Worte auf nicht unfruchtbaren Boden gefallen waren, zeigte die am Schluß deS Gottesdienstes eingesammelte Kollekte, welche einschließlich einiger nachträglichen Gaben den reichen Ertrag von 104,95 Mk. ergab. Zu der nach kurzer Pause sich anschließenden Nach versammlung war der Saal des Gasthofes wiederum dicht gefüllt, so daß Viele am Eingang und im Neben raum stehend zuhören mußten. Die Nachversammlung war durch die Anwesenheit des Herrn Superintendenten Meier aus Dippoldiswalde ausgezeichnet, welcher, amtlich verhindert, erst später hatte kommen können. Nach Eröffnung der Versammlung durch Gesang und Gebet begrüßte der Vorsitzende des Zweigvereins, Herr Pastor Widemann aus Höckendorf, die zahlreich Erschienenen, dankte Allen, die zum Gelingen des Festes beigetragen hatten, und hielt eine begeisterte Ansprache, in welcher er des Weiteren den Gedanken aussührte, daß die Mission das größte Unternehmen unserer Zeit sei, um nochmals Allen die Nothwendig- keit und Wichtigkeit des Missionswerkes warm ans Herz zu legen. Den Mittelpunkt bildete der Vortrag des Herrn Missionar Just aus Dresden, der eine Reihe von Jahren auf dem Missionsfelde in Indien gestanden hat. Er erzählte in seiner Manchem schon von früher bekannten sehr anschaulichen Art von seiner Anfangsarbeit in Pannurutti und zeigte in lebendiger Weise die vielen Schwierigkeiten, mit denen der Missionar zu kämpfen hat, ehe er bei den Heiden, be sonders bei den gebildeten Klaffen der Inder, Ein gang findet. Seine herrlichen Worte haben gewiß bei Vielen das Verständniß für die Mission geweckt und die Liebe zur Mission angesacht und zu den alten neue Misstonsfreunde gewonnen. Zur bleibenden Er innerung an das schöne Fest war zum Kaufen ver schiedener Missionsschriften Gelegenheit geboten. Gegen 7 Uhr wurde durch gemeinsamen Gesang die Versammlung geschloffen. Wir bezweifeln nicht, daß das so herrlich verlaufene Missionsfest in unsere Ge meinde eine gute Saat gestreut und bei Vielen neues Verständniß, neue Luft und Liebe zum heiligen Werk der Mission geweckt hat. Möge es noch fernerhin gute Frucht tragen. Lirbenau. Obgleich die hiesige Kirchgemeinde 900 Seelen zählt, ist doch seit dem 25. März, also über 4 Monate lang, kein Todesfall vorgekommen. Rehefeld-ZaunhauS. Das am Sonnabend in den Abendstunden heraussteigende Gewitter entlud sich in seiner ganzen Gewalt über unserem Orte. Zweimal schlug der Blitz ein, ohne glücklicherweise zu zünden. Dieses Wetter war von einem wolken bruchartigen Regen begleitet, der gefährlich zu werden drohte und unsere Wilde Weißeritz zu mehrfacher Breite anschwellen ließ. Dabei kam das Wetter mit einer solchen Schnelligkeit heran, daß Stege und Heumaffen vom Wasser weggespült wurden. Noch am Sonntage sah man an manchen Straßen die Spuren der Ver wüstung. Altenberg. Durch die Regengüsse bei dem Ge witter am Sonnabend sind verschiedene Straßen der Umgegend stark beschädigt worden. Dresden. Der Zirkus an der Fürstenstraße ist, wie bereits gemeldet, in der Nacht zum Sonntag gegen 1 Uhr vollständig niedergebrannt. Für Wohn gebäude lag keine Gefahr vor, da solche in größerer Entfernung stehen, wohl aber bestand ziemliche Gefahr für die hinter dem Zirkus rechts stehende massive große Scheune, deren beide Thore bereits brannten. Dieses Gebäude zu halten bildete die Hauptaufgabe, welche auch mit Erfolg durchgeführt wurde. Zwischen dem Zirkus und der Scheune befanden sich zwei Schuppen, deren einer als Fulterraum und der andere als Maschinenraum für den Zirkus gebient hatten; diese beiden Baulichkeiten wurden theilweise zerstört. Es war ein großartiger Anblick, als der ganze um fangreiche Bau in Flammen stand, welche haushoch zum Himmel emporloderten. Als dann die Bretter verkleidungen weggebrannt waren und nur noch das feste Balkenwerk deS Baues stand, ließ die Gluth etwas nach. Außer der städtischen Feuerwehr waren in Folge des mächtigen Feuerscheines zahlreiche Spritzen aus der Umgegend anwesend; sie brauchten aber nicht in Thätigkeit zu treten. Die Entstehungsursache ist zur Zeit noch nicht festgestellt; Brandstiftung, Fahr lässigkeit des Wächters sowie Blitzschlag wird verschie dentlich angeführt. Welches davon zutreffend ist, bleibt wohl dahingestellt. Der Wächter ist übrigens ver haftet worden. Der Bau gehörte dem Baumeister Noack und war bei zwei Gesellschaften versichert. Wilsdruff. Einen gräßlichen Abschluß nahm am Sonntag Nacht eine wüste Prügelei, die im Gast hof zu Unkersdorf unter zum Theil betrunkenen Knechten ausgebrochen war und wobei die Schank lokalitäten genannten Gasthofs sehr arg mitgenommen worden sind. Daß jedoch aus diesem Anlaß ein Menschenleben auf dem Spiele stand, verschlimmert diese Scene aufs Aergste. Ahnungslos kam der 22jäh- rige Landwirth Curt Schubert, Stiefsohn deS Herrn Gutsbesitzers Johne-Steinbach, mit einem ihm befreun deten jungen Manne die Dorsstraße, auf dem Heim wege begriffen, herauf, als sich ihnen 3 solche rohe Patrone entgegenstellten und hierbei dem Schubert von einem derselben mit einem scharfen Instrument in die linke HalSseite eine furchtbare Wunde, die bis auf die Wirbelsäule führt, beigebracht wurde, worauf dieselben die Flucht ergriffen. Dem nach dem Wils druffer Äankenhaus überführten Verwundeten wurde alsbald ärztliche Hilfe zutheil, man hofft den BedauernS- werthen am Leben zu erhalten. Die rohen Menschen, welche sich in Diensten einiger Gutsbesitzer in Unkers dorf befinden, sind flüchtig. Leipzig. Als Milchpanscherin ist die Ehefrau des RiltergutSpachterS von Großstädte!» entlarvt worden. Sie hat die Magermilch mit Wasser und die Vollmilch mit Magermilch verdünnt und sich da durch nachweislich einen bedeutenden finanziellen Vor- theil verschafft. Sie muß dafür zwei Tage im Ge- fängniß sitzen und außerdem noch eine Geldstrafe von 300 Mk. entrichten. — Auf Grund der Jmmatrikulations- und Dis ziplinarordnung der Universität ist in Folge Ent schließung des Rektors dreiundzwanzig Etudirenden das akademische Bürgerrecht entzogen worden, weil sie im Laufe des nun zur Neige gehenden Sommer semesters eine Vorlesung nicht angenommen hatten. Aunaberg. Der Bau des PühlbergthurmeS ist jetzt bis zu einer Höhe von rund 10 Metern fort geschritten. Wenn die Witterung weiterhin günstig bleibt und keine längere Unterbrechung der Arbeiten eintritt, so ist mst Sicherheit anzunchmen, daß Thurm wie Unterkunftshaus zur Feier deS Stadtjubiläums wenigstens äußerlich im Rohbau vollendet sind. Der kommende Winter kann dann zum inneren Ausbau benutzt werden; es steht daher zu erwarten, daß die gesammten Baulichkeiten zu Beginn der Reisesaison des nächsten Jahres dem Verkehr übergeben werden können.