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Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhnt in Dippoldiswalde Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltung-blatt Mit land« und hauSwirthschaftlicher MonatdbeUage -Lokales «nd Sächstfches — Während des am 12. —14. Juli stattfindenden hiesigen Vogelschießens wird die Restauration der Schießhalle von Herrn GasthofSbefltzer Stephan, das Schützenzelt von Herrn Gasthofspächter Albin Göll bewirthschaftet werden. Dippoldiswalde. Die amtliche Hauptkonferenz der Lehrer des hiesigen Schulaufsichtsbezirkes wird der königl. Schulinspektor, Herr Richter, diesmal in drei nach den Amtsgerichten gesonderten Konferenzen ab halten. Im hiesigen Amtsgerichtsbezirke wird dieselbe Dienstag den 7. Juli in Dippoldiswalde stattfinden. „MUßeritzHettun," erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie vie Agenten nehmen Be stellungen an. mungen bewähren, die Zahl dieser vom Gesetze be troffenen Manipulationen vermehrt wird. Es ist leicht möglich, daß eine solche Ergänzung sich infolge der Entwickelung des Geschäftslebens selbst als nöthig Herausstellen wird. — Sparkaffenverwaltungen, insbesondere in solchen Städten, die in der Nähe der LandeSgrenze liegen, werden oftmals Gelegenheit zur hypothekarischen Aus leihung von Sparkaffengeldern auf nicht sächsische Grundstücke haben. In dieser Beziehung möge aber eine kürzlich aus Anlaß eines besonderen Falles er lassene Verordnung des Königl. Ministeriums des Innern beachtet werden. In derselben betont das Ministerium, daß es die Genehmigung deS ihm über reichten Nachtrags zur Sparkaffenverordnung der Spar kasse in R. nur dann in Aussicht stellen könne, wenn in demselben ausdrücklich ausgesprochen wird, daß die hypothekarische Ausleihung von Kaffengeldern nur auf Grundstücke erfolgen darf, die innerhalb eines deutschen Bundesstaates liegen. Die Gewährung von Darlehn auf ausländische, das heißt nicht deutsche Grundstücke, erachtet das Ministerium des Innern für bedenklich, da die Geltendmachung der Ansprüche aus dem Darlehns und Psandvertrag dort schon wegen der vom deutschen Rechte vielfach abweichenden prozessualen Form ver Rechtsverfolgung unter allen Umständen mit mannich- sachen Weiterungen verknüpft ist. Aber auch soweit es sich um Grundstücke innerhalb anderer deutscher Bundesstaaten handelt, sei den Gemeinden, deren Sparkaffenoerordnungen einen solchen Geschäftsverkehr überhaupt gestatten, zu empfehlen, sich zuvor über die maßgebenden Bestimmungen des im betreffenden Staate gültigen bürgerlichen Rechtes, über den Umfang der Haftung des Schuldners und deS Pfandobjektes, sowie namentlich über die Grundsätze der Jmmobiliarbrand- versicherung zu vergewissern, ferner bei Ermittelung des Werthes der Grundstücke mir großer Vorsicht zu verfahren. Poffendorf. In Sachen des Projektes der elek trischen Bahn Niedersedlitz—Kreischa—Poffendorf— Deuben erläßt die Aktien-Gesellschaft Elektr. - Werke (oorm. O. 2. Kummer u. Co.) in Niedersedlitz folgen des, auch uns zugegangenes Rundschreiben: „Die am 10. d. M. in Poffendorf abgehaltene Versammlung hat deutlich erkennen lassen, baß bei der Mehrzahl der von der Bahn berührten Gemeinden nicht das genügende Interesse vorhanden ist, welches nöthig wäre, um das Zustandekommen der Bahnlinie zu er möglichen. Daß das nöthige Interesse nicht vorhanden ist, geht schon daraus deutlich hervor, daß die Mehr zahl der Gemeinden unsere Zuschrift vom 16. April cr. nicht einmal zum Gegenstand der Berathung innerhalb der Gemeindevertretung gemacht haben. Der Mangel an Interesse für die Bahn bei der Mehrzahl der interesstrenden Gemeinden veranlaßt uns, die Ver folgung des Bahnprojektes vorläufig aufzugeben. Wir verfehlen nicht zu bemerken, daß wir hiermit von unserer Seite das Projekt nicht für erledigt halten. Da aber das Zustandekommen des Projektes ohne die energische Unterstützung der Gemeinden unmöglich ist, müssen wir nunmehr abwarten, bis die Gemeinden selbst die Initiative zur Verwirklichung des Projektes ergreifen und uns mit Vorschlägen näher treten. Sie werden uns dann auch bereit finden, die Sache in erwünschter Weise zu fördern." Diese Zuschrift hat allerdings etwas überrascht, denn die Gemeinden hatten doch erwartet, daß die Firma — wie auch Herr Ge neraldirektor Kummer in der am 10. d. M. hier ab gehaltenen Versammlung erklärte — mit positiven Vorschlägen an sie herantreten werde. Selbstverständ lich können die Gemeinden doch erst dann eine bin dende Erklärung abgeben, wenn sie genau wissen, welche finanziellen Opfer sie zu bringen haben. Darüber hatten aber am Tage der Versammlung die meisten Gemeinden noch nicht die rechte Klarheit, da her auch die theilweise Unentschlossenheit. Wir oer- Jnserate, welche bei da bedeutenden Auflage des Blatte« eine sehr wirk sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und tomplicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeik SO Pfg. — Im Verlage der Königlichen Hosbuchdruckerei von C. C. Meinhold u. Söhne in Dresden ist soeben eine Spezialkarte von Kipsdorf-Altenberg-Lauen- stein-Geistng und des Weißeritz- und Müglitzthales erschienen. Bei dem von Jahr zu Jahr sich mehr und mehr entwickelnden Touristenverkehr war eine aus führliche Spezialkarte ein fühlbares Bedürfniß geworden, dem zu entsprechen die Verlagshandlung sich unterzog. Mit Genehmigung des Königlichen Finanzministeriums konnte die Karte im Maßstabe von 1 : 25000 nach den Aufnahmen der Königlichen ForsteinrichtungS- anstalt, sowie des Königlich Sächsischen Generalstab-S bearbeitet werden und bietet so auf Grund der authentischsten amtlichen Unterlagen einen zuverlässigen Führer durch die Thäler der Müglitz und Weißeritz und deren Umgebung. Die Ausführung der Karte in siebenfarbigem Druck bezweckt. Jedermann das Verständniß und den Gebrauch der Karte zu erleichtern. Die in erster Linie empfehlenswerthen Touristenwege find in roihem Druck besonders helvorgehoben. Die Karte kostet 1 Mk. 50 Pfg. und ist zu beziehen durch alle Buchhandlungen, sowie durch die Verlagsbuch handlung. — Mit dem 1. Juli wird das Gesetz über die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs in Kraft treten. Für die Rechtsprechung wird damit ein neues Feld der Thätigkeit eröffnet, für Handel und Verkehr eine größere Sicherung von Treu und Glauben herbeigesührt. Während in Frankreich die «ouourronoo äölo^alo durch eine allgemeine Bestim mung des ooäs orvil in ausreichender Weise bekämpft wird und auf Grund derselben sich eine ganz eigen artige Rechtsprechung entwickelt hat, welche unlauteren Praktiken im Geschäftsleben entgegenzutreten geeignet ist, hat man in Deutschland sich nicht mit einer all gemeinen Vorschrift begnügt, sondern gerade die Fälle, in denen der Richter einzugreifen hat, einzeln aufge zählt. Man mag über die verschiedenen Wege, welche zum Ziele der Bekämpfung des unlauteren Wettbe werbes führen können, einer Meinung sein, wie man will, man wird nicht bestreiten können, daß die Regelung, wie sie in dem am l. Juli ins Leben tretenden Ge setze beliebt ist, der Eigenart des deutschen Richter- IhumS, welches sich bei der Fällung von Urtheilen gerne auf konkrete, ins einzelne gehende Bestimmungen stützt, am besten entspricht. Die Einheitlichkeit des Charakters des Gesetzes ist im Reichstage durch eine Aenderung in der Fassung deS § 1 etwas getrübt. Während sonst nur die als unlauterer Wettbewerb anzusehenden Praktiken scharf umgrenzt sind, steht es bezüglich der schwindelhaften Reklame dem Richter zu, selbst die Entscheidung zu treffen, inwieweit sie unter das Gesetz fällt. Indessen wird voraussichtlich diese kleine Aenderung in der Rechtsprechung keine Schwierig keiten machen. Vor allem kommt es nun daraus an, daß das Gesetz in einer dem Willen der Gesetzgeber entsprechenden Weise gehandhabt wird. Bisher trifft vö nur die am meisten in die Augen springenden, überall und namentlich in der Geschäftswelt selbst als unlauterer Wettbewerb angesehenen Manipulationen. Nach der ganzen Konstruktion des Gesetzes ist es durch aus nicht ausgeschlossen, daß, wenn es nöthig werden sollte, und wenn sich die bisher erlassenen Bestim- kennen nicht, daß die Firma Kummer ihr Entgegen kommen gezeigt hat, sind aber auch fest überzeugt, daß die ganze Angelegenheit schließlich doch noch einen für beide Theile günstigen AuSgang genommen hätte, zu mal die Bevölkerung unserer Gegend das Projekt einer elektrischen Bahn mit Freuden begrüßt und auch die Versammlung am 10. d. M. ihr Interesse an demselben wiederholt lebhaft zum Ausdruck gebracht hat. Dresden. Nachdem bis zum Abschluß der letzten Bauperiode der Steinbau der neuen Eisenbahn- Elb brücke bis aus den letzten linkSufrigen Bogen und Pfeiler vollendet worden war, arbeitet man zur Zeit an der Fertigstellung dieses letzten Stückes. DaS auS reinem Sandstein an den Stirnseiten und aus Hunderttausenden von Kubikmetern Stampfbeton in Wölbungen und Pfeilersüllungen hergestellle Bauwerk macht einen überaus freundlichen Eindruck. DaS Planum kommt etwas höher zu liegen wie das der Marienbrücke. Der den Strom in 4 Bogen über spannende Theil der Brücke wird aus Eisen hergestellt. Auf Neustädter Ufer wird die Bahn auf einem Viadukt weitergesührt werden. — Gegenwärtig ist auch ein mächtiges, auf Schienen und Rollen erbautes Gerüst auf dem Platze der zukünftigen Haltestelle an der Wettiner Straße bis zur Höhe von 5 Stockwerken auf geführt worden. Die ersten eisernen Träger zum Perron wurden bereits ausgestellt. — DaS soeben im „Dresdner Journal" ver öffentlichte endgiltige Ergebniß der Berufszählung im Königreich Sachsen vom 14. Juni v. I. zeigt, daß 540830 Personen dem LandwirthSberufe und 504093 der Texiilbranche angehören, somit Sachsen doch noch ein überwiegend ackerbautreibender Staat zu nennen ist. — Zur Zeit ist das Remontedepot Kalkreuth doppelt, d. h. mit ca. 900 Pferden besetzt, während das Remontedepot Skassa ungefähr dir Hälfte solcher vierfüßigen Pensionäre hat. Für den Landwirth dürfte namentlich der Besuch des Remontedepots Skassa zu empfehlen sein; dort sind die kräftigen, sowohl als Armee- (Artillerie- und schwere Caoallerie-), wie auch als Gebrauchs-Pferde so sehr verwendbaren, ausdauern den Ostpreußen untergebracht. Auf die ostpreußische Zucht sollte sich unsere sächsische Landwirthschaft legen, sie würde daran ihre Freude und ihren Nutzen haben. Es wird sich überhaupt wohl je länger je mehr noth- wendig machen, die jetzt noch in unfern Landesgestüten dominirenden Oldenburger Hengste durch Ostpreußen zu ersetzen. Erstere haben zwar die elegantere Form der Figur und das gefälligere Aeußere für sich, letztere sind aber dafür ausdauernder, haben mehr Brust und lassen sich im schweren wie im leichten Zuge, zum Reiten wie zum Fahren aufs Dankbarste verwerthen. Jedenfalls ist die Einführung unserer Remontedepots wesentlich geeignet, auch in dieser Beziehung Nutzen zu schaffen, dürfen sie doch mit Recht Beobachtungs stationen für den Züchter wie für den Liebhaber der Pferde genannt werden. In Ansehung dessen, daß eS bei der jetzigen Lage der Landwirthschaft für die Herren Landwirthe recht Wünschenswerth ist, nicht nur auf den Getreide-, Rüben- oder sonstigen Feldfrucht bau angewiesen zu sein, kann nur der Wunsch noch mals wiederholt werden, daß aus den Kreisen unserer sächsischen Landwirthe den Remontedepots bei Großen hain noch viel mehr und intensiver, als es bisher erfreulicher Weise schon geschehen ist, Aufmerksamkeit und Besuch geschenkt werde. Die Einrichtung der Depots bedeutet nicht nur eine Militär-, sondern eine volkswirthschaftliche That unseres sächsischen KriegS- ministeriums. Wilsdruff. Dem hier wohnenden SteinbruchS- arbeiter Lommatzsch wurde durch einen vorzeitig ent zündeten Sprengschuß die lmke Hand zerschmettert und ein Auge schwer verletzt. DaS Unglück wurde beim Belegen des SprengschusseS in dem Steindruche auf hiesigem Kirschberge, wo der Syenit zum Baue der Kirche gebrochen wird, herbeigesührt.