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Mit achtseitigem „Jllustrirten NnterhaltrmgSblatt" Mit sand- imd hanSwirthschastlicher MonatSbrilage Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Hälfte schon verstrichen, der „Zukunftsstaat" aber ist um keinen Schritt näher gerückt. Ja, mehr noch! Dieselben Männer, welche durch Beseitigung des per sönlichen EigenthumS die bestehenden Rechts- und Besitzverhältnisse von Grund aus umgestalten wollen — sie sagen es wenigstens —, bestreben sich nach Kräften, möglichst viel Besitz zusammenzuraffen. Sie glauben also selbst nicht daran, daß ihren EigenthumS- rechten und denen ihrer Nachkommen vom sozialistischen „Zukunftsstaate" sobald Gefahr drohe, denn sonst wür den sie sich nicht die Erwerbung von Geld und Gut so angelegen sein lassen. Oder glaubt vielleicht Jemand im Ernst, daß die sozialdemokratischen Führer sich die hohen Gehälter und Tagegelder aus der Parteikaffe auszahlen lassen, daß die Millionäre Singer und AronS jährlich Tausende Mücklegen, um später die Wonne empfinden zu können, recht viel in die allgemeine Schatzkammer abltefern zu dürfen? Wäre es ihnen ernst, so könnten sie jetzt schon ihr Hab und Gut wenig stens der Parteikaffe zuwenden. Sie würdey dadurch nicht wenig zur Linderung der Noth derjenigen bei tragen, welche, ihrer Verführung folgend, in Armuth und Elend gerathen sind. Davon wollen aber die Herren nichts wissen. Für die Unterstützung der noth- leidenden Gesinnungsgenoffen ist, selbst wenn diese jahrelang die hohen Parteisteuern bezahlt haben, kein Pfennig da. Möglich wäre es indessen auch, daß die an der Partetkrippe sitzenden Führer sich im stillen zu andern Grundsätzen durchgemausert hätten, nachdem sie sich mit Hilfe der übelberathenen Arbeiter zum Wohlstand hinausgearbeitet. Gerade die Vorkämpfer des Umsturzes haben ja in ihrem LebenSgange die merkwürdigsten Wandlungen durchgemacht. WendischcarSdorf. Im hiesigen Orte sind schon einige Sommergäste eingetroffen, deren Zahl, so hofft man, sich mit Beginn der Sommerserien noch steigern dürste. Auch in unserem Nachbarorte Großölsa werden die Sommerfrischler ihr Quartier wieder aufschlagen. Beide Orte sind aber auch für eine Sommerfrische ganz geeignet und dürften den an Einfachheit ge wöhnten Besucher vollkommen zufrieden stellen. Poffendorf. Beim hiesigen königl. Standesamts gelangten im Monat Juni zur Anmeldung: 7 Auf gebote, 6 Eheschließungen, 19 Geburten (darunter 7 männl., 12 weibl., 2 unehel. und 1 weibl. Zwillings geburt), 14 Todesfälle (darunter 7 Kinder und 7 er wachsene Personen). Im verflossenen 1. Halbjahre wurden 34 Aufgebote, 33 Eheschließungen, 117 Ge burten (48 männl., 69 weibl.) und 55 Todesfälle (25 Kinder und 30 erwachsene Personen) beurkundet. Dresden. Immer weiter nach Osten zu bis an die Durchlaßbrücken, welche den Verkehr zwischen der Prager Straße und dem Bismarckplatze vermitteln, ist das mächtige Holzgerüste zum Bau der Mitlelhalle des Personen-Hauptbahnhoses vorgeschoben worden. Die mächtige Eisenwölbung der-Dachkonstruktion ist bereits im mittleren Theile montiert und ein Bogen reiht sich in verhältnißmäßig kurzer Zeit dem anderen an. Diese Arbeiten werden von der Firma Aug. Klönne, Brückenbauanstalt-Dorlmund, ausgesührt. Inzwischen sind auch die Grund- und Parterrebauten für den dem Mittelbau nördlich vorgelagerten Hochbahnhof, welcher dem sertiggestellten südlich gelegenen ähnlich konstruiert wird, um ein gutes Stück gefördert worden. Die Arbeiten am Vorort-Bahnhof nähern sich mehr und mehr der Vollendung. — Das Königl. Sächsische Fußartillerieregiment Nr. 12, welches in Metz garnisoniert, hat die nach stehende Mittheilung nach Dresden gelangen lassen: „Bei der im hiesig,-n Zeughause mit Verlusten von Menschenleben stattgehabten Explosion sind Angehörige des Regiments nicht betheiligt." Moritzburg. Das Geweih vom stärksten Hirsch befindet sich bekanntlich im hiesigen Jagdschlösse. Die „S. Z." schreibt soeben hierüber: In dem Kiefernwalde «rschW dchemtich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljiihrlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- siasten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- KM«te, »Me lei «e bedeutenden Auflage d«S Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzelle oder denn Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen den! Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. -Lokaks und Sächstsches. Dippoldiswalde. Die Einweisung des Herrn Ober-JngenieurS Ehemann in sein Amt als Direktor unserer Müllerschule sand vergangenen Sonnabend um 11 Uhr Vormittags im Zeichensaale der Anstalt statt. Es hatten sich zu diesem bedeutungsvollen Akte die Herren Vertreter der städtischen Kollegien mit Herrn Bürgermeister Voigt an der Spitze, ferner das Lehrer kollegium und sämmtliche Besucher der Anstalt ver sammelt. Herr Bürgermeister Voigt nahm zunächst das Wort, um auf die glücklich geführten Ver handlungen des Schulausschusses hinzuwcisen, die zur Berufung und Gewinnung des Herrn Ingenieur Ehe mann als Leiter unserer Müllerschule geführt haben, besondere Anerkennung dabei dem leider durch Unfall am Erscheinen behinderten Herrn Stadtrath Reichel als Vorsitzenden zollend, der mit stets regem Interesse und großer Aufopferungsfähigkeit um das Wohl der Schule sich müht. Seine weiteren Ausführungen ent hielten die an Herrn Direktor Ehemann gerichteten Glückwünsche zum Amtsantritte und die Hoffnung, unter der neuen Leitung unsere Müllerschule wachsen, blühen und gedeihen zu sehen, d:r Mühlenindustrie zum Segen, unserem Gemeinwesen zur Ehre und zum Wohle. Darauf dankte Herr Direktor Ehemann und versicherte, seine Wissenschaft, Erfahrung und Arbeits kraft ungetheitt in den Dienst der Schule zu stellen und an deren Weiterentwicklung kräftig zu arbeiten. Die Glückwünsche des SchulauSschusieS überbrachte Herr Stadtrath Mende, die des Lehrerkollegiums Herr vr. Auerbach, im Namen der Besucher der Schule be grüßte Herr Pusch in schwungvoller Rede Herrn Dir. Ehemann unter der Zusicherung, daß eifriges Streben nach Ausbildung stets unter ihnen wohnen werde. Wir geben uns der frohen Zuversicht hin, daß der Amtsantritt des Herrn Direktors Ehemann für unsere Müllerschule einen weiteren bedeutsamen Schritt zu deren ruhiger, gedeihlicher Entwickelung bedeute und sich mit Gottes Hilfe der Inhalt der dargebrachten Glückwünsche in vollstem Umfange erfülle. — Der hiesige Turnverein unternahm gestern Sonntag eine zahlreiche Betheiligung aufweisende Turn fahrt nach Pillnitz und rückte am frühen Morgen um 4 Uhr hier ab. — Nach Beschluß des Gewerbevereinsvorstandes soll am 24. d. M. eine Exkursion zur Ausstellung nach Dresden unternommen und zu diesem Zwecke bei der hiesigen Königl. Bahnverwalterei um Preisermä ßigung und einen Exlrazug für den Abend nachgesucht werden. — Die Sommerferien an hiesiger Stadtschule beginnen gleich denen der höheren Schulen und Dresdner Volksschulen Sonnabend, den 18. Juli, und enden «ber mit Sonnabend, den 8. August, also eine Woche früher als die oben angegebenen. — Das Niedertreten des Getreides wird streng bestraft. 8 368, 9 des Str.-G.-B. droht Geld strafe bis 60 Mk. oder Haft bis zu 14 Tagen Dem jenigen an, der unbefugt vor beendeter Ernte über Wiesen und bestellte Aecker geht. Es erscheint in dieser Zeit angebracht, jene Gesetzbestimmung in Erinnerung zu bringen. — „Der Sozialismus will, kann und wird alle reich machen!" So hat ein sozialdemokratisches Blatt vor einigen Jahren verkündigt. Leider hat eS kein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen, wie eS dieses Kunststück fertig bringen werde. Vielleichtglauben heutzutage die Führer der Sozialdemokratie selbst nicht mehr daran, oder sie zweifeln am Ende gar, daß die schöne Zeit der Herrschaft deS Sozialismus jemals erscheinen werde. Bebel hat zwar gelegentlich erklärt, etwa ums Jahr 1896 werde der allgemeine „Kladdera datsch" eintreten, der das Prioateigenthum ausheben und an dessen Stelle den Kommunismus setzen werde. Allein diese« Jahr der Verheißung ist nunmehr zur bei dem Jmkerdorfe Briesen an der Berlin—Frank furter Eisenbahn fand im Jahre 1696 eine große Jagd statt, bei welcher der Kurfürst von Brandenburg da- Glück hatte, einen ungewöhnlich starken Hirsch zu schießen. Der Hirsch war ein SechSundsechzig-Ender und der stärkste Hirsch, welcher seither in Europa be kannt geworden. In allen Jagdbüchern und Zoologien wird er gefeiert, und es kann kein Thier mit mehr Enden nachgewiesen werden. Ein stattliches Denkmal ist an Ort und Stelle errichtet, welches vorn den Hirschkopf in natürlicher Größe und auf der Rückseite folgende Inschrift zeigt: „Diesen Hirsch hat in der Brunstzeit mit eigener Hand geschaffen der Durchlauch tigste, Großmqchtigste Fürst und Herr, Herr Friedrich III., Markgraf und Kursürst zu Brandenburg, im Amte Biegen auf Jacobsdorff'schen Haide, den 18. September anno 1696; hat gewogen 5 Zentner 35 Pfund, nach dem er schon 3 Wochen geschrieen." Am vorigen Sonntag fand ein Festschieben beim Denkmal statt, zu welchem sich die Bewohner der Umgegend in Menge eingefunden. Aus Berlin war der Dirigent des Mär kischen Provinzialmuseums, Stadtrath Friedel, mit mehreren Pflegschaftsmilgliedern anwesend, welche das Denkmal photographisch aufnahmen. Herr Friedel stellte im Schlöffe Moritzburg, woselbst das Gewe'h bekanntlich noch hängt, fest, daß eS 13 Pfund wiegt. Nach hier ist eS als Geschenk König Friedlich Wilhelm I. gelangt. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde am 2. Juli der Hausknecht Karl Oskar Schurig, am 10. März 1876 in Riemsdorf geboren, in Luchau wohnhaft, wegen schwerer Körperverletzung unter Einziehung des Messers zu 4 Monaten Gefängniß, wovon 1 Monat für verbüßt zu erachten war, verurtheilt. Sayda. DerBau der Bahnlinie Mulda-Sayda schreitet, nachdem er am 15. Mai d. Js. nach Erledi gung der nothwendigen Vorarbeiten in Angriff genom men werden konnte, nunmehr in rascher Weise vorwärts. Döbeln. Der hiesige Stadtrath ist vom Königl. Kriegsministerium benachrichtigt worden, daß das 3. Bataillon des 11. Jnf.-Regts. Nr. 139 von Leisnig nach Döbeln verlegt werden wird. Da hiernach, nach vorherigem Abgang des 4. (Halb-) Bataillons, die kiesige Garnison um 2 Kompagnien verstärkt wird, so ist der Stadtrath veranlaßt, für die benöthigten Räumlichkeiten zu sorgen. Die Veränderung vollzieht sich wahrscheinlich am 1. April 1897. Roßwein. Die hiesigen städtischen Kollegien haben den Erlaß eines Schankstättenverbots gegen die jenigen Einwohner beschlossen, welche wegen rückständiger Steuern und Schulgelder ersolglos auSgepfändet worden sind. — Seit einiger Zeit sind hier die Vorarbeiten zur Errichtung eines städtischen Volksbades im Gange. Der hiesige Naturheilverein hat in einer Petition an die städtischen Kollegien das alte städtische Brauhaus als hierzu geeignet empfohlen. Nachdem durch das kürzliche Hochwasser der Mulde die bisher in derselben bestandene Flußbadeanstalt zerstört worden ist, be absichtigt der städtische Bauausschuß, noch die Erbauung eines Schwimmbassins anzuregen. Chemnitz. Am 30. vorigen Monats ist der letzte der beim Eisenbahnunglück bei Oederan am 19. September 1895 verletzten Soldaten des 9. In- santerieregimenls Nr. 133 aus dem Garnisonlazareth Chemnitz geheilt in seine Heimath entlasten worden. Diejenigen Verwundeten, welche als Invaliden au- dem Militärverbande ausgeschieden sind, haben außer der Jnvalidenpension, die sie fortan beziehen, vom Königl. Kriegsministerium noch eine besondere Unter stützung zugebilligt erhalten, wie ihnen ferner die Königl. Staatsbahnverwaltung eine nicht unwesentliche Entschädigung gewährt hat. Leipzig. Ein netter Droschkenkutscher ist der vor malige Lackirer Friedrich Ernst Schmidt, der im Mai