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Dir „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-MuW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmtshaupLmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ikhne in Dippoldiswalde. Mil achtseitigem »Zllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- «nd hauSwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 72. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Johannisfest, daS Gegen stück vom Weihnachtsfest, dieses mitten im kalten Winter, jenes mitten im rosigen Sommer; dieses aber gefeiert, wenn die Tage wieder zunehmen, jenes, wenn die Tage abnehmen. Auch unsere Tage nehmen ab, und wohl dem, der seinen Weg bereitet hat nach dem ewigen Ziele, nach dem wahrhaften Paradiese. Wohl dem, der auf seinem Wege genug Johannisblumen, Blumen des Glaubens, gepflückt hat. Gar ost führt uns der Weg in den Kirchhof, und aus dem Herzen steigt ein frommes Gelübde. Nun frage sich ein jeder: „Bist du bester geworden, oder bist du der alte ge- blieben?" Dies sind einige der Hauptgedanken, die Herr Diakonus Büchting am JohanniSsest in der Nikolaikirche seinen andächtigen Zuhörern ans Herz legte auf Grund deS Textes: Joh. 40, 3: „Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste und be reitet dem Herrn den Weg, machet auf dem Gefilde ein ebene Bahn unserm Gott." Nach dem Gottes dienste, der mit dem vierstimmigen Gesang: „Wie sie so sanft ruhn" schloß, unternahm die erbaute Gemeinde einen Rundgang durch den wohlgepflegten Kirchhof, besten Gräber aufs schönste mit den Blumen des Sommers geschmückt waren. Erfreulich war es auch, daß dankbare Hände der Legatenempsänger die Hügel ihrer Wohlthäter Kiebsch, Fuhrmann und Rüdiger geziert hatten. — Oesters schon hat eS Aergerniß erregt, wenn man beobachten muß, in wie schnellem Tempo Rad fahrer durch die Stadt fahren. Wie leicht ist da nicht ein Unfall fertig. Auch gestern wurde von einem Dresdner ein hiesiger Schulknabe angefahren. Als man ihn anhielt, gab er seinen Namen an, auf die Frage nach der Wohnung aber antwortete er mit der höhnischen Bemerkung, man möge ihn in Dresden nur suchen. Ein strengeres Ueberwachen wäre hier sehr am Platze. — Heute regieren die Siebenschläfer. Ein Bischen lang haben ja die sieben christlichen Jüng linge, die Anlaß geben zur Legende vom Siebenschläfer, geschlafen in ihrer Berghöhle bei Ephesus, nämlich vom Jahre LSI bis zum Jahre 446 unserer Zeitrechnung Da sie aber nichts weiter versäumten, als einige schreck liche Ehristenverfolgungen, so könnte uns die übrigens auch in den Koran und in die Ueberlteferungen deS MuhamedanismuS übergegangene Sage ganz recht sein, wenn nicht ein merkwürdiges und, wie es scheint, unheilbares Vorurtheil gerade an diesen, den heiligen Siebenschläfern geweihten Tag sich knüpfte. ES giebt nämlich eine sogenannte alte Wetterregel, wonach, wenn es am 37. Juni geregnet hat, auch während der darauf folgenden sieben Wochen jeden Tag wenig stens etwas Regen fällt, während umgekehrt ein regen loser Siebenschläfertag einen heiteren und regensreien Sommer bedeutet. Trotz Falb und Genoffen, trotz deS wissenschaftlichen Anstrichs, den die Wetterkunde und Wetterprognose in unserer vorgeschrittenen Zeit erhalten hat, ist die Zahl der Siebenschläfer-Gläubigen immer noch eine sehr grobe, und selbst die nüchterne und schier unfehlbare Wissenschaft der Statistik, die die Sage mehrere Jahrzehnte und an verschiedenen Orten auf ihren thatsächltchen Gehalt prüfte und herauSfand, daß durchschnittlich in solchen Sommern, in denen der Sicbenschläfertag verregnete, um ein Kleines weniger Regen fiel, als in Jahren mit regen losem 37. Juni, selbst die Statistik also hat diesem in die weiteste Volkskreise gedrungenen Vorurtheile bisher nicht beizukommen gewußt. Darum ist es vielleicht am besten, wenn wir uns am heutigen Tage zum Anwalt beider Parteien machen: regnet es heute wirk lich, so sei die Statistik gelobt und gepriesen, denn sie sagt uns mit unanfechtbaren Zahlen, daß wir dann besseres Sommerwetter zu gewärtigen haben, als bei regensreiem Siebenschläfertag; ist unS aber der Wetter gott heule günstig, so wachen wir dem langschläfrigen Sonnabend, den 27. Juni 1896. Heiligen unsere Reverenz und halten unentwegt fest an der Hoffnung, daß ein blauer Ferienhimmel über Gebirge und Seestrand uns Allen leuchten » erde. Also, wie eS auch kommen mag, wir sind gewappnet: der Siebenschläsertag soll unS den Humor und die Zu versicht auf einen guten und frohen Sommer nicht verderben. — Einlösung der Einguldennoten. Für die Bewohner der Grenzbezirke ist die Mittheilung von Wichtigkeit, daß mit dem 30. Juni 1896 bei den österreichischen Kaffen und Aemtern (Steuer-, Zoll- und Postämtern) die Verpflichtung, die Staatsnoten zu einem Gulden ö. W. mit dem Datum vom 1. Juli 1888 als Zahlung oder im Verwechslungswege an zunehmen, erlischt. Vom 1. Juli 1896 angefangen bis zum 31. Dezember 1899 werden diese Staatsnoten zu einem Gulden ö. W. nur noch bei den als Ver- wechSlungs-Kaffen fungirenden österreichischen Kaffen sowie bei der k. und k. ReichS-Centralkaffe in Wien zur Einwechslung gegen andere gesetzliche Zahlungs mittel angenommen. Nach dem 31. Dezember 1899 ist jede Verpflichtung deS österreichischen Staate- zur Einlösung dieser Staatsnoten erloschen. Obercarsdorf. Die Vorstellungen der z. Zt. im hiesigen Gasthofe gastirenden Theatergesellschast erfreuen fich allseitig beifälligster Aufnahme und da die Gesell schaft über gute Kräfte verfügt und alles gethan wird, das Publikum zufrieden zu stellen, so ist auch den weiteren Vorstellungen ein guter Besuch nur zu wünschen. Glashütte. Wie alljährlich, wurden auch dies Jahr am Johannisfest die Gräber reich mit Blumen geschmückt. Abends 8 Uhr fand die eigentliche Feier statt, dieselbe wurde durch einen Gesang deS Chor gesangvereins eingeleitet. Herr?. Lindner hielt die Johannispredigt in zu Herzen gehenden Worten. Den Schluß bildete wieder ein Gesang. — Die schon seit Jahrhunderten üblichen Berg- seuer am Johannistage fanden auch dies Jahr wieder statt und hatten die Straßen der Stadt mit zahlreichem Publikum, darunter besonders viel Kinder, gefüllt. Der niedergehende schwache Regen beeinträchtigte die Johannisfeier durchaus nicht. Kreischa. Die vom landwirthschaftlichen Verein Kreischa und Umgegend in Aussicht genommene Rinder- schau kann nun im September d. Js. statlfinden, denn erfreulicherweise sind schon jetzt mehr Rinder an gemeldet, als der Verein festgesetzt hatte. Daß unsere Herren Oekonomen an diesem Unternehmen so reges Interesse zeigen, ist nur anzuerkennen. Dresden. Prinz Max von Sachsen wird am 1. August als Priester zum ersten Male in Dresden und zwar in der Kirche des JosephinenstifteS, auf der großen Plauenschen Straße, die heilige Messe lesen. — Die Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamles, welche in diesem Jahre auf zehn Wochen zum aktiven Dienste einberusen sind, üben in je einer Kompagnie bei dem 8. Infanterie-Regiment Nr. 107 zu Leipzig und bei dem Schützen-(Füsilier- Regiment Nr. 108 zu Dresden vom 3. August, dem Tage deS Eintreffens, bis zum 11. Oktober, dem Tage der Entlassung. — Die Mittel für die Errichtung deS zweiten Wasserwerkes Dresdens belaufen sich, nachdem daS Obergutachten über einzelne Theile der Maschinen- und Pumpanlage, sowie der Maschinenhausanlage bei dem Rathe eingegangen ist, auf 1100000 Mk. Es sollen hiervon u. A. ausgewendet werden: 384000 Mk. für das Maschinenhaus, 76000 Mk. für den Maschinen hausanbau, 89 000 Mk. für daS Kesselhaus, 411000 Mark für die Pumpmaschinen- und Dampskeffelanlage, 100000 Mk. für die Einebnung und Auffüllung des Brunnenterrains, 36000 Mk. für den Schöpfbrunnen u. s. w. Von dieser Bewtlligungssumme werden 1 62. Jahrgang. Million Mark auf die 1893er Anleihe und die übrigen 100000M. mit je S0000M. aufdenErweiterungSfond- und den GrneuerungSfondS des Wasserwerke- verwiesen. — Der Spargelstich ist in den gröberen Plantagen der Lößnitz nunmehr beendet worden. Im Ganzen hat die Spargrlernte, die im Durchschnitt recht befriedigend ausgefallen ist, 65 Tage gedauert. In den Kulturen eines GärtnereibefitzerS wurden täglich im Durchschnitt 3 Centner Spargel und inS- gesammt 170 Centner — Bruch- sowie dünnen Stangen spargel nicht mit eingerechnet — gestochen; die höchste Ernte eines Tages belief sich auf 4'/» Centner. Kötzfchendroda. Die Erdbeerbörse auf dem hiesigen Bahnhofe hat am 3. Juni ihren Anfang ge nommen. In dem Zeiträume vom 3. bis 18. Juni sind inSgesammt 37047 LZ mittels der Eisenbahn zum Versand gekommen. Der Anfangspreis stellte sich auf 4,50 Mk. pro Kilogramm; sehr rasch fielen dann die Preise auf 3, 3 und 1 Mk.; eine Reihe von Tagen wurde das Kilogramm mit 0,90 und 0,80 Mk bezahlt; vom 13. Juni ab kostete das Kilogramm nur noch 50 Pfg. und dann vom 16. ab 30 Pfg. Seit einigen Tagen ist eine Erhöhung der Preise zu verzeichnen. Meißen. Dem Bahnwärter Leupold, der am 1. Pfingstseiertage durch sein umsichtiges Verhalten bei dem seinerzeit gemeldeten Unfälle ein drohendes Un glück verhütete, ist von der Generaldirektion der EtaatS- bahnen eine Anerkennung ertheilt und eine Geldbeloh nung bewilligt worden. Leupold hatte durch rasches Oeffnen der Barriöre zwei durchgehenden Geschirren den Weg frei gemacht und, dem Zuge entgegenlaufend, bewirkt, daß dieser vor dem einen auf das Gleis ge laufenen Pferde zum Halten gebracht werden konnte. Riesa. Hier ereignete fich folgendes kuriose Vor- kommniß. Eine Frau verehelichte I. hatte in ihrem Testamente Legate von zusammen 3700 Mark aus gesetzt, darunter der Stadt Riesa 150 Mark. Nach Aufnahme der Hinterlassenschaft waren aber nur 563 Mark verfügbare Mittel vorhanden, also trägt eS jedem Erben nur 16 Prozent der auSgeworfenen Summen, der Stadt Riesa also nur 33 Mk. 71 Pf. (!) ein. Stadtrath und Stadtverordnete haben das Legat durch Beschluß angenommen und das Geld in ein Sparkaffenbuch eingelegt. Roßwein. Die Deutsche Schlosserschule er hielt für ihre Ausstellung bei der zu Ehren deS Ver- bandStages deutscher Schloffcrinnungen in Main, ver anstalteten Ausstellung einen der beiden ersten Preise, bestehend in einem Ehrendiplom. Dieselben gelten als gletchwerthige Anerkennung mit der Staatsmedaille. Der Verbandstag beschloß, daß die Abgangszeugnisse der Deutschen Echlofferschule deren Inhaber bei der Aufnahme in eine Verbandsinnung von der theoretischen Meisterprüfung befreien sollen. Borna. In Folge der vor einiger Zeit in der Bornaer Gegend aufgetretenen Pferdeseuche (der sog. Bornaschen Pferdekrankheit), die sich auch nach anderen Theilen Sachsens verbreitet, hat sich für Limbach und Umgegend ein Pserdeoerstcherungsoerein gebildet, dem bereits 86 Mitglieder mit 206 Pferden im festgesetzten Taxwerthe von 144000 Mk. beigetreten sind und weitere Anmeldungen zum Beitritt liegen vor. Leipzig. In Gegenwart des Raths- und Stadt verordnetenkollegiums fand am 22. Juni die Ein weihung des Berges statt, der durch daS Ausfahren von Schutt entstanden ist und der von einem mäch tigen, nach schwedischem Vorbild erbauten AuSstchtS- thurme bekrönt wird. Neun Jahre lang ist Schutt ausgesahren worden, insgesammt waren 60000 Fuhren zu j.> 2 Kubikmeter Inhalt dazu nöthig. Die um den Berg führenden Wege sind 300 m lang. Der Berg ist 20, der Thurm ist 15 m hoch. Von letzterem hat man eine weite Fernsicht über die Umgebung der Stadt. Die Weiherede hielt Oberbürgermeister vr. Georgi.